Digitale Filter
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines Blockschaltbild
Jedes Signal x(t) kann an einem Rechner nur durch die Folge 〈xν〉 seiner Abtastwerte dargestellt werden, wobei xν für x(ν·TA) steht.
- Der zeitliche Abstand TA zwischen zwei Abtastwerten ist dabei durch das Abtasttheorem nach oben begrenzt.
- Um den Einfluss eines linearen Filters mit Frequenzgang H(f) auf das zeitdiskrete Signal 〈xν〉 zu erfassen, bietet es sich an, auch das Filter zeitdiskret zu beschreiben.
- Rechts sehen Sie das entsprechende Blockschaltbild.
Für die Abtastwerte des Ausgangssignals gilt somit:
- yν=M∑μ=0aμ⋅xν−μ+M∑μ=1bμ⋅yν−μ.
Das Applet "Digitale Filter" verdeutlicht den Themenkomplex dieses Kapitels.
Hierzu ist Folgendes zu bemerken:
- Die erste Summe beschreibt die Abhängigkeit des aktuellen Ausgangs yν vom aktuellen Eingang xν und von den M vorherigen Eingangswerten xν–1, ... , xν–M.
- Die zweite Summe kennzeichnet die Beeinflussung von yν durch die vorherigen Werte yν–1, ... , yν–M am Filterausgang. Sie gibt somit den rekursiven Teil des Filters an.
- Man bezeichnet den ganzzahligen Parameter M als die "Ordnung" des digitalen Filters.
Nichtrekursives Filter
Definition: Sind alle Rückführungskoeffizienten bμ=0, so spricht von einem nichtrekursiven Filter. Ansonsten spricht man von einem "rekursiven Filter".
Ein solches nichtrekursives Filter M–ter Ordnung besitzt folgende Eigenschaften:
- Der Ausgangswert yν hängt nur vom aktuellen und den M vorherigen Eingangswerten ab:
- yν=M∑μ=0aμ⋅xμ−ν.
- Die Filterimpulsantwort erhält man daraus mit x(t)=δ(t):
- h(t)=M∑μ=0aμ⋅δ(t−μ⋅TA).
- Entsprechendes Eingangssignal in zeitdiskreter Schreibweise:
xν≡0 mit Ausnahme von x0=1.
- Durch Anwendung des Verschiebungssatzes folgt daraus für den Filterfrequenzgang:
- H(f)=M∑μ=0aμ⋅e−j⋅2π⋅f⋅μ⋅TA.
Beispiel 1: Ein Zweiwegekanal, bei dem
- das Signal auf dem Hauptpfad gegenüber dem Eingangssignal ungedämpft, aber um 2\ \rm µ s verzögert ankommt, und
- in 4\ \rm µ s Abstand – also absolut zur Zeit t = 6\ \rm µ s – ein Echo mit halber Amplitude nachfolgt,
kann durch ein nichtrekursives Filter entsprechend obiger Skizze nachgebildet werden, wobei folgende Parameterwerte einzustellen sind:
- M = 3,\quad T_{\rm A} = 2\;{\rm{µ s} },\quad a_{\rm 0} = 0,\quad a_{\rm 1} = 1, \quad a_{\rm 2} = 0, \quad a_{\rm 3} = 0.5.
Rekursives Filter
\text{Definition:} Sind alle Vorwärtskoeffizienten a_\nu \equiv 0 mit Ausnahme von a_0, so liegt ein (rein) rekursives Filter vor.
Im Folgenden beschränken wir uns auf den Sonderfall M = 1 (Blockschaltbild entsprechend der Grafik). Dieses Filter weist folgende Eigenschaften auf:
- Der Ausgangswert y_ν hängt (indirekt) von unendlich vielen Eingangswerten ab:
- y_\nu = \sum\limits_{\mu = 0}^\infty {a_0 \cdot {b_1} ^\mu \cdot x_{\nu - \mu } .}
- Dies zeigt die folgende Rechung:
- y_\nu = a_0 \cdot x_\nu + b_1 \cdot y_{\nu - 1} = a_0 \cdot x_\nu + a_0 \cdot b_1 \cdot x_{\nu - 1} + {b_1} ^2 \cdot y_{\nu - 2}.
\text{Definition:}
- Die zeitdiskrete Impulsantwort 〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉 ist definitionsgemäß gleich der Ausgangsfolge, wenn am Eingang eine einzelne „Eins” bei t =0 anliegt.
- Bei einem rekursiven Filter reicht die zeitdiskrete Impulsantwort schon mit M = 1 bis ins Unendliche:
- h(t)= \sum\limits_{\mu = 0}^\infty {a_0 \cdot {b_1} ^\mu \cdot \delta ( {t - \mu \cdot T_{\rm A} } )}\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm}〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉= 〈\hspace{0.05cm}a_0, \ a_0\cdot {b_1}, \ a_0\cdot {b_1}^2, \ a_0\cdot {b_1}^3, \ \text{...} \hspace{0.05cm}〉.
Weiter ist anzumerken:
- Aus Stabilitätsgründen muss b_1 < 1 gelten.
- Bei b_1 = 1 würde sich die Impulsantwort h(t) bis ins Unendliche erstrecken und bei b_1 > 1 würde h(t) sogar bis ins Unendliche anklingen.
- Bei einem solchen rekursiven Filter erster Ordnung ist jede einzelne Diraclinie genau um den Faktor b_1 kleiner als die vorherige Diraclinie:
- h_{\mu} = h(\mu \cdot T_{\rm A}) = {b_1} \cdot h_{\mu -1}.
\text{Beispiel 2:} Die nebenstehende Grafik zeigt die zeitdiskrete Impulsantwort 〈\hspace{0.05cm}h_\mu\hspace{0.05cm}〉 eines rekursiven Filters erster Ordnung mit den Parametern a_0 = 1 und b_1 = 0.6.
- Der Verlauf ist exponentiell abfallend und erstreckt sich bis ins Unendliche.
- Das Verhältnis der Gewichte zweier aufeinander folgender Diracs ist jeweils b_1 = 0.6.
Aufgaben zum Kapitel
Aufgabe 5.3: Digitales Filter 1. Ordnung
Aufgabe 5.3Z: Nichtrekursives Filter