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Aufgabe 1.1Z: Binäre Entropiefunktion

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Binäre Entropiefunktion
in „bit” und „nat”

Wir betrachten eine Folge von binären Zufallsgrößen mit dem Symbolvorrat  {A, B}   ⇒   M=2.  Die Auftrittswahrscheinlichkeiten der beiden Symbole seien  pA=p  und  pB=1p.

Die einzelnen Folgenelemente sind statistisch unabhängig.  Für die Entropie dieser Nachrichtenquelle gilt gleichermaßen:

Hbin(p)=pld1p+(1p)ld11pin[bit],
Hbin(p)=pln1p+(1p)ln11pin[nat].

In diesen Gleichungen werden als Kurzbezeichnungen verwendet:

  • der natürliche Logarithmus   ⇒   lnp=logep,
  • der Logarithmus dualis   ⇒   ldp=log2p.


Die Grafik zeigt die binäre Entropiefunktion in Abhängigkeit des Parameters  p, wobei  0p1  vorausgesetzt wird.

In den Teilaufgaben  (5)  und  (6)  soll der relative Fehler ermittelt werden, wenn die Symbolwahrscheinlichkeit  p  per Simulation  (also als relative Häufigkeit  h)  ermittelt wurde und sich dabei fälschlicherweise  h=0.9p  ergeben hat.  Der relative Fehler ist dann wie folgt gegeben:

εH=Hbin(h)Hbin(p)Hbin(p).




Hinweis:


Fragebogen

1

Wie hängen  Hbin(p)  mit der Einheit „bit” und  Hbin(p)  mit der Einheit „nat” zusammen?

Hbin(p)  und  Hbin(p)  unterscheiden sich um einen Faktor.
Es gilt  Hbin(p)=Hbin(ln p).
Es gilt  Hbin(p)=1+Hbin(2p).

2

Zeigen Sie, dass sich das Maximum der binären Entropiefunktion für  p=0.5  ergibt.  Wie groß ist  Hbin(p=0.5)?

Hbin(p=0.5) = 

 bit

3

Berechnen Sie den binären Entropiewert für  p=0.05.

Hbin(p=0.05) = 

 bit

4

Geben Sie den größeren der beiden  p–Werte ein, die sich aus der Gleichung  Hbin(p)=0.5 bit  ergeben.

p = 

5

Durch unzureichende Simulation wurde  p=0.5  um  10% zu niedrig ermittelt.  Wie groß ist der prozentuale Fehler hinsichtlich der Entropie?

p=0.45  statt  p=0.5:  εH = 

 %

6

Durch unzureichende Simulation wurde  p=0.05  um  10%  zu niedrig ermittelt.  Wie groß ist hier der prozentuale Fehler hinsichtlich der Entropie?

p=0.045  statt  p=0.05:  εH = 

 %


Musterlösung

(1)  Richtig ist der erste Lösungsvorschlag. Die beiden weiteren Vorgaben machen keinen Sinn.

  • Die Entropiefunktion  Hbin(p)  lautet entsprechend der Angabe:
Hbin(p)=pln1p+(1p)ln11p=ln2[plog21p+(1p)log211p]
Hbin(p)(innat)=ln2Hbin(p)(inbit)=0.693Hbin(p).


(2)  Die Optimierungsbedingung lautet  dHbin(p)/dp=0  bzw.

dHbin(p)dp!=0ddp[plnp(1p)ln(1p)]!=0
lnpp1p+ln(1p)+(1p)11p!=0
ln1pp=01pp=1p=0.5_.
  • Die Entropiewerte für  p=0.5  lauten somit:
Hbin(p=0.5)=20.5ln0.5=ln2=0.693nat,
Hbin(p=0.5)=20.5ld0.5=log22=1bit_.


(3)  Für  p=5%  erhält man:

Hbin(p=0.05)=0.05log210.05+0.95log210.95=10.693[0.05ln20+0.95ln1.053]0.286bit_.


(4)  Diese Teilaufgabe lässt sich nicht in geschlossener Form lösen, sondern durch „Probieren”.

  • Eine Lösung liefert das Ergebnis:
Hbin(p=0.10)=0.469bit,Hbin(p=0.12)=0.529bit,Hbin(p=0.11)0.5bitp10.11.
  • Die zweite (gesuchte) Lösung ergibt sich aus der Symmetrie von  Hbin(p)  zu  p2=1p1=0.89_.



(5)  Mit  p=0.45  erhält man  Hbin(p)=0.993bit.  Der relative Fehler bezüglich Entropie ist somit

εH=Hbin(p=0.45)Hbin(p=0.5)Hbin(p=0.5)=0.99311=0.7%_.
  • Das Minuszeichen deutet darauf hin, dass der Entropiewert  Hbin(p)=0.993bit  zu klein ist.
  • Hätte die Simulation den zu großen Wert  p=0.55  ergeben, so wäre die Entropie und auch der relative Fehler genau so groß.



(6)  Es gilt  Hbin(p=0.045)=0.265bit.

  • Mit dem Ergebnis der Teilaufgabe  (3)   ⇒   Hbin(p=0.05)=0.286bit  folgt daraus für den relativen Fehler bezüglich der Entropie:
εH=Hbin(p=0.045)Hbin(p=0.05)Hbin(p=0.05)=0.2650.2860.286=7.3%_.
  • Das Ergebnis zeigt:
  1.  Eine falsche Bestimmung der Symbolwahrscheinlichkeiten um  10%  macht sich für  p=0.05  aufgrund des steileren  Hbin(p)–Verlaufs deutlich stärker bemerkbar als für  p=0.5.
  2.  Eine zu große Wahrscheinlichkeit  p=0.055  hätte zu  Hbin(p=0.055)=0.307bit  geführt und damit zu einer Verfälschung um  εH=+7.3%.  In diesem Bereich verläuft die Entropiekurve also (mit guter Näherung) linear.