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Aufgabe 1.16: Fehlerwahrscheinlichkeitsschranken für AWGN

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Fehlerfunktion  Q(x)  und Näherungen;
es gilt:  Qu(x)Q(x)Qo(x)

Wir gehen von der folgenden Konstellation aus:

  • Ein linearer Blockcode mit Coderate  R=k/n  und Distanzspektrum  {Wi}, i=1, ... ,n,
  • ein AWGN–Kanal,  gekennzeichnet durch  EB/N0   ⇒   umrechenbar in die Rauschleistung  σ2,
  • ein Empfänger,  basierend auf  "Soft Decision"  sowie dem  "Maximum–Likelihood–Kriterium".


Unter der für die gesamte Aufgabe gültigen Annahme,  dass stets das Nullwort   x_1=(0,0,... ,0)   gesendet wird,  gilt für die  "paarweise Fehlerwahrscheinlichkeit"  mit einem anderen Codewort  x_l(l=2, ... ,2k):

Pr[x_1x_l]=Q(wH(x_l)/σ2).

Die Herleitung dieser Beziehung finden Sie in  "[Liv10]".  In dieser Gleichung werden verwendet:

  • das  "Hamming–Gewicht"  wH(x_l)  des Codewortes  x_l,
  • die  "AWGN–Rauschleistung"  \sigma^2 = (2 · R · E_{\rm B}/N_{0})^{–1}.


Damit lassen sich verschiedene Schranken für die Blockfehlerwahrscheinlichkeit angeben:

p_1 = \sum_{l = 2}^{2^k}\hspace{0.05cm}{\rm Pr}[\hspace{0.05cm}\underline{x}_{\hspace{0.02cm}1} \hspace{-0.02cm}\mapsto \hspace{-0.02cm}\underline{x}_{\hspace{0.02cm}l}\hspace{0.05cm}] = \sum_{l \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2}^{2^k}\hspace{0.05cm}{\rm Q}\left ( \sqrt{w_{\rm H}(\underline{x}_{\hspace{0.02cm}l})/\sigma^2} \right ) \hspace{0.05cm},
p_2 = W_{d_{\rm min}} \cdot {\rm Q}\left ( \sqrt{d_{\rm min}/\sigma^2} \right ) \hspace{0.05cm},
p_3 = W(\beta) - 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} {\rm mit}\hspace{0.15cm} \beta = {\rm e}^{ - 1/(2\sigma^2) } \hspace{0.05cm}.
In diesem Fall ist das Distanzspektrum  \{W_i\}  durch die Gewichtsfunktion zu ersetzen:
\left \{ \hspace{0.05cm} W_i \hspace{0.05cm} \right \} \hspace{0.3cm} \Leftrightarrow \hspace{0.3cm} W(X) = \sum_{i=0 }^{n} W_i \cdot X^{i} = W_0 + W_1 \cdot X + W_2 \cdot X^{2} + ... \hspace{0.05cm} + W_n \cdot X^{n}\hspace{0.05cm}.

Beim Übergang von der  "Union Bound"  p_{1}  zur ungenaueren Schranke  p_{3}  wird unter Anderem

  • Beide Funktionen sind in obigerer Grafik dargestellt (rote bzw. grüne Kurve).


In der  "Aufgabe 1.16Z"  wird der Zusammenhang zwischen diesen Funktionen numerisch ausgewertet und zu den Schranken  {\rm Q}_{o}(x) und {\rm Q}_{u}(x)  Bezug genommen,  die in obiger Grafik ebenfalls eingezeichnet sind.



Hinweise:

  • Die oben zitierte Literaturstelle  "[Liv10]"  verweist auf das Vorlesungsmanuskript:
    "Liva, G.:  Channel Coding.  Lehrstuhl für Nachrichtentechnik, TU München und DLR Oberpfaffenhofen, 2010".



Fragebogen

1

Welche Gleichung gilt für die  "Union Bound"?

p_{1} = \sum_{l\hspace{0.05cm}=\hspace{0.05cm}2}^{2^k} W_{l} · {\rm Q}\big[(l/\sigma^2)^{0.5}\big],
p_{1} = \sum_{i\hspace{0.05cm}=\hspace{0.05cm}1}^{n} W_{i} · {\rm Q}\big[(i/\sigma^2)^{0.5}\big].

2

Geben Sie die Union Bound für den  (8, 4, 4)–Code und verschiedene  \sigma  an.

\sigma = 1.0 \text{:} \hspace{0.4cm} p_{1} \ = \

\ \%
\sigma = 0.5 \text{:} \hspace{0.4cm} p_{1} \ = \

\ \%

3

Was liefert die  "Truncated Union Bound"  bei gleichen Randbedingungen?

\sigma = 1.0 \text{:} \hspace{0.4cm} p_{2} \ = \

\ \%
\sigma = 0.5 \text{:} \hspace{0.4cm} p_{2} \ = \

\ \%

4

Welche Aussage gilt immer  (für alle Konstellationen)?

Die Blockfehlerwahrscheinlichkeit ist nie größer als  p_{1}.
Die Blockfehlerwahrscheinlichkeit ist nie größer als  p_{2}.

5

Wie kommt man von  p_{1}  zur Bhattacharyya–Schranke  p_{3}?  Dadurch, dass man

die Fehlerfunktion  {\rm Q}(x)  durch die Funktion  {\rm Q}_{\rm CR}(x)  ersetzt,
den Bhattacharyya–Parameter  \beta = 1/\sigma  setzt,
statt  \{W_i\}  die Gewichtsfunktion  W(X)  verwendet.

6

Geben Sie die Bhattacharyya–Schranke für  \sigma = 1  und  \sigma = 0.5  an.

\sigma = 1.0 \text{:} \hspace{0.4cm} p_{3} \ = \

\ \%
\sigma = 0.5 \text{:} \hspace{0.4cm} p_{3} \ = \

\ \%


Musterlösung

(1)  Richtig ist die  Antwort 2.

Das Distanzspektrum  \{W_i\}  ist definiert für  i = 0, \ \text{...} \ , \ n:

  • W_{1}  gibt an,  wie oft das Hamming–Gewicht  w_{\rm H}(\underline{x}_{i}) = 1  auftritt.
  • W_{n}  gibt an,  wie oft das Hamming–Gewicht w_{\rm H}(\underline{x}_{i}) = n  auftritt.


Damit lautet die  "Union Bound":

p_1 = {\rm Pr(Union \hspace{0.15cm}Bound)}= \sum_{i = 1}^{n}\hspace{0.05cm}W_i \cdot {\rm Q}\left ( \sqrt{i/\sigma^2} \right ) \hspace{0.05cm}.


(2)  Das Distanzspektrum des  (8, 4, 4)–Codes wurde mit  W_{0} = 1 , \ W_{4} = 14, \ W_{8} = 1  angegeben. 

  • Somit erhält man für  \sigma = 1:
p_1 = W_4 \cdot {\rm Q}\left ( 2 \right ) + W_8 \cdot {\rm Q}\left ( 2 \cdot \sqrt{2} \right ) = 14 \cdot 2.28 \cdot 10^{-2}+ 1 \cdot 0.23 \cdot 10^{-2} \hspace{0.15cm}\underline{\approx 32.15\%}\hspace{0.05cm},
  • Und für  \sigma = 0.5:
p_1 = 14 \cdot {\rm Q}\left ( 4 \right ) + {\rm Q}\left ( 4 \cdot \sqrt{2} \right ) = 14 \cdot 3.17 \cdot 10^{-5}+ 1.1 \cdot 10^{-8} \hspace{0.15cm}\underline{\approx 0.0444 \%}\hspace{0.05cm}.


(3)  Mit der Minimaldistanz  d_{\rm min} = 4  erhält man:

\sigma = 1.0\text{:} \hspace{0.4cm} p_2 \hspace{-0.15cm}\ = \ \hspace{-0.15cm} W_4 \cdot {\rm Q}\left ( 2 \right ) \hspace{0.15cm}\underline{= 31.92\%}\hspace{0.05cm},
\sigma = 0.5\text{:} \hspace{0.4cm} p_2 \hspace{-0.15cm}\ = \ \hspace{-0.15cm}W_4 \cdot {\rm Q}\left ( 4 \right ) \approx p_1 \hspace{0.15cm}\underline{ = 0.0444 \%}\hspace{0.05cm}.


(4)  Richtig ist der  Lösungsvorschlag 1:

  • Die  "Union Bound"  – hier mit  p_{1}  bezeichnet – ist in jedem Fall eine obere Schranke für die Blockfehlerwahrscheinlichkeit.
  • Für die Schranke  p_{2}  ("Truncated Union Bound")  trifft das nicht immer zu.
  • Beispielsweise erhält man beim  (7, 4, 3)–Hamming–Code   ⇒   W_{3} = W_{4} = 7, \ W_{7} = 1  mit der Streuung  \sigma = 1:
p_2 \hspace{-0.15cm}\ = \ \hspace{-0.15cm} 7 \cdot {\rm Q}\left ( \sqrt{3} \right ) = 7 \cdot 4.18 \cdot 10^{-2} \approx 0.293\hspace{0.05cm},
p_1 \hspace{-0.15cm}\ = \ \hspace{-0.15cm} p_2 + 7 \cdot {\rm Q}\left ( \sqrt{4} \right )+ 1 \cdot {\rm Q}\left ( \sqrt{7} \right ) \approx 0.455 \hspace{0.05cm}.
  • Die tatsächliche Blockfehlerwahrscheinlichkeit wird wahrscheinlich zwischen  p_{2} = 29.3\%  und  p_{1} = 45.5\%  liegen (wurde allerdings von uns nicht nachgeprüft).
    Das heißt:   p_{2}  ist keine obere Schranke.


(5)  Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 3,  wie die folgende Rechnung für den  (8, 4, 4)–Code zeigt:

  • Es gilt {\rm Q}(x) ≤ {\rm Q_{CR}}(x) = {\rm e}^{-x^2/2}.  Damit kann für die Union Bound
p_1 = W_4 \cdot {\rm Q}\left ( \sqrt{4/\sigma^2} \right ) +W_8 \cdot {\rm Q}\left ( \sqrt{8/\sigma^2} \right )
eine weitere obere Schranke angegeben werden:
p_1 \le W_4 \cdot {\rm e}^{ - {4}/(2 \sigma^2) } +W_8 \cdot {\rm e}^{ - {8}/(2 \sigma^2) } \hspace{0.05cm}.
  • Mit  \beta = {\rm e}^{–1/(2\sigma^2)}  kann hierfür auch geschrieben werden  (das vorgegebene  \beta = 1/\sigma  ist also falsch):
p_1 \le W_4 \cdot \beta^4 + W_8 \cdot \beta^8 \hspace{0.05cm}.
  • Die Gewichtsfunktion des  (8, 4, 4)–Codes lautet:
W(X) = 1 + W_4 \cdot X^4 + W_8 \cdot X^8 \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} W(\beta) - 1 = W_4 \cdot \beta^4 + W_8 \cdot \beta^8\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} p_3 = W(\beta) - 1 \ge p_1\hspace{0.05cm}.


(6)  Mit  \sigma = 1  lautet der Bhattacharyya–Parameter  \beta = {\rm e}^{–0.5} = 0.6065  und man erhält damit für die Bhattacharyya–Schranke:

p_3 = 14 \cdot \beta^4 + \beta^8 = 14 \cdot 0.135 + 0.018= 1.913 \hspace{0.15cm}\underline{= 191.3%}\hspace{0.05cm}.
  • Berücksichtigt man,  dass  p_{3}  (eine Schranke für)  eine Wahrscheinlichkeit angibt,  so ist  p_{3} = 1.913  nur eine triviale Schranke.
  • Für  \sigma = 0.5  ergibt sich dagegen  \beta = {\rm e}^{–2} \approx 0.135.  Dann gilt:
p_3 = 14 \cdot \beta^4 + \beta^8 = 14 \cdot 3.35 \cdot 10^{-4} + 1.1 \cdot 10^{-7} \hspace{0.15cm}\underline{= 0.47 \%}\hspace{0.05cm}.

Ein Vergleich mit der Teilaufgabe  (2)  zeigt,  dass im vorliegenden Beispiel die Bhattacharyya–Schranke  p_{3}  um den Faktor

(0.47 · 10^{–2})/(0.044 · 10^{–2}) > 10

oberhalb der  "Union Bound"  p_{1}  liegt.

  • Der Grund für diese große Abweichung ist die Chernoff–Rubin–Schranke,  die deutlich oberhalb der  {\rm Q}–Funktion liegt.
  • In der "Aufgabe 1.16Z"  wird die Abweichung zwischen  {\rm Q}_{\rm CR}  und  {\rm Q}(x)  auch quantitativ berechnet:
{{\rm Q_{CR}}( x )}/{{\rm Q}( x )} \approx 2.5 \cdot x \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} {{\rm Q_{CR}}( x = 4 )}/{{\rm Q}( x = 4)} \approx 10 \hspace{0.05cm}.