Aufgabe 1.7: Nahezu kausaler Gaußtiefpass
Messungen haben ergeben, dass ein LZI–System mit guter Näherung durch einen Gaußtiefpass angenähert werden kann, wenn man eine zusätzliche Laufzeit τ berücksichtigt. Somit lautet der Frequenzgang:
- H(f) = {\rm e}^{-\pi\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}(f/\Delta f)^2} \cdot {\rm e}^{-{\rm j}\hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}2\pi f \tau}.
Die beiden Systemparameter,
- die äquivalente Impulsdauer Δt = 1/Δf und
- die Verzögerungszeit τ,
können der in der Grafik dargestellten Impulsantwort h(t) entnommen werden.
- Es ist offensichtlich, dass dieses Modell nicht exakt der (kausalen) Wirklichkeit entspricht, da die Impulsantwort h(t) auch für t < 0 nicht vollkommen verschwindet.
- In der Teilaufgabe (3) wird deshalb nach dem maximalen relativen Fehler gefragt, der wie folgt definiert ist:
- \varepsilon_{\rm max} = \frac{\max_{t \hspace{0.02cm}< \hspace{0.1cm}0}|h(t)|}{h(t = \tau)}.
In Worten: Der maximale relative Fehler ε_{\rm max} ist gleich dem Maximalwert der Impulsantwort h(t) bei negativen Zeiten, bezogen auf den maximalen Wert h(t = τ) der Impulsantwort.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Einige systemtheoretische Tiefpassfunktionen.
- Bezug genommen wird insbesondere auf die Seite Gaußtiefpass.
- Zur Berechnung von Sprung– und Rechteckantwort können Sie das Gaußsche Fehlerintegral verwenden:
- {\rm \phi}(x) = \frac{1}{\sqrt{2 \pi }} \cdot \int_{ -\infty }^{ x } {{\rm e}^{-u^2/2}} \hspace{0.1cm}{\rm d}u.
Fragebogen
Musterlösung
- Dies ist gleichzeitig der Kehrwert der äquivalenten Impulsdauer Δt = 125 \ \rm ns.
- Auch die Phasenlaufzeit τ \hspace{0.15cm} \rm \underline{= \ 250 \ \rm ns} kann direkt aus der Grafik abgelesen werden.
(2) Ohne Berücksichtigung der Laufzeit ergäbe sich ein Cosinussignal mit der Amplitude
- A_y = 1\,{\rm V} \cdot {\rm e}^{-\pi({ {6\,\rm MHz} }/{ {8\,\rm MHz} })^2}= 0.171\,{\rm V}.
- Die Laufzeit bewirkt eine Phasenverschiebung um 3π:
- y(t) = A_y \cdot {\rm cos}(2\pi f_0 ( t - \tau) ) = A_y \cdot {\rm cos}(2\pi f_0 t - 2\pi \cdot {6\,\rm MHz}\cdot {250\,\rm ns} ) = A_y \cdot {\rm cos}(2\pi f_0 t - 3\pi ) = -A_y \cdot {\rm cos}(2\pi f_0 t ).
- Der gesuchte Wert ist somit y(t = 0) \hspace{0.05cm} \rm \underline{= \ –0.171 \ V}.
(3) Die Impulsantwort lautet:
- h(t) = h_{\rm GTP}(t - \tau) =\Delta f \cdot {\rm e}^{-\pi(\frac{t - \tau}{\Delta t})^2} .
- Da h(t) im Bereich t < 0 stetig zunimmt, tritt der Maximalwert (bei negativen Zeiten) etwa bei t = 0 auf:
- h(t = 0) = \Delta f \cdot {\rm e}^{-\pi(\frac{ \tau}{\Delta t})^2}= \Delta f \cdot {\rm e}^{-4\pi} .
- Mit h(t = τ) = Δf erhält man so:
- \varepsilon_{\rm max}= {\rm e}^{-4\pi}\hspace{0.15cm}\underline{ \approx 3.49} \cdot 10^{-6} .
(4) Wir lassen vorerst die Phasenlaufzeit τ des zweiten Systems außer Betracht und berechnen die Sprungantwort des Gaußtiefpasses:
- \sigma_{\rm GTP}(t) = \frac{1}{\Delta t} \cdot \int_{ -\infty }^{ t } {{\rm e}^{-\pi \left({t\hspace{0.05cm}'}/{\Delta t}\right)^2}} \hspace{0.1cm}{\rm d}t'.
- Nach der Substitution u = t\hspace{0.05cm}' \cdot {\sqrt{2\pi}}/{\Delta t} ergibt sich mit dem Gaußschen Fehlerintegral ϕ(x):
- \sigma_{\rm GTP}(t) = \frac{1}{\sqrt{2 \pi } } \cdot \int_{ -\infty }^{ \sqrt{2\pi}\cdot\hspace{0.05cm} t / \Delta t } { {\rm e}^{-u^2/2} } \hspace{0.1cm}{\rm d}u = {\rm \phi}(\sqrt{2\pi}\cdot \frac{t}{\Delta t }),\hspace{1cm} {\rm \phi}(x) = \frac{1}{\sqrt{2 \pi }} \cdot \int_{ -\infty }^{ x } {{\rm e}^{-u^2/2}} \hspace{0.1cm}{\rm d}u.
- Unter Berücksichtigung der Laufzeit τ erhält man somit für die gesamte Sprungantwort:
- \sigma(t) = \sigma_{\rm GTP}(t - \tau) = {\rm \phi}(\sqrt{2\pi}\cdot \frac{t - \tau}{\Delta t }).
- Der Wert bei t = τ = 250 \ \rm ns ist
- \sigma(t = {250\,\rm ns}) = \sigma_{\rm GTP}(t = 0) =\ \rm \underline{ϕ(0) \ = \ 0.500}.
- Entsprechend erhält man für t = τ = 300 \ \rm ns:
- \sigma(t = {300\,\rm ns}) = \sigma_{\rm GTP}(t = {50\,\rm ns}) = {\rm \phi}(\sqrt{2\pi}\cdot \frac{ {50\,\rm ns} }{ {125\,\rm ns} })\approx {\rm \phi}(1)\hspace{0.15cm}\underline{ = 0.841}.