Aufgabe 3.5: Augenöffnung bei Pseudoternärcodierung
Betrachtet werden drei Nachrichtenübertragungssysteme, jeweils mit folgenden übereinstimmenden Eigenschaften:
- NRZ–Rechteckimpulse mit der Amplitude s0=2V,
- Koaxialkabel mit charakteristischer Kabeldämpfung a∗=40dB,
- AWGN–Rauschen mit der Rauschleistungsdichte N0,
- Empfangsfilter HE(f)=1/HK(f)⋅HG(f), bestehend aus einem idealen Kanalentzerrer HK(f)−1 und einem Gaußtiefpass HG(f) mit der normierten Grenzfrequenz fG⋅T≈0.5.
- Schwellenwertentscheider mit optimalen Entscheiderschwellen und optimalem Detektionszeitpunkt TD=0.
Die in der Aufgabe zu untersuchenden Systemvarianten unterscheiden sich ausschließlich hinsichtlich des Übertragungscodes:
⇒ Das System A verwendet ein binäres bipolares redundanzfreies Sendesignal. Bekannt sind folgende Beschreibungsgrößen:
- Grundimpulswerte g0=1.56V, g_1 = g_{\rm –1} = 0.22 \, {\rm V}, g_2 = g_{\rm –2} = \, \text{ ...} \, \approx 0
- \Rightarrow \hspace{0.3cm}{\ddot{o}(T_{\rm D})}/{ 2} = g_{0} -g_{1}-g_{-1} = 1.12\,{\rm V} \hspace{0.05cm}.
- Rauscheffektivwert \sigma_d \approx 0.2 \, {\rm V}
- \Rightarrow \hspace{0.3cm}\rho_{\rm U} = \frac{\big[\ddot{o}(T_{\rm D})/2\big]^2}{ \sigma_d^2}\approx 31.36\,{\rm dB} \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm}\rho_{\rm U} \approx 15\,{\rm dB}\hspace{0.05cm}.
⇒ Das \text{System B} verwendet AMI–Codierung:
- Hier treten die äußeren Symbole „+1” bzw. „–1” nur isoliert auf.
- Bei drei aufeinanderfolgenden Symbolen sind unter anderem die Folgen „\hspace{-0.1cm}\text{ ...} \, , \, +1, \, +1, \, +1, \,\text{ ...}” und „\hspace{-0.1cm}\text{ ...} \, , \, +1, \, 0, \, +1, \, \text{ ...} ” nicht möglich,
- im Gegensatz zur Folge „\hspace{-0.1cm}\text{ ...} \, , \, +1, \, –1, \, +1, \, \text{ ...} ”.
⇒ Das \text{System C} verwendet den Duobinärcode:
- Hier wird die alternierende Folge „\hspace{-0.1cm} \text{ ...} \, , \, –1, \, +1, \, –1, \, \text{ ...} ” durch den Code ausgeschlossen, was sich günstig auf die Augenöffnung auswirkt.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel "Impulsinterferenzen bei mehrstufiger Übertragung".
- Nicht alle der hier angegebenen Zahlenwerte sind zur Lösung dieser Aufgabe erforderlich.
Fragebogen
Musterlösung
- g_0 = 1.56 \, {\rm V}, \ g_1 = g_{\rm –1} = 0.22 \, {\rm V}, \ g_2 = g_{\rm –2} \approx 0.
Bei Pseudoternärcodierung gibt es stets zwei Augenöffnungen:
- Die obere Begrenzungslinie des oberen Auges ergibt sich beim AMI–Code wie beim redundanzfreien Binärsystem:
- d_{\rm oben}= g_0 - 2 \cdot g_1 \hspace{0.2cm}{\rm (zugeh\ddot{o}rige} \hspace{0.1cm}{\rm Folge:}-1, +1, -1{\rm )} \hspace{0.05cm}.
- Dagegen gilt für die untere Begrenzungslinie des oberen Auges:
- d_{\rm unten}= g_1 \hspace{0.2cm}{\rm (zugeh\ddot{o}rige} \hspace{0.1cm}{\rm Folgen:}\hspace{0.2cm}0, \hspace{0.05cm}0, +1\hspace{0.2cm}{\rm bzw.}\hspace{0.2cm}+1, \hspace{0.05cm}0, \hspace{0.05cm}0{\rm )}\hspace{0.05cm}.
Für die halbe Augenöffnung gilt somit:
- {\ddot{o}(T_{\rm D})}/{2}= {1}/{2} \cdot (d_{\rm oben} - d_{\rm unten}) = {1}/{2} \cdot g_0 - {3}/{2} \cdot g_1 \hspace{0.15cm}\underline {= 0.45\,{\rm V}}\hspace{0.05cm}.
Die entsprechende Gleichung für das redundanzfreie Binärsystem lautet:
- {\ddot{o}(T_{\rm D})}/{2}= g_0 - 2 \cdot g_1 \hspace{0.05cm}.
(2) Bezüglich des Rauschens gibt es keinen Unterschied zwischen den drei Systemen, da stets die gleiche Symbolrate vorliegt. Daraus folgt für den AMI–Code:
- \rho_{\rm U} = \frac{(0.45\,{\rm V})^2}{(0.2\,{\rm V})^2} = 5.06 \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm}\rho_{\rm U} \hspace{0.15cm}\underline {\approx 7\,{\rm dB}} \hspace{0.05cm}.
- Die Einbuße gegenüber dem redundanzfreien Binärsystem beträgt somit fast 8 \, {\rm dB}.
- Der Grund für diesen gravierenden Störabstandverlust ist, dass beim AMI–Code trotz 37\% Redundanz die bezüglich der Impulsinterferenzen besonders ungünstige Symbolfolge \text{ ...} , \, –1, \, +1, \, –1, \text{ ...} nicht ausgeschlossen wird.
(3) Die Schwelle E_2 muss in der Mitte zwischen d_{\rm oben} und d_{\rm unten} liegen:
- E_2= {1}/{2} \cdot (d_{\rm oben} + d_{\rm unten}) = {1}/{2} \cdot (g_0 - g_1 ) \hspace{0.15cm}\underline {= 0.67\,{\rm V}}\hspace{0.05cm}.
- Der Schwellenwert E_1 liegt symmetrisch dazu: E_1 \, \underline {= \, –0.67 {\rm V}}.
(4) Wir gehen wieder von den gleichen Grundimpulswerten aus.
- Die ungünstigste Folge bezüglich der oberen Begrenzungslinie des oberen Auges ist "\text{ ...} , 0, \, +1, \, 0, \text{ ...} ",
- während die untere Begrenzungslinie durch "\text{ ...} , 0, \, 0, \, +1, \text{ ...} " bzw. "\text{ ...} , +1, \, 0, \, 0, \text{ ...} " bestimmt wird.
- Daraus folgt:
- d_{\rm oben}= g_0, \hspace{0.2cm} d_{\rm unten} = g_1 \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm}{\ddot{o}(T_{\rm D})}/{2} = {g_0}/{2} - {g_1}/{2}\hspace{0.15cm}\underline { = 0.667\,{\rm V}} \hspace{0.05cm}.
(5) Mit dem Ergebnis aus (4) erhält man analog zur Teilaufgabe (2):
- \rho_{\rm U} = \frac{(0.67\,{\rm V})^2}{(0.2\,{\rm V})^2} = 11.2 \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} 10 \cdot {\rm lg}\hspace{0.1cm}\rho_{\rm U} \hspace{0.15cm}\underline {\approx 10.5\,{\rm dB}} \hspace{0.05cm}.
- Voraussetzung für dieses Ergebnis sind Schwellenwerte bei
- E_2= {1}/{2} \cdot (g_0 + g_1 ) = 0.89\,{\rm V}, \hspace{0.2cm}E_1 = - 0.89\,{\rm V}\hspace{0.05cm}.
- Anzumerken ist, dass hier stets von der gleichen Grenzfrequenz f_{\rm G} \cdot T = 0.5 ausgegangen wurde.
- Bei Optimierung der Grenzfrequenz kann es durchaus sein, dass der Duobinärcode bei hinreichend großer charakteristischer Kabeldämpfung dem redundanzfreien Binärcode überlegen ist.