Loading [MathJax]/jax/output/HTML-CSS/fonts/TeX/fontdata.js

Aufgabe 3.6Z: Prüfungskorrektur

Aus LNTwww
Wechseln zu:Navigation, Suche

Tabelle für  ϕ(x)  und  Q(x)

An einer Prüfung an der TU München haben  1000  Studentinnen und Studenten teilgenommen.  Ab der Note „4.0” gilt die Prüfung als bestanden.  Die Prüfungsordnung sieht folgende Noten vor:

1.0, 1.3, 1.7, 2.0, 2.3, 2.7, 3.0, 3.3, 3.7, 4.0, 4.3, 4.7, 5.0.

Weiter ist bei der Aufgabe zu berücksichtigen:

  • Die maximal erreichbare Punktzahl beträgt  100.  Der beste Student erreichte  88  Punkte.
  • Aufgrund der relativ großen Teilnehmerzahl ergibt sich für die erreichte Punktzahl  – dies sei die Zufallsgröße  z  –  mit guter Näherung eine  Gaußverteilung  mit Mittelwert  mz=60  und Streuung  (Standardabweichung)  σz=10.
  • Bei der Korrektur wurden nicht nur ganze Punktzahlen vergeben,  sondern auch  (beliebige)  Zwischenwerte,  so dass man die Zufallsgröße  z  mit guter Näherung als „kontinuierlich” auffassen kann.


Für die Bewertung werden als Richtlinien vorgegeben:

  • Auch mit sechs Punkten weniger als der Beste  (also ab  82  Punkten)  soll man „1.0” bekommen.
  • Hat man  46%  der Gesamtpunktzahl erreicht, so hat man die Prüfung bestanden.
  • Die Punkte/Noten-Zuordnung soll linear erfolgen.




Hinweise:

  • Die Aufgabe gehört zum Kapitel  Gaußverteilte Zufallsgrößen.
  • Gerade im Schulbereich wird die  „Gaußverteilung”  oft als  „Normalverteilung”  bezeichnet.  Dies ist nicht ganz korrekt:
    Eine normalverteilte Zufallsgröße  z  hat zwar eine Gaußsche WDF und VTF,  jedoch stets mit Mittelwert  mz=0  und Streuung  σz=1.


Fragebogen

1

Welche Kriterien sind bei der Aufgabenerstellung zu beachten,  damit die Punktezahl „etwa eine Normalverteilung” ergeben wird?

Es gibt viele Prüfungsteilnehmer.
Die Teilaufgaben hängen in starkem Maße voneinander ab.
Es gibt viele unabhängige Aufgaben.
Die Prüfung besteht aus einer einzigen Frage mit Ja/Nein-Antwort.

2

Wieviele Teilnehmer werden voraussichtlich mit „1.0“ abschließen?

N1.0 = 

3

Wieviele Teilnehmer werden die Prüfung wohl nicht bestehen?  Berücksichtigen Sie,  dass man  z  als kontinuierliche Zufallsgröße auffassen kann.

N4.3 ... 5.0 = 

4

Legen Sie die Punkte/Noten–Zuordnung fest.  Ab wann bekommt man eine „3.0“?  Wieviele Prüfungsteilnehmer werden diese Note erhalten?

N3.0 = 

5

Wieviele Teilnehmer erhalten voraussichtlich die Note „2.7“?  Begründen Sie,  warum genau so viele Prüflinge die Note „3.3“ bekommen werden.

N2.7 = 

6

Welche Mittelnote wird sich bei dieser Prüfung ergeben?  Berücksichtigen Sie zur Lösung dieser Teilaufgabe das Ergebnis von Teilaufgabe  (5).

Mittelnote = 


Musterlösung

(1)  Richtig sind  die Lösungsvorschläge 1 und 3:

  • Nach dem zentralen Grenzwertsatz erhält man für die Summe vieler unabhängiger Größen eine Gaußverteilung.
  • Im Umkehrschluss ergibt sich bei nur wenigen und dazu noch abhängigen Aufgaben keine Gaußverteilung.
  • Eine einzige Ja/Nein-Frage führt zu einer Zweipunktverteilung  (0  Punkte oder Maximalpunktzahl).
  • Auch bei Einhaltung dieser Gebote wird man bei sehr wenigen Teilnehmern nicht mit einer Gaußverteilung rechnen können.



(2)  Man bekommt eine „1.0” mit  82  Punkten oder mehr. 

  • Deshalb gilt mit dem Mittelwert  mz=60  und der Streuung  σz=10:
Pr(z82)=Q(826010)=Q(2.2)=0.0139.
  • Bei tausend Teilnehmern folgt daraus  N1.0=14_.


(3)  Mit weniger als  46  Punkten hat man die Prüfung nicht bestanden:

Pr(z<46)=Pr(z46)=ϕ(466010)=ϕ(1.4)=Q(1.4)=0.0807.
  • Also müssen wohl  81 Studenten nochmals antreten.


(4)  Die Punktedifferenz  8246=36  muss auf neun Notenstufen  (1.3, ... , 4.0)  aufgeteilt werden.

  • Jedes Intervall umfasst somit  4  Punkte.
  • Beispielsweise erhält man die Note „3.0”,  wenn man  58  bis  62  Punkte erreicht.
  • Die Wahrscheinlichkeit,  dass die Punktzahl in diesem Bereich liegt,  ergibt sich zu
Pr(58<z<62)=ϕ(626010)ϕ(586010).
  • Unter Ausnutzung der Symmetrie erhält man:
Pr(58<z<62)=ϕ(0.2)ϕ(0.2)=0.57920.4207=0.1587(159Teilnehmer)_.

Anmerkungen:

  • z  ist als kontinuierliche Zufallsgröße aufzufassen.  Deshalb ist die Punktzahl  62  gleichzeitig die obere Grenze für den „3.0”–Bereich als auch die untere Grenze für die Note „2.7”.
  • Wäre  z  nur ganzzahlig,  so müsste  62  je nach Stimmung des Korrektors entweder der Note „2.7” oder der Note „3.0” zugeordnet werden.  Natürlich müsste das bei allen Prüflingen in gleicher Weise gemacht werden.


(5)  Analog zur Musterlösung der Teilaufgabe  (4)  gilt für die Note „2.7”:

Pr(62<z<66)=ϕ(0.6)ϕ(0.2)=0.72570.5792=0.1465.
  • Aus Symmetriegründen erhält man für die Note „3.3” den gleichen Wert:
Pr(54<z<58)=ϕ(0.2)ϕ(0.6)=Q(0.2)Q(0.6)=0.1465.
  • Also erhalten   je 146 Teilnehmer die Note „2.7” bzw. „3.3”.


(6)  Mit der hier getroffenen Punkte–Noten–Zuordnung sind nicht nur die Punkte um  mz=60  symmetrisch verteilt,  sondern auch die Noten um  „3.0“.  Es gibt

  • genau so viele „2.7“ wie „3.3“  (um  ±0.3  von  3.0  entfernt),
  • genau so viele „2.3“ wie „3.7“  (3.0±0.7), und
  • genau so viele „1.0“ wie „5.0“.


Deshalb ergibt sich die   Mittelnote3.0_.