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Aufgabe 1.7: Nahezu kausaler Gaußtiefpass

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Version vom 9. September 2021, 18:43 Uhr von Guenter (Diskussion | Beiträge)
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Impulsantwort eines nahezu kausalen Gaußtiefpasses

Messungen haben ergeben, dass ein LZI–System mit guter Näherung durch einen Gaußtiefpass angenähert werden kann, wenn man eine zusätzliche Laufzeit  τ  berücksichtigt. Somit lautet der Frequenzgang:

H(f) = {\rm e}^{-\pi\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}(f/\Delta f)^2} \cdot {\rm e}^{-{\rm j}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}2\pi f \tau}.

Die beiden Systemparameter,

  • die äquivalente Impulsdauer  Δt = 1/Δf  und
  • die Verzögerungszeit  τ,


können der in der Grafik dargestellten Impulsantwort  h(t)  entnommen werden.

  • Es ist offensichtlich, dass dieses Modell nicht exakt der (kausalen) Wirklichkeit entspricht, da die Impulsantwort  h(t)  auch für  t < 0  nicht vollkommen verschwindet.
  • In der Teilaufgabe  (3)  wird deshalb nach dem maximalen relativen Fehler gefragt, der wie folgt definiert ist:
\varepsilon_{\rm max} = \frac{\max_{t \hspace{0.02cm}< \hspace{0.1cm}0}|h(t)|}{h(t = \tau)}.

In Worten:   Der maximale relative Fehler  ε_{\rm max}  ist gleich dem Maximalwert der Impulsantwort  h(t)  bei negativen Zeiten, bezogen auf den maximalen Wert  h(t = τ)  der Impulsantwort.




Hinweise:

  • Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite  Gaußtiefpass.
  • Zur Berechnung von Sprung– und Rechteckantwort können Sie das Gaußsche Fehlerintegral verwenden:
{\rm \phi}(x) = \frac{1}{\sqrt{2 \pi }} \cdot \int_{ -\infty }^{ x } {{\rm e}^{-u^2/2}} \hspace{0.1cm}{\rm d}u.
Einige Werte der Gaußschen Fehlerfunktion




Fragebogen

1

Wie groß sind die äquivalente Bandbreite  \Delta f   und die Laufzeit  \tau ?

\Delta f \ = \

\ \rm MHz
\tau \ = \

\ \rm ns

2

Es gelte  x(t) = 1 \hspace{0.05cm}{\rm V} · \cos(2π · 6\ {\rm MHz }· t).  Wie lautet das Ausgangssignal  y(t)?  Welcher Signalwert ergibt sich zur Zeit  t = 0?

y(t = 0) \ = \

\ \rm V

3

Eigentlich sollte bei Kausalität  h(t < 0) = 0  gelten.  Wie groß ist der maximale relative Fehler  \varepsilon_{\rm max}  des betrachteten Modells?
Definition von  \varepsilon_{\rm max} siehe Angabenseite.

\varepsilon_{\rm max} \ = \

\ \cdot 10^{-6}

4

Berechnen Sie die (dimensionslose) Sprungantwort  σ(t).  Welche Werte ergeben sich zu den Zeiten  t = 250 \hspace{0.05cm} \rm ns  und  t = 300 \hspace{0.05cm} \rm ns?

σ(t = 250\hspace{0.05cm} \rm ns)\ = \

σ(t = 300\hspace{0.05cm} \rm ns) \ = \


Musterlösung

(1)  Die äquivalente Bandbreite  Δf  ist gleich  h(t = τ) \hspace{0.05cm} \rm \underline{= \ 8 \ MHz}.

  • Dies ist gleichzeitig der Kehrwert der äquivalenten Impulsdauer  Δt = 125 \ \rm ns.
  • Auch die Phasenlaufzeit  τ \hspace{0.15cm} \rm \underline{= \ 250 \ \rm ns}  kann direkt aus der Grafik abgelesen werden.


(2)  Ohne Berücksichtigung der Laufzeit ergäbe sich ein Cosinussignal mit der Amplitude

A_y = 1\,{\rm V} \cdot {\rm e}^{-\pi({ {6\,\rm MHz} }/{ {8\,\rm MHz} })^2}= 0.171\,{\rm V}.
  • Die Laufzeit bewirkt eine Phasenverschiebung um  :
y(t) = A_y \cdot {\rm cos}(2\pi f_0 ( t - \tau) ) = A_y \cdot {\rm cos}(2\pi f_0 t - 2\pi \cdot {6\,\rm MHz}\cdot {250\,\rm ns} ) = A_y \cdot {\rm cos}(2\pi f_0 t - 3\pi ) = -A_y \cdot {\rm cos}(2\pi f_0 t ).
  • Der gesuchte Wert ist somit  y(t = 0) \hspace{0.05cm} \rm \underline{= \ –0.171 \ V}.


(3)  Die Impulsantwort lautet:

h(t) = h_{\rm GTP}(t - \tau) =\Delta f \cdot {\rm e}^{-\pi(\frac{t - \tau}{\Delta t})^2} .
  • Da  h(t)  im Bereich  t < 0  stetig zunimmt, tritt der Maximalwert (bei negativen Zeiten) etwa bei  t = 0  auf:
h(t = 0) = \Delta f \cdot {\rm e}^{-\pi(\frac{ \tau}{\Delta t})^2}= \Delta f \cdot {\rm e}^{-4\pi} .
  • Mit  h(t = τ) = Δf erhält man so:
\varepsilon_{\rm max}= {\rm e}^{-4\pi}\hspace{0.15cm}\underline{ \approx 3.49} \cdot 10^{-6} .


(4)  Wir lassen vorerst die Phasenlaufzeit  τ  des zweiten Systems außer Betracht und berechnen die Sprungantwort des Gaußtiefpasses:

\sigma_{\rm GTP}(t) = \frac{1}{\Delta t} \cdot \int_{ -\infty }^{ t } {{\rm e}^{-\pi \left({t\hspace{0.05cm}'}/{\Delta t}\right)^2}} \hspace{0.1cm}{\rm d}t'.
  • Nach der Substitution  u = t\hspace{0.05cm}' \cdot {\sqrt{2\pi}}/{\Delta t}  ergibt sich mit dem Gaußschen Fehlerintegral  ϕ(x):
\sigma_{\rm GTP}(t) = \frac{1}{\sqrt{2 \pi } } \cdot \int_{ -\infty }^{ \sqrt{2\pi}\cdot\hspace{0.05cm} t / \Delta t } { {\rm e}^{-u^2/2} } \hspace{0.1cm}{\rm d}u = {\rm \phi}(\sqrt{2\pi}\cdot \frac{t}{\Delta t }),\hspace{1cm} {\rm \phi}(x) = \frac{1}{\sqrt{2 \pi }} \cdot \int_{ -\infty }^{ x } {{\rm e}^{-u^2/2}} \hspace{0.1cm}{\rm d}u.
  • Unter Berücksichtigung der Laufzeit  τ  erhält man somit für die gesamte Sprungantwort:
\sigma(t) = \sigma_{\rm GTP}(t - \tau) = {\rm \phi}(\sqrt{2\pi}\cdot \frac{t - \tau}{\Delta t }).
  • Der Wert bei  t = τ = 250 \ \rm ns  ist
\sigma(t = {250\,\rm ns}) = \sigma_{\rm GTP}(t = 0) =\ \rm \underline{ϕ(0) \ = \ 0.500}.
  • Entsprechend erhält man für  t = τ = 300 \ \rm ns:
\sigma(t = {300\,\rm ns}) = \sigma_{\rm GTP}(t = {50\,\rm ns}) = {\rm \phi}(\sqrt{2\pi}\cdot \frac{ {50\,\rm ns} }{ {125\,\rm ns} })\approx {\rm \phi}(1)\hspace{0.15cm}\underline{ = 0.841}.