Aufgabe 1.6: Übergangswahrscheinlichkeiten
Rechts sehen Sie 20 Realisierungen einer binären homogenen Markovkette erster Ordnung mit den Ereignissen A und B:
- Man erkennt bereits aus dieser Darstellung, dass zu Beginn (ν = 0) das Ereignis A überwiegt.
- Zu späteren Zeitpunkten – etwa ab ν = 4 – tritt jedoch etwas häufiger das Ereignis B auf.
Durch Mittelung über Millionen von Realisierungen wurden einige Ereigniswahrscheinlichkeiten numerisch ermittelt:
- {\rm Pr}(A_{\nu \hspace{0.05cm} = \hspace{0.05cm}0}) \approx 0.9, \hspace{0.3cm}{\rm Pr}(A_{\nu \hspace{0.05cm} = \hspace{0.05cm}1}) \approx 0.15, \hspace{0.3cm} {\rm Pr}(A_{\nu \hspace{0.05cm} > \hspace{0.05cm}4}) \approx 0.4.
Diese empirischen Zahlenwerte sollen herangezogen werden, um die Parameter (Übergangswahrscheinlichkeiten) der Markovkette (näherungsweise) zu ermitteln.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Markovketten.
- Sie können Ihre Ergebnisse mit dem interaktiven SWF–Applet Ereigniswahrscheinlichkeiten einer Markovkette erster Ordnung überprüfen.
Fragebogen
Musterlösung
- {\rm Pr}(A_{\nu=0}) = 17/20 \;\underline{= 0.85}, \hspace{0.2cm} {\rm Pr}(A_{\nu=1}) = 2/20 \;\underline{= 0.10}, \hspace{0.2cm} {\rm Pr}(A_{\nu=9}) = 8/20 \;\underline{= 0.40}.
(2) Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 2:
- Nach A folgt B sehr viel häufiger als A, das heißt, es wird sicher {\rm Pr}(B \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm}A) > {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm}A) sein.
- Alle vier Übergänge zwischen den zwei Ereignissen A und B sind möglich. Daraus folgt, dass alle vier Übergangswahrscheinlichkeiten ungleich Null sein werden.
- Wegen {\rm Pr}(B_\text{v=0}) \ne 0 und {\rm Pr}(B \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm}B) \ne 0 kann natürlich auch die Folge „B\hspace{-0.05cm}-\hspace{-0.05cm}B \hspace{-0.05cm}-\hspace{-0.05cm}B\hspace{-0.05cm}-\hspace{-0.05cm}B\hspace{-0.05cm}-\hspace{0.15cm}...” erzeugt werden, auch wenn diese bei den zwanzig hier ausgegebenen Markovketten nicht dabei ist.
(3) Bei einer Markovkette erster Ordnung gilt mit den Abkürzungen {\rm Pr}(A_0) = {\rm Pr}(A_{\nu=0}) und {\rm Pr}(A_1) = {\rm Pr}(A_{\nu=1}):
- {\rm Pr}(A_1) = {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} A) \cdot {\rm Pr}(A_0) \hspace{0.1cm} + \hspace{0.1cm} {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} B) \cdot {\rm Pr}(B_0).
- Die ergodischen Wahrscheinlichkeiten sind {\rm Pr}(A) = {\rm Pr}(A_{\nu \hspace{0.05cm} > \hspace{0.05cm}4}) = 0.4 und {\rm Pr}(B) = {\rm Pr}(B_{\nu \hspace{0.05cm} > \hspace{0.05cm}4}) = 0.6. Zwischen diesen besteht folgender Zusammenhang:
- {\rm Pr}(A) = {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} A) \cdot {\rm Pr}(A) \hspace{0.1cm} + \hspace{0.1cm} {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} B) \cdot {\rm Pr}(B).
- Mit den angegebenen Zahlenwerten erhält man aus diesen letzten beiden Gleichungen:
- 0.15 = {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} A) \cdot 0.90 \hspace{0.1cm} + \hspace{0.1cm} {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} B) \cdot 0.10 ,
- 0.40 = {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} A) \cdot 0.40 \hspace{0.1cm} + \hspace{0.1cm} {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} B) \cdot 0.60 .
- Multipliziert man die erste Gleichung mit 6 und subtrahiert davon die zweite, so ergibt sich:
- 0.5 = 5 \cdot {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} A) \hspace{0.15cm} \Rightarrow \hspace{0.15cm} {\rm Pr}(A \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} A) \hspace{0.15cm}\underline {= 0.1}.
- Setzt man dieses Ergebnis in eine der oberen Gleichungen ein, so erhält man {\rm Pr}(A\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}B) = 0.6. Die weiteren Wahrscheinlichkeiten sind:
- {\rm Pr}(B\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}A) = 1 - {\rm Pr}(A\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}A) = 0.9, \hspace{0.3cm} {\rm Pr}(B\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}B) = 1 - {\rm Pr}(A\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}B)\ \underline{= 0.4}.
(4) Dieser Fall ist nur dann möglich, wenn die Markovkette mit B beginnt und danach neunmal ein Übergang von B nach B stattfindet:
- {\rm Pr}(B_0,\hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.05cm}, B_{9}) = {\rm Pr}(B_0) \cdot {\rm Pr}(B\hspace{0.05cm}| \hspace{0.05cm} B)^9 = {\rm 0.1} \cdot {\rm 0.4}^9 \hspace{0.15cm}\underline {\approx 2.62 \cdot 10^{-5}}.
(5) Hier muss von der ergodischen Wahrscheinlichkeit {\rm Pr}(A) ausgegangen werden und man erhält:
- {\rm Pr}(A_{\nu}, \hspace{0.05cm}B_{\nu +1}, \hspace{0.05cm}B_{\nu +2},\hspace{0.05cm} A_{\nu +3}) = {\rm Pr}(A) \hspace{0.01cm}\cdot \hspace{0.01cm}{\rm Pr}(B\hspace{0.05cm}| \hspace{0.05cm} A) \hspace{0.01cm}\cdot\hspace{0.01cm} {\rm Pr}(B\hspace{0.05cm}| \hspace{0.05cm} B)\hspace{0.01cm}\cdot \hspace{0.01cm}{\rm Pr}(A\hspace{0.05cm}| \hspace{0.05cm} B)\hspace{0.15cm}\underline {\approx 8.64 \% }.