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Aufgabe 2.2: Binäre bipolare Rechtecke

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Beispiele für binäre bipolare Rechtecksignale

Wir gehen von folgendem Signal aus:

s(t)=+ν=aνgs(tνT).

Der Sendegrundimpuls  gs(t)  wird in dieser Aufgabe stets als rechteckförmig angenommen,  wobei das NRZ–Format  (blaue Signalverläufe in der Grafik)  als auch das RZ–Format mit dem Tastverhältnis  TS/T=0.5  (rote Signalverläufe)  zu untersuchen ist.

Die Amplitudenkoeffizienten besitzen die folgenden Eigenschaften:

  • Sie sind binär und bipolar:   a_{\nu} \in \{–1, +1\}.
  • Die Symbole innerhalb der Folge  \langle a_{\nu }\rangle  weisen keine statistischen Bindungen auf.
  • Die Wahrscheinlichkeiten für die beiden möglichen Werte  ±1  lauten mit  0 < p < 1:
{\rm Pr}(a_\nu = +1) \ = \ p,
{\rm Pr}(a_\nu = -1) \ = \ 1 - p \hspace{0.05cm}.

Die drei in der Grafik dargestellten Signalausschnitte gelten für  p = 0.75,  p = 0.50  und  p = 0.25.


Im Laufe dieser Aufgabe wird auf folgende Beschreibungsgrößen Bezug genommen:

  • m_{a} = \E\big[a_{\nu}\big]  gibt den linearen Mittelwert der Amplitudenkoeffizienten an.
  • m_{2a} = \E\big[a_{\nu}^{2}\big]  ist das Moment zweiter Ordnung  ("Leistung").
  • Damit kann auch die Varianz  \sigma_{a}^{2} = m_{2a} - m_{a}^{2}  berechnet werden.
  • Die diskrete AKF der Amplitudenkoeffizienten ist  \varphi_{a}(\lambda) = \E\big[a_{\nu} \cdot a_{\nu} + \lambda \big]. Es gilt hier:
\varphi_a(\lambda) = \left\{ \begin{array}{c} m_2 \\ m_1^2 \\ \end{array} \right.\quad \begin{array}{*{1}c} {\rm{f\ddot{u}r}}\\ {\rm{f\ddot{u}r}} \\ \end{array} \begin{array}{*{20}c}\lambda = 0, \\ \lambda \ne 0 \hspace{0.05cm}.\\ \end{array}
  • Die Energie–AKF des Sendegrundimpulses beträgt:
\varphi^{^{\bullet}}_{g_s}(\tau) = \left\{ \begin{array}{c} s_0^2 \cdot T_{\rm S} \cdot \left( 1 - {|\tau|}/{T_{\rm S}}\right) \\ 0 \\ \end{array} \right.\quad \begin{array}{*{1}c} {\rm{f\ddot{u}r}}\\ {\rm{f\ddot{u}r}} \\ \end{array} \begin{array}{*{20}c}|\tau| \le T_{\rm S} \\ |\tau| \ge T_{\rm S} \hspace{0.05cm}.\\ \end{array}
  • Damit erhält man für die gesamte AKF des Sendesignals:
\varphi_s(\tau) = \sum_{\lambda = -\infty}^{+\infty}{1}/{T} \cdot \varphi_a(\lambda)\cdot \varphi^{^{\bullet}}_{g_s}(\tau - \lambda \cdot T)\hspace{0.05cm}.
  • Das Leistungsdichtespektrum  {\it \Phi}_{s}(f)  ist die Fouriertransformierte der AKF  \varphi_{s}(\tau).


Hinweis:   Die Aufgabe gehört zum Kapitel  "Grundlagen der codierten Übertragung".



Fragebogen

1

Welche der drei dargestellten Signale sind redundanzfrei?

s_{0.75}(t),
s_{0.50}(t),
s_{0.25}(t),

2

Wie groß ist das zweite Moment  (m_{2a})  der Amplitudenkoeffizienten in Abhängigkeit von  p?

p = 0.75\text{:} \hspace{0.4cm} m_{2a} \ = \

p = 0.50\text{:} \hspace{0.4cm} m_{2a} \ = \

p = 0.25\text{:} \hspace{0.4cm} m_{2a} \ = \

3

Berechnen Sie den linearen Mittelwert  m_{a}  in Abhängigkeit von  p.

p = 0.75\text{:} \hspace{0.4cm} m_{a} \ = \

p = 0.50\text{:} \hspace{0.4cm} m_{a} \ = \

p = 0.25\text{:} \hspace{0.4cm} m_{a} \ = \

4

Wie groß ist die Varianz  \sigma_{a}^{2}  der Amplitudenkoeffizienten?

p = 0.75\text{:} \hspace{0.4cm} \sigma_{a}^{2} \ = \

p = 0.50\text{:} \hspace{0.4cm} \sigma_{a}^{2} \ = \

p = 0.25\text{:} \hspace{0.4cm} \sigma_{a}^{2} \ = \

5

Es gelte zunächst  p = 0.5.  Skizzieren Sie die AKF  \varphi_{s}(\tau)  für den NRZ– und den RZ–Grundimpuls und bewerten Sie folgende Aussagen:

Die AKF ist in beiden Fällen dreieckförmig.
Das LDS verläuft in beiden Fällen  {\rm si}^{2}–förmig.
Die LDS–Fläche ist in beiden Fällen gleich.
Bei RZ–Impulsen beinhaltet  {\it \Phi}_{s}(f)  zusätzliche Diracfunktionen.

6

Es gelte nun  p = 0.75.  Skizzieren Sie die AKF für den NRZ–Grundimpuls und bewerten Sie folgende Aussagen:

Die AKF besteht aus einem Dreieck und einem Gleichanteil.
Das LDS besteht aus einem  {\rm si}^{2}–Anteil und einem Dirac.
Die Diracfunktion hat das Gewicht  s_{0}^{2}.
Mit  p = 0.25  ergibt sich das gleiche Leistungsdichtespektrum.

7

Es gelte weiter  p = 0.75.  Skizzieren Sie die AKF für den RZ–Grundimpuls und bewerten Sie folgende Aussagen:

Auch hier beinhaltet das LDS einen  {\rm si}^{2}–förmigen Anteil.
Gleichzeitig gibt es im LDS noch unendlich viele Diraclinien.


Musterlösung

(1)  Man spricht von einem redundanzfreien Digitalsignal,  wenn

  • die Amplitudenkoeffizienten nicht voneinander abhängen  (dies wurde hier vorausgesetzt),
  • alle möglichen Amplitudenkoeffizienten gleichwahrscheinlich sind.


In diesem Sinne ist  s_{0.5}(t)  ein  redundanzfreies Signal   ⇒   Lösungsvorschlag 2.

  • Somit ist hier die Entropie  (der mittlere Informationsgehalt pro übertragenem Binärsymbol)  maximal gleich dem Entscheidungsgehalt:
H_{\rm max} = {1}/{2}\cdot {\rm log}_2 (2)+{1}/{2}\cdot {\rm log}_2 (2) = 1 \,\,{\rm bit/Bin\ddot{a}rsymbol} \hspace{0.05cm}.
  • Dagegen gilt für die Entropien der beiden anderen Binärsignale:
H = \ \frac{3}{4}\cdot {\rm log}_2 (\frac{4}{3})+ \frac{1}{4}\cdot {\rm log}_2 (4) = \left( \frac{3}{4} + \frac{1}{4}\right)\cdot {\rm log}_2 (4) - \frac{3}{4}\cdot{\rm log}_2 (3) =
\hspace{0.5cm} = \ 2 - \frac{3}{4}\cdot{\rm log}_2 (3) = 0.811 \,\,{\rm bit/Bin\ddot{a}rsymbol} \hspace{0.05cm}.
  • Daraus ergibt sich für die relative Redundanz dieser Signale:
r = \frac{H_{\rm max} - H}{H_{\rm max}}\hspace{0.15cm} \approx 18.9\%\hspace{0.05cm}.


(2)  Das zweite Moment ist unabhängig von  p  gleich  m_{2a} = 1:

m_{2a}={\rm E}[a_\nu^2] = p \cdot (+1)^2 + (1-p)\cdot (-1)^2 \hspace{0.15cm}\underline { = 1 \hspace{0.05cm}}.


(3)  Für den linearen Mittelwert erhält man

m_{a}={\rm E}[a_\nu] = p \cdot (+1) + (1-p)\cdot (-1) = 2 p -1 \hspace{0.05cm}.
\Rightarrow \hspace{0.3cm} p = 0.75\text{:} \hspace{0.4cm} m_{a}\hspace{0.15cm}\underline {=0.50},\hspace{0.2cm} p = 0.50\text{:} \hspace{0.4cm} m_{a}\hspace{0.15cm}\underline {=0},\hspace{0.2cm} p = 0.25\text{:} \hspace{0.4cm} m_{a}\hspace{0.15cm}\underline { =-0.50 \hspace{0.05cm}}.


(4)  Mit den Ergebnissen aus  (2)  und  (4)  erhält man:

p = 0.75\text{:} \hspace{0.4cm} \sigma_{a}^2 \hspace{0.15cm}\underline {=0.75},
p = 0.50\text{:} \hspace{0.4cm} \sigma_{a}^2\hspace{0.15cm} \underline { =1.00 \hspace{0.05cm}},
p = 0.25\text{:} \hspace{0.4cm} \sigma_{a}^2 \hspace{0.15cm}\underline {=0.75}.


AKF bei NRZ- und RZ-Impulsen und gleichen Symbolwahrscheinlichkeiten

(5)  Richtig sind nur die  beiden ersten Aussagen:

  • Für  p = 0.5  gilt  \varphi_{a}(\lambda = 0) = 1  und  \varphi_{a}(\lambda \neq 0) = 0.  Daraus folgt: 

\varphi_s(\tau) = \frac{1}{T} \cdot \varphi^{^{\bullet}}_{gs}(\tau )\hspace{0.05cm}.

  • Damit ergeben sich sowohl beim NRZ– als auch beim RZ–Grundimpuls eine dreieckförmige AKF und ein {\rm si}^{2}–förmiges LDS.
  • Die Fläche unter dem LDS ist beim RZ–Impuls um den Faktor  T_{\rm S}/T  kleiner als beim NRZ–Impuls,  da sich auch die AKF–Werte bei  \tau = 0  um diesen Faktor unterscheiden.
  • Das LDS ist in beiden Fällen kontinuierlich,  da die AKF keinen Gleichanteil und keine periodischen Anteile beinhaltet.


AKF bei NRZ-Impulsen und ungleichen Symbolwahrscheinlichkeiten

(6)  Richtig sind  alle Aussagen mit Ausnahme der dritten:

  • Für  p = 0.75  setzt sich die AKF  \varphi_{s}(\tau)  aus unendlich vielen Dreieckfunktionen zusammen,  die mit Ausnahme des mittleren Dreiecks um  \tau = 0  alle die gleiche Höhe  s_{0}^{2}/4  aufweisen.
  • Entsprechend der Skizze kann man alle diese Dreieckfunktionen zu einem Gleichanteil der Höhe  m_{a}^{2} \cdot s_{0}^{2} = s_{0}^{2}/4  und einem einzigen Dreieck um  \tau = 0  mit der Höhe  \sigma_{a}^{2} \cdot s_{0}^{2} = 3/4 · s_{0}^{2}  zusammenfassen.
  • Im LDS führt dies zu einem kontinuierlichen  {\rm si}^{2}–förmigem Anteil und zu einer Diracfunktion bei  f = 0.  Das Gewicht dieses Diracs ist  s_{0}^{2}/4.
  • Für  p = 0.25  ergibt sich die gleiche AKF wie mit  p = 0.75,  da sowohl die  "Gesamtleistung"  m_{2a} = 1 als auch die  "Gleichleistung"  m_{a}^{2} = 0.25 übereinstimmen.  Somit stimmen natürlich auch die Leistungsdichtespektren überein.


AKF bei RZ-Rechteckimpulsen

(7)  Beide Lösungsvorschläge sind richtig:

  • Mit dem RZ–Tastverhältnis  T_{\rm S}/T = 0.5  ergibt sich die skizzierte AKF,  die auch durch eine periodische Dreieckfunktion der Höhe  s_{0}^{2}/8  (mit roter Füllung) und einem einzigen Dreieckimpuls der Höhe  3/8 \cdot s_{0}^{2}  (grün gefüllt)  dargestellt werden kann.
  • Dieser nichtperiodische Anteil führt zu einem kontinuierlichen  {\rm si}^{2}–förmigen LDS mit Nullstellen bei Vielfachen von  2/T.
  • Die periodische Dreieck–AKF bewirkt im LDS Diracfunktionen bei Vielfachen von  1/T.
  • Aufgrund der Antimetrie des periodischen Anteils besitzen die Diracfunktionen bei Vielfachen von  2/T  allerdings jeweils das Gewicht  0.
  • Die Gewichte der Diracfunktionen im Abstand  1/T sind  proportional zum kontinuierlichen LDS–Anteil.