Digitalsignalübertragung/Struktur des optimalen Empfängers: Unterschied zwischen den Versionen

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*Die Vektoren  $\boldsymbol{r}_1$  und  $\boldsymbol{r}_2$  sind Zufallsgrößen.  Ihre Realisierungen werden hier und im Folgenden mit  $\boldsymbol{\rho}_1$  und  $\boldsymbol{\rho}_2$  bezeichnet.  Zur Hervorhebung sind alle Vektoren in der Grafik rot eingetragen.
 
*Die Vektoren  $\boldsymbol{r}_1$  und  $\boldsymbol{r}_2$  sind Zufallsgrößen.  Ihre Realisierungen werden hier und im Folgenden mit  $\boldsymbol{\rho}_1$  und  $\boldsymbol{\rho}_2$  bezeichnet.  Zur Hervorhebung sind alle Vektoren in der Grafik rot eingetragen.
  
*Die Voraussetzungen für die Anwendung des  "Theorems der Irrelevanz"  sind die gleichen wie die an eine  [[Stochastische_Signaltheorie/Markovketten#Betrachtetes_Szenario| Markovkette]]  erster Ordnung.  Die Zufallsvariablen  $x$,  $y$,  $z$  formen dann eine Markovkette erster Ordnung,  falls die Verteilung von  $z$  bei gegebenem  $y$  unabhängig von  $x$  ist:
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*Die Voraussetzungen für die Anwendung des  "Theorems der Irrelevanz"  sind die gleichen wie die an eine  [[Stochastische_Signaltheorie/Markovketten#Betrachtetes_Szenario| "Markovkette"]]  erster Ordnung.  Die Zufallsvariablen  $x$,  $y$,  $z$  formen dann eine Markovkette erster Ordnung,  falls die Verteilung von  $z$  bei gegebenem  $y$  unabhängig von  $x$  ist:
 
:$$p(x, y, z) = p(x) \cdot p(y\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}x) \cdot p(z\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}y) \hspace{0.25cm} {\rm anstelle \hspace{0.15cm}von} \hspace{0.25cm}p(x, y, z) = p(x) \cdot p(y\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}x) \cdot p(z\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}x, y) \hspace{0.05cm}.$$
 
:$$p(x, y, z) = p(x) \cdot p(y\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}x) \cdot p(z\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}y) \hspace{0.25cm} {\rm anstelle \hspace{0.15cm}von} \hspace{0.25cm}p(x, y, z) = p(x) \cdot p(y\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}x) \cdot p(z\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}x, y) \hspace{0.05cm}.$$
  
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\Rightarrow \hspace{0.3cm} r_j (t = \tau) = \int_{-\infty}^{+\infty}r(\tau) \cdot \varphi_j(\tau) \,{\rm d} \tau = r_j  
 
\Rightarrow \hspace{0.3cm} r_j (t = \tau) = \int_{-\infty}^{+\infty}r(\tau) \cdot \varphi_j(\tau) \,{\rm d} \tau = r_j  
 
\hspace{0.05cm}.$$
 
\hspace{0.05cm}.$$
[[Datei:P ID2008 Dig T 4 2 S6 version1.png|right|frame|Drei unterschiedliche Implementierungen des inneren Produktes|class=fit]]
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[[Datei:P ID2008 Dig T 4 2 S6 version1.png|left|frame|Drei unterschiedliche Implementierungen des inneren Produktes|class=fit]]
 
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Die Abbildung zeigt die beiden möglichen Realisierungsformen des optimalen Detektors.}}  
 
Die Abbildung zeigt die beiden möglichen Realisierungsformen des optimalen Detektors.}}  
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== Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion der Empfangswerte ==
 
== Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion der Empfangswerte ==
 
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Bevor wir uns im folgenden Kapitel der optimalen Gestaltung des Entscheiders und der Berechnung und Annäherung der Fehlerwahrscheinlichkeit zuwenden, erfolgt zunächst eine für den AWGN&ndash;Kanal gültige statistische Analyse der Entscheidungsgrößen&nbsp; $r_j$.  
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Bevor wir uns im folgenden Kapitel der optimalen Gestaltung des Entscheiders und der Berechnung und Annäherung der Fehlerwahrscheinlichkeit zuwenden,&nbsp; erfolgt zunächst eine für den AWGN&ndash;Kanal gültige statistische Analyse der Entscheidungsgrößen&nbsp; $r_j$.  
  
 
[[Datei:P ID2009 Dig T 4 2 S7 version1.png|right|frame|Signalraumkonstellation und WDF des Empfangssignals|class=fit]]
 
[[Datei:P ID2009 Dig T 4 2 S7 version1.png|right|frame|Signalraumkonstellation und WDF des Empfangssignals|class=fit]]
Dazu betrachten wir nochmals den optimalen Binärempfänger für die bipolare Basisbandübertragung über den AWGN&ndash;Kanal, wobei wir von der für das vierte Hauptkapitel gültigen Beschreibungsform ausgehen.  
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Dazu betrachten wir nochmals den optimalen Binärempfänger für die bipolare Basisbandübertragung über den AWGN&ndash;Kanal,&nbsp; wobei wir von der für das vierte Hauptkapitel gültigen Beschreibungsform ausgehen.  
  
 
Mit den Parametern&nbsp; $N = 1$&nbsp; und&nbsp; $M = 2$&nbsp; ergibt sich für das Sendesignal die in der linken Grafik dargestellte Signalraumkonstellation
 
Mit den Parametern&nbsp; $N = 1$&nbsp; und&nbsp; $M = 2$&nbsp; ergibt sich für das Sendesignal die in der linken Grafik dargestellte Signalraumkonstellation
*mit nur einer Basisfunktion&nbsp; $\varphi_1(t)$, wegen&nbsp; $N = 1$,<br>
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*mit nur einer Basisfunktion&nbsp; $\varphi_1(t)$,&nbsp; wegen&nbsp; $N = 1$,<br>
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*mit den beiden Signalraumpunkten&nbsp; $s_i \in \{s_0, \hspace{0.05cm}s_1\}$, wegen&nbsp; $M = 2$.
 
*mit den beiden Signalraumpunkten&nbsp; $s_i \in \{s_0, \hspace{0.05cm}s_1\}$, wegen&nbsp; $M = 2$.
 
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:$$r_0 = s_0 = \sqrt{E}\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}r_1 = s_1 = -\sqrt{E}\hspace{0.05cm}.$$
 
:$$r_0 = s_0 = \sqrt{E}\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}r_1 = s_1 = -\sqrt{E}\hspace{0.05cm}.$$
  
Bei Berücksichtigung des (bandbegrenzten) AWGN&ndash;Rauschens&nbsp; $n(t)$&nbsp; überlagern sich den beiden Punkten&nbsp; $r_0$&nbsp; und&nbsp; $r_1$&nbsp; jeweils Gaußkurven mit der Varianz&nbsp; $\sigma_n^2$ &nbsp;&#8658;&nbsp; Streuung&nbsp; $\sigma_n$&nbsp; (siehe rechte Grafik). Die WDF der Rauschkomponente&nbsp; $n(t)$&nbsp; lautet dabei:
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*Bei Berücksichtigung des&nbsp; (bandbegrenzten)&nbsp; AWGN&ndash;Rauschens&nbsp; $n(t)$&nbsp; überlagern sich den beiden Punkten&nbsp; $r_0$&nbsp; und&nbsp; $r_1$&nbsp; jeweils Gaußkurven mit der Varianz&nbsp; $\sigma_n^2$ &nbsp;&#8658;&nbsp; Streuung&nbsp; $\sigma_n$&nbsp; $($siehe rechte Grafik$)$.  
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*Die WDF der Rauschkomponente&nbsp; $n(t)$&nbsp; lautet dabei:
 
:$$p_n(n) = \frac{1}{\sqrt{2\pi} \cdot \sigma_n}\cdot {\rm e}^{ - {n^2}/(2 \sigma_n^2)}\hspace{0.05cm}.$$
 
:$$p_n(n) = \frac{1}{\sqrt{2\pi} \cdot \sigma_n}\cdot {\rm e}^{ - {n^2}/(2 \sigma_n^2)}\hspace{0.05cm}.$$
  
Für die bedingte Wahrscheinlichkeitsdichte, dass der Empfangswert&nbsp; $\rho$&nbsp; anliegt, wenn&nbsp; $s_i$&nbsp; gesendet wurde, ergibt sich dann folgender Ausdruck:
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Für die bedingte Wahrscheinlichkeitsdichte,&nbsp; dass der Empfangswert&nbsp; $\rho$&nbsp; anliegt, wenn&nbsp; $s_i$&nbsp; gesendet wurde,&nbsp; ergibt sich dann folgender Ausdruck:
  
 
:$$p_{\hspace{0.02cm}r\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}s}(\rho\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}s_i) = \frac{1}{\sqrt{2\pi} \cdot \sigma_n}\cdot {\rm e}^{ - {(\rho - s_i)^2}/(2 \sigma_n^2)} \hspace{0.05cm}.$$
 
:$$p_{\hspace{0.02cm}r\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}s}(\rho\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}s_i) = \frac{1}{\sqrt{2\pi} \cdot \sigma_n}\cdot {\rm e}^{ - {(\rho - s_i)^2}/(2 \sigma_n^2)} \hspace{0.05cm}.$$
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*$r_0 = s_0$&nbsp; und&nbsp; $r_1 = s_1$&nbsp; sowie&nbsp; $n$&nbsp; sind jeweils Skalare mit der Einheit &bdquo;Wurzel aus Energie&rdquo;.<br>
 
*$r_0 = s_0$&nbsp; und&nbsp; $r_1 = s_1$&nbsp; sowie&nbsp; $n$&nbsp; sind jeweils Skalare mit der Einheit &bdquo;Wurzel aus Energie&rdquo;.<br>
  
*Damit ist offensichtlich, dass&nbsp; $\sigma_n$&nbsp; ebenfalls die Einheit &bdquo;Wurzel aus Energie&rdquo; besitzt und&nbsp; $\sigma_n^2$&nbsp; eine Energie darstellt.<br>
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*Damit ist offensichtlich,&nbsp; dass&nbsp; $\sigma_n$&nbsp; ebenfalls die Einheit &bdquo;Wurzel aus Energie&rdquo; besitzt und&nbsp; $\sigma_n^2$&nbsp; eine Energie darstellt.<br>
  
*Beim AWGN&ndash;Kanal ist die Rauschvarianz&nbsp; $\sigma_n^2 = N_0/2$. Diese ist  also ebenfalls eine physikalische Größe mit der Einheit&nbsp; $\rm W/Hz = Ws$.<br><br>
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*Beim AWGN&ndash;Kanal ist die Rauschvarianz&nbsp; $\sigma_n^2 = N_0/2$.&nbsp; Diese ist  also ebenfalls eine physikalische Größe mit der Einheit&nbsp; $\rm W/Hz = Ws$.<br><br>
  
Die hier angesprochene Thematik wird in der&nbsp; [[Aufgaben:Aufgabe_4.06:_Optimale_Entscheidungsgrenzen|Aufgabe 4.6]]&nbsp; an Beispielen verdeutlicht.<br>
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Die hier angesprochene Thematik wird in der&nbsp; [[Aufgaben:Aufgabe_4.06:_Optimale_Entscheidungsgrenzen|"Aufgabe 4.6"]]&nbsp; an Beispielen verdeutlicht.<br>
  
 
== N–dimensionales Gaußsches Rauschen==
 
== N–dimensionales Gaußsches Rauschen==
 
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Liegt ein&nbsp; $N$&ndash;dimensionales Modulationsverfahren vor, das heißt, es gilt mit&nbsp; $0 \le i \le M-1$&nbsp; und &nbsp;$1 \le j \le N$:
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Liegt ein&nbsp; $N$&ndash;dimensionales Modulationsverfahren vor,&nbsp; das heißt,&nbsp; wenn mit&nbsp; $0 \le i \le M-1$&nbsp; und &nbsp;$1 \le j \le N$&nbsp;
 
:$$s_i(t) = \sum\limits_{j = 1}^{N} s_{ij} \cdot \varphi_j(t) = s_{i1} \cdot \varphi_1(t)
 
:$$s_i(t) = \sum\limits_{j = 1}^{N} s_{ij} \cdot \varphi_j(t) = s_{i1} \cdot \varphi_1(t)
 
+ s_{i2} \cdot \varphi_2(t) + \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm} + s_{iN} \cdot \varphi_N(t)\hspace{0.05cm}\hspace{0.3cm}  
 
+ s_{i2} \cdot \varphi_2(t) + \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm} + s_{iN} \cdot \varphi_N(t)\hspace{0.05cm}\hspace{0.3cm}  
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\hspace{0.05cm},$$
 
\hspace{0.05cm},$$
  
so muss der Rauschvektor&nbsp; $\boldsymbol{ n}$&nbsp; ebenfalls mit der Dimension&nbsp; $N$&nbsp; angesetzt werden. Das gleiche gilt auch für den Empfangsvektor&nbsp;  $\boldsymbol{ r}$:
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gilt,&nbsp; dann muss der Rauschvektor&nbsp; $\boldsymbol{ n}$&nbsp; ebenfalls mit Dimension&nbsp; $N$&nbsp; angesetzt werden.&nbsp; Das gleiche gilt auch für den Empfangsvektor&nbsp;  $\boldsymbol{ r}$:
 
:$$\boldsymbol{ n} = \left(n_{1}, n_{2}, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm},  n_{N}\right )  
 
:$$\boldsymbol{ n} = \left(n_{1}, n_{2}, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm},  n_{N}\right )  
\hspace{0.01cm},\hspace{0.2cm}\boldsymbol{ r} = \left(r_{1}, r_{2}, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm},  r_{N}\right )\hspace{0.05cm}.$$
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\hspace{0.01cm},$$
 +
:$$\boldsymbol{ r} = \left(r_{1}, r_{2}, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm},  r_{N}\right )\hspace{0.05cm}.$$
  
Die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion (WDF) lautet dann für den AWGN&ndash;Kanal mit der Realisierung&nbsp; $\boldsymbol{ \eta}$&nbsp; des Rauschsignals
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Die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion&nbsp; $\rm (WDF)$&nbsp; lautet dann für den AWGN&ndash;Kanal mit der Realisierung&nbsp; $\boldsymbol{ \eta}$&nbsp; des Rauschsignals
 
:$$p_{\boldsymbol{ n}}(\boldsymbol{ \eta}) = \frac{1}{\left( \sqrt{2\pi}  \cdot \sigma_n \right)^N }  \cdot  
 
:$$p_{\boldsymbol{ n}}(\boldsymbol{ \eta}) = \frac{1}{\left( \sqrt{2\pi}  \cdot \sigma_n \right)^N }  \cdot  
 
{\rm exp} \left [ - \frac{|| \boldsymbol{ \eta} ||^2}{2 \sigma_n^2}\right ]\hspace{0.05cm},$$
 
{\rm exp} \left [ - \frac{|| \boldsymbol{ \eta} ||^2}{2 \sigma_n^2}\right ]\hspace{0.05cm},$$
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{\rm exp} \left [ - \frac{|| \boldsymbol{ \rho} - \boldsymbol{ s}_i  ||^2}{2 \sigma_n^2}\right ]\hspace{0.05cm}.$$
 
{\rm exp} \left [ - \frac{|| \boldsymbol{ \rho} - \boldsymbol{ s}_i  ||^2}{2 \sigma_n^2}\right ]\hspace{0.05cm}.$$
  
Die Gleichung ergibt sich aus der allgemeinen Darstellung der $N$&ndash;dimensionalen Gaußschen WDF im Abschnitt&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Verallgemeinerung_auf_N-dimensionale_Zufallsgr%C3%B6%C3%9Fen#Korrelationsmatrix|Korrelationsmatrix]]&nbsp; des Buches &bdquo;Stochastische Signaltheorie&rdquo; unter der Voraussetzung, dass die Komponenten unkorreliert (und somit  statistisch unabhängig) sind. $||\boldsymbol{ \eta}||$&nbsp; bezeichnet man als die ''Norm'' (Länge) des Vektors &nbsp;$\boldsymbol{ \eta}$.<br>
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Die Gleichung ergibt sich  
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*aus der allgemeinen Darstellung der $N$&ndash;dimensionalen Gaußschen WDF im Abschnitt&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Verallgemeinerung_auf_N-dimensionale_Zufallsgr%C3%B6%C3%9Fen#Korrelationsmatrix|"Korrelationsmatrix"]]&nbsp; des Buches &bdquo;Stochastische Signaltheorie&rdquo;  
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*unter der Voraussetzung,&nbsp; dass die Komponenten unkorreliert&nbsp; (und somit  statistisch unabhängig)&nbsp; sind.  
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*$||\boldsymbol{ \eta}||$&nbsp; bezeichnet man als die&nbsp; "Norm"&nbsp; (Länge)&nbsp; des Vektors &nbsp;$\boldsymbol{ \eta}$.<br>
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[[Datei:P ID2012 Dig T 4 2 S8 version1.png|right|frame|Zweidimensionale Gauß–WDF]]
 
 
{{GraueBox|TEXT=   
 
{{GraueBox|TEXT=   
 
$\text{Beispiel 3:}$&nbsp;  
 
$\text{Beispiel 3:}$&nbsp;  
Rechts dargestellt ist die zweidimensionale Gauß&ndash;WDF&nbsp; $p_{\boldsymbol{ n} } (\boldsymbol{ \eta})$&nbsp; der 2D&ndash;Zufallsgröße&nbsp; $\boldsymbol{ n} = (n_1,\hspace{0.05cm}n_2)$.  Beliebige Realisierungen der Zufallsgröße&nbsp; $\boldsymbol{ n}$&nbsp; werden mit&nbsp; $\boldsymbol{ \eta} = (\eta_1,\hspace{0.05cm}\eta_2)$&nbsp; bezeichnet.  
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Rechts dargestellt ist die zweidimensionale Gauß&ndash;WDF&nbsp; $p_{\boldsymbol{ n} } (\boldsymbol{ \eta})$&nbsp; der 2D&ndash;Zufallsgröße&nbsp; $\boldsymbol{ n} = (n_1,\hspace{0.05cm}n_2)$.&nbsp; Beliebige Realisierungen der Zufallsgröße&nbsp; $\boldsymbol{ n}$&nbsp; werden mit&nbsp; $\boldsymbol{ \eta} = (\eta_1,\hspace{0.05cm}\eta_2)$&nbsp; bezeichnet.&nbsp; Die Gleichung der dargestellten Glockenkurve lautet:
*Die Gleichung der dargestellten Glockenkurve lautet:
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[[Datei:P ID2012 Dig T 4 2 S8 version1.png|right|frame|Zweidimensionale Gauß–WDF]]
 
:$$p_{n_1, n_2}(\eta_1, \eta_2) = \frac{1}{\left( \sqrt{2\pi}  \cdot \sigma_n \right)^2 }  \cdot  
 
:$$p_{n_1, n_2}(\eta_1, \eta_2) = \frac{1}{\left( \sqrt{2\pi}  \cdot \sigma_n \right)^2 }  \cdot  
 
{\rm exp} \left [ - \frac{ \eta_1^2 + \eta_2^2}{2 \sigma_n^2}\right ]\hspace{0.05cm}. $$
 
{\rm exp} \left [ - \frac{ \eta_1^2 + \eta_2^2}{2 \sigma_n^2}\right ]\hspace{0.05cm}. $$
*Das Maximum dieser Funktion liegt bei&nbsp; $\eta_1 = \eta_2 = 0$&nbsp; und hat den Wert &nbsp;$2\pi \cdot \sigma_n^2$.  
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*Das Maximum dieser Funktion liegt bei&nbsp; $\eta_1 = \eta_2 = 0$&nbsp; und hat den Wert &nbsp; $2\pi \cdot \sigma_n^2$.
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*Mit&nbsp; $\sigma_n^2 = N_0/2$&nbsp; lässt sich die 2D&ndash;WDF in Vektorform auch wie folgt schreiben:
 
*Mit&nbsp; $\sigma_n^2 = N_0/2$&nbsp; lässt sich die 2D&ndash;WDF in Vektorform auch wie folgt schreiben:
 
:$$p_{\boldsymbol{ n} }(\boldsymbol{ \eta}) = \frac{1}{\pi \cdot N_0 }  \cdot  
 
:$$p_{\boldsymbol{ n} }(\boldsymbol{ \eta}) = \frac{1}{\pi \cdot N_0 }  \cdot  
 
{\rm exp} \left [ - \frac{\vert \vert \boldsymbol{ \eta} \vert \vert ^2}{N_0}\right ]\hspace{0.05cm}.$$
 
{\rm exp} \left [ - \frac{\vert \vert \boldsymbol{ \eta} \vert \vert ^2}{N_0}\right ]\hspace{0.05cm}.$$
  
*Diese rotationssymmetrische WDF eignet sich zum Beispiel für die Beschreibung/Untersuchung eines '' zweidimensionalen Modulationsverfahrens'' wie&nbsp; [[Digitalsignalübertragung/Trägerfrequenzsysteme_mit_kohärenter_Demodulation#Quadraturamplitudenmodulation_.28M.E2.80.93QAM.29|<i>M</i>&ndash;QAM]],&nbsp; [[Digitalsignalübertragung/Trägerfrequenzsysteme_mit_kohärenter_Demodulation#Mehrstufiges_Phase.E2.80.93Shift_Keying_.28M.E2.80.93PSK.29|<i>M</i>&ndash;PSK]]&nbsp; oder&nbsp; [[Digitalsignalübertragung/Trägerfrequenzsysteme_mit_kohärenter_Demodulation#Binary_Frequency_Shift_Keying_.282.E2.80.93FSK.29|2&ndash;FSK]].<br>
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*Diese rotationssymmetrische WDF eignet sich zum Beispiel für die Beschreibung/Untersuchung eines zweidimensionalen Modulationsverfahrens wie&nbsp; [[Digitalsignalübertragung/Trägerfrequenzsysteme_mit_kohärenter_Demodulation#Quadraturamplitudenmodulation_.28M.E2.80.93QAM.29|"M&ndash;QAM"]],&nbsp; [[Digitalsignalübertragung/Trägerfrequenzsysteme_mit_kohärenter_Demodulation#Mehrstufiges_Phase.E2.80.93Shift_Keying_.28M.E2.80.93PSK.29|"M&ndash;PSK"]]&nbsp; oder&nbsp; [[Digitalsignalübertragung/Trägerfrequenzsysteme_mit_kohärenter_Demodulation#Binary_Frequency_Shift_Keying_.282.E2.80.93FSK.29|"2&ndash;FSK"]].<br>
  
*Oft werden zweidimensionale reelle Zufallsgrößen aber auch eindimensional&ndash;komplex dargestellt, meist in der Form&nbsp; $n(t) = n_{\rm I}(t) + {\rm j} \cdot n_{\rm Q}(t)$. Die beiden Komponenten bezeichnet man dann als <i>Inphaseanteil</i>&nbsp; $n_{\rm I}(t)$&nbsp; und <i>Quadraturanteil</i>&nbsp; $n_{\rm Q}(t)$&nbsp; des Rauschens.<br>
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*Oft werden zweidimensionale reelle Zufallsgrößen aber auch eindimensional&ndash;komplex dargestellt, meist in der Form&nbsp; $n(t) = n_{\rm I}(t) + {\rm j} \cdot n_{\rm Q}(t)$. Die beiden Komponenten bezeichnet man dann als&nbsp; "Inphaseanteil"&nbsp; $n_{\rm I}(t)$&nbsp; und&nbsp; "Quadraturanteil"&nbsp; $n_{\rm Q}(t)$&nbsp; des Rauschens.<br>
  
*Die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion hängt nur vom Betrag&nbsp; $\vert n(t) \vert$&nbsp; der Rauschvariablen ab und nicht von Winkel&nbsp; ${\rm arc} \ n(t)$. Das heißt: &nbsp; Komplexes Rauschen ist zirkulär symmetrisch (siehe Grafik).<br>
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*Die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion hängt nur vom Betrag&nbsp; $\vert n(t) \vert$&nbsp; der Rauschvariablen ab und nicht von Winkel&nbsp; ${\rm arc} \ n(t)$.&nbsp; Das heißt: &nbsp; Komplexes Rauschen ist zirkulär symmetrisch&nbsp; (siehe Grafik).<br>
  
*Zirkulär symmetrisch bedeutet auch, dass die Inphasekomponente&nbsp; $n_{\rm I}(t)$&nbsp; und die Quadraturkomponente&nbsp; $n_{\rm Q}(t)$&nbsp; die gleiche Verteilung aufweisen und damit auch gleiche Varianz (Streuung) besitzen:
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*Zirkulär symmetrisch bedeutet auch,&nbsp; dass die Inphasekomponente&nbsp; $n_{\rm I}(t)$&nbsp; und die Quadraturkomponente&nbsp; $n_{\rm Q}(t)$&nbsp; die gleiche Verteilung aufweisen und damit auch gleiche Varianz&nbsp; (Streuung)&nbsp; besitzen:
  
 
:$$ {\rm E} \big [ n_{\rm I}^2(t)\big  ]  = {\rm E}\big [ n_{\rm Q}^2(t) \big ] = \sigma_n^2 \hspace{0.05cm},\hspace{1cm}{\rm E}\big  [ n(t) \cdot n^*(t) \big  ]\hspace{0.1cm}  =  \hspace{0.1cm}  {\rm E}\big [ n_{\rm I}^2(t) \big ] + {\rm E}\big [ n_{\rm Q}^2(t)\big  ] = 2\sigma_n^2 \hspace{0.05cm}.$$}}
 
:$$ {\rm E} \big [ n_{\rm I}^2(t)\big  ]  = {\rm E}\big [ n_{\rm Q}^2(t) \big ] = \sigma_n^2 \hspace{0.05cm},\hspace{1cm}{\rm E}\big  [ n(t) \cdot n^*(t) \big  ]\hspace{0.1cm}  =  \hspace{0.1cm}  {\rm E}\big [ n_{\rm I}^2(t) \big ] + {\rm E}\big [ n_{\rm Q}^2(t)\big  ] = 2\sigma_n^2 \hspace{0.05cm}.$$}}
  
  
Abschließend noch einige ''Bezeichnungsvarianten'' für Gaußsche Zufallsgrößen:
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Abschließend noch einige&nbsp; '''Bezeichnungsvarianten'''&nbsp; für Gaußsche Zufallsgrößen:
  
:$$x ={\cal N}(\mu, \sigma^2) \hspace{-0.1cm}: \hspace{0.3cm}\text{reelle gaußverteilte Zufallsgröße, mit Mittelwert}\hspace{0.1cm}\mu \text                                          { und Varianz}\hspace{0.15cm}\sigma^2 \hspace{0.05cm},$$
+
:$$x ={\cal N}(\mu, \sigma^2) \hspace{-0.1cm}: \hspace{0.3cm}\text{reelle gaußverteilte Zufallsgröße, mit Mittelwert}\hspace{0.15cm}\mu \text                                          { und Varianz}\hspace{0.15cm}\sigma^2 \hspace{0.05cm},$$
 
:$$y={\cal CN}(\mu, \sigma^2)\hspace{-0.1cm}: \hspace{0.12cm}\text{komplexe gaußverteilte Zufallsgröße} \hspace{0.05cm}.$$
 
:$$y={\cal CN}(\mu, \sigma^2)\hspace{-0.1cm}: \hspace{0.12cm}\text{komplexe gaußverteilte Zufallsgröße} \hspace{0.05cm}.$$
  

Aktuelle Version vom 18. Juli 2022, 15:31 Uhr

Blockschaltbild und Voraussetzungen


In diesem Kapitel wird die Struktur des optimalen Empfängers eines digitalen Übertragungssystems sehr allgemein hergeleitet,  wobei

  • das Modulationsverfahren und weitere Systemdetails nicht weiter spezifiziert werden,
Allgemeines Blockschaltbild eines Kommunikationssystems


Zum obigen Blockschaltbild ist anzumerken:

  • Der Symbolumfang der Quelle beträgt  $M$  und der Symbolvorrat ist  $\{m_i\}$  mit  $i = 0$, ... , $M-1$. 
  • Die zugehörigen Symbolwahrscheinlichkeiten  ${\rm Pr}(m = m_i)$  seien auch dem Empfänger bekannt.
  • Zur Nachrichtenübertragung stehen  $M$  Signalformen  $s_i(t)$  zur Verfügung;  auch für die Laufvariable gelte die Indizierung  $i = 0$, ... , $M-1$.
  • Es besteht eine feste Beziehung zwischen den Nachrichten und den Signalen.  Wird  $m =m_i$  übertragen, so ist das Sendesignal  $s(t) =s_i(t)$.
  • Lineare Kanalverzerrungen sind in der obigen Grafik durch die Impulsantwort  $h(t)$  berücksichtigt.  Außerdem ist ein  (irgendwie geartetes)  Rauschen  $n(t)$  wirksam.
  • Mit diesen beiden die Übertragung störenden Effekten lässt sich das am Empfänger ankommende Signal  $r(t)$  in folgender Weise angeben:
$$r(t) = s(t) \star h(t) + n(t) \hspace{0.05cm}.$$
  • Aufgabe des  (optimalen)  Empfängers ist es,  anhand seines Eingangssignals  $r(t)$  herauszufinden,  welche der  $M$  möglichen Nachrichten  $m_i$   ⇒   Signal  $s_i(t)$  gesendet wurde.  Der vom Empfänger gefundene Schätzwert für  $m$  wird durch ein  "Zirkumflex"  gekennzeichnet   ⇒   $\hat{m}$.


$\text{Definition:}$  Man spricht von einem  optimalen Empfänger,  wenn die Symbolfehlerwahrscheinlichkeit den für die Randbedingungen kleinstmöglichen Wert annimmt:

$$p_{\rm S} = {\rm Pr} ({\cal E}) = {\rm Pr} ( \hat{m} \ne m) \hspace{0.15cm} \Rightarrow \hspace{0.15cm}{\rm Minimum} \hspace{0.05cm}.$$


Hinweise:

  1. Im Folgenden wird meist der AWGN–Ansatz   ⇒   $r(t) = s(t) + n(t)$  vorausgesetzt,  was bedeutet,  dass  $h(t) = \delta(t)$  als verzerrungsfrei angenommen wird.
  2. Andernfalls können wir die Signale  $s_i(t)$  als  ${s_i}'(t) = s_i(t) \star h(t)$  neu definieren,  also die deterministischen Kanalverzerrungen dem Sendesignal beaufschlagen.

Fundamentaler Ansatz zum optimalen Empfängerentwurf


Gegenüber dem auf der vorherigen Seite gezeigten  "Blockschaltbild"  führen wir nun einige wesentliche Verallgemeinerungen durch:

Modell zur Herleitung des optimalen Empfängers
  • Der Übertragungskanal wird nun beschrieben durch die  "bedingte Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion"   $p_{\hspace{0.02cm}r(t)\hspace{0.02cm} \vert \hspace{0.02cm}s(t)}$,   welche die Abhängigkeit des Empfangssignals  $r(t)$  vom Sendesignal  $s(t)$  festlegt.
  • Wurde nun ein ganz bestimmtes Signal  $r(t) = \rho(t)$  empfangen,  so hat der Empfänger die Aufgabe, die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen auf der Grundlage dieser  "Signalrealisierung"   $\rho(t)$  und der  $M$  bedingten Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen zu bestimmen:
$$p_{\hspace{0.05cm}r(t) \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} s(t) } (\rho(t) \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} s_i(t))\hspace{0.5cm}{\rm mit}\hspace{0.5cm} i = 0, \text{...} \hspace{0.05cm}, M-1.$$
  • Ermittelt werden soll,  welche Nachricht  $\hat{m}$  am wahrscheinlichsten gesendet wurde,  unter Berücksichtigung aller möglichen Sendesignale  $s_i(t)$  und derenn Auftrittsswahrscheinlichkeiten  ${\rm Pr}(m = m_i)$.
  • Die Schätzung des optimalen Empfängers ist also ganz allgemein bestimmt durch die Gleichung
$$\hat{m} = {\rm arg} \max_i \hspace{0.1cm} p_{\hspace{0.02cm}s(t) \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} r(t) } ( s_i(t) \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \rho(t)) = {\rm arg} \max_i \hspace{0.1cm} p_{m \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} r(t) } ( \hspace{0.05cm}m_i\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}\rho(t))\hspace{0.05cm}.$$

$\text{In anderen Worten:}$  Der optimale Empfänger betrachtet diejenige Nachricht  $\hat{m} \in \{m_i\}$  als die am wahrscheinlichsten gesendete Nachricht,  deren bedingte Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  $p_{\hspace{0.02cm}m \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} r(t) }$  für das anliegende Empfangssignal  $\rho(t)$  sowie unter der Annahme  $m=\hat{m}$  den größtmöglichen Wert annimmt.


Bevor wir die diese Entscheidungsregel näher diskutieren,  soll der optimale Empfänger entsprechend der Grafik noch in zwei Funktionsblöcke aufgeteilt werden:

  • Der  Detektor  nimmt am Empfangssignal  $r(t)$  verschiedene Messungen vor und fasst diese im Vektor  $\boldsymbol{r}$  zusammen.  Bei  $K$  Messungen entspricht  $\boldsymbol{r}$  einem Punkt im  $K$–dimensionalen Vektorraum.
  • Der  Entscheider  bildet abhängig von diesem Vektor den Schätzwert.  Bei einem gegebenen Vektor  $\boldsymbol{r} = \boldsymbol{\rho}$  lautet dabei die Entscheidungsregel:
$$\hat{m} = {\rm arg}\hspace{0.05cm} \max_i \hspace{0.1cm} P_{m\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r} } ( m_i\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}\boldsymbol{\rho}) \hspace{0.05cm}.$$

Im Gegensatz zur oberen Entscheidungsregel tritt nun eine bedingte Wahrscheinlichkeit   $P_{m\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r} }$   anstelle der bedingten Wahrscheinlichkeitskeitsdichtefunktion  $\rm (WDF)$   $p_{m\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}r(t)}$  auf.  Beachten Sie bitte die Groß– bzw. Kleinschreibung für die unterschiedlichen Bedeutungen.

$\text{Beispiel 1:}$  Wir betrachten nun die Funktion  $y = {\rm arg}\hspace{0.05cm} \max \ p(x)$,  wobei  $p(x)$  die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  $\rm (WDF)$  einer wertkontinuierlichen oder wertdiskreten Zufallsgröße  $x$  beschreibt.  In der rechten Grafik besteht die WDF aus einer Summe von Diracfunktionen mit Wahrscheinlichkeiten als Impulsgewichte.

Zur Verdeutlichung der Funktion „arg max”

⇒   Die Grafik zeigt beispielhafte Funktionen.  In beiden Fällen liegt das WDF–Maximum  $(17)$  bei  $x = 6$:

$$\max_i \hspace{0.1cm} p(x) = 17\hspace{0.05cm},$$
$$y = {\rm \hspace{0.05cm}arg} \max_i \hspace{0.1cm} p(x) = 6\hspace{0.05cm}.$$

⇒   Die  (bedingten)  Wahrscheinlichkeiten in der Gleichung

$$\hat{m} = {\rm arg}\hspace{0.05cm} \max_i \hspace{0.1cm} P_{\hspace{0.02cm}m\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}\boldsymbol{ r} } ( m_i \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho})$$

sind  a–Posteriori–Wahrscheinlichkeiten.  Mit dem  Satz von Bayes  kann hierfür geschrieben werden:

$$P_{\hspace{0.02cm}m\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r} } ( m_i \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}\boldsymbol{\rho}) = \frac{ {\rm Pr}( m_i) \cdot p_{\boldsymbol{ r}\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m } (\boldsymbol{\rho}\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m_i )}{p_{\boldsymbol{ r} } (\boldsymbol{\rho})} \hspace{0.05cm}.$$


Der Nennerterm   $p_{\boldsymbol{ r} }(\boldsymbol{\rho})$ ist für alle Alternativen  $m_i$  gleich und muss für die Entscheidung nicht berücksichtigt werden.  Damit erhält man folgende Regeln:

$\text{Theorem:}$  Die Entscheidungsregel des optimalen Empfängers, auch bekannt als Maximum–a–posteriori–Empfänger  $($kurz:  MAP–Empfänger$)$  lautet:

$$\hat{m}_{\rm MAP} = {\rm \hspace{0.05cm} arg} \max_i \hspace{0.1cm} P_{\hspace{0.02cm}m\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r} } ( m_i \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}) = {\rm \hspace{0.05cm}arg} \max_i \hspace{0.1cm} \big [ {\rm Pr}( m_i) \cdot p_{\boldsymbol{ r}\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} m } (\boldsymbol{\rho}\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} m_i )\big ]\hspace{0.05cm}.$$
  • Vorteil der zweiten Gleichung ist,  dass die Vorwärtsrichtung des Kanals Anwendung findet   ⇒   bedingte WDF  $p_{\boldsymbol{ r}\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} m }$  $($"Ausgang unter der Bedingung Eingang"$)$.
  • Dagegen verwendet die erste Gleichung die Rückschlusswahrscheinlichkeiten  $P_{\hspace{0.05cm}m\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.02cm} \boldsymbol{ r} } $  $($"Eingang unter der Bedingung Ausgang"$)$.


$\text{Theorem:}$  Der  Maximum–Likelihood–Empfänger  $($kurz:  ML–Empfänger$)$  verwendet die Entscheidungsregel

$$\hat{m}_{\rm ML} = \hspace{-0.1cm} {\rm arg} \max_i \hspace{0.1cm} p_{\boldsymbol{ r}\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m } (\boldsymbol{\rho}\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m_i )\hspace{0.05cm}.$$
  • Bei diesem werden die möglicherweise unterschiedlichen Auftrittswahrscheinlichkeiten  ${\rm Pr}(m = m_i)$  für den Entscheidungsprozess nicht herangezogen.
  • Zum Beispiel,  weil diese dem Empfänger nicht bekannt sind.


Im früheren Kapitel   "Optimale Empfängerstrategien"   finden Sie auch andere Herleitungen für diese Empfängertypen.

$\text{Fazit:}$  Bei gleichwahrscheinlichen Nachrichten  $\{m_i\}$   ⇒   ${\rm Pr}(m = m_i) = 1/M$  ist der im Allgemeinen etwas schlechtere  "Maximum–Likelihood–Empfänger"  gleichwertig mit dem  "Maximum–a–posteriori–Empfänger":

$$\hat{m}_{\rm MAP} = \hat{m}_{\rm ML} =\hspace{-0.1cm} {\rm\hspace{0.05cm} arg} \max_i \hspace{0.1cm} p_{\boldsymbol{ r}\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m } (\boldsymbol{\rho}\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m_i )\hspace{0.05cm}.$$


Das Theorem der Irrelevanz


Zum Theorem der Irrelevanz

Zu beachten ist,  dass der auf der letzten Seite beschriebene Empfänger nur dann optimal ist,  wenn auch der Detektor bestmöglich implementiert ist,  das heißt,  wenn durch den Übergang vom kontinuierlichen Signal  $r(t)$  zum Vektor  $\boldsymbol{r}$  keine Information verloren geht.

Um zu klären,  welche und wieviele Messungen am Empfangssignal  $r(t)$  nötig sind,  um Optimalität zu garantieren,  ist das  "Theorem der Irrelevanz"  hilfreich: 

  • Dazu betrachten wir den skizzierten Empfänger,  dessen Detektor aus dem Empfangssignal  $r(t)$  die zwei Vektoren  $\boldsymbol{r}_1$  und  $\boldsymbol{r}_2$  ableitet und dem Entscheider zur Verfügung stellt. 
  • Diese Größen stehen mit der Nachricht  $ m \in \{m_i\}$  über die Verbundwahrscheinlichkeitsdichte   $p_{\boldsymbol{ r}_1, \hspace{0.05cm}\boldsymbol{ r}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m }$   in Zusammenhang.
  • Die Entscheidungsregel des MAP–Empfängers lautet mit Anpassung an dieses Beispiel:
$$\hat{m}_{\rm MAP} \hspace{-0.1cm} = \hspace{-0.1cm} {\rm arg} \max_i \hspace{0.1cm} \big [ {\rm Pr}( m_i) \cdot p_{\boldsymbol{ r}_1 , \hspace{0.05cm}\boldsymbol{ r}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_1, \hspace{0.05cm}\boldsymbol{\rho}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} m_i ) \big]= {\rm arg} \max_i \hspace{0.1cm}\big [ {\rm Pr}( m_i) \cdot p_{\boldsymbol{ r}_1 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_1 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m_i ) \cdot p_{\boldsymbol{ r}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r}_1 , \hspace{0.05cm} m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}_1 , \hspace{0.05cm}m_i )\big] \hspace{0.05cm}.$$
  • Die Vektoren  $\boldsymbol{r}_1$  und  $\boldsymbol{r}_2$  sind Zufallsgrößen.  Ihre Realisierungen werden hier und im Folgenden mit  $\boldsymbol{\rho}_1$  und  $\boldsymbol{\rho}_2$  bezeichnet.  Zur Hervorhebung sind alle Vektoren in der Grafik rot eingetragen.
  • Die Voraussetzungen für die Anwendung des  "Theorems der Irrelevanz"  sind die gleichen wie die an eine  "Markovkette"  erster Ordnung.  Die Zufallsvariablen  $x$,  $y$,  $z$  formen dann eine Markovkette erster Ordnung,  falls die Verteilung von  $z$  bei gegebenem  $y$  unabhängig von  $x$  ist:
$$p(x, y, z) = p(x) \cdot p(y\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}x) \cdot p(z\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}y) \hspace{0.25cm} {\rm anstelle \hspace{0.15cm}von} \hspace{0.25cm}p(x, y, z) = p(x) \cdot p(y\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}x) \cdot p(z\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}x, y) \hspace{0.05cm}.$$
  • Der optimale Empfänger muss allgemein beide Vektoren  $\boldsymbol{r}_1$  und  $\boldsymbol{r}_2$  auswerten, da in obiger Entscheidungsregel beide Verbunddichten  $p_{\boldsymbol{ r}_1\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m }$  und  $p_{\boldsymbol{ r}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}\boldsymbol{ r}_1, \hspace{0.05cm}m }$  auftreten.  Dagegen kann der Empfänger ohne Informationseinbuße die zweite Messung vernachlässigen, falls  $\boldsymbol{r}_2$  bei gegebenem  $\boldsymbol{r}_1$  unabhängig von der Nachricht  $m$  ist:
$$p_{\boldsymbol{ r}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}\boldsymbol{ r}_1 , \hspace{0.05cm} m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}_1 , \hspace{0.05cm}m_i )= p_{\boldsymbol{ r}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r}_1 } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}_1 ) \hspace{0.05cm}.$$
  • In diesem Fall lässt sich die Entscheidungsregel weiter vereinfachen:
$$\hat{m}_{\rm MAP} = {\rm arg} \max_i \hspace{0.1cm} \big [ {\rm Pr}( m_i) \cdot p_{\boldsymbol{ r}_1 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_1 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m_i ) \cdot p_{\boldsymbol{ r}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r}_1 , \hspace{0.05cm} m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}_1 , \hspace{0.05cm}m_i ) \big]$$
$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}\hat{m}_{\rm MAP} = {\rm arg} \max_i \hspace{0.1cm} \big [ {\rm Pr}( m_i) \cdot p_{\boldsymbol{ r}_1 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_1 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m_i ) \cdot p_{\boldsymbol{ r}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r}_1 } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}_1 )\big]$$
$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}\hat{m}_{\rm MAP} = {\rm arg} \max_i \hspace{0.1cm} \big [ {\rm Pr}( m_i) \cdot p_{\boldsymbol{ r}_1 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_1 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}m_i ) \big]\hspace{0.05cm}.$$
Zwei Beispiele zum Theorem der Irrelevanz

$\text{Beispiel 2:}$  Wir betrachten zur Verdeutlichung des soeben vorgestellten Theorems der Irrelevanz zwei verschiedene Systemkonfigurationen mit jeweils zwei Rauschtermen  $\boldsymbol{ n}_1$  und  $\boldsymbol{ n}_2$.

  • In der Grafik sind alle vektoriellen Größen rot eingezeichnet.
  • Die Größen  $\boldsymbol{s}$,  $\boldsymbol{ n}_1$  und  $\boldsymbol{ n}_2$  seien zudem jeweils unabhängig voneinander.


Die Analyse dieser beiden Anordnungen liefert folgende Ergebnisse:

  • Der Entscheider muss in beiden Fällen die Komponente  $\boldsymbol{ r}_1= \boldsymbol{ s}_i + \boldsymbol{ n}_1$  berücksichtigen, da nur diese die Information über das Nutzsignal  $\boldsymbol{ s}_i$  und damit über die gesendete Nachricht  $m_i$  liefert.
  • Bei der oberen Konfiguration enthält  $\boldsymbol{ r}_2$  keine Information über  $m_i$, die nicht bereits von  $\boldsymbol{ r}_1$  geliefert wurde.  Vielmehr ist  $\boldsymbol{ r}_2= \boldsymbol{ r}_1 + \boldsymbol{ n}_2$  nur eine verrauschte Version von  $\boldsymbol{ r}_1$  und hängt nur vom Rauschen  $\boldsymbol{ n}_2$  ab, sobald  $\boldsymbol{ r}_1$  bekannt ist   ⇒   $\boldsymbol{ r}_2$  ist irrelevant:
$$p_{\boldsymbol{ r}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r}_1 , \hspace{0.05cm} m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}_1 , \hspace{0.05cm}m_i )= p_{\boldsymbol{ r}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r}_1 } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}\boldsymbol{\rho}_1 )= p_{\boldsymbol{ n}_2 } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2 - \boldsymbol{\rho}_1 )\hspace{0.05cm}.$$
  • Bei der unteren Konfiguration ist  $\boldsymbol{ r}_2= \boldsymbol{ n}_1 + \boldsymbol{ n}_2$ für den Empfänger hilfreich, da ihm so ein Schätzwert für den Rauschterm $\boldsymbol{ n}_1$ geliefert wird   ⇒   $\boldsymbol{ r}_2$ sollte hier nicht verworfen werden.  Formal lässt sich dieses Resultat wie folgt ausdrücken:
$$p_{\boldsymbol{ r}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ r}_1 , \hspace{0.05cm} m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}_1 , \hspace{0.05cm}m_i ) = p_{\boldsymbol{ r}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ n}_1 , \hspace{0.05cm} m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}_1 - \boldsymbol{s}_i, \hspace{0.05cm}m_i)= p_{\boldsymbol{ n}_2 \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ n}_1 , \hspace{0.05cm} m } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2- \boldsymbol{\rho}_1 + \boldsymbol{s}_i \hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm} \boldsymbol{\rho}_1 - \boldsymbol{s}_i, \hspace{0.05cm}m_i) = p_{\boldsymbol{ n}_2 } \hspace{0.05cm} (\boldsymbol{\rho}_2- \boldsymbol{\rho}_1 + \boldsymbol{s}_i ) \hspace{0.05cm}.$$
  • Da nun im Argument dieser Funktion die Nachricht $\boldsymbol{ s}_i$ erscheint, ist $\boldsymbol{ r}_2$  nicht irrelevant”, sondern durchaus relevant.


Einige Eigenschaften des AWGN-Kanals


Um weitere Aussagen über die Art der optimalen Messungen des Vektors  $\boldsymbol{ r}$  machen zu können,  ist es notwendig,  die den Kanal charakterisierende (bedingte) Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  $p_{\hspace{0.02cm}r(t)\hspace{0.05cm} \vert \hspace{0.05cm}s(t)}$  weiter zu spezifizieren.  Im Folgenden wird die Kommunikation über den  "AWGN–Kanal"  betrachtet,  dessen wichtigste Eigenschaften hier nochmals kurz zusammengestellt werden:

  • Das Ausgangssignal des AWGN–Kanals ist  $r(t) = s(t)+n(t)$,  wobei  $s(t)$  das Sendesignal angibt und  $n(t)$  durch einen Gaußschen Rauschprozess dargestellt wird.
  • Einen Zufallsprozess  $\{n(t)\}$  bezeichnet man als gaußisch,  wenn die Elemente der  $k$–dimensionalen Zufallsvariablen  $\{n_1(t)\hspace{0.05cm} \text{...} \hspace{0.05cm}n_k(t)\}$  gemeinsam gaußverteilt sind   ⇒   "jointly Gaussian".
  • Der Mittelwert des AWGN–Rauschens ist  ${\rm E}\big[n(t)\big] = 0$.  Außerdem ist  $n(t)$  "weiß",  was bedeutet,  dass das  Leistungsdichtespektrum  $\rm (LDS)$  für alle Frequenzen  $($von  $-\infty$ bis $+\infty)$  konstant ist:  
$${\it \Phi}_n(f) = {N_0}/{2} \hspace{0.05cm}.$$
$${\varphi_n(\tau)} = {\rm E}\big [n(t) \cdot n(t+\tau)\big ] = {N_0}/{2} \cdot \delta(t)\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} {\rm E}\big [n(t) \cdot n(t+\tau)\big ] = \left\{ \begin{array}{c} \rightarrow \infty \\ 0 \end{array} \right.\quad \begin{array}{*{1}c} {\rm f{\rm \ddot{u}r}} \hspace{0.25cm} \tau = 0 \hspace{0.05cm}, \\ {\rm f{\rm \ddot{u}r}} \hspace{0.25cm} \tau \ne 0 \hspace{0.05cm},\\ \end{array}$$
  • $N_0$  gibt dabei die physikalische  $($nur für  $f \ge 0$  definierte$)$  Rauschleistungsdichte an.  Der konstante LDS–Wert  $(N_0/2)$  und das Gewicht der Diracfunktion in der AKF  $($ebenfalls  $N_0/2)$  ergibt sich allein durch die zweiseitige Betrachtungsweise.

⇒   Weitere Informationen zu diesem Thema liefert das Lernvideo  "Der AWGN-Kanal"  im zweiten Teil.

Beschreibung des AWGN-Kanals durch orthonormale Basisfunktionen


Aus dem vorletzten Statement auf der letzten Seite geht hervor,  dass

  • reines AWGN–Rauschen  $n(t)$  stets eine unendliche Varianz (Leistung) aufweist:   $\sigma_n^2 \to \infty$,
  • in der Realität demzufolge nur gefiltertes Rauschen  $n\hspace{0.05cm}'(t) = n(t) \star h_n(t)$  auftreten kann.

Mit der Impulsantwort  $h_n(t)$  und dem  Frequenzgang  $H_n(f) = {\rm F}\big [h_n(t)\big ]$  gelten dann folgende Gleichungen:

$${\rm E}\big[n\hspace{0.05cm}'(t) \big] \hspace{0.15cm} = \hspace{0.2cm} {\rm E}\big[n(t) \big] = 0 \hspace{0.05cm},$$
$${\it \Phi_{n\hspace{0.05cm}'}(f)} \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} {N_0}/{2} \cdot |H_{n}(f)|^2 \hspace{0.05cm},$$
$$ {\it \varphi_{n\hspace{0.05cm}'}(\tau)} \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} {N_0}/{2}\hspace{0.1cm} \cdot \big [h_{n}(\tau) \star h_{n}(-\tau)\big ]\hspace{0.05cm},$$
$$\sigma_n^2 \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} { \varphi_{n\hspace{0.05cm}'}(\tau = 0)} = {N_0}/{2} \cdot \int_{-\infty}^{+\infty}h_n^2(t)\,{\rm d} t ={N_0}/{2}\hspace{0.1cm} \cdot < \hspace{-0.1cm}h_n(t), \hspace{0.1cm} h_n(t) \hspace{-0.05cm} > \hspace{0.1cm} = \int_{-\infty}^{+\infty}{\it \Phi}_{n\hspace{0.05cm}'}(f)\,{\rm d} f = {N_0}/{2} \cdot \int_{-\infty}^{+\infty}|H_n(f)|^2\,{\rm d} f \hspace{0.05cm}.$$

Im Folgenden beinhaltet  $n(t)$  stets implizit eine  Bandbegrenzung;  auf die Schreibweise  $n'(t)$  wird also zukünftig verzichtet.

$\text{Beachten Sie:}$  Ähnlich wie das Sendesignal  $s(t)$  lässt sich auch der Rauschprozess  $\{n(t)\}$  als gewichtete Summe orthonormaler Basisfunktionen  $\varphi_j(t)$  schreiben.

  • Im Gegensatz zu  $s(t)$  ist nun allerdings eine Beschränkung auf eine endliche Anzahl an Basisfunktionen nicht möglich.
  • Vielmehr gilt bei rein stochastischen Größen für die entsprechende Signaldarstellung stets
$$n(t) = \lim_{N \rightarrow \infty} \sum\limits_{j = 1}^{N}n_j \cdot \varphi_j(t) \hspace{0.05cm},$$
wobei der Koeffizient  $n_j$  durch die Projektion von  $n(t)$  auf die Basisfunktion  $\varphi_j(t)$  bestimmt ist:
$$n_j = \hspace{0.1cm} < \hspace{-0.1cm}n(t), \hspace{0.1cm} \varphi_j(t) \hspace{-0.05cm} > \hspace{0.05cm}.$$


Hinweis:   Um eine Verwechslung mit den Basisfunktionen  $\varphi_j(t)$  zu vermeiden, wird im Folgenden die AKF  $\varphi_n(\tau)$  des Rauschprozesses stets nur noch als der Erwartungswert    ausgedrückt:

$${\rm E}\big [n(t) \cdot n(t + \tau)\big ].$$

Optimaler Empfänger für den AWGN-Kanal


Optimaler Empfänger beim AWGN-Kanal

Auch das Empfangssignal  $r(t) = s(t) + n(t)$  lässt sich in bekannter Weise in Basisfunktionen zerlegen:

$$r(t) = \sum\limits_{j = 1}^{\infty}r_j \cdot \varphi_j(t) \hspace{0.05cm}.$$

Zu berücksichtigen ist:

  • Die  $M$  möglichen Sendesignale  $\{s_i(t)\}$  spannen einen Signalraum mit insgesamt  $N$  Basisfunktionen  $\varphi_1(t)$, ... , $\varphi_N(t)$  auf.
  • Diese  $N$  Basisfunktionen  $\varphi_j(t)$  werden gleichzeitig zur Beschreibung des Rauschsignals  $n(t)$  und des Empfangssignals  $r(t)$  verwendet.
  • Zur vollständigen Charakterisierung von  $n(t)$  bzw.  $r(t)$  werden nun aber auch noch unendlich viele weitere Basisfunktionen  $\varphi_{N+1}(t)$,  $\varphi_{N+2}(t)$,  ... benötigt.


Damit ergeben sich die Koeffizienten des Empfangssignals  $r(t)$  gemäß folgender Gleichung.  Hierbei ist berücksichtigt,  dass die (möglichen) Sendesignale  $s_i(t)$  und das Rauschen  $n(t)$  voneinander unabhängig sind:

$$r_j \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} \hspace{0.1cm} < \hspace{-0.1cm}r(t), \hspace{0.1cm} \varphi_j(t) \hspace{-0.05cm} > \hspace{0.1cm}=\hspace{0.1cm} \left\{ \begin{array}{c} < \hspace{-0.1cm}s_i(t), \hspace{0.1cm} \varphi_j(t) \hspace{-0.05cm} > + < \hspace{-0.1cm}n(t), \hspace{0.1cm} \varphi_j(t) \hspace{-0.05cm} > \hspace{0.1cm}= s_{ij}+ n_j\\ < \hspace{-0.1cm}n(t), \hspace{0.1cm} \varphi_j(t) \hspace{-0.05cm} > \hspace{0.1cm} = n_j \end{array} \right.\quad \begin{array}{*{1}c} {j = 1, 2, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm} \hspace{0.05cm}, N} \hspace{0.05cm}, \\ {j > N} \hspace{0.05cm}.\\ \end{array}$$

Somit ergibt sich für den optimalen Empfänger die oben skizzierte Struktur.

Betrachten wir zunächst den   AWGN–Kanal.  Hier kann auf das Vorfilter mit dem Frequenzgang  $W(f)$  verzichtet werden,  das für farbiges Rauschen vorgesehen ist.

  1. Der Detektor des optimalen Empfängers bildet die Koeffizienten   $r_j \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} \hspace{0.1cm} < \hspace{-0.1cm}r(t), \hspace{0.1cm} \varphi_j(t)\hspace{-0.05cm} >$   und reicht diese an den Entscheider weiter.
  2. Basiert die Entscheidung auf sämtlichen Koeffizienten  $r_j$,  so ist die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlentscheidung minimal und der Empfänger optimal.
  3. Die reellwertigen Koeffizienten  $r_j$  wurden oben wie folgt berechnet:
$$r_j = \left\{ \begin{array}{c} s_{ij} + n_j\\ n_j \end{array} \right.\quad \begin{array}{*{1}c} {j = 1, 2, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}, N} \hspace{0.05cm}, \\ {j > N} \hspace{0.05cm}.\\ \end{array}$$

Nach dem  "Theorem der Irrelevanz"  lässt sich zeigen,  dass für additives weißes Gaußsches Rauschen

  • die Optimalität nicht herabgesetzt wird,  wenn man die Koeffizienten  $r_{N+1}$,  $r_{N+2}$,  ...  , die nicht von der Nachricht  $(s_{ij})$  abhängigen,  nicht in den Entscheidungsprozess einbindet,  und somit
  • der Detektor nur die Projektionen des Empfangssignals  $r(t)$  auf die  $N$  durch das Nutzsignal  $s(t)$  vorgegebenen Basisfunktionen  $\varphi_{1}(t)$, ... , $\varphi_{N}(t)$  bilden muss.


In der Grafik ist diese signifikante Vereinfachung durch die graue Hinterlegung angedeutet.

Bei  farbigem Rauschen   ⇒   Leistungsdichtespektrum  ${\it \Phi}_n(f) \ne {\rm const.}$  ist lediglich zusätzlich ein Vorfilter mit Amplitudengang  $|W(f)| = {1}/{\sqrt{\it \Phi}_n(f)}$  erforderlich.

  1. Man nennt dieses Filter auch  "Whitening Filter",  da die Rauschleistungsdichte am Ausgang wieder konstant – also „weiß” – ist.
  2. Genaueres hierzu finden Sie im Kapitel  "Matched-Filter bei farbigen Störungen"  des Buches „Stochastische Signaltheorie”.

Implementierungsaspekte


Wesentliche Bestandteile des optimalen Empfängers sind die Berechnungen der inneren Produkte gemäß den Gleichungen   $r_j \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} \hspace{0.1cm} < \hspace{-0.1cm}r(t), \hspace{0.1cm} \varphi_j(t) \hspace{-0.05cm} >$.

$\text{Diese können auf verschiedene Art und Weise implementiert werden:}$ 

  • Beim  Korrelationsempfänger  $($Näheres zu dieser Implementierung finden Sie im  gleichnamigen Kapitel$)$  werden die inneren Produkte direkt entsprechend der Definition mit analogen Multiplizierern und Integratoren realisiert:
$$r_j = \int_{-\infty}^{+\infty}r(t) \cdot \varphi_j(t) \,{\rm d} t \hspace{0.05cm}.$$
  • Der  Matched–Filter–Empfänger,  der bereits im Kapitel  "Optimaler Binärempfänger"  zu Beginn dieses Buches hergeleitet wurde,  erzielt mit einem linearen Filter mit der Impulsantwort  $h_j(t) = \varphi_j(t) \cdot (T-t)$  und anschließender Abtastung zum Zeitpunkt  $t = T$  das gleiche Ergebnis:
$$r_j = \int_{-\infty}^{+\infty}r(\tau) \cdot h_j(t-\tau) \,{\rm d} \tau = \int_{-\infty}^{+\infty}r(\tau) \cdot \varphi_j(T-t+\tau) \,{\rm d} \tau \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} r_j (t = \tau) = \int_{-\infty}^{+\infty}r(\tau) \cdot \varphi_j(\tau) \,{\rm d} \tau = r_j \hspace{0.05cm}.$$
Drei unterschiedliche Implementierungen des inneren Produktes




Die Abbildung zeigt die beiden möglichen Realisierungsformen des optimalen Detektors.


Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion der Empfangswerte


Bevor wir uns im folgenden Kapitel der optimalen Gestaltung des Entscheiders und der Berechnung und Annäherung der Fehlerwahrscheinlichkeit zuwenden,  erfolgt zunächst eine für den AWGN–Kanal gültige statistische Analyse der Entscheidungsgrößen  $r_j$.

Signalraumkonstellation und WDF des Empfangssignals

Dazu betrachten wir nochmals den optimalen Binärempfänger für die bipolare Basisbandübertragung über den AWGN–Kanal,  wobei wir von der für das vierte Hauptkapitel gültigen Beschreibungsform ausgehen.

Mit den Parametern  $N = 1$  und  $M = 2$  ergibt sich für das Sendesignal die in der linken Grafik dargestellte Signalraumkonstellation

  • mit nur einer Basisfunktion  $\varphi_1(t)$,  wegen  $N = 1$,
  • mit den beiden Signalraumpunkten  $s_i \in \{s_0, \hspace{0.05cm}s_1\}$, wegen  $M = 2$.


Für das Signal  $r(t) = s(t) + n(t)$  am Ausgang des AWGN–Kanals ergibt sich im rauschfreien Fall   ⇒   $r(t) = s(t)$  die genau gleiche Konstellation. Die Signalraumpunkte liegen somit bei

$$r_0 = s_0 = \sqrt{E}\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}r_1 = s_1 = -\sqrt{E}\hspace{0.05cm}.$$
  • Bei Berücksichtigung des  (bandbegrenzten)  AWGN–Rauschens  $n(t)$  überlagern sich den beiden Punkten  $r_0$  und  $r_1$  jeweils Gaußkurven mit der Varianz  $\sigma_n^2$  ⇒  Streuung  $\sigma_n$  $($siehe rechte Grafik$)$.
  • Die WDF der Rauschkomponente  $n(t)$  lautet dabei:
$$p_n(n) = \frac{1}{\sqrt{2\pi} \cdot \sigma_n}\cdot {\rm e}^{ - {n^2}/(2 \sigma_n^2)}\hspace{0.05cm}.$$

Für die bedingte Wahrscheinlichkeitsdichte,  dass der Empfangswert  $\rho$  anliegt, wenn  $s_i$  gesendet wurde,  ergibt sich dann folgender Ausdruck:

$$p_{\hspace{0.02cm}r\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}s}(\rho\hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm}s_i) = \frac{1}{\sqrt{2\pi} \cdot \sigma_n}\cdot {\rm e}^{ - {(\rho - s_i)^2}/(2 \sigma_n^2)} \hspace{0.05cm}.$$

Zu den Einheiten der hier aufgeführten Größen ist zu bemerken:

  • $r_0 = s_0$  und  $r_1 = s_1$  sowie  $n$  sind jeweils Skalare mit der Einheit „Wurzel aus Energie”.
  • Damit ist offensichtlich,  dass  $\sigma_n$  ebenfalls die Einheit „Wurzel aus Energie” besitzt und  $\sigma_n^2$  eine Energie darstellt.
  • Beim AWGN–Kanal ist die Rauschvarianz  $\sigma_n^2 = N_0/2$.  Diese ist also ebenfalls eine physikalische Größe mit der Einheit  $\rm W/Hz = Ws$.

Die hier angesprochene Thematik wird in der  "Aufgabe 4.6"  an Beispielen verdeutlicht.

N–dimensionales Gaußsches Rauschen


Liegt ein  $N$–dimensionales Modulationsverfahren vor,  das heißt,  wenn mit  $0 \le i \le M-1$  und  $1 \le j \le N$ 

$$s_i(t) = \sum\limits_{j = 1}^{N} s_{ij} \cdot \varphi_j(t) = s_{i1} \cdot \varphi_1(t) + s_{i2} \cdot \varphi_2(t) + \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm} + s_{iN} \cdot \varphi_N(t)\hspace{0.05cm}\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} \boldsymbol{ s}_i = \left(s_{i1}, s_{i2}, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}, s_{iN}\right ) \hspace{0.05cm},$$

gilt,  dann muss der Rauschvektor  $\boldsymbol{ n}$  ebenfalls mit Dimension  $N$  angesetzt werden.  Das gleiche gilt auch für den Empfangsvektor  $\boldsymbol{ r}$:

$$\boldsymbol{ n} = \left(n_{1}, n_{2}, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}, n_{N}\right ) \hspace{0.01cm},$$
$$\boldsymbol{ r} = \left(r_{1}, r_{2}, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm}, r_{N}\right )\hspace{0.05cm}.$$

Die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  $\rm (WDF)$  lautet dann für den AWGN–Kanal mit der Realisierung  $\boldsymbol{ \eta}$  des Rauschsignals

$$p_{\boldsymbol{ n}}(\boldsymbol{ \eta}) = \frac{1}{\left( \sqrt{2\pi} \cdot \sigma_n \right)^N } \cdot {\rm exp} \left [ - \frac{|| \boldsymbol{ \eta} ||^2}{2 \sigma_n^2}\right ]\hspace{0.05cm},$$

und für die bedingte WDF in der Maximum–Likelihood–Entscheidungsregel ist anzusetzen:

$$p_{\hspace{0.02cm}\boldsymbol{ r}\hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ s}}(\boldsymbol{ \rho} \hspace{0.05cm}|\hspace{0.05cm} \boldsymbol{ s}_i) \hspace{-0.1cm} = \hspace{0.1cm} p_{\hspace{0.02cm} \boldsymbol{ n}\hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ s}}(\boldsymbol{ \rho} - \boldsymbol{ s}_i \hspace{0.05cm} | \hspace{0.05cm} \boldsymbol{ s}_i) = \frac{1}{\left( \sqrt{2\pi} \cdot \sigma_n \right)^2 } \cdot {\rm exp} \left [ - \frac{|| \boldsymbol{ \rho} - \boldsymbol{ s}_i ||^2}{2 \sigma_n^2}\right ]\hspace{0.05cm}.$$

Die Gleichung ergibt sich

  • aus der allgemeinen Darstellung der $N$–dimensionalen Gaußschen WDF im Abschnitt  "Korrelationsmatrix"  des Buches „Stochastische Signaltheorie”
  • unter der Voraussetzung,  dass die Komponenten unkorreliert  (und somit statistisch unabhängig)  sind.
  • $||\boldsymbol{ \eta}||$  bezeichnet man als die  "Norm"  (Länge)  des Vektors  $\boldsymbol{ \eta}$.


$\text{Beispiel 3:}$  Rechts dargestellt ist die zweidimensionale Gauß–WDF  $p_{\boldsymbol{ n} } (\boldsymbol{ \eta})$  der 2D–Zufallsgröße  $\boldsymbol{ n} = (n_1,\hspace{0.05cm}n_2)$.  Beliebige Realisierungen der Zufallsgröße  $\boldsymbol{ n}$  werden mit  $\boldsymbol{ \eta} = (\eta_1,\hspace{0.05cm}\eta_2)$  bezeichnet.  Die Gleichung der dargestellten Glockenkurve lautet:

Zweidimensionale Gauß–WDF
$$p_{n_1, n_2}(\eta_1, \eta_2) = \frac{1}{\left( \sqrt{2\pi} \cdot \sigma_n \right)^2 } \cdot {\rm exp} \left [ - \frac{ \eta_1^2 + \eta_2^2}{2 \sigma_n^2}\right ]\hspace{0.05cm}. $$
  • Das Maximum dieser Funktion liegt bei  $\eta_1 = \eta_2 = 0$  und hat den Wert   $2\pi \cdot \sigma_n^2$.
  • Mit  $\sigma_n^2 = N_0/2$  lässt sich die 2D–WDF in Vektorform auch wie folgt schreiben:
$$p_{\boldsymbol{ n} }(\boldsymbol{ \eta}) = \frac{1}{\pi \cdot N_0 } \cdot {\rm exp} \left [ - \frac{\vert \vert \boldsymbol{ \eta} \vert \vert ^2}{N_0}\right ]\hspace{0.05cm}.$$
  • Diese rotationssymmetrische WDF eignet sich zum Beispiel für die Beschreibung/Untersuchung eines zweidimensionalen Modulationsverfahrens wie  "M–QAM""M–PSK"  oder  "2–FSK".
  • Oft werden zweidimensionale reelle Zufallsgrößen aber auch eindimensional–komplex dargestellt, meist in der Form  $n(t) = n_{\rm I}(t) + {\rm j} \cdot n_{\rm Q}(t)$. Die beiden Komponenten bezeichnet man dann als  "Inphaseanteil"  $n_{\rm I}(t)$  und  "Quadraturanteil"  $n_{\rm Q}(t)$  des Rauschens.
  • Die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion hängt nur vom Betrag  $\vert n(t) \vert$  der Rauschvariablen ab und nicht von Winkel  ${\rm arc} \ n(t)$.  Das heißt:   Komplexes Rauschen ist zirkulär symmetrisch  (siehe Grafik).
  • Zirkulär symmetrisch bedeutet auch,  dass die Inphasekomponente  $n_{\rm I}(t)$  und die Quadraturkomponente  $n_{\rm Q}(t)$  die gleiche Verteilung aufweisen und damit auch gleiche Varianz  (Streuung)  besitzen:
$$ {\rm E} \big [ n_{\rm I}^2(t)\big ] = {\rm E}\big [ n_{\rm Q}^2(t) \big ] = \sigma_n^2 \hspace{0.05cm},\hspace{1cm}{\rm E}\big [ n(t) \cdot n^*(t) \big ]\hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} {\rm E}\big [ n_{\rm I}^2(t) \big ] + {\rm E}\big [ n_{\rm Q}^2(t)\big ] = 2\sigma_n^2 \hspace{0.05cm}.$$


Abschließend noch einige  Bezeichnungsvarianten  für Gaußsche Zufallsgrößen:

$$x ={\cal N}(\mu, \sigma^2) \hspace{-0.1cm}: \hspace{0.3cm}\text{reelle gaußverteilte Zufallsgröße, mit Mittelwert}\hspace{0.15cm}\mu \text { und Varianz}\hspace{0.15cm}\sigma^2 \hspace{0.05cm},$$
$$y={\cal CN}(\mu, \sigma^2)\hspace{-0.1cm}: \hspace{0.12cm}\text{komplexe gaußverteilte Zufallsgröße} \hspace{0.05cm}.$$

Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 4.4: Maximum–a–posteriori und Maximum–Likelihood

Aufgabe 4.5: Theorem der Irrelevanz