Aufgabe 4.2: Kanal–LLR bei AWGN
Wir betrachten zwei Kanäle A und B , jeweils mit
- binärem bipolaren Eingang x∈{+1,−1}, und
- wertkontinuierlichem Ausgang y∈R (reelle Zahl).
Die Grafik zeigt für beide Kanäle
- als blaue Kurve die Dichtefunktionen fy|x=+1,
- als rote Kurve die Dichtefunktionen fy|x=−1.
Im Theorieteil wurde für diese AWGN–Konstellation der Kanal–L–Wert (englisch: Channel Log Likelihood Ratio, oder kurz Channel LLR ) wie folgt hergeleitet:
- LK(y)=L(y|x)=lnPr(y|x=+1)Pr(y|x=−1).
Wertet man diese Gleichung analytisch aus, so erhält man mit der Proportionalitätskonstanten KL=2/σ2:
- LK(y)=KL⋅y.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Soft–in Soft–out Decoder.
- Bezug genommen wird insbesondere auf die Seiten Zuverlässigkeitsinformation – Log Likelihood Ratio sowie AWGN–Kanal bei binärem Eingang.
Fragebogen
Musterlösung
- Die Übertragungsgleichung lautet stets y=x+n, mit x∈{+1,−1}; n gibt eine Gaußsche Zufallsgröße mit Streuung σ ⇒ Varianz σ2 an ⇒ AWGN–Kanal.
- Die AWGN–Bitfehlerwahrscheinlichkeit berechnet sich mit der Streuung σ zu Q(1/σ) wobei Q(x) die komplementäre Gaußsche Fehlerfunktion bezeichnet.
- Für jeden AWGN–Kanal ergibt sich entsprechend dem Theorieteil das Kanal–LLR stets zu LK(y)=L(y|x)=KL⋅y.
- Die Konstante KL ist für die beiden Kanäle allerdings unterschiedlich.
(2) Beim AWGN–Kanal gilt LK(y)=KL⋅y mit der Konstanten KL=2/σ2. Die Streuung σ kann aus der Grafik auf der Angabenseite als der Abstand der Wendepunkte innerhalb der Gaußkurven von ihren jeweiligen Mittelpunkten abgelesen werden. Beim Kanal A ergibt sich σ=1.
- Zum gleichen Ergebnis kommt man durch Auswertung der Gaußfunktion
- fG(y=σ)fG(y=0)=e−y2/(2σ2)|y=σ=e−0.5≈0.6065.
- Das bedeutet: Beim Abszissenwert y=σ ist die mittelwertfreie Gaußfunktion fG(y) auf 60.65% ihres Maximalwertes abgeklungen. Somit gilt für die Konstante beim Kanal A: KL=2/σ2 =2_.
(3) Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 bis 4:
- Wir geben zunächst die jeweiligen L–Werte von Kanal A an:
- LK(y1=+1.0)=+2,LK(y2=+0.5)=+1,LK(y3=−1.5)=−3.
- Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen:
- Die Entscheidung für das (wahrscheinlichste) Codebit xi wird aufgrund des Vorzeichens von LK(yi) getroffen: x1=+1, x2=+1, x3=−1 ⇒ die Lösungsvorschläge 1, 2 und 3 sind richtig.
- Die Entscheidung „x1=+1” ist wegen |LK(y1)|>|LK(y3)| zuverlässiger als die Entscheidung „x2=+1” ⇒ Lösungsvorschlag 4 ist ebenfalls richtig.
- Die Entscheidung „x1=+1” ist aber weniger zuverlässig als die Entscheidung „x_3 = \, –1”, da |L_{\rm K}(y_1)| kleiner als |L_{\rm K}(y_3)| ist ⇒ Lösungsvorschlag 5 ist falsch.
Dies kann man auch so interpretieren: Der Quotient zwischen dem roten und dem blauen WDF–Wert ist bei y_3 = \, -1.5 größer als der Quotient zwischen dem blauen und dem roten WDF–Wert bei y_1 = +1.
(4) Nach gleichen Überlegungen wie bei der Teilaufgabe (2) ergibt sich für die Streuung von Kanal B: \sigma = 1/2 \ \Rightarrow \ K_{\rm L} = 2/\sigma^2 \ \underline{= 8}.
(5) Für den Kanal B gilt: L_{\rm K}(y_1 = +1.0) = +8, \ L_{\rm K}(y_2 = +0.5) = +4 und L_{\rm K}(y_3 = \, -1.5) = \, -12.
- Damit ist offensichtlich, dass die beiden ersten Lösungsvorschläge zutreffen, nicht aber der dritte, weil
- |L_{\rm K}(y_3 = -1.5, {\rm Kanal\hspace{0.15cm} A)}| = 3 \hspace{0.5cm} <\hspace{0.5cm} |L_{\rm K}(y_2 = 0.5, {\rm Kanal\hspace{0.15cm} B)}| = 4\hspace{0.05cm} .