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Aufgabe 4.4: Gaußsche 2D-WDF

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Tabelle: Gaußsche Fehlerfunktionen

Wir betrachten zweidimensionale Zufallsgrößen,  wobei beide Komponenten stets als mittelwertfrei vorausgesetzt werden.

  • Die 2D-WDF der Zufallsgröße  (u, v)  lautet:
fuv(u,v)=1/πe(2u2+v2/2).
  • Von der ebenfalls Gaußschen 2D-Zufallsgröße  (x, y)  sind die folgenden Parameter bekannt:
σx=0.5,σy=1,ρxy=1.

Die Werte des Gaußschen Fehlerintegrals  ϕ(x)  sowie der Komplementärfunktion  Q(x)=1ϕ(x)  können Sie der nebenstehenden Tabelle entnehmen.



Hinweise:

Teil 1:   Gaußsche Zufallsgrößen ohne statistische Bindungen,
Teil 2:   Gaußsche Zufallsgrößen mit statistischen Bindungen.



Fragebogen

1

Welche der Aussagen gelten hinsichtlich der 2D-Zufallsgröße  (u, v) ?

Die Zufallsgrößen  u  und  v  sind unkorreliert.
Die Zufallsgrößen  u  und  v  sind statistisch unabhängig.

2

Berechnen Sie die beiden Streuungen  σu  und  σv.  Geben Sie zur Kontrolle den Quotienten der beiden Streuungen ein.

σu/σv = 

3

Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit,  dass  u  kleiner als  1  ist.

Pr(u<1) = 

4

Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit,  dass die Zufallsgröße  u  kleiner als  1  und gleichzeitig die Zufallsgröße  v  größer als  1  ist.

{\rm Pr}\big[(u < 1) ∩ (υ > 1)\big]\ = \

5

Welche der Aussagen sind für die 2D–Zufallsgröße  (x,\ y)  zutreffend?

Die 2D-WDF f_{xy}(x,\ y)  ist außerhalb der Geraden  y = 2x  stets Null.
Für alle Wertepaare auf der Geraden  y = 2x  gilt  f_{xy}(x,\ y)= 0.5.
Bezüglich der Rand-WDF gilt f_{x}(x) = f_{u}(u)  sowie  f_{y}(y) = f_{v}(v).

6

Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit,  dass  x  kleiner als  1  ist.

{\rm Pr}(x < 1)\ = \

7

Berechnen Sie nun die Wahrscheinlichkeit,  dass die Zufallsgröße  x  kleiner als  1  und gleichzeitig die Zufallsgröße  y  größer als  1  ist.

{\rm Pr}\big[(x < 1) ∩ (y > 1)\big]\ = \


Musterlösung

(1)  Beide Aussagen treffen zu:

  • Vergleicht man die gegebene 2D-WDF mit der allgemeingültigen 2D-WDF
f_{uv}(u,v) = \frac{\rm 1}{{\rm 2}\it\pi \cdot \sigma_u \cdot \sigma_v \cdot \sqrt{{\rm 1}-\it \rho_{\it uv}^{\rm 2}}} \cdot \rm exp\left[\frac{\rm 1}{2\cdot (\rm 1-\it \rho_{uv}^{\rm 2}{\rm )}}(\frac{\it u^{\rm 2}}{\it\sigma_u^{\rm 2}} + \frac{\it v^{\rm 2}}{\it\sigma_v^{\rm 2}} - \rm 2\it\rho_{uv}\frac{\it u\cdot \it v}{\sigma_u\cdot \sigma_v}\rm )\right],
so erkennt man,  dass im Exponenten kein Term mit  u \cdot v  auftritt,  was nur bei  \rho_{uv} = 0  möglich ist.
  • Dies bedeutet aber,  dass  u  und  v  unkorreliert sind.
  • Bei Gaußschen Zufallsgrößen folgt aus der Unkorreliertheit aber auch stets die statistische Unabhängigkeit.


(2)  Bei statistischer Unabhängigkeit gilt:

f_{uv}(u, v) = f_u(u)\cdot f_v(v)
f_u(u)=\frac{{\rm e}^{-{\it u^{\rm 2}}/{(2\sigma_u^{\rm 2})}}}{\sqrt{\rm 2\pi}\cdot\sigma_u} ,
\it f_v{\rm (}v{\rm )}=\frac{{\rm e}^{-{\it v^{\rm 2}}/{{\rm (}{\rm 2}\sigma_v^{\rm 2}{\rm )}}}}{\sqrt{\rm 2\pi}\cdot\sigma_v}.
  • Durch Koeffizientenvergleich erhält man  \sigma_u = 0.5  und  \sigma_v = 1.
  • Der Quotient ist somit  \sigma_u/\sigma_v\hspace{0.15cm}\underline{=0.5}.


(3)  Da  u  eine kontinuierliche Zufallsgröße ist, gilt:

\rm Pr(\it u < \rm 1) = \rm Pr(\it u \le \rm 1) =\it F_u\rm (1).
  • Mit dem Mittelwert  m_u = 0  und der Streuung  \sigma_u = 0.5  erhält man:
\rm Pr(\it u < \rm 1) = \rm \phi({\rm 1}/{\it\sigma_u})= \rm \phi(\rm 2) \hspace{0.15cm}\underline{=\rm 0.9772}.


Wahrscheinlichkeit:   \rm Pr\big[(\it u < \rm 1) \cap (\it v > \rm 1)\big]

(4)  Aufgrund der statistischen Unabhängigkeit zwischen  u  und  v  gilt:

\rm Pr\big[(\it u < \rm 1) \cap (\it v > \rm 1)\big] = \rm Pr(\it u < \rm 1)\cdot \rm Pr(\it v > \rm 1).
  • Die Wahrscheinlichkeit  {\rm Pr}(u < 1) =0.9772  wurde bereits berechnet.
  • Für die zweite Wahrscheinlichkeit  {\rm Pr}(v > 1)  gilt aus Symmetriegründen:
\rm Pr(\it v > \rm 1) = \rm Pr(\it v \le \rm (-1) = \it F_v\rm (-1) = \rm \phi(\frac{\rm -1}{\it\sigma_v}) = \rm Q(1) =0.1587
\Rightarrow \hspace{0.3cm} \rm Pr\big[(\it u < \rm 1) \cap (\it v > \rm 1)\big] = \rm 0.9772\cdot \rm 0.1587 \hspace{0.15cm}\underline{ = \rm 0.1551}.

Die Skizze verdeutlicht die vorgegebene Konstellation:

  • Die Höhenlinien der WDF  (blau)  sind wegen  \sigma_v > \sigma_u  in vertikaler Richtung gestreckte Ellipsen.
  • Rot schraffiert eingezeichnet ist das Gebiet,  dessen Wahrscheinlichkeit in dieser Teilaufgabe berechnet werden sollte.


2D-Diracwand auf der Korrelationsgeraden

(5)  Richtig sind  der erste und der dritte Lösungsvorschlag:

  • Wegen  \rho_{xy} = 1  besteht ein deterministischer Zusammenhang zwischen  x  und  y
⇒   Alle Werte liegen auf der Geraden  y =K \cdot x.
  • Aufgrund der Streuungen  \sigma_x = 0.5  und  \sigma_y = 1  gilt  K = 2.
  • Auf dieser Geraden  y = 2x  sind alle WDF-Werte unendlich groß.
  • Das bedeutet:   Die 2D-WDF ist hier eine „Diracwand”.
  • Wie aus der Skizze hervorgeht,  sind die WDF–Werte auf der Geraden  y = 2x  gaußverteilt.
  • Die Gerade  y = 2x  stellt gleichzeitig die Korrelationsgerade dar.
  • Auch die beiden Randwahrscheinlichkeitsdichten sind Gaußfunktionen,  jeweils mit Mittelwert Null.
  • Wegen  \sigma_x = \sigma_u  und  \sigma_y = \sigma_v  gilt auch:
f_x(x) = f_u(u), \hspace{0.5cm}f_y(y) = f_v(v).


Wahrscheinlichkeitsberechnung für die Diracwand

(6)  Da die WDF der Zufallsgröße  x  identisch mit der WDF  f_u(u) ist,  ergibt sich auch genau die gleiche Wahrscheinlichkeit wie in der Teilaufgabe  (3)  berechnet:

\rm Pr(\it x < \rm 1) \hspace{0.15cm}\underline{ = \rm 0.9772}.


(7)  Das Zufallsereignis  y > 1  ist identisch mit dem Ereignis  x > 0.5

  • Damit ist die gesuchte Wahrscheinlichkeit gleich
{\rm Pr}\big[(x < 1) ∩ (y > 1)\big] = \rm Pr \big[(\it x < \rm 1) \cap (\it x > \rm 0.5)\big] = \it F_x \rm( 1) - \it F_x\rm (0.5).
  • Mit der Streuung  \sigma_x = 0.5  folgt weiter:
\rm Pr \big[(\it x > \rm 0.5) \cap (\it x < \rm 1)\big] = \rm \phi(\rm 2) - \phi(1)=\rm 0.9772- \rm 0.8413\hspace{0.15cm}\underline{=\rm 0.1359}.