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Digitale Filter

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Version vom 10. Februar 2022, 18:29 Uhr von Guenter (Diskussion | Beiträge)
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Allgemeines Blockschaltbild


Jedes Signal  x(t)  kann an einem Rechner nur durch die Folge  xν  seiner Abtastwerte dargestellt werden,  wobei  xν  für  x(ν·TA)  steht.

Blockschaltbild eines digitalen Filters
  • Der zeitliche Abstand  TA  zwischen zwei Abtastwerten ist dabei durch das  Abtasttheorem  nach oben begrenzt.
  • Um den Einfluss eines linearen Filters mit Frequenzgang  H(f)  auf das zeitdiskrete Signal  xν  zu erfassen,  bietet es sich an,  auch das Filter zeitdiskret zu beschreiben.
  • Rechts sehen Sie das entsprechende Blockschaltbild.


Für die Abtastwerte des Ausgangssignals gilt somit:

yν=Mμ=0aμxνμ+Mμ=1bμyνμ.

Das Applet  "Digitale Filter" verdeutlicht den Themenkomplex dieses Kapitels.
Hierzu ist Folgendes zu bemerken:

  • Die erste Summe beschreibt die Abhängigkeit des aktuellen Ausgangs  yν  vom aktuellen Eingang  xν  und von den  M  vorherigen Eingangswerten  xν1, ... , xνM.
  • Die zweite Summe kennzeichnet die Beeinflussung von  yν  durch die vorherigen Werte  yν1, ... , yνM  am Filterausgang.  Sie gibt somit den rekursiven Teil des Filters an.
  • Man bezeichnet den ganzzahligen Parameter  M  als die  "Ordnung"  des digitalen Filters.

Nichtrekursives Filter


Definition:  Sind alle Rückführungskoeffizienten  bμ=0,  so spricht von einem  nichtrekursiven Filter.  Ansonsten spricht man von einem  "rekursiven Filter".


Ein solches nichtrekursives Filter  M–ter Ordnung besitzt folgende Eigenschaften:

Nichtrekursives digitales Filter
  • Der Ausgangswert  yν  hängt nur vom aktuellen und den  M  vorherigen Eingangswerten ab:
yν=Mμ=0aμxμν.
  • Die Filterimpulsantwort erhält man daraus mit  x(t)=δ(t):
h(t)=Mμ=0aμδ(tμTA).
Entsprechendes Eingangssignal in zeitdiskreter Schreibweise:  
      xν0  mit Ausnahme von  x0=1.
  • Durch Anwendung des Verschiebungssatzes folgt daraus für den Filterfrequenzgang:
H(f)=Mμ=0aμej2πfμTA.

Beispiel 1:  Ein Zweiwegekanal,  bei dem

  • das Signal auf dem Hauptpfad gegenüber dem Eingangssignal ungedämpft,  aber um   2\ \rm µ s   verzögert ankommt,  und
  • in  4\ \rm µ s  Abstand – also absolut zur Zeit   t = 6\ \rm µ s   – ein Echo mit halber Amplitude nachfolgt,


kann durch ein nichtrekursives Filter entsprechend obiger Skizze nachgebildet werden,  wobei folgende Parameterwerte einzustellen sind:

M = 3,\quad T_{\rm A} = 2\;{\rm{µ s} },\quad a_{\rm 0} = 0,\quad a_{\rm 1} = 1, \quad a_{\rm 2} = 0, \quad a_{\rm 3} = 0.5.

Rekursives Filter


\text{Definition:}  Sind alle Vorwärtskoeffizienten  a_\nu \equiv 0  mit Ausnahme von  a_0,   so liegt ein  (rein) rekursives Filter  vor.


Rekursives digitales Filter erster Ordnung

Im Folgenden beschränken wir uns auf den Sonderfall  M = 1  (Blockschaltbild entsprechend der Grafik).  Dieses Filter weist folgende Eigenschaften auf:

  • Der Ausgangswert  y_ν  hängt  (indirekt)  von unendlich vielen Eingangswerten ab:
y_\nu = \sum\limits_{\mu = 0}^\infty {a_0 \cdot {b_1} ^\mu \cdot x_{\nu - \mu } .}
  • Dies zeigt die folgende Rechung:
y_\nu = a_0 \cdot x_\nu + b_1 \cdot y_{\nu - 1} = a_0 \cdot x_\nu + a_0 \cdot b_1 \cdot x_{\nu - 1} + {b_1} ^2 \cdot y_{\nu - 2}.


\text{Definition:} 

  • Die  zeitdiskrete Impulsantwort  〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉  ist definitionsgemäß gleich der Ausgangsfolge,  wenn am Eingang eine einzelne „Eins” bei  t =0  anliegt.
  • Bei einem rekursiven Filter reicht die zeitdiskrete Impulsantwort schon mit  M = 1  bis ins Unendliche:
h(t)= \sum\limits_{\mu = 0}^\infty {a_0 \cdot {b_1} ^\mu \cdot \delta ( {t - \mu \cdot T_{\rm A} } )}\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm}〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉= 〈\hspace{0.05cm}a_0, \ a_0\cdot {b_1}, \ a_0\cdot {b_1}^2, \ a_0\cdot {b_1}^3, \ \text{...} \hspace{0.05cm}〉.


Weiter ist anzumerken:

  • Aus Stabilitätsgründen muss  b_1 < 1  gelten.
  • Bei  b_1 = 1  würde sich die Impulsantwort  h(t)  bis ins Unendliche erstrecken und bei  b_1 > 1  würde  h(t)  sogar bis ins Unendliche anklingen.
  • Bei einem solchen rekursiven Filter erster Ordnung ist jede einzelne Diraclinie genau um den Faktor  b_1  kleiner als die vorherige Diraclinie:
h_{\mu} = h(\mu \cdot T_{\rm A}) = {b_1} \cdot h_{\mu -1}.
Zeitdiskrete Impulsantwort eines rekursiven Digitalfilters

\text{Beispiel 2:}  Die nebenstehende Grafik zeigt die zeitdiskrete Impulsantwort  〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉  eines rekursiven Filters erster Ordnung mit den Parametern  a_0 = 1  und  b_1 = 0.6.

  • Der Verlauf ist exponentiell abfallend und erstreckt sich bis ins Unendliche.
  • Das Verhältnis der Gewichte zweier aufeinander folgender Diracs ist jeweils  b_1 = 0.6.


Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 5.3: Digitales Filter 1. Ordnung

Aufgabe 5.3Z: Nichtrekursives Filter

Aufgabe 5.4: Sinusgenerator