Aufgabe 4.4: Extrinsische L–Werte beim SPC
Wir betrachten nochmals den Single Parity–check Code. Bei einem solchen SPC (n,n−1,2) stammen von den n Bit eines Codewortes x_ die ersten k=n−1 Bit von der Quellenfolge u_ und es wird nur ein einziges Prüfbit p hinzugefügt, und zwar derart, dass die Anzahl der Einsen im Codewort geradzahlig ist:
- x_=(x1,x2,...,xn−1,xn)=(u1,u2,...,uk,p).
Die extrinsische Information über das i–te Codebit wird über alle anderen Symbole (j≠i) gebildet. Deshalb schreiben wir für das um ein Bit kürzere Codewort:
- x_(−i)=(x1,...,xi−1,xi+1,...,xn).
Der extrinsische L–Wert über das i–te Codesymbol lautet mit dem Hamming–Gewicht wH der verkürzten Folge x_(−i):
- LE(i)=Pr[wH(x_(−i))istgerade|y_]Pr[wH(x_(−i))istungerade|y_].
- Ist die Wahrscheinlichkeit im Zähler größer als die im Nenner, so ist LE(i)>0 und damit wird auch der Aposteriori–L–Wert LAPP(i)=LA(i)+LE(i) vergrößert, das heißt tendenziell in Richtung des Symbols xi=0 beeinflusst.
- Bei LE(i)<0 spricht aus Sicht der anderen Symbole (j≠i) vieles dafür, dass xi=1 ist.
Behandelt wird ausschließlich der SPC (4, 3, 4), wobei für die Wahrscheinlichkeiten pi=Pr(xi=1) gilt:
- p1=0.2,p2=0.9,p3=0.3,p4=0.6.
Daraus ergeben sich die Apriori–L–Werte zu:
- LA(i)=ln[Pr(xi=0)Pr(xi=1)]=ln[1−pipi].
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Soft–in Soft–out Decoder.
- Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite Zur Berechnung der extrinsischen L–Werte.
- In der Tabelle sind für pi=0 bis pi=1 mit Schrittweite 0.1 (Spalte 1) angegeben:
- In Spalte 2: die Wahrscheinlichkeit qi=Pr(xi=0)=1−pi,
- in Spalte 3: die Werte für 1−2pi,
- in Spalte 4: die Apriori–L–Werte Li=ln[(1−pi)/pi]=LA(i).
- Der Tangens Hyperbolicus (tanh) von Li/2 ist identisch mit 1−2pi ⇒ Spalte 3.
- In der Aufgabe 4.4Z wird gezeigt, dass für den extrinsischen L–Wert auch geschrieben werden kann:
- LE(i)=ln1+π1−π,mitπ=n∏j≠i(1−2pj).
Fragebogen
Musterlösung
- LA(i=1) = ln[1−p1p1]=ln4=+1.386_,
- LA(i=2) = ln[1−p2p2]=ln1/9=−2.197_.
Die Werte können aus der vierten Spalte der auf der Angabenseite beigefügten Tabelle abgelesen werden.
(2) Zur Berechnung des extrinsischen L–Wertes über das i–te Bit dürfen nur die Informationen über die drei anderen Bits (j≠i) herangezogen werden. Mit der angegebenen Gleichung gilt:
- LE(i=1)=ln1+∏j≠1(1−2pj)1−∏j≠1(1−2pj).
- Für das Produkt erhält man entsprechend der dritten Spalte der Tabelle:
- ∏j=2,3,4(1−2pj)=(−0.8)⋅(+0.4)⋅(−0.2)=0.064⇒LE(i=1)=ln1+0.0641−0.064=ln(1.137)=+0.128_.
- Hinsichtlich Bit 2 erhält man entsprechend:
- ∏j=1,3,4(1−2pj)=(+0.6)⋅(+0.4)⋅(−0.2)=−0.048⇒LE(i=2)=ln1−0.0481+0.048=ln(0.908)=−0.096_.
(3) Für den Apriori–L–Wert gilt:
- Lj=LA(j)=ln[Pr(xj=0)Pr(xj=1)]=ln[1−pjpj]⇒1−pj=pj⋅eLj⇒pj=11+eLj.
- Damit gilt auch:
- 1−2⋅pj=1−21+eLj=1+eLj−21+eLj=eLj−1eLj+1.
- Multipliziert man Zähler und Nenner noch mit e−Lj/2, so erhält man:
- 1−2⋅pj=eLj/2−e−Lj/2eLj/2+e−Lj/2=tanh(Lj/2).
- Somit sind alle Lösungsvorschläge richtig.
- Die Funktion Tangens Hyperbolicus findet man zum Beispiel tabellarisch in Formelsammlungen oder in der letzten Spalte der vorne angegebenen Tabelle.
(4) Wir berechnen LE(i=3) zunächst in gleicher Weise wie in der Teilaufgabe (2):
- ∏j=1,2,4(1−2pj)=(+0.6)⋅(−0.8)⋅(−0.2)=+0.096⇒LE(i=3)=ln1+0.0961−0.096=ln(1.212)=+0.193_.
- Den extrinsischen L–Wert hinsichtlich des letzten Bits berechnen wir nach der Gleichung
- LE(i=4)=ln1+π1−π,mitπ=tanh(L1/2)⋅tanh(L2/2)⋅tanh(L3/2).
- Damit ergibt sich entsprechend der obigen Tabelle:
- p1=0.2⇒L1=+1.386⇒L1/2=+0.693⇒tanh(L1/2)=e+0.693−e−0.693e+0.693+e−0.693=0.6⇒identischmit1−2⋅p1,
- p2=0.9⇒L2=−2.197⇒L2/2=−1.099⇒tanh(L2/2)=e−1.099−e+1.099e−1.099+e+1.099=−0.8⇒identischmit1−2⋅p2,
- p3=0.3⇒L3=0.847⇒L3/2=+0.419⇒tanh(L3/2)=e+0.419−e−0.419e+0.419+e−0.419=0.4⇒identischmit1−2⋅p3.
- Das Endergebnis lautet somit:
- π=(+0.6)⋅(−0.8)⋅(+0.4)=−0.192⇒LE(i=4)=ln1−0.1921+0.192=−0.389_.