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Redundanzfreie Codierung

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Symbolweise Codierung vs. blockweise Codierung


Bei der Übertragungscodierung unterscheidet man zwischen zwei grundsätzlich unterschiedlichen Verfahren:

Symbolweise Codierung

  • Hier wird mit jedem ankommenden Quellensymbol  qν  ein Codesymbol  cν  erzeugt,  das außer vom aktuellen Symbol auch von vorangegangenen Symbolen  qν1,  qν2, ... abhängen kann.
  • Typisch für alle Übertragungscodes zur symbolweisen Codierung ist,  dass die Symboldauer  Tc  des meist mehrstufigen und redundanten Codersignals  c(t)  mit der Bitdauer  Tq  der als binär und redundanzfrei angenommenen Nachrichtenquelle übereinstimmt.


Details finden Sie im Kapitel  "Symbolweise Codierung mit Pseudoternärcodes".


Blockweise Codierung

  • Hier wird jeweils einem Block von  mq  binären Quellensymbolen  (Mq=2)  der Bitdauer  Tq  eine ein–eindeutige Sequenz von  mc  Codesymbolen aus einem Alphabet mit dem Codesymbolumfang  Mc2  zugeordnet.
  • Für die  Symboldauer eines Codesymbols  gilt dann:
Tc=mqmcTq,
  • Die  relative Redundanz eines Blockcodes  beträgt allgemein
rc=1RqRc=1TcTqlog2(Mq)log2(Mc)=1TcTqlog2(Mc).

Genauere Angaben zu den Blockcodes finden Sie im Kapitel  "Blockweise Codierung mit 4B3T-Codes".

Beispiel 1:  Bei den  "Pseudoternärcodes"  wird durch die Erhöhung der Stufenzahl von  Mq=2  auf  Mc=3  bei gleicher Symboldauer  (Tc=Tq)  eine relative Redundanz von  rc=11/log2(3)37%  hinzugefügt.

Im Gegensatz dazu arbeiten die so genannten  "4B3T–Codes"  auf Blockebene mit den Codeparametern  mq=4,  Mq=2,  mc=3  und  Mc=3  und besitzen eine relative Redundanz von ca.  16%.  Das Sendesignal  s(t)  ist hier wegen  Tc/Tq=4/3  niederfrequenter als bei uncodierter Übertragung,  was die teuere Bandbreite verringert und zudem für viele Nachrichtenkanäle auch aus übertragungstechnischer Sicht von Vorteil ist.



Quaternärsignal mit  rc0  und Ternärsignal mit  rc0 


Ein Sonderfall eines Blockcodes ist ein  redundanzfreier Mehrstufencode

  • Ausgehend vom redundanzfreien binären Quellensignal  q(t)  mit Bitdauer  Tq 
  • wird ein  Mc–stufiges Codersignal  c(t)  mit der Symboldauer  Tc=Tqlog2(Mc)  generiert.


Somit ergibt sich für die relative Redundanz:

rc=1TcTqlog2(Mc)=1mqmclog2(Mc)0.

Dabei gilt:

  1. Ist  Mc  eine Potenz zur Basis  2,  so werden  mq=log2(Mc)  zu einem einzigen Codesymbol  (mc=1)  zusammengefasst.  In diesem Fall ist die relative Redundanz tatsächlich  rc=0.
  2. Ist  Mc  keine Zweierpotenz,  so ist eine hundertprozentig redundanzfreie Blockcodierung nicht möglich.  Codiert man beispielweise  mq=3  Binärsymbole durch  mc=2  Ternärsymbole und setzt  Tc=1.5Tq,  so verbleibt eine relative Redundanz von  rc=11.5/log2(3)5%.
  3. Codiert man einen Block von  128  Binärsymbolen mit  81  Ternärsymbolen,  so ergibt sich eine relative Coderedundanz von weniger als  rc=0.3%.

Zur Vereinfachung der Schreibweise und zur Nomenklaturanpassung an das  erste Hauptkapitel  verwenden wir im Folgenden

  • die Bitdauer  TB=Tq  des redundanzfreien binären Quellensignals,
  • die Symboldauer  T=Tc  von Codersignal und Sendesignal, sowie
  • die Stufenzahl  M=Mc.


Damit ergibt sich für das Sendesignal die identische Form wie bei der Binärübertragung,  jedoch mit anderen Amplitudenkoeffizienten:

s(t)=+ν=aνgs(tνT)mitaν{a1,...,aμ,...,aM}.
  • Die Amplitudenkoeffizienten  aν  können prinzipiell beliebig  – aber eindeutig –  den Codersymbolen  cν  zugeordnet werden.  Es ist zweckmäßig, die Abstände zwischen benachbarten Amplitudenkoeffizienten gleich groß zu wählen.
  • Bei bipolarer Signalisierung  (1aν+1)  gilt somit für die möglichen Amplitudenkoeffizienten mit dem Laufindex  μ=1, ... , M:
aμ=2μM1M1.
  • Unabhängig von der Stufenzahl  M  erhält man hieraus für die äußeren Amplitudenkoeffizienten  a1=1  und  aM=+1.
  • Bei einem ternären Signal  (M=3)  sind die möglichen Amplitudenkoeffizienten  1,  0  und  +1.
  • Bei einem Quaternärsignal  (M=4)  gibt es die Koeffizienten  1,  1/3,  +1/3  und  +1.


Beispiel 2:  Die Grafik zeigt oben das quaternäre redundanzfreie Sendesignal  s4(t)  mit den möglichen Amplitudenkoeffizienten  ±1  und  ±1/3,  das sich aus dem in der Mitte dargestellten binären Quellensignal  q(t)  ergibt.

Redundanzfreies Ternär- und Quaternärsignal
  • Jeweils zwei Binärsymbole werden nach der rot hinterlegten Tabelle zu einem quaternären Amplitudenkoeffizienten zusammengefasst. Die Symboldauer  T  des Signals  s4(t)  ist doppelt so groß wie die Bitdauer  TB  (vorher:  Tq)  des Quellensignals.
  • Ist  q(t)  redundanzfrei,  so ergibt sich auch ein redundanzfreies Quaternärsignal, das heißt, die möglichen Amplitudenkoeffizienten  ±1  und  ±1/3  sind gleichwahrscheinlich und innerhalb der Folge  aν  gibt es keine statistischen Bindungen.


Die untere Darstellung zeigt das (nahezu) redundanzfreie Ternärsignal  s3(t)  und die Zuordnung von jeweils drei Binärsymbolen zu zwei Ternärsymbolen.

  • Die möglichen Amplitudenkoeffizienten sind  1,  0  und  +1.  Die Symboldauer des Codersignals ist:   T=3/2TB.
  • Man erkennt aus der grünen Zuordnungstabelle,  dass die Amplitudenkoeffizienten  +1  und  1  etwas häufiger auftreten als der Amplitudenkoeffizent  aν=0.  Hieraus ergibt sich die oben genannte relative Redundanz von 5%.
  • Aus dem sehr kurzen Signalausschnitt  – nur acht Ternärsymbole entsprechend zwölf Binärsymbolen –  ist diese Eigenschaft allerdings nicht zu erkennen.



AKF und LDS eines Mehrstufensignals


Bei einem redundanzfrei codierten M–stufigen bipolaren Digitalsignal  s(t)  gilt für die  diskrete Autokorrelationsfunktion  (AKF) T=3/2TB der Amplitudenkoeffizienten sowie für das entsprechende  Leistungsdichtespektrum  (LDS):

φa(λ)={M+13(M1)0f¨urf¨urλ=0,λ0Φa(f)=M+13(M1)=const.

Unter Berücksichtigung der spektralen Formung durch den Sendegrundimpuls  gs(t)  mit Spektrum  Gs(f)  erhält man:

φs(τ)=M+13(M1)φgs(τ)Φs(f)=M+13(M1)|Gs(f)|2.

Man erkennt aus diesen Gleichungen:

  • Bei redundanzfreier mehrstufiger Codierung wird die Form von AKF und LDS allein durch den Sendegrundimpuls  gs(t)  bestimmt.
  • Die Höhe der AKF ist bei gleicher Form gegenüber dem redundanzfreien Binärsignal um den Faktor  φa(λ=0)=E[a2ν]=(M+1)/(3M3)  geringer.
  • Dieser Faktor beschreibt die geringere Signalleistung des Mehrstufensignals aufgrund der  M2  inneren Amplitudenkoeffizienten.  Bei  M=3  ist dieser Faktor gleich  2/3,  bei  M=4  gleich  5/9.
  • Ein fairer Vergleich zwischen Binärsignal und Mehrstufensignal bei gleichem Informationsfluss  (gleicher äquivalenter Bitrate)  sollte aber auch die unterschiedlichen Symboldauern berücksichtigen. 
  • Dabei zeigt sich,  dass ein Mehrstufensignal aufgrund des schmaleren LDS weniger Bandbreite benötigt als das Binärsignal,  wenn die gleiche Information übertragen wird.

Beispiel 3:  Wir gehen von einer binären Quelle mit der Bitrate  RB=1 Mbit/s  aus,  so dass die Bitdauer  TB=1 µs  beträgt.

AKF und LDS von Binär- und Quaternärsignal
  • Bei Binärübertragung  (M=2)  ist die Symboldauer  T  des Sendesignals gleich  TB  und es ergibt sich bei NRZ–Rechteckimpulsen die blau eingezeichnete Autokorrelationsfunktion in der linken Grafik (vorausgesetzt ist  s20=10 mW).
  • Beim Quaternärsystem  (M=4)  ist die AKF ebenfalls dreieckförmig,  aber um den Faktor  5/9  niedriger und wegen  T=2TB  doppelt so breit.


Das  si2–förmige Leistungsdichtespektrum hat im binären Fall  (blaue Kurve)  bei den hier gewählten Signalparametern den Maximalwert  Φs(f=0)=108 W/Hz  (Fläche des blauen Dreiecks)  und die erste Nullstelle liegt bei  f=1 MHz.

  • Das Leistungsdichtespektrum des Quaternärsignals  (rote Kurve)  ist nur halb so breit und geringfügig höher. Hier gilt  Φs(f=0)1.1108 W/Hz.
  • Der Wert ergibt sich aus der Fläche des roten Dreiecks.  Diese ist gegenüber dem blauen Dreieck niedriger  (Faktor  0.55)  und breiter  (Faktor 2).



Fehlerwahrscheinlichkeit eines Mehrstufensystems


Augendiagramme bei redundanzfreien Binär–, Ternär– und Quaternärsignalen

Die Grafik zeigt die Augendiagramme

  • eines binären Übertragungssystems  (M=2),
  • eines ternären Übertragungssystems  (M=3) und
  • eines quaternären Übertragungssystems  (M=4).


Hierbei ist für das Gesamtsystem  HS(f)HK(f)HE(f)  von Sender, Kanal und Empfänger eine Cosinus–Rolloff–Charakteristik vorausgesetzt,  so dass Impulsinteferenzen keine Rolle spielen.  Der Rolloff–Faktor ist  r=0.5.  Das Rauschen wird als vernachlässigbar klein angenommen.

Das Augendiagramm dient zur Abschätzung von Impulsinterferenzen.  Eine genaue Beschreibung folgt im Abschnitt  "Definition und Aussagen des Augendiagramms".  Der folgende Text sollte aber auch ohne Detailkenntnisse verständlich sein.

Man erkennt aus obigen Darstellungen:

  • Beim  Binärsystem  (M=2)  gibt es nur eine einzige Entscheiderschwelle:   E1=0.  Zu einem Übertragungsfehler kommt es,  wenn die Rauschkomponente  dN(TD)  zum Detektionszeitpunkt größer ist als  +s0   (falls  dS(TD)=s0)  bzw.  wenn  dN(TD)  kleiner ist als  s0   (falls  dS(TD)=+s0 ).
  • Beim  Ternärsystem  (M=3)  erkennt man zwei Augenöffnungen und zwei Entscheiderschwellen  E1=s0/2  und  E2=+s0/2.  Der Abstand der möglichen Detektionsnutzsignalwerte  dS(TD)  zu der nächstgelegenen Schwelle beträgt jeweils  s0/2.  Die äußeren Amplitudenwerte  (dS(TD)=±s0)  können nur in jeweils eine Richtung verfälscht werden,  während  dS(TD)=0  von zwei Schwellen begrenzt wird.
  • Dementsprechend wird ein Amplitudenkoeffizient  aν=0  gegenüber  aν=+1  bzw.  aν=1  doppelt so oft verfälscht.  Bei AWGN–Rauschen mit dem Effektivwert  σd  sowie gleichwahrscheinlichen Amplitudenkoeffizienten ergibt sich gemäß dem Abschnitt  "Definition der Fehlerwahrscheinlichkeit"  für die Symbolfehlerwahrscheinlichkeit:
pS=1/3[Q(s0/2σd)+2Q(s0/2σd)+Q(s0/2σd)]=43Q(s0/2σd).
  • Bitte beachten Sie,  dass mit dieser Gleichung nicht mehr die Bitfehlerwahrscheinlichkeit  pB,  sondern die "Symbolfehlerwahrscheinlichkeit"  pS  angegeben wird.  Die entsprechenden Aposteriori–Kenngrößen sind  "Bit Error Rate"  (BER)  bzw.  "Symbol Error Rate"  (SER).  Näheres hierzu im  letzten Abschnitt  dieses Kapitels.


  • Beim  Quaternärsystem  (M=4)  mit den möglichen Amplitudenwerten  ±s0  und  ±s0/3  gibt es drei Augenöffnungen und somit auch drei Entscheiderschwellen bei  E1=2s0/3,  E2=0  und  E3=+2s0/3.  Unter Berücksichtigung der Auftrittswahrscheinlichkeiten  (bei gleichwahrscheinlichen Symbolen jeweils 1/4)  und der sechs Verfälschungsmöglichkeiten  (siehe Pfeile in der Grafik)  erhält man nun:
pS=6/4Q(s0/3σd).

Fazit:  Allgemein gilt für die  Symbolfehlerwahrscheinlichkeit  bei  M–stufiger Digitalsignalübertragung:

pS=2+2(M2)MQ(s0/(M1)σd(M))=2(M1)MQ(s0σd(M)(M1)).
  • Die Schreibweise  σd(M)  soll deutlich machen,  dass der Effektivwert des Rauschanteils  dN(t)  signifikant von der Stufenzahl  M  abhängt.



Vergleich zwischen Binärsystem und Mehrstufensystem


Für diesen Systemvergleich unter fairen Bedingungen werden vorausgesetzt:

  • Die äquivalente Bitrate  RB=1/TB  sei konstant.  Abhängig von der Stufenzahl  M  beträgt somit die Symboldauer von Codersignal und Sendesignal:
T=TBlog2(M).
  • Die Nyquistbedingung wird durch eine  Wurzel–Wurzel–Charakteristik  mit Rolloff–Faktor  r  erfüllt.  Es treten weiterhin keine Impulsinterferenzen auf.  Für die Detektionsrauschleistung gilt:
σ2d=N02T.
  • Der Vergleich der Symbolfehlerwahrscheinlichkeiten  pS  erfolgt für  Leistungsbegrenzung.  Die Energie pro Bit beträgt bei  M–stufiger Übertragung:
EB=M+13(M1)s20TB.

Setzt man diese Gleichungen in das allgemeine Ergebnis der  letzten Seite  ein, so erhält man:

pS=2(M1)MQ(s20/(M1)2σ2d)=2(M1)MQ(3log2(M)M212EBN0)
Symbolfehlerwahrscheinlichkeitskurven für verschiedene Stufenzahlen  M

pS=K1Q(K22EBN0).

Für  M=2  ist  K1=K2=1  zu setzen.  Für größere Stufenzahlen erhält man für die Symbolfehlerwahrscheinlichkeit  pS,  die sich mit  M–stufiger redundanzfreier Codierung erreichen lässt:

M=3:  K1=1.333, K2=0.594;M=4:  K1=1.500, K2=0.400;
M=5:  K1=1.600, K2=0.290;M=6:  K1=1.666, K2=0.221;
M=7:  K1=1.714, K2=0.175;M=8:  K1=1.750, K2=0.143.


Die Grafik fasst die Ergebnisse für  M–stufige redundanzfreie Codierung zusammen.

  • Aufgetragen sind die Symbolfehlerwahrscheinlichkeiten  pS  über der Abszisse  10lg(EB/N0).
  • Alle Systeme sind für das jeweilige  M  optimal, wenn man vom AWGN–Kanal und Leistungsbegrenzung ausgeht.
  • Aufgrund der hier gewählten doppelt–logarithmischen Darstellung führt ein  K2–Wert kleiner als  1  zu einer Parallelverschiebung der Fehlerwahrscheinlichkeitskurve nach rechts.
  • Gilt  K1>1,  so verschiebt sich die Kurve gegenüber dem Binärsystem  (K1=1)  nach oben.


Systemvergleich unter der Nebenbedingung Leistungsbegrenzung:   Obige Kurvenverläufe kann man wie folgt interpretieren:

  1. Hinsichtlich Symbolfehlerwahrscheinlichkeit ist das Binärsystem  (M=2)  den Mehrstufensystemen überlegen.  Bereits mit  10lg(EB/N0)=12 dB  erreicht man  pS<108. Beim Quaternärsystem  (M=4)  muss man  10lg(EB/N0)>16 dB  aufwenden,  um  pS=108  zu erreichen.
  2. Diese Aussage gilt jedoch nur bei verzerrungsfreiem Kanal,  das heißt für  HK(f)=1.  Bei verzerrenden Übertragungskanälen kann dagegen ein höherstufiges System wegen der signifikant kleineren Detektionsstörleistung  (nach dem Entzerrer)  eine deutliche Verbesserung bringen.
  3. Beim AWGN–Kanal ist der einzige Vorteil einer höherstufigen Übertragung der niedrigere Bandbreitenbedarf aufgrund der kleineren äquivalenten Bitrate,  der bei Basisbandübertragung nur eine keine Rolle spielt im Gegensatz zu digitalen Trägerfrequenzsystemen, z. B.  Quadratur–Amplitudenmodulation  (QAM).


Systemvergleich unter der Nebenbedingung Spitzenwertbegrenzung: 

  • Mit der Nebenbedingung „Spitzenwertbegrenzung” führt die Kombination aus rechteckförmigem  gs(t)  und rechteckförmigem  hE(t)  unabhängig von der Stufenzahl  M  zum Optimum.
  • Der Verlust der Mehrstufensystemen gegenüber dem Binärsystem ist hier noch größer als bei Leistungsbegrenzung. 
  • Dies erkennt man an dem mit  M  abnehmenden Faktor  K2, für den dann gilt:
pS=K1Q(K22s20TN0)mitK2=log2(M)(M1)2.
  • Die Konstante  K1  ist gegenüber der obigen Angabe für Leistungsbegrenzung unverändert,  während  K2  um den Faktor  3  kleiner ist:
M=3:  K1=1.333, K2=0.198;M=4:  K1=1.500, K2=0.133;
M=5:  K1=1.600, K2=0.097;M=6:  K1=1.666, K2=0.074;
M=7:  K1=1.714, K2=0.058;M=8:  K1=1.750, K2=0.048.


Symbol– und Bitfehlerwahrscheinlichkeit


Bei einem mehrstufigen Übertragungssystem muss man zwischen der  "Symbolfehlerwahrscheinlichkeit"  und der  "Bitfehlerwahrscheinlichkeit"  unterscheiden,  die hier sowohl als Scharmittelwerte als auch als Zeitmittelwerte angegeben werden:

Symbolfehlerwahrscheinlichkeit und Bitfehlerwahrscheinlichkeit
  • Die  Symbolfehlerwahrscheinlichkeit  bezieht sich auf die  M–stufigen und eventuell redundanten Folgen  cν  und  wν:
pS=¯Pr(wνcν)=lim
  • Die  Bitfehlerwahrscheinlichkeit  beschreibt die Verfälschungen bezüglich der Binärfolgen  \langle q_\nu \rangle  und  \langle v_\nu \rangle  von Quelle und Sinke:
p_{\rm B} = \overline{{\rm Pr} (v_\nu \ne q_\nu)} = \lim_{N \to \infty} \frac{1}{N} \cdot \sum \limits^{N} _{\nu = 1} {\rm Pr} (v_\nu \ne q_\nu) \hspace{0.05cm}.

Die Grafik veranschaulicht diese beiden Definitionen und ist auch für die nächsten Kapitel gültig. Der Block „Coder” bewirkt

  • im vorliegenden Kapitel eine redundanzfreie Codierung,
  • im  anschließendem Kapitel  eine blockweise Übertragungscodierung, und schließlich
  • im  letzten Kapitel  die symbolweise Codierung mit Pseudoternärcodes.


\text{Fazit:} 

  • Bei mehrstufiger und(oder codierter Übertragung muss zwischen der Bitfehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm B}  und der Symbolfehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S}  unterschieden werden.  Nur beim redundanzfreien Binärsystem gilt  p_{\rm B} = p_{\rm S}.
  • Im allgemeinen kann bei redundanzbehafteten Mehrstufensystem die Symbolfehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm S}  etwas einfacher berechnet werden als die Bitfehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm B}.
  • Ein Vergleich von Systemen mit unterschiedlicher Stufenzahl oder verschiedenartiger Codierung sollte aus Fairnisgründen stets auf der Bitfehlerwahrscheinlichkeit  p_{\rm B}  basieren.  Dabei muss auch die Zuordnung zwischen den Quellen– und Codesymbolen berücksichtigt werden, wie im folgenden Beispiel gezeigt wird.


\text{Beispiel 4:}  Wir betrachten ein quaternäres Übertragungssystem, dessen Übertragungsverhalten wie folgt charakterisiert werden kann (siehe linke Grafik):

  • Die Verfälschungswahrscheinlichkeit zu einem benachbarten Symbol ist  
p={\rm Q}\big [s_0/(3\sigma_d)\big ].
  • Eine Verfälschung zu einem nicht benachbarten Symbol wird ausgeschlossen.
  • Das Modell berücksichtigt die doppelten Verfälschungsmöglichkeiten der inneren Symbole.


Bei gleichwahrscheinlichen binären Quellensymbolen  q_\nu  treten auch die quaternären Codesymbole  c_\nu  mit gleicher Wahrscheinlichkeit auf. Damit erhält man für die Symbolfehlerwahrscheinlichkeit:

p_{\rm S} ={1}/{4}\cdot (2 \cdot p + 2 \cdot 2 \cdot p) = {3}/{2} \cdot p\hspace{0.05cm}.

Zur Berechnung der Bitfehlerwahrscheinlichkeit muss man auch die Zuordnung zwischen den Binär– und den Quaternärsymbolen berücksichtigen:

Gegenüberstellung von Dualcode und Graycode
  • Bei  "Dualcodierung"   ⇒   gelb hinterlegte Tabelle kann ein Symbolfehler  (w_\nu \ne c_\nu)  ein oder zwei Bitfehler  (v_\nu \ne q_\nu)  zur Folge haben.  Von den sechs Verfälschungsmöglichkeiten auf Quaternärsymbolebene führen vier zu jeweils einem und nur die beiden inneren zu zwei Bitfehlern.  Daraus folgt:
p_{\rm B} = {1}/{4}\cdot (4 \cdot 1 \cdot p + 2 \cdot 2 \cdot p ) \cdot {1}/{2} = p\hspace{0.05cm}.
Der Faktor  1/2  berücksichtigt,  dass ein Quaternärsymbol zwei Binärsymbole beinhaltet.
  • Dagegen ist bei der so genannten  "Graycodierung"  gemäß der grün hinterlegten Tabelle die Zuordnung zwischen den Binärsymbolen und den Quaternärsymbolen so gewählt,  dass jeder Symbolfehler genau einen Bitfehler zur Folge hat.  Daraus folgt:
p_{\rm B} = {1}/{4}\cdot (4 \cdot 1 \cdot p + 2 \cdot 1 \cdot p ) \cdot {1}/{2} = {3}/{4} \cdot p\hspace{0.05cm}.



Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 2.3: Binärsignal und Quaternärsignal

Aufgabe 2.4: Dualcodierung und Graycodierung

Aufgabe 2.4Z: Fehlerwahrscheinlichkeiten beim Oktalsystem

Aufgabe 2.5: Ternäre Signalübertragung