Algebraische und polynomische Beschreibung
Inhaltsverzeichnis
- 1 Aufteilung der Generatormatrix in Teilmatrizen
- 2 Generatormatrix eines Faltungscodierers mit Gedächtnis m
- 3 Generatormatrix für Faltungscodierer der Rate 1/n
- 4 GF(2)–Beschreibungsformen eines Digitalen Filters
- 5 Anwendung der D–Transformation auf Rate–1/n–Faltungscoder
- 6 Übertragungsfunktionsmatrix – Transfer Function Matrix
- 7 Systematische Faltungscodes
- 8 Äquivalenter systematischer Faltungscode
- 9 Filterstruktur bei gebrochen–rationaler Übertragungsfunktion
- 10 Aufgaben zum Kapitel
Aufteilung der Generatormatrix in Teilmatrizen
Entsprechend den Ausführungen im früheren Abschnitt Lineare Codes und zyklische Codes lässt sich das Codewort x_ eines linearen Blockcodes aus dem Informationswort u_ und der Generatormatrix G in einfacher Weise ermitteln: \underline{x} = \underline{u} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}. Dabei gilt:
- Die Vektoren \underline{u} und \underline{x} haben die Länge k (Bitanzahl eines Informationswortes) bzw. n (Bitanzahl eines Codewortes) und \mathbf{G} besitzt die Dimension k × n (k Zeilen und n Spalten).
- Bei Faltungscodierung bezeichnen dagegen \underline{u} und \underline{x} Sequenzen mit k\hspace{0.05cm}' → ∞ und n\hspace{0.05cm}' → ∞. Deshalb wird auch die Generatormatrix \mathbf{G} in beiden Richtungen unendlich weit ausgedehnt sein.
Als Vorbereitung für die Einführung der Generatormatrix \mathbf{G} auf der nächsten Seite definieren wir m + 1 Teilmatrizen, jeweils mit k Zeilen und n Spalten, die wir mit \mathbf{G}_l bezeichnen, wobei 0 ≤ l ≤ m gilt.
\text{Definition:} Die Teilmatrix \mathbf{G}_l beschreibt folgenden Sachverhalt: Ist das Matrixelement \mathbf{G}_l(\kappa, j) = 1, so sagt dies aus, dass das Codebit x_i^{(j)} durch das Informationsbit u_{i-l}^{(\kappa)} beeinflusst wird. Andernfalls ist dieses Matrixelement gleich 0.
Diese Definition wird nun an einem Beispiel verdeutlicht.
\text{Beispiel 1:} Wir betrachten wiederum den Faltungscodierer gemäß der Grafik mit folgenden Codebits:
- x_i^{(1)} = u_{i}^{(1)} + u_{i-1}^{(1)}+ u_{i-1}^{(2)} \hspace{0.05cm},
- x_i^{(2)} = u_{i}^{(2)} + u_{i-1}^{(1)} \hspace{0.05cm},
- x_i^{(3)} = u_{i}^{(1)} + u_{i}^{(2)}+ u_{i-1}^{(1)} \hspace{0.05cm}.
Wegen der Gedächtnisordnung m = 1 wird dieser Codierer durch die beiden Teilmatrizen \mathbf{G}_0 und \mathbf{G}_1 vollständig charakterisiert:
- { \boldsymbol{\rm G} }_0 = \begin{pmatrix} 1 & 0 & 1\\ 0 & 1 & 1 \end{pmatrix} \hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm} { \boldsymbol{\rm G} }_1 = \begin{pmatrix} 1 & 1 & 1\\ 1 & 0 & 0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Diese Matrizen sind wie folgt zu interpretieren:
- Erste Zeile von \mathbf{G}_0, rote Pfeile: \hspace{1.1cm}u_i^{(1)} beeinflusst sowohl x_i^{(1)} als auch x_i^{(3)}, nicht jedoch x_i^{(2)}.
- Zweite Zeile von \mathbf{G}_0, blaue Pfeile: \hspace{0.6cm}u_i^{(2)} beeinflusst x_i^{(2)} und x_i^{(3)}, aber nicht x_i^{(1)}.
- Erste Zeile von \mathbf{G}_1, grüne Pfeile: \hspace{0.9cm}u_{i-1}^{(1)} beeinflusst alle drei Coderausgänge.
- Zweite Zeile von \mathbf{G}_1, brauner Pfeil: \hspace{0.45cm}u_{i-1}^{(2)} beeinflusst nur x_i^{(1)}.
Generatormatrix eines Faltungscodierers mit Gedächtnis m
Mit den Teilmatrizen \mathbf{G}_0, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , \mathbf{G}_m lassen sich die n Codebits zum Zeitpunkt i wie folgt ausdrücken:
- \underline{x}_i = \sum_{l = 0}^{m} \hspace{0.15cm}\underline{u}_{i-l} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}_l = \underline{u}_{i} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}_0 + \underline{u}_{i-1} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}_1 +\hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} + \underline{u}_{i-m} \cdot { \boldsymbol{\rm G}}_m \hspace{0.05cm}.
Hierbei sind folgende vektorielle Größen zu berücksichtigen:
- \underline{\it u}_i = \left ( u_i^{(1)}, u_i^{(2)}, \hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}, u_i^{(k)}\right )\hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} \underline{\it x}_i = \left ( x_i^{(1)}, x_i^{(2)}, \hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}, x_i^{(n)}\right )\hspace{0.05cm}.
Betrachtet man die bei i = 1 beginnenden und sich zeitlich bis ins Unendliche erstreckenden Sequenzen
- \underline{\it u} = \big( \underline{\it u}_1\hspace{0.05cm}, \underline{\it u}_2\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}, \underline{\it u}_i\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm} \big)\hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} \underline{\it x} = \big( \underline{\it x}_1\hspace{0.05cm}, \underline{\it x}_2\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}, \underline{\it x}_i\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm} \big)\hspace{0.05cm},
so kann dieser Zusammenhang durch die Matrixgleichung \underline{x} = \underline{u} \cdot \mathbf{G} ausgedrückt werden. Hierbei ist für die Generatormatrix \mathbf{G} wie folgt zu setzen:
- { \boldsymbol{\rm G}}=\begin{pmatrix} { \boldsymbol{\rm G}}_0 & { \boldsymbol{\rm G}}_1 & { \boldsymbol{\rm G}}_2 & \cdots & { \boldsymbol{\rm G}}_m & & & \\ & { \boldsymbol{\rm G}}_0 & { \boldsymbol{\rm G}}_1 & { \boldsymbol{\rm G}}_2 & \cdots & { \boldsymbol{\rm G}}_m & &\\ & & { \boldsymbol{\rm G}}_0 & { \boldsymbol{\rm G}}_1 & { \boldsymbol{\rm G}}_2 & \cdots & { \boldsymbol{\rm G}}_m &\\ & & & \cdots & \cdots & & & \cdots \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
- Aus der Gleichung erkennt man sofort das Gedächtnis m des Faltungscodes. Die Parameter k und n sind direkt nicht ablesbar.
- Sie sind aber durch die Zeilen– und Spaltenanzahl der Teilmatrizen \mathbf{G}_l festgelegt.
\text{Beispiel 2:} Mit den zwei Matrizen \mathbf{G}_0 und \mathbf{G}_1 – siehe \text{Beispiel 1} – erhält man die rechts skizzierte Matrix \mathbf{G}.
Anzumerken ist:
- Die Generatormatrix \mathbf{G} erstreckt sich nach unten und nach rechts eigentlich bis ins Unendliche. Explizit dargestellt sind aber nur acht Zeilen und zwölf Spalten.
- Für die zeitlich begrenzte Informationssequenz \underline{u} = (0, 1, 1, 0, 0, 0, 1, 1) ist der gezeichnete Matrixteil ausreichend. Die Codesequenz lautet dann:
- \underline{x} = (0, 1, 1, 0, 0, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 0).
- Anhand der Beschriftungsfarben lassen sich die n = 3 Codewortstränge ablesen.
- Das gleiche Ergebnis haben wir (auf anderem Wege) im \text{Beispiel 4} am Ende des letzten Kapitels erhalten:
- \underline{\it x}^{(1)} = (0\hspace{0.05cm}, 0\hspace{0.05cm}, 1\hspace{0.05cm}, 1) \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} \underline{\it x}^{(2)} = (1\hspace{0.05cm}, 0\hspace{0.05cm},1\hspace{0.05cm}, 1) \hspace{0.05cm},\hspace{0.5cm} \underline{\it x}^{(3)} = (1\hspace{0.05cm}, 1\hspace{0.05cm}, 1\hspace{0.05cm}, 0) \hspace{0.05cm}.
Generatormatrix für Faltungscodierer der Rate 1/n
Wir betrachten nun den Sonderfall k = 1,
- zum einen aus Gründen einer möglichst einfachen Darstellung,
- aber auch, weil Faltungscodierer der Rate 1/n für die Praxis eine große Bedeutung besitzen.
Faltungscodierer mit k = 1, \ n = 2, \ m = 1
Aus nebenstehender Skizze kann abgeleitet werden:
- { \boldsymbol{\rm G}}_0=\begin{pmatrix} 1 & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm G}}_1=\begin{pmatrix} 0 & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm G}}=\begin{pmatrix} 11 & 01 & 00 & 00 & 00 & \cdots & \\ 00 & 11 & 01 & 00 & 00 & \cdots & \\ 00 & 00 & 11 & 01 & 00 & \cdots & \\ 00 & 00 & 00 & 11 & 01 & \cdots & \\ \cdots & \cdots & \cdots & \cdots & \cdots & \cdots \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Für die Eingangssequenz \underline{u} = (1, 0, 1, 1) beginnt die Codesequenz mit \underline{x} = (1, 1, 0, 1, 1, 1, 1, 0, \ \text{...}).
Dieses Ergebnis ist gleich der Summe der Zeilen 1, 3 und 4 der Generatormatrix.
Faltungscodierer mit k = 1, \ n = 2, \ m = 2
Aufgrund der Gedächtnisordnung m = 2 gibt es hier drei Teilmatrizen:
- { \boldsymbol{\rm G}}_0=\begin{pmatrix} 1 & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm G}}_1=\begin{pmatrix} 1 & 0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm G}}_2=\begin{pmatrix} 1 & 1 \end{pmatrix}
Damit lautet die resultierende Generatormatrix:
- { \boldsymbol{\rm G}}=\begin{pmatrix} 11 & 10 & 11 & 00 & 00 & 00 & \cdots & \\ 00 & 11 & 10 & 11 & 00 & 00 & \cdots & \\ 00 & 00 & 11 & 10 & 11 & 00 & \cdots & \\ 00 & 00 & 00 & 11 & 10 & 11 & \cdots & \\ \cdots & \cdots & \cdots & \cdots & \cdots & \cdots \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Hier führt die Eingangsssequenz \underline{u} = (1, 0, 1, 1) zur Codesequenz \underline{x} = (1, 1, 1, 0, 0, 0, 0, 1, \ \text{...}).
Faltungscodierer mit k = 1, \ n = 3, \ m = 3
Wegen m = 3 gibt es nun vier Teilmatrizen der jeweiligen Dimension 1 × 3:
- { \boldsymbol{\rm G}}_0=\begin{pmatrix} 1 & 1 & 0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm G}}_1=\begin{pmatrix} 0 & 0 & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm G}}_2=\begin{pmatrix} 0 & 0 & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},\hspace{0.3cm} { \boldsymbol{\rm G}}_3=\begin{pmatrix} 0 & 1 & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Damit lautet die resultierende Generatormatrix:
- { \boldsymbol{\rm G}}=\begin{pmatrix} 110 & 001 & 001 & 011 & 000 & 000 & 000 & \cdots & \\ 000 & 110 & 001 & 001 & 011 & 000 & 000 & \cdots & \\ 000 & 000 & 110 & 001 & 001 & 011 & 000 & \cdots & \\ 000 & 000 & 000 & 110 & 001 & 001 & 011 & \cdots & \\ \cdots & \cdots & \cdots & \cdots & \cdots & \cdots & \cdots & \cdots \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},
und man erhält für \underline{u} = (1, 0, 1, 1) die Codesequenz \underline{x} = (1, 1, 0, 0, 0, 1, 1, 1, 1, 1, 0, 0, \ \text{...}).
GF(2)–Beschreibungsformen eines Digitalen Filters
Im Kapitel Grundlagen der Faltungscodierung wurde bereits darauf hingewiesen,
- dass ein Rate 1/n–Faltungscodierer durch mehrere Digitale Filter realisiert werden kann,
- wobei die Filter parallel mit der gleichen Eingangsfolge \underline{u} arbeiten.
Bevor wir diese Aussage vertiefen, sollen zuerst die Eigenschaften eines Digitalfilters für das Galoisfeld {\rm GF(2)} genannt werden.
Die Grafik ist wie folgt zu interpretieren:
- Das Filter besitzt die Impulsantwort \underline{g} = (g_0, g_1, g_2, \ \text{...} \ , g_m).
- Für alle Filterkoeffizienten (mit den Indizes 0 ≤ l ≤ m) gilt: g_l ∈ {\rm GF}(2) = \{0, 1\}.
- Die einzelnen Symbole u_i der Eingangsfolge \underline{u} seien ebenfalls binär: u_i ∈ \{0, 1\}.
- Damit gilt für das Ausgangssymbol zu den Zeitpunkten i ≥ 1 mit Addition und Multiplikation in {\rm GF(2)}:
- x_i = \sum_{l = 0}^{m} g_l \cdot u_{i-l} \hspace{0.05cm}.
- Dies entspricht der (zeitdiskreten) Faltungsoperation (englisch: Convolution ), gekennzeichnet durch einen Stern. Damit kann für die gesamte Ausgangssequenz geschrieben werden:
- \underline{x} = \underline{u} * \underline{g}\hspace{0.05cm}.
- Wesentlicher Unterschied gegenüber dem Kapitel Digitale Filter im Buch „Stochastische Signaltheorie” ist die Modulo–2–Addition (1 + 1 = 0) anstelle der herkömmlichen Addition (1 + 1 = 2).
\text{Beispiel 3:} Die Impulsantwort des dargestellten Digitalen Filters dritter Ordnung lautet: \underline{g} = (1, 0, 1, 1).
- Die Eingangssequenz dieses Filters sei zeitlich unbegrenzt: \underline{u} = (1, 1, 0, 0, 0, \ \text{ ...}).
- Damit ergibt sich die (unendliche) Ausgangssequenz \underline{x} im binären Galoisfeld ⇒ {\rm GF(2)}:
- \underline{x} = (\hspace{0.05cm}1,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm} 0,\hspace{0.05cm} 0,\hspace{0.05cm} 0, \hspace{0.05cm} \text{ ...} \hspace{0.05cm}) * (\hspace{0.05cm}1,\hspace{0.05cm} 0,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm})
- \Rightarrow \hspace{0.3cm} \underline{x} =(\hspace{0.05cm}1,\hspace{0.05cm} 0,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm} 0, \hspace{0.05cm}0,\hspace{0.05cm} \text{ ...} \hspace{0.05cm}) \oplus (\hspace{0.05cm}0,\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm}1,\hspace{0.05cm} 0,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm}0, \hspace{0.05cm} \hspace{0.05cm} \text{ ...}\hspace{0.05cm}) = (\hspace{0.05cm}1,\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm}1,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm} 0,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm} 0, \hspace{0.05cm} \text{ ...} \hspace{0.05cm}) \hspace{0.05cm}.
- Bei der herkömmlichen Faltung (für reelle Zahlen) hätte dagegen das Ergebnis gelautet:
- \underline{x}= (\hspace{0.05cm}1,\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm}1,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm} 2,\hspace{0.05cm} 1,\hspace{0.05cm} 0, \text{ ...} \hspace{0.05cm}) \hspace{0.05cm}.
Zeitdiskrete Signale kann man aber auch durch Polynome bezüglich einer Dummy–Variablen repräsentieren.
\text{Definition:} Die zum zeitdiskreten Signal \underline{x} = (x_0, x_1, x_2, \ \text{...}) gehörige D–Transformierte lautet:
- X(D) = x_0 + x_1 \cdot D + x_2 \cdot D^2 + \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}= \sum_{i = 0}^{\infty} x_i \cdot D\hspace{0.05cm}^i \hspace{0.05cm}.
Für diese spezielle Transformation in einen Bildbereich verwenden wir auch folgende Notation, wobei „D” für Delay Operator steht:
- \underline{x} = (x_0, x_1, x_2,\hspace{0.05cm}...\hspace{0.05cm}) \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad X(D) = \sum_{i = 0}^{\infty} x_i \cdot D\hspace{0.05cm}^i \hspace{0.05cm}.
Hinweis: In der Literatur wird manchmal x(D) anstelle von X(D) verwendet. Wir schreiben in unserem Lerntutorial aber alle Bildbereichsfunktionen mit Großbuchstaben, zum Beispiel die Fourier–, die Laplace– und die D–Transformation:
- x(t) \hspace{0.15cm} \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}}\!\!\!-\!\!\bullet\hspace{0.15cm} X(f)\hspace{0.05cm},\hspace{0.4cm} x(t) \hspace{0.15cm} \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}\rm L}\!\!\!-\!\!\bullet\hspace{0.15cm} X(p) \hspace{0.05cm},\hspace{0.4cm} \underline{x} \hspace{0.15cm} \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\hspace{0.15cm} X(D) \hspace{0.05cm}.
Wir wenden nun die D–Transformation auch auf die Informationssequenz \underline{u} und die Impulsantwort \underline{g} an. Aufgrund der zeitlichen Begrenzung von \underline{g} ergibt sich die obere Summationsgrenze bei G(D) zu i = m:
- \underline{u} = (u_0, u_1, u_2,\hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}) \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad U(D) = \sum_{i = 0}^{\infty} u_i \cdot D\hspace{0.05cm}^i \hspace{0.05cm},
- \underline{g} = (g_0, g_1, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}, g_m) \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad G(D) = \sum_{i = 0}^{m} g_i \cdot D\hspace{0.05cm}^i \hspace{0.05cm}.
\text{Satz:} Wie bei allen Spektraltransformationen gilt auch bei der D–Transformation im Bildbereich die Multiplikation, da die (diskreten) Zeitsignale \underline{u} und \underline{g} durch die Faltung verknüpft sind:
- \underline{x} = \underline{u} * \underline{g} \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad X(D) = U(D) \cdot G(D) \hspace{0.05cm}.
Man bezeichnet – wie in der Systemtheorie allgemein üblich – auch die D–Transformierte G(D) der Impulsantwort \underline{g} als Übertragungsfunktion (englisch: Transfer Function). Der (recht einfache) \rm Beweis dieses wichtigen Ergebnisses finden Sie in der Angabe zur Aufgabe 3.3Z.
\text{Beispiel 4:} Wir betrachten wieder die zeitdiskreten Signale
- \underline{u} = (\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}) \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad U(D) = 1+ D \hspace{0.05cm},
- \underline{g} = (\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm}) \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad G(D) = 1+ D^2 + D^3 \hspace{0.05cm}.
Wie im \text{Beispiel 3} (auf dieser Seite oben) erhält man auch auf diesem Lösungsweg:
- X(D) = U(D) \cdot G(D) = (1+D) \cdot (1+ D^2 + D^3)
- \Rightarrow \hspace{0.3cm} X(D) = 1+ D^2 + D^3 +D + D^3 + D^4 = 1+ D + D^2 + D^4 \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} \underline{x} = (\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm}, \text{...} \hspace{0.05cm}) \hspace{0.05cm}.
Die Multiplikation mit D im Bildbereich entspricht im Zeitbereich einer Verschiebung um eine Stelle nach rechts, weshalb man D als Verzögerungsoperator (englisch: Delay Operator ) bezeichnet:
- W(D) = D \cdot X(D) \quad \bullet\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\circ\quad \underline{w} = (\hspace{0.05cm}0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm}, \text{...} \hspace{0.05cm}) \hspace{0.05cm}.
Anwendung der D–Transformation auf Rate–1/n–Faltungscoder
Wir wenden nun die Ergebnisse der letzten Seite auf einen Faltungscoder an, wobei wir uns zunächst auf den Sonderfall k = 1 beschränken.
- Ein solcher (n, \ k = 1)–Faltungscode lässt sich mit n Digitalen Filtern realisieren, die auf der gleichen Informationssequenz \underline{u} parallel arbeiten.
- Die Grafik zeigt die Anordnung für den Codeparameter n = 2 ⇒ Coderate R = 1/2.
Die folgenden Gleichungen gelten für beide Filter gleichermaßen, wobei für das obere Filter j = 1 und für das untere Filter j = 2 zu setzen ist:
- Die Impulsantworten der beiden Filter ergeben sich zu
- \underline{g}^{(j)} = (g_0^{(j)}, g_1^{(j)}, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}, g_m^{(j)}\hspace{0.01cm}) \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\rm mit }\hspace{0.15cm} j \in \{1,2\}\hspace{0.05cm}.
- Die zwei Ausgangssequenzen lauten, wobei berücksichtigt ist, dass beide Filter auf der gleichen Eingangssequenz \underline{u} = (u_0, u_1, u_2, \hspace{0.05cm} \text{...}) arbeiten:
- \underline{x}^{(j)} = (x_0^{(j)}, x_1^{(j)}, x_2^{(j)}, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}) = \underline{u} \cdot \underline{g}^{(j)} \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\rm mit }\hspace{0.15cm} j \in \{1,2\}\hspace{0.05cm}.
- Für die D–Transformierten der Ausgangssequenzen gilt:
- X^{(j)}(D) = U(D) \cdot G^{(j)}(D) \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}{\rm mit }\hspace{0.15cm} j \in \{1,2\}\hspace{0.05cm}.
Um diesen Sachverhalt kompakter darstellen zu können, definieren wir nun folgende vektorielle Größen eines Faltungscodes der Rate 1/n:
\text{Definition:} Die D–Übertragungsfunktionen der n parallel angeordneten Digitalen Filter werden im Vektor \underline{G}(D) zusammengefasst:
- \underline{G}(D) = \left ( G^{(1)}(D), G^{(2)}(D), \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.1cm}, G^{(n)} (D) \right )\hspace{0.05cm}.
- Der Vektor \underline{X}(D) beinhaltet die D–Transformierten der n Codesequenzen \underline{x}^{(1)}, \underline{x}^{(2)}, \ \text{...} \ , \underline{x}^{(n)}:
- \underline{X}(D) = \left ( X^{(1)}(D), X^{(2)}(D), \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.1cm}, X^{(n)} (D) \right )\hspace{0.05cm}.
- Damit erhält man die folgende Vektorgleichung:
- \underline{X}(D) = U(D) \cdot \underline{G}(D)\hspace{0.05cm}.
- Aufgrund des Codeparameters k = 1 ist U(D) hier keine vektorielle Größe.
\text{Beispiel 5:} Wir betrachten den Faltungscodierer mit den Codeparametern n = 2, \ k = 1, \ m = 2. Für diesen gilt:
- \underline{g}^{(1)} =(\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm}) \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad G(D) = 1+ D + D^2 \hspace{0.05cm},
- \underline{g}^{(2)}= (\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm}) \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad G(D) = 1+ D^2
- \Rightarrow \hspace{0.3cm} \underline{G}(D) = \big ( 1+ D + D^2 \hspace{0.05cm}, \hspace{0.1cm}1+ D^2 \big )\hspace{0.05cm}.
Die Informationssequenz sei \underline{u} = (1, 0, 1, 1) ⇒ D–Transformierte U(D) = 1 + D^2 + D^3. Damit erhält man:
- \underline{X}(D) = \left ( X^{(1)}(D),\hspace{0.1cm} X^{(2)}(D) \right ) = U(D) \cdot \underline{G}(D) \hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm}
wobei
- {X}^{(1)}(D) = (1+ D^2 + D^3) \cdot (1+ D + D^2)=1+ D + D^2 + D^2 + D^3 + D^4 + D^3 + D^4 + D^5 = 1+ D + D^5
- \Rightarrow \hspace{0.3cm} \underline{x}^{(1)} = (\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} \hspace{0.05cm}) \hspace{0.05cm},
- {X}^{(2)}(D) = (1+ D^2 + D^3) \cdot (1+ D^2)=1+ D^2 + D^2 + D^4 + D^3 + D^5 = 1+ D^3 + D^4 + D^5
- \Rightarrow \underline{x}^{(2)} = (\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} \hspace{0.05cm}) \hspace{0.05cm}.
Das gleiche Ergebnis haben wir in der Aufgabe 3.1Z auf anderem Wege erhalten. Nach dem Multplexen der beiden Stränge erhält man wieder:
- \underline{x} = (11, 10, 00, 01, 01, 11, 00, 00, \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm}).
Übertragungsfunktionsmatrix – Transfer Function Matrix
Wir haben gesehen, dass ein Faltungscode der Rate 1/n sich am kompaktesten als Vektorgleichung im D–transformierten Bereich beschreiben lässt: \underline{X}(D) = U(D) \cdot \underline{G}(D).
Nun erweitern wir das Resultat auf Faltungscodierer mit mehr als einem Eingang ⇒ k ≥ 2 (siehe Grafik).
Um einen Faltungscode der Rate k/n im D–Bereich abbilden zu können, muss die Dimension obiger Vektorgleichung hinsichtlich Eingang und Übertragungsfunktion erhöht werden:
- \underline{X}(D) = \underline{U}(D) \cdot { \boldsymbol{\rm G}}(D)\hspace{0.05cm}.
Dazu sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Aus der skalaren Funktion U(D) wird der Vektor \underline{U}(D) = (U^{(1)}(D), \ U^{(2)}(D), \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} , \ U^{(k)}(D)).
- Aus dem Vektor \underline{G}(D) wird die k × n–Übertragungsfunktionsmatrix \mathbf{G}(D) (englisch: Transfer Function Matrix oder Polynomial Generator Matrix):
- {\boldsymbol{\rm G}}(D)=\begin{pmatrix} G_1^{(1)}(D) & G_1^{(2)}(D) & \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} & G_1^{(n)}(D)\\ G_2^{(1)}(D) & G_2^{(2)}(D) & \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} & G_2^{(n)}(D)\\ \vdots & \vdots & & \vdots\\ G_k^{(1)}(D) & G_k^{(2)}(D) & \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm} & G_k^{(n)}(D) \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
- Jedes der k \cdot n Matrixelemente G_i^{(j)}(D) mit 1 ≤ i ≤ k,\ \ 1 ≤ j ≤ n ist ein Polynom über der Dummy–Variablen D im Galoisfeld {\rm GF}(2), maximal vom Grad m, wobei m das Gedächtnis angibt.
- Für die obige Übertragungsfunktionsmatrix kann mit den zu Beginn dieses Kapitels definierten Teilmatrizen \mathbf{G}_0, \ \text{...} \ , \mathbf{G}_m auch geschrieben werden (als Index verwenden wir wieder l):
- {\boldsymbol{\rm G}}(D) = \sum_{l = 0}^{m} {\boldsymbol{\rm G}}_l \cdot D\hspace{0.03cm}^l = {\boldsymbol{\rm G}}_0 + {\boldsymbol{\rm G}}_1 \cdot D + {\boldsymbol{\rm G}}_2 \cdot D^2 + \hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm}+ {\boldsymbol{\rm G}}_m \cdot D\hspace{0.03cm}^m \hspace{0.05cm}.
\text{Beispiel 6:} Wir betrachten den (n = 3, \ k = 2, \ m = 1)–Faltungscoder, dessen Teilmatrizen bereits im \text{Beispiel 1} wie folgt ermittelt wurden:
- { \boldsymbol{\rm G} }_0 = \begin{pmatrix} 1 & 0 & 1\\ 0 & 1 & 1 \end{pmatrix} \hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm} { \boldsymbol{\rm G} }_1 = \begin{pmatrix} 1 & 1 & 1\\ 1 & 0 & 0 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Wegen m = 1 existieren keine Teilmatrizen für l ≥ 2. Damit lautet die Übertragungsfunktionsmatrix:
- {\boldsymbol{\rm G} }(D) = {\boldsymbol{\rm G} }_0 + {\boldsymbol{\rm G} }_1 \cdot D = \begin{pmatrix} 1+D & D & 1+D\\ D & 1 & 1 \end{pmatrix} \hspace{0.05cm}.
Die (zeitlich begrenzte) Informationssequenz sei \underline{u} = (0, 1, 1, 0, 0, 0, 1, 1), woraus sich die beiden Eingangsfolgen wie folgt ergeben:
- \underline{u}^{(1)} = (\hspace{0.05cm}0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm}) \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad {U}^{(1)}(D) = D + D^3 \hspace{0.05cm},
- \underline{u}^{(2)} = (\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm}) \quad \circ\!\!-\!\!\!-^{\hspace{-0.25cm}D}\!\!\!-\!\!\bullet\quad {U}^{(2)}(D) = 1 + D^3 \hspace{0.05cm}.
Daraus folgt für den Vektor der D–Transformierten am Coderausgang:
- \underline{X}(D) = \big (\hspace{0.05cm} {X}^{(1)}(D)\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm} {X}^{(2)}(D)\hspace{0.05cm}, \hspace{0.05cm} {X}^{(3)}(D)\hspace{0.05cm}\big ) = \underline{U}(D) \cdot {\boldsymbol{\rm G} }(D) \begin{pmatrix} D+D^3 & 1+D^3 \end{pmatrix} \cdot \begin{pmatrix} 1+D & D & 1+D\\ D & 1 & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Damit ergeben sich in den drei Strängen folgende Codesquenzen:
- {X}^{(1)}(D) = (D + D^3) \cdot (1+D) + (1 + D^3) \cdot D =D + D^2 + D^3 + D^4 + D + D^4 = D^2 + D^3
- \Rightarrow \hspace{0.3cm} \underline{x}^{(1)} = (\hspace{0.05cm}0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm}) \hspace{0.05cm},
- {X}^{(2)}(D)= (D + D^3) \cdot D + (1 + D^3) \cdot 1 = D^2 + D^4 + 1 + D^3 = 1+D^2 + D^3 + D^4
- \Rightarrow \hspace{0.3cm}\underline{x}^{(2)} = (\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm}) \hspace{0.05cm},
- {X}^{(3)}(D)=(D + D^3) \cdot (1 + D) + (1 + D^3) \cdot 1 = D + D^2 + D^3+ D^4 + 1 + D^3 = 1+ D + D^2 + D^4
- \Rightarrow \hspace{0.3cm}\underline{x}^{(3)} = (\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm} 1\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm} 0\hspace{0.05cm},\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm}) \hspace{0.05cm}.
Die gleichen Ergebnisse haben wir auf anderen Wegen bereits in vorherigen Beispielen erhalten:
- im \text{Beispiel 4} des Kapitels „Grundlagen der Faltungscodierung”,
- im \text{Beispiel 2} des aktuellen Kapitels.
Systematische Faltungscodes
Die Polynomrepräsentation anhand der Übertragungsfunktionsmtrix \mathbf{G}(D) ermöglicht Einblicke in die Struktur eines Faltungscodes.
- Beispielsweise erkennt man anhand dieser k × n–Matrix, ob es sich um einen systematischen Code handelt.
- Darunter versteht man einen Code, bei dem die Codesequenzen \underline{x}^{(1)}, \ \text{...} \ , \ \underline{x}^{(k)} mit den Informationssequenzen \underline{u}^{(1)}, \ \text{...} \ , \ \underline{u}^{(k)} identisch sind.
- Die Grafik zeigt beispielhaft einen systematischen (n = 4, \ k = 3)–Faltungscode.
Ein systematischer (n, k)–Faltungscode liegt immer dann vor, wenn die Übertragungsfunktionsmatrix (mit k Zeilen und n Spalten) folgendes Aussehen hat:
- {\boldsymbol{\rm G}}(D) = {\boldsymbol{\rm G}}_{\rm sys}(D) = \left [ \hspace{0.05cm} {\boldsymbol{\rm I}}_k\hspace{0.05cm} ; \hspace{0.1cm} {\boldsymbol{\rm P}}(D) \hspace{0.05cm}\right ] \hspace{0.05cm}.
Hierbei ist folgende Nomenklatur verwendet:
- \mathbf{I}_k bezeichnet eine diagonale Einheitsmatrix der Dimension k × k.
- \mathbf{P}(D) ist eine k × (n -k)–Matrix, wobei jedes Matrixelement ein Polynom in D beschreibt.
\text{Beispiel 7:} Ein systematischer Faltungscode mit n = 3, \ k = 2, \ m = 2 könnte beispielsweise die folgende Übertragungsfunktionsmatrix aufweisen:
- {\boldsymbol{\rm G} }_{\rm sys}(D) = \begin{pmatrix} 1 & 0 & 1+D^2\\ 0 & 1 & 1+D \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Andere systematische Faltungscodes mit gleichem n und gleichem k unterscheiden sich demgegenüber nur durch die beiden Matrixelemente in der letzten Spalte.
Äquivalenter systematischer Faltungscode
Zu jedem (n, \ k)–Faltungscode mit Matrix \mathbf{G}(D) gibt es einen äquivalenten systematischen Code, dessen D–Matrix wir mit \mathbf{G}_{\rm sys}(D) benennen.
Um von der Übertragungsfunktionsmatrix \mathbf{G}(D) zur Matrix \mathbf{G}_{\rm sys}(D) des äquivalenten systematischen Faltungscodes zu kommen, geht man gemäß Grafik wie folgt vor:
- Man unterteilt die k × n–Matrix \mathbf{G}(D) in eine quadratische Matrix \mathbf{T}(D) mit k Zeilen und k Spalten und bezeichnet den Rest mit \mathbf{Q}(D).
- Anschließend berechnet man die zu \mathbf{T}(D) inverse Matrix \mathbf{T}^{-1}(D) und daraus die Matrix für den äquivanten systematischen Code:
- {\boldsymbol{\rm G}}_{\rm sys}(D)= {\boldsymbol{\rm T}}^{-1}(D) \cdot {\boldsymbol{\rm G}}(D) \hspace{0.05cm}.
- Da \mathbf{T}^{-1}(D) \cdot \mathbf{T}(D) die k × k–Einheitsmatrix \mathbf{I}_k ergibt, kann die Übertragungsfunktionsmatrix des äquivalenten systematischen Codes in der gewünschten Form geschrieben werden:
- {\boldsymbol{\rm G}}_{\rm sys}(D) = \big [ \hspace{0.05cm} {\boldsymbol{\rm I}}_k\hspace{0.05cm} ; \hspace{0.1cm} {\boldsymbol{\rm P}}(D) \hspace{0.05cm}\big ] \hspace{0.5cm}{\rm mit}\hspace{0.5cm} {\boldsymbol{\rm P}}(D)= {\boldsymbol{\rm T}}^{-1}(D) \cdot {\boldsymbol{\rm Q}}(D) \hspace{0.05cm}. \hspace{0.05cm}
\text{Beispiel 8:}
Der auf den letzten Seiten schon häufiger betrachtete Coder der Rate 2/3 ist nicht systematisch, weil zum Beispiel \underline{x}^{(1)} ≠ \underline{u}^{(1)}, \ \underline{x}^{(2)} ≠ \underline{u}^{(2)} gilt (siehe nebenstehende Coderschaltung).
Man erkennt dies aber auch anhand der Übertragungsfunktionsmatrix:
- {\boldsymbol{\rm G} }(D) = \big [ \hspace{0.05cm} {\boldsymbol{\rm T} }(D)\hspace{0.05cm} ; \hspace{0.1cm} {\boldsymbol{\rm Q} }(D) \hspace{0.05cm}\big ]
- \Rightarrow \hspace{0.3cm} {\boldsymbol{\rm T} }(D) = \begin{pmatrix} 1+D & D\\ D & 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} {\boldsymbol{\rm Q} }(D) = \begin{pmatrix} 1+D \\ 1 \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Die Determinante von \mathbf{T}(D) ergibt sich zu (1 + D) \cdot 1 + D \cdot D = 1 + D + D^2 und ist ungleich Null.
Somit kann für die Inverse von \mathbf{T}(D) geschrieben werden (Vertauschung der Diagonalelemente!):
- {\boldsymbol{\rm T} }^{-1}(D) = \frac{1}{1+D+D^2} \cdot \begin{pmatrix} 1 & D\\ D & 1+D \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Das Produkt \mathbf{T}(D) \cdot \mathbf{T}^{–1}(D) ergibt die Einheitsmatrix \mathbf{I}_2, und für die dritte Spalte von \mathbf{G}_{\rm sys}(D) gilt:
- {\boldsymbol{\rm P} }(D)= {\boldsymbol{\rm T} }^{-1}(D) \cdot {\boldsymbol{\rm Q} }(D) = \frac{1}{1+D+D^2} \cdot \begin{pmatrix} 1 & D\\ D & 1+D \end{pmatrix}\cdot \begin{pmatrix} 1+D\\ 1 \end{pmatrix}
- \Rightarrow \hspace{0.3cm} {\boldsymbol{\rm P} }(D) = \frac{1}{1+D+D^2} \cdot \begin{pmatrix} (1+D) + D \\ D \cdot (1+D) + (1+D) \end{pmatrix} = \frac{1}{1+D+D^2} \cdot \begin{pmatrix} 1 \\ 1+D^2 \end{pmatrix}
- \Rightarrow \hspace{0.2cm}{\boldsymbol{\rm G} }_{\rm sys}(D) = \begin{pmatrix} 1 & 0 & \frac{1}{1+D+D^2}\\ 0 & 1 &\frac{1+D^2}{1+D+D^2} \end{pmatrix}\hspace{0.05cm}.
Zu klären ist noch, wie das Filter einer solchen gebrochen–rationalen Übertragungsfunktion aussieht.
Filterstruktur bei gebrochen–rationaler Übertragungsfunktion
Hat eine Übertragungsfunktion die Form G(D) = A(D)/B(D), so bezeichnet man das zugehörige Filter als rekursiv.
Bei einem rekursiven Faltungscodierer mit dem Gedächtnis m kann für die beiden Polynome A(D) und B(D) allgemein geschrieben werden:
- A(D) = \sum_{l = 0}^{m} a_l \cdot D\hspace{0.05cm}^l = a_0 + a_1 \cdot D + a_2 \cdot D^2 +\ \text{...} \ \hspace{0.05cm} + a_m \cdot D\hspace{0.05cm}^m \hspace{0.05cm},
- B(D) = 1 + \sum_{l = 1}^{m} b_l \cdot D\hspace{0.05cm}^l = 1 + b_1 \cdot D + b_2 \cdot D^2 + \ \text{...} \ \hspace{0.05cm} + b_m \cdot D\hspace{0.05cm}^m \hspace{0.05cm}.
Die Grafik zeigt die entsprechende Filterstruktur in der so genannten Controller Canonical Form:
- Die Koeffizienten a_0, \ \text{...} \ , \ a_m beschreiben den Vorwärtszweig.
- Die Koeffizienten b_1, \ \text{...} \ , \ b_m bilden eine Rückkopplung.
- Alle Koeffizienten sind binär, also 1 (durchgehende Verbindung) oder 0 (fehlende Verbindung).
\text{Beispiel 9:} Die rechts skizzierte Filterstruktur lässt sich wie folgt beschreiben:
- x_i = w_i + w_{i-2} \hspace{0.05cm},
- w_i = u_i + w_{i-1}+ w_{i-2} \hspace{0.05cm}.
Entsprechend gilt für die D–Transformierten:
- X(D) =W(D) + W(D) \cdot D^2 =W(D) \cdot \left ( 1+ D^2 \right ) \hspace{0.05cm},
- W(D) = \hspace{0.08cm} U(D) + W(D) \cdot D+ W(D) \cdot D^2
- \Rightarrow \hspace{0.3cm} U(D) = W(D) \cdot \left ( 1+ D + D^2 \right ) \hspace{0.05cm}.
Somit erhält man für die Übertragungsfunktion dieses Filters:
- G(D) = \frac{X(D)}{U(D)} = \frac{1+D^2}{1+D+D^2} \hspace{0.05cm}.
Im \text{Beispiel 8} zum äquivalenten systematischen Faltungscode hat sich im unteren Zweig genau dieser Ausdruck ergeben.
Aufgaben zum Kapitel
Aufgabe 3.2: G–Matrix eines Faltungscodierers
Aufgabe 3.2Z: (3, 1, 3)–Faltungscodierer
Aufgabe 3.3: Codesequenzberechnung über U(D) und G(D)
Aufgabe 3.3Z: Faltung und D–Transformation
Aufgabe 3.4: Systematische Faltungscodes
Aufgabe 3.4Z: Äquivalente Faltungscodes?
Aufgabe 3.5: Rekursive Filter für GF(2)