Wir betrachten zweidimensionale Zufallsgrößen, wobei beide Komponenten stets als mittelwertfrei vorausgesetzt werden.
- Die 2D-WDF der Zufallsgröße (u, v) lautet:
- fuv(u,v)=1/π⋅e−(2u2+v2/2).
- Von der ebenfalls Gaußschen 2D-Zufallsgröße (x, y) sind die folgenden Parameter bekannt:
- σx=0.5,σy=1,ρxy=1.
Die Werte des Gaußschen Fehlerintegrals ϕ(x) sowie der Komplementärfunktion Q(x)=1−ϕ(x) können Sie der nebenstehenden Tabelle entnehmen.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Zweidimensionale Gaußsche Zufallsgrößen.
- Bezug genommen wird auch auf das Kapitel Gaußverteilte Zufallsgrößen
- Weitere Informationen zu dieser Thematik liefert das Lernvideo Gaußsche 2D-Zufallsgrößen:
- Teil 1: Gaußsche Zufallsgrößen ohne statistische Bindungen,
- Teil 2: Gaußsche Zufallsgrößen mit statistischen Bindungen.
Fragebogen
Musterlösung
- Vergleicht man die gegebene 2D-WDF mit der allgemeingültigen 2D-WDF
- f_{uv}(u,v) = \frac{\rm 1}{{\rm 2}\it\pi \cdot \sigma_u \cdot \sigma_v \cdot \sqrt{{\rm 1}-\it \rho_{\it uv}^{\rm 2}}} \cdot \rm exp\left[\frac{\rm 1}{2\cdot (\rm 1-\it \rho_{uv}^{\rm 2}{\rm )}}(\frac{\it u^{\rm 2}}{\it\sigma_u^{\rm 2}} + \frac{\it v^{\rm 2}}{\it\sigma_v^{\rm 2}} - \rm 2\it\rho_{uv}\frac{\it u\cdot \it v}{\sigma_u\cdot \sigma_v}\rm )\right],
- so erkennt man, dass im Exponenten kein Term mit u \cdot v auftritt, was nur bei \rho_{uv} = 0 möglich ist.
- Dies bedeutet aber, dass u und v unkorreliert sind.
- Bei Gaußschen Zufallsgrößen folgt aus der Unkorreliertheit aber auch stets die statistische Unabhängigkeit.
(2) Bei statistischer Unabhängigkeit gilt:
- f_{uv}(u, v) = f_u(u)\cdot f_v(v)
- f_u(u)=\frac{{\rm e}^{-{\it u^{\rm 2}}/{(2\sigma_u^{\rm 2})}}}{\sqrt{\rm 2\pi}\cdot\sigma_u} ,
- \it f_v{\rm (}v{\rm )}=\frac{{\rm e}^{-{\it v^{\rm 2}}/{{\rm (}{\rm 2}\sigma_v^{\rm 2}{\rm )}}}}{\sqrt{\rm 2\pi}\cdot\sigma_v}.
- Durch Koeffizientenvergleich erhält man \sigma_u = 0.5 und \sigma_v = 1.
- Der Quotient ist somit \sigma_u/\sigma_v\hspace{0.15cm}\underline{=0.5}.
(3) Da u eine kontinuierliche Zufallsgröße ist, gilt:
- \rm Pr(\it u < \rm 1) = \rm Pr(\it u \le \rm 1) =\it F_u\rm (1).
- Mit dem Mittelwert m_u = 0 und der Streuung \sigma_u = 0.5 erhält man:
- \rm Pr(\it u < \rm 1) = \rm \phi({\rm 1}/{\it\sigma_u})= \rm \phi(\rm 2) \hspace{0.15cm}\underline{=\rm 0.9772}.
(4) Aufgrund der statistischen Unabhängigkeit zwischen u und v gilt:
- \rm Pr\big[(\it u < \rm 1) \cap (\it v > \rm 1)\big] = \rm Pr(\it u < \rm 1)\cdot \rm Pr(\it v > \rm 1).
- Die Wahrscheinlichkeit {\rm Pr}(u < 1) =0.9772 wurde bereits berechnet.
- Für die zweite Wahrscheinlichkeit {\rm Pr}(v > 1) gilt aus Symmetriegründen:
- \rm Pr(\it v > \rm 1) = \rm Pr(\it v \le \rm (-1) = \it F_v\rm (-1) = \rm \phi(\frac{\rm -1}{\it\sigma_v}) = \rm Q(1) =0.1587
- \Rightarrow \hspace{0.3cm} \rm Pr\big[(\it u < \rm 1) \cap (\it v > \rm 1)\big] = \rm 0.9772\cdot \rm 0.1587 \hspace{0.15cm}\underline{ = \rm 0.1551}.
Die Skizze verdeutlicht die vorgegebene Konstellation:
- Die Höhenlinien der WDF (blau) sind wegen \sigma_v > \sigma_u in vertikaler Richtung gestreckte Ellipsen.
- Rot schraffiert eingezeichnet ist das Gebiet, dessen Wahrscheinlichkeit in dieser Teilaufgabe berechnet werden sollte.
(5) Richtig sind der erste und der dritte Lösungsvorschlag:
- Wegen \rho_{xy} = 1 besteht ein deterministischer Zusammenhang zwischen x und y
- ⇒ Alle Werte liegen auf der Geraden y =K \cdot x.
- Aufgrund der Streuungen \sigma_x = 0.5 und \sigma_y = 1 gilt K = 2.
- Auf dieser Geraden y = 2x sind alle WDF-Werte unendlich groß.
- Das bedeutet: Die 2D-WDF ist hier eine „Diracwand”.
- Wie aus der Skizze hervorgeht, sind die WDF–Werte auf der Geraden y = 2x gaußverteilt.
- Die Gerade y = 2x stellt gleichzeitig die Korrelationsgerade dar.
- Auch die beiden Randwahrscheinlichkeitsdichten sind Gaußfunktionen, jeweils mit Mittelwert Null.
- Wegen \sigma_x = \sigma_u und \sigma_y = \sigma_v gilt auch:
- f_x(x) = f_u(u), \hspace{0.5cm}f_y(y) = f_v(v).
(6) Da die WDF der Zufallsgröße x identisch mit der WDF f_u(u) ist, ergibt sich auch genau die gleiche Wahrscheinlichkeit wie in der Teilaufgabe (3) berechnet:
- \rm Pr(\it x < \rm 1) \hspace{0.15cm}\underline{ = \rm 0.9772}.
(7) Das Zufallsereignis y > 1 ist identisch mit dem Ereignis x > 0.5.
- Damit ist die gesuchte Wahrscheinlichkeit gleich
- {\rm Pr}\big[(x < 1) ∩ (y > 1)\big] = \rm Pr \big[(\it x < \rm 1) \cap (\it x > \rm 0.5)\big] = \it F_x \rm( 1) - \it F_x\rm (0.5).
- Mit der Streuung \sigma_x = 0.5 folgt weiter:
- \rm Pr \big[(\it x > \rm 0.5) \cap (\it x < \rm 1)\big] = \rm \phi(\rm 2) - \phi(1)=\rm 0.9772- \rm 0.8413\hspace{0.15cm}\underline{=\rm 0.1359}.