Aufgabe 3.11Z: Maximum-Likelihood-Fehlergrößen
Für die in der Aufgabe 3.11 behandelte Maximum–Likelihood–Konstellation mit bipolaren Amplitudenkoeffizient a_{\rm \nu} ∈ \{+1, –1\} sollen die Fehlergrößen \varepsilon_{\rm \nu}(i) sowie die minimalen Gesamtfehlergrößen {\it \Gamma}_{\rm \nu}(–1) und {\it \Gamma}_{\rm \nu}(+1) ermittelt werden.
- Der Grundimpuls ist durch die beiden Werte g_0 und g_{\rm –1} gegeben.
- Diese können ebenso wie die (verrauschten) Detektionsabtastwerte d_0 und d_1 aus den nachfolgenden Berechnungen für die Fehlergrößen \varepsilon_{\rm \nu}(i) zu den Zeitpunkten \nu = 0 und \nu = 1 entnommen werden.
- Anzumerken ist, dass vor der eigentlichen Nachricht (a_1,\ a_2,\ a_3) stets das Symbol a_0 = 0 gesendet wird.
Für den Zeitpunkt \nu = 0 gilt:
- \varepsilon_{0}(+1) \ = \ \big[-0.4- 0.4\big]^2=0.64 \hspace{0.05cm},
- \varepsilon_{0}(-1) \ = \ \big[-0.4+ 0.4\big]^2=0.00 \hspace{0.05cm}.
Daraus könnte bereits zum Zeitpunkt \nu = 0 geschlossen werden, dass mit großer Wahrscheinlichkeit a_1 = -\hspace{-0.05cm}1 ist.
Für den Zeitpunkt \nu = 1 ergeben sich folgende Fehlergrößen, die in der Literatur machmal auch als "Metriken" bezeichnet werden:
- \varepsilon_{1}(+1, +1) \ = \ \big[-0.8- 0.6 -0.4\big]^2=3.24 \hspace{0.05cm},
- \varepsilon_{1}(+1, -1) \ = \ \big[-0.8- 0.6 +0.4\big]^2=1.00 \hspace{0.05cm},
- \varepsilon_{1}(-1, +1) \ = \ \big[-0.8+ 0.6 -0.4\big]^2=0.36 \hspace{0.05cm},
- \varepsilon_{1}(-1, -1) \ = \ \big[-0.8+ 0.6 +0.4\big]^2=0.04 \hspace{0.05cm}.
Die minimalen Gesamtfehlergrößen {\it \Gamma}_{\rm \nu}(-\hspace{-0.07cm}1) und {\it \Gamma}_{\rm \nu}(+1), die mit diesen sechs Fehlergrößen berechnet werden können, sind bereits in der Grafik eingezeichnet. Die weiteren verrauschten Detektionsabtastwerte sind d_{2}=0.1 \hspace{0.05cm},\hspace{0.1cm} d_{3}=0.5 \hspace{0.05cm}.
Hinweise:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel "Viterbi–Empfänger".
- Alle Größen sind hier normiert zu verstehen. Gehen Sie zudem von bipolaren und gleichwahrscheinlichen Amplitudenkoeffizienten aus: {\rm Pr} (a_\nu = -\hspace{-0.05cm}1) = {\rm Pr} (a_\nu = +1)= 0.5.
Fragebogen
Musterlösung
(2) Die Fehlergrößen (Metriken) \varepsilon_0(i) beinhalten den Grundimpulswert g_{\rm –1}, über den der Zusammenhang zwischen dem Amplitudenkoeffizienten a_1 und dem Detektionsabtastwert d_0 hergestellt wird (g_0 ist in diesen Gleichungen nicht enthalten).
- Man erkennt g_{\rm –1}\ \underline {= 0.4}.
- Aus den Gleichungen für \nu = 1 ist der Hauptwert g_0 \ \underline {= 0.6} ablesbar.
(3) Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 4:
- Die möglichen Nutzabtastwerte sind \pm g_0 \pm g_{\rm –1} = \pm 0.6 \pm0.4, also \underline {±0.2} und \underline {±1.0}.
- Bei unipolarer Signalisierung ⇒ a_\nu \in \{0, \hspace{0.05cm} 1\} würden sich dagegen die Werte 0, \ 0.4, \ 0.6 und 1 ergeben.
- Der Zusammenhang zwischen bipolaren Werten b_i und den unipolaren Äquivalenten u_i lautet allgemein: b_i = 2 \cdot u_i - 1 \hspace{0.05cm}.
(4) Die Fehlergrößen ergeben sich für \nu = 2 unter Berücksichtigung des Ergebnisses aus (3) wie folgt:
- \varepsilon_{2}(+1, +1) \ = \ [0.1 - 1.0]^2=0.81,\hspace{0.2cm} \varepsilon_{2}(-1, +1) = [0.1 +0.2]^2=0.09 \hspace{0.05cm},
- \varepsilon_{2}(+1, -1) \ = \ [0.1 -0.2]^2=0.01,\hspace{0.2cm} \varepsilon_{2}(-1, -1) = [0.1 +1.0]^2=1.21 \hspace{0.05cm}.
Damit lauten die minimalen Gesamtfehlergrößen:
- {\it \Gamma}_{2}(+1) \ = \ {\rm Min}\left[{\it \Gamma}_{1}(+1) + \varepsilon_{2}(+1, +1), \hspace{0.2cm}{\it \Gamma}_{1}(-1) + \varepsilon_{2}(-1, +1)\right] = {\rm Min}\left[0.36 + 0.81, 0.04 + 0.09\right]\hspace{0.15cm}\underline {= 0.13} \hspace{0.05cm},
- {\it \Gamma}_{2}(-1) \ = \ {\rm Min}\left[{\it \Gamma}_{1}(+1) + \varepsilon_{2}(+1, -1), \hspace{0.2cm}{\it \Gamma}_{1}(-1) + \varepsilon_{2}(-1, -1)\right] = {\rm Min}\left[0.36 + 0.01, 0.04 + 1.21\right]\hspace{0.15cm}\underline {= 0.37} \hspace{0.05cm}.
Im skizziertenden Trellisdiagramm ist der Zustand „1” als „+1” und „0” als „–1” zu interpretieren.
Dann gilt:
- {\it \Gamma}_2(+1) = 0.13 ist die minimale Gesamtfehlergröße unter der Hypothese, dass das nachfolgende Symbol a_3 = +1 sein wird.
- Unter dieser Annahme ist a_2 = \ –1 wahrscheinlicher als a_2 = +1, wie aus dem Trellisdiagramm hervorgeht (der ankommende Pfad ist blau).
- Eine realistische Alternative zur Kombination „a_2 = \ –1,\ a_3 = +1” ist „a_2 = +1,\ a_3 = \ –1”, die zur minimalen Gesamtfehlergröße {\it \Gamma}_2(–1) = 0.37 führen. Hier ist der ankommende Pfad rot.
(5) Für den Zeitpunkt \nu = 3 gelten folgende Gleichungen:
- \varepsilon_{3}(+1, +1) \ = \ [0.5 - 1.0]^2=0.25,\hspace{0.2cm} \varepsilon_{3}(-1, +1) = [0.5 +0.2]^2=0.49 \hspace{0.05cm},
- \varepsilon_{3}(+1, -1) \ = \ [0.5 -0.2]^2=0.09,\hspace{0.2cm} \varepsilon_{3}(-1, -1) = [0.5 +1.0]^2=2.25 \hspace{0.05cm}.
- \Rightarrow \hspace{0.3cm}{\it \Gamma}_{3}(+1) \ = \ {\rm Min}\left[0.13 + 0.25, 0.37 + 0.49\right]\hspace{0.15cm}\underline {= 0.38} \hspace{0.05cm},\hspace{0.8cm} {\it \Gamma}_{3}(-1) \ = \ {\rm Min}\left[0.13 + 0.09, 0.37 + 2.25\right]\hspace{0.15cm}\underline {= 0.22} \hspace{0.05cm}.
- Bei beiden Gleichungen ist der jeweils erste Term der kleinere, wobei jeweils {\it \Gamma}_2(+1) = 0.13 enthalten ist.
- Deshalb wird der Viterbi–Empfänger mit Sicherheit a_3 = +1 ausgeben, ganz egal, welche Informationen er zu späteren Zeitpunkten (\nu > 3) noch bekommen wird.
- Verfolgt man den durchgehenden Pfad im Trellisdiagramm von rechts nach links, so sind durch die Festlegung a_3 = +1 auch die früheren Amplitudenkoeffizienten fix:
- a_1 = a_2 = \ –1.