Loading [MathJax]/jax/output/HTML-CSS/fonts/TeX/fontdata.js

Aufgabe 4.07: Nochmals Entscheidungsgrenzen

Aus LNTwww
Version vom 28. Juli 2022, 16:44 Uhr von Guenter (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu:Navigation, Suche

WDF mit ungleichen Symbolwahrscheinlichkeiten

Wir betrachten ein Übertragungssystem mit

  1. nur einer Basisfunktino  (N=1),
  2. zwei Signalen  (M=2)  mit  s0=Es  und  s1=Es ,
  3. einem AWGN–Kanal mit Varianz  σ2n=N0/2.


Da in dieser Aufgabe der allgemeine Fall   Pr(m0)Pr(m1)   behandelt wird,  genügt es nicht,  die bedingten Dichtefunktionen   pr|mi(ρ|mi)   zu betrachten.  Vielmehr müssen diese noch mit den Symbolwahrscheinlichkeiten  Pr(mi)  multipliziert werden.  Für  i  sind hier die Werte  0  und  1  einzusetzen.

Liegt die Entscheidungsgrenze zwischen den beiden Regionen  I0  und  I1  bei  G=0,  also in der Mitte zwischen  \boldsymbol{s}_0  und  \boldsymbol{s}_1,  so ist die Fehlerwahrscheinlichkeit unabhängig von den Auftrittswahrscheinlichkeiten  {\rm Pr}(m_0)  und  {\rm Pr}(m_1):

p_{\rm S} = {\rm Pr}({ \cal E} ) = {\rm Q} \left ( \frac{d/2}{\sigma_n} \right ) \hspace{0.05cm}.
  • Hierbei gibt  d  den Abstand zwischen den Signalpunkten  s_0  und  s_1  an und  d/2  dementsprechend den jeweiligen Abstand von  s_0  bzw.  s_1  von der Grenze  G = 0.
  • Der Effektivwert (Wurzel aus der Varianz) des AWGN–Rauschens ist  \sigma_n.


Sind dagegen die Auftrittswahrscheinlichkeiten unterschiedlich   ⇒  {\rm Pr}(m_0) ≠ {\rm Pr}(m_1),  so kann durch eine Verschiebung der Entscheidergrenze  G  eine kleinere Fehlerwahrscheinlichkeit erzielt werden:

p_{\rm S} = {\rm Pr}(m_1) \cdot {\rm Q} \left ( \frac{d/2}{\sigma_n} \cdot (1 + \gamma) \right ) + {\rm Pr}(m_0) \cdot {\rm Q} \left ( \frac{d/2}{\sigma_n} \cdot (1 - \gamma) \right )\hspace{0.05cm},

wobei die Hilfsgröße  \gamma  wie folgt definiert ist:

\gamma = 2 \cdot \frac{ \sigma_n^2}{d^2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.15cm} \frac{{\rm Pr}( m_1)}{{\rm Pr}( m_0)} \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} G_{\rm opt} = \gamma \cdot \sqrt {E_{\rm S}}\hspace{0.05cm}.


Hinweise:


Fragebogen

1

Wie groß sind die der Grafik zugrundeliegenden Symbolwahrscheinlichkeiten,  wenn die blaue Gaußkurve genau doppelt so hoch ist wie die rote?

{\rm Pr}(m_0)\ = \

{\rm Pr}(m_1)\ = \

2

Wie groß ist die Fehlerwahrscheinlichkeit mit der Rauschvarianz  \sigma_n^2 = E_{\rm S}/9  und der  vorgegebenen Schwelle   G = 0?

G = 0 \text{:} \hspace{0.85cm} p_{\rm S} \ = \

\ \%

3

Wie lautet die optimale Schwelle für die gegebenen Wahrscheinlichkeiten?

G_{\rm opt}\ = \

\ \cdot \sqrt{E_s}

4

Wie groß ist die Fehlerwahrscheinlichkeit bei  optimaler Schwelle   G = G_{\rm opt}?

G = G_{\rm opt} \text{:} \hspace{0.2cm} p_{\rm S}\ = \

\ \%

5

Welche Fehlerwahrscheinlichkeiten erhält man mit der Rauschvarianz  \sigma_n^2 = E_{\rm S}?

G = 0 \text{:} \hspace{0.85cm} p_{\rm S}\ = \

\ \%
G = G_{\rm opt} \text{:} \hspace{0.2cm} p_{\rm S}\ = \

\ \%

6

Welche Aussagen gelten für die Rauschvarianz  \sigma_n^2 = 4 \cdot E_{\rm S}?

Mit  G = 0  ist die Fehlerwahrscheinlichkeit größer als  30\%.
Die optimale Entscheiderschwelle liegt rechts von  s_0.
Bei optimaler Schwelle ist die Fehlerwahrscheinlichkeit etwa  27\%.
Der Schätzwert  m_0  ist nur mit genügend großem Rauschen möglich.


Musterlösung

(1)  Die Höhen der beiden gezeichneten Dichtefunktionen sind proportional zu den Auftrittswahrscheinlichkeiten  {\rm Pr}(m_0)  und  {\rm Pr}(m_1).  Aus

{\rm Pr}(m_1) = 2 \cdot {\rm Pr}(m_0) \hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} {\rm Pr}(m_0) + {\rm Pr}(m_1) = 1
folgt direkt   {\rm Pr}(m_0) = 1/3 \ \underline {\approx 0.333}   und   {\rm Pr}(m_1) = 2/3 \ \underline {\approx 0.667}.


(2)  Mit der Entscheidergrenze  G = 0  gilt unabhängig von den Auftrittswahrscheinlichkeiten:

p_{\rm S} = {\rm Q} \left ( \frac{d/2}{\sigma_n} \right ) \hspace{0.05cm}.
  • Mit  d = 2 \cdot \sqrt{E_{\rm S}}  und  \sigma_n = \sqrt{E_{\rm S}}/3  ergibt sich hierfür:  
p_{\rm S} = {\rm Q} (3) \hspace{0.1cm} \hspace{0.15cm}\underline {\approx 0.135 \%} \hspace{0.05cm}.


(3)  Entsprechend der Angabe gilt für den „normierten Schwellenwert”:

\gamma = \frac{G_{\rm opt}}{E_{\rm S}^{1/2}} = 2 \cdot \frac{ \sigma_n^2}{d^2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.15cm} \frac{{\rm Pr}( m_1)}{{\rm Pr}( m_0)} = \frac{ 2 \cdot E_{\rm S}/9}{4 \cdot E_{\rm S}} \cdot {\rm ln} \hspace{0.15cm} \frac{2/3}{1/3} \hspace{0.1cm}\hspace{0.15cm}\underline {\approx 0.04} \hspace{0.05cm}.
  • Damit ist  G_{\rm opt} = \gamma \cdot \sqrt{E_{\rm S}} = 0.04 \cdot \sqrt{E_{\rm S}}.
  • Die optimale Entscheidergrenze ist demnach nach rechts  (hin zum unwahrscheinlicheren Symbol s_0)  verschoben,  wegen  {\rm Pr}(m_0) < {\rm Pr}(m_1).


(4)  Mit dieser optimalen Entscheidergrenze ergibt sich eine gegenüber der Teilaufgabe  (2)  geringfügig kleinere Fehlerwahrscheinlichkeit:

p_{\rm S} \hspace{-0.1cm} \ = \ \hspace{-0.1cm} {2}/{3} \cdot {\rm Q} (3 \cdot 1.04) + {1}/{3} \cdot {\rm Q} (3 \cdot 0.96) = {2}/{3} \cdot 0.090 \cdot 10^{-2} + {1}/{3} \cdot 0.199 \cdot 10^{-2} \hspace{0.1cm}\hspace{0.15cm}\underline {\approx 0.126 \%} \hspace{0.05cm}.


(5)  Mit der Entscheidergrenze in der Mitte zwischen den Symbolen  (G = 0)  ergibt sich analog zur Teilaufgabe  (2)  mit der nun größeren Rauschvarianz:

Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen mit  \sigma_n^2 = E_{\rm S}
p_{\rm S} = {\rm Q} \left ( \frac{d/2}{\sigma_n} \right ) = {\rm Q} \left ( \frac{\sqrt{E_{\rm S}}}{\sqrt{E_{\rm S}}} \right )= {\rm Q} (1)\hspace{0.1cm} \hspace{0.15cm}\underline {\approx 15.9 \%} \hspace{0.05cm}.
  • Die Kenngröße  \gamma  (normierte bestmögliche Verschiebung der Entscheidergrenze)  ist
\gamma = 2 \cdot \frac{ \sigma_n^2}{d^2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.15cm} \frac{{\rm Pr}( m_1)}{{\rm Pr}( m_0)} = \frac{ 2 \cdot E_{\rm S}}{4 \cdot E_{\rm S}} \cdot {\rm ln} \hspace{0.15cm} \frac{2/3}{1/3} = \frac{{\rm ln} \hspace{0.15cm} 2}{2} \approx 0.35
\Rightarrow \hspace{0.3cm} G_{\rm opt} = 0.35 \cdot \sqrt{E_{\rm S}} \hspace{0.05cm}.
  • Das häufigere Symbol wird nun seltener verfälscht ⇒ die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit wird geringer:
p_{\rm S} = {2}/{3} \cdot {\rm Q} (1.35) + {1}/{3} \cdot {\rm Q} (0.65) = {2}/{3} \cdot 0.0885 +{1}/{3} \cdot 0.258 \hspace{0.1cm} \hspace{0.15cm}\underline {\approx 14.5 \%} \hspace{0.05cm}.
  • Die Abbildung macht deutlich,  dass die optimale Entscheidergrenze auch grafisch als Schnittpunkt der beiden  (gewichteten)  Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen ermittelt werden kann:


(6)  Alle Lösungsvorschläge  dieser eher akademischen Teilaufgabe  sind richtig:

Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen mit  \sigma_n^2 = 4 \cdot E_{\rm S}
  • Mit dem Schwellenwert  G = 0  ergibt sich  p_{\rm S} = {\rm Q}(0.5) \ \underline {\approx 0.309}.
  • Die Kenngröße  \gamma = 1.4  hat nun den vierfachen Wert gegenüber der Teilaufgabe  (5),
    so dass die optimale Entscheidergrenze nun bei  G_{\rm opt} = \underline {1.4 \cdot s_0}  liegt.
  • Somit gehört der (ungestörte) Signalwert  s_0  nicht zur Entscheidungsregion  I_0,  sondern zu  I_1,  gekennzeichnet durch  \rho < G_{\rm opt}.
  • Nur mit einem  (positiven)  Rauschanteil ist  I_0\ (\rho > G_{\rm opt})  überhaupt erst möglich.  Für die Fehlerwahrscheinlichkeit gilt mit  G_{\rm opt} = 1.4 \cdot s_0:
p_{\rm S} \hspace{-0.1cm} \ = \ \hspace{-0.1cm} {2}/{3} \cdot {\rm Q} (0.5 \cdot (1 + 1.4)) + {1}/{3} \cdot {\rm Q} (0.5 \cdot (1 - 1.4)) = \hspace{0.15cm}\underline {\approx 27\%} \hspace{0.05cm}.

Die nebenstehende Grafik verdeutlicht die hier gemachten Aussagen.