Aufgabe 4.7: Mehrere parallele Gaußkanäle
Die Kanalkapazität des AWGN–Kanals mit dem Kennzeichen Y=X+N wurde im Theorieteil wie folgt angegeben
(mit der Zusatz–Einheit „bit”):
- CAWGN(PX, PN)=1/2⋅log2(1+PX/PN).
Die verwendeten Größen haben folgende Bedeutung:
- PX ist die Sendeleistung ⇒ Varianz der Zufallsgröße X,
- PN ist die Störleistung ⇒ Varianz der Zufallsgröße N.
Werden K identische Gaußkanäle parallel genutzt, so gilt für die Gesamtkapazität:
- CK(PX, PN)=K⋅CAWGN(PX/K, PN).
Hierbei ist berücksichtigt, dass
- in jedem Kanal die gleiche Störleistung PN vorliegt,
- somit jeder Kanal die gleiche Sendeleistung (PX/K) erhält,
- die Gesamtleistung genau wie im Fall K=1 gleich PX ist.
In nebenstehender Grafik sind die Signalraumpunkte für einige digitale Modulationsverfahren angegeben:
- Amplitude Shift Keying (ASK),
- Binary Phase Shift Keying (BPSK),
- Quadratur-Amplitudenmodulation (hier: 4-QAM),
- Phase Shift Keying (hier: 8–PSK für GSM Evolution),
- Kombinierte ASK/PSK-Modulation (hier: 16-ASK/PSK).
Zu Beginn dieser Aufgabe ist zu prüfen, welcher K–Parameter für die einzelnen Verfahren gültig ist.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel AWGN–Kanalkapazität bei wertkontinuierlichem Eingang.
- Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite Parallele Gaußkanäle.
- Da die Ergebnisse in „bit” angegeben werden sollen, wird „log2” verwendet.
Fragebogen
Musterlösung
- Für ASK und BPSK ist K=1_.
- Für die Konstellationen 3 bis 5 gilt dagegen K=2_ (orthogonale Modulation mit Cosinus und Sinus).
(2) Richtig ist der Lösungsvorschlag 2:
- Für jeden der Kanäle (1≤k≤K) beträgt die Kanalkapazität C=1/2⋅log2 [1+(PX/K)/PN)]. Die Gesamtkapazität ist dann um den Faktor K größer:
- CK(PX)=K∑k=1Ck=K2⋅log2(1+PXK⋅PN).
- Der Lösungsvorschlag 1 ist zu positiv. Dieser würde bei Begrenzung der Gesamtleistung auf K·PX gelten.
- Der Vorschlag 3 würde bedeuten, dass man durch die Nutzung mehrerer unabhängiger Kanäle keine Kapazitätssteigerung erreicht, was offensichtlich nicht zutrifft.
(3) Die Tabelle zeigt die Ergebnisse für K=1, K=2 und K=4 und verschiedene Signal–zu–Störleistungsverhältnisse ξ=PX/PN. Für ξ=PX/PN=15 (markierte Spalte) ergibt sich:
- K=1: CK=1/2·log2 (16)=2.000_ bit,
- K=2: CK=1/2·log2 (8.5)=3.087_ bit,
- K=4: CK=1/2·log2 (4.75)=4.496_ bit.
(4) Richtig sind die Vorschläge 3 und 4, wie die folgenden Rechnungen zeigen:
- Schon aus obiger Tabelle ist ersichtlich, dass der erste Lösungsvorschlag falsch sein muss.
- Wir schreiben nun die Kanalkapazität mit dem natürlichen Logarithmus und der Abkürzung ξ=PX/PN:
- Cnat(ξ,K)=K/2⋅ln(1+ξ/K).
- Für große K–Werte, also für kleine Werte des Quotienten ε=ξ/K gilt dann:
- ln(1+ε)=ε−ε22+ε33−...⇒Cnat(ξ,K)=K2⋅[ξK−ξ22K2+ξ33K3−...]
- ⇒Cbit(ξ,K)=ξ2⋅ln(2)⋅[1−ξ2K+ξ23K2−ξ34K3+ξ45K4−...].
- Für K→∞ ergibt sich der vorgeschlagene Wert:
- Cbit(ξ,K→∞)=ξ2⋅ln(2)=PX/PN2⋅ln(2).
- Für kleinere Werte von K ergibt sich stets ein kleinerer C–Wert, da
- ξ2K>ξ23K2,ξ34K3>ξ45K4,usw.
Die letzte Tabellenzeile zeigt: Mit K=4 ist man für große ξ–Werte noch weit vom theoretischen Maximum (für K→∞) entfernt.