Informationstheorie/Einige Vorbemerkungen zu zweidimensionalen Zufallsgrößen: Unterschied zwischen den Versionen

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In der wertdiskreten Informationstheorie genügt im Gegensatz zu übertragungstechnischen Problemen schon die Kenntnis der Wahrscheinlichkeitsfunktion PX(X), zum Beispiel zur Berechnung der Entropie.
 
In der wertdiskreten Informationstheorie genügt im Gegensatz zu übertragungstechnischen Problemen schon die Kenntnis der Wahrscheinlichkeitsfunktion PX(X), zum Beispiel zur Berechnung der Entropie.
Die Entropie einer diskreten Zufallsgröße X – also deren Unsicherheit für einen Beobachter – kann man mit der Wahrscheinlichkeitsfunktion PX(X) wie folgt darstellen:
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Die '''Entropie''' einer diskreten Zufallsgröße $X$ – also deren Unsicherheit für einen Beobachter – kann man mit der Wahrscheinlichkeitsfunktion $P_X(X)$ wie folgt darstellen:
 
   
 
   
Verwendet man den Logarithmus zur Basis 2, also log2 (...) = ld (...) ⇒ Logarithmus dualis, so wird der Zahlenwert mit der Pseudo–Einheit „bit” versehen. E[...] gibt den Erwartungswert an.
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Verwendet man den Logarithmus zur Basis 2, also $\log_2$ (...) = ld (...) ⇒ ''Logarithmus dualis'', so wird der Zahlenwert mit der Pseudo–Einheit „bit” versehen. E[...] gibt den ''Erwartungswert'' an.
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Beispielsweise erhält man
 
Beispielsweise erhält man
für PX(X) = [0.2, 0.3, 0.5]:
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*für PX(X) = [0.2, 0.3, 0.5]:
 
   
 
   
für PX(X) = [1/3, 1/3, 1/3]:
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*für PX(X) = [1/3, 1/3, 1/3]:
 
   
 
   
Das zweite Beispiel liefert das Maximum der Entropiefunktion für den Symbolumfang M = 3. Für ein allgemeines M lässt sich dieses Ergebnis beispielsweise wie folgt herleiten – siehe [Meck09]:
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Das zweite Beispiel liefert das Maximum der Entropiefunktion für den Symbolumfang $M$ = 3. Für ein allgemeines $M$ lässt sich dieses Ergebnis beispielsweise wie folgt herleiten – siehe <ref>Mecking, M.: Information Theory. Vorlesungsmanuskript, Lehrstuhl für Nachrichtentechnik, Technische Universität München, 2009.</ref>:
 
   
 
   
 
Diese Abschätzung (Jensens's Ungleichung) ist zulässig, da der Logarithmus eine konkave Funktion ist. Entsprechend Aufgabe A3.2 gilt:
 
Diese Abschätzung (Jensens's Ungleichung) ist zulässig, da der Logarithmus eine konkave Funktion ist. Entsprechend Aufgabe A3.2 gilt:
 
   
 
   
Das Gleichheitszeichen ergibt sich nach der oberen Rechnung für gleiche Wahrscheinlichkeiten, also für PX() = 1/M für alle μ. In der Aufgabe A3.3 soll der gleiche Sachverhalt unter Verwendung der Abschätzung
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Das Gleichheitszeichen ergibt sich nach der oberen Rechnung für gleiche Wahrscheinlichkeiten, also für $P_X(x_μ)$ = $\frac{1}{M} für alle $μ$. In der Aufgabe A3.3 soll der gleiche Sachverhalt unter Verwendung der Abschätzung
 
   
 
   
nachgewiesen werden. Das Gleichheitszeichen gilt nur für x = 1.
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nachgewiesen werden. Das Gleichheitszeichen gilt nur für $x$ = 1.
Ist eine der M Wahrscheinlichkeiten PX() der Wahrscheinlichkeitsfunktion PX(X) gleich 0 ist, so lässt sich für die Entropie eine engere Schranke angeben:
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Ist eine der M Wahrscheinlichkeiten $P_X(x_μ)$ der Wahrscheinlichkeitsfunktion $P_X(X)$ gleich 0 ist, so lässt sich für die Entropie eine engere Schranke angeben:
 
    
 
    
==Relative Entropie – Kullback–Leibler–Distanz ==
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Für das folgende Beispiel und die nächsten Seiten vereinbaren wir die folgende Nomenklatur:
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*Die Entropie $H(X)$ bezieht sich stets auf die tatsächliche Wahrscheinlichkeitsfunktion $P_X(X)$ der diskreten Zufallsgröße. Experimentell erhält man diese Größen erst nach $N → ∞$ Versuchen.
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*Ermittelt man die Wahrscheinlichkeitsfunktion aus einer endlichen Zufallsfolge, so bezeichnen wir diese mit $Q_X(X)$ und die daraus resultierende Entropie versehen wir mit dem Zusatz „ $N$ = ...”.
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*Diese Entropie–Näherung basiert nicht auf Wahrscheinlichkeiten, sondern nur auf den relativen Häufigkeiten. Erst für $N → ∞$ stimmt diese Näherung mit $H(X)$ überein.
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{{Beispiel}}
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Kommen wir auf unser Würfel–Experiment zurück. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Wahrscheinlichkeitsfunktionen $P_R(R)$ und $P_B(B)$ für den roten und den blauen Würfel sowie die Näherungen $Q_R(R)$ und $Q_B(B)$, jeweils basierend auf dem Zufallsexperiment mit $N$ = 18 Würfen. Die relativen Häufigkeiten $Q_R(R)$ und $Q_B(B)$ ergeben sich aus den beispielhaften Zufallsfolgen vom Beginn dieses Kapitels.
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Für die Zufallsgröße $R$ gilt mit dem Logarithmus dualis (zur Basis 2):
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Der blaue Würfel hat natürlich die gleiche Entropie: $H(B)$ = $H(R)$ = 2.585 bit. Hier erhält man für die auf $N$ = 18 basierende Näherung einen etwas größeren Wert, da nach obiger Tabelle $Q_B(B)$ von der diskreten ( $M$=6 )–Gleichverteilung $P_B(B)$ weniger abweicht als $Q_R(R)$ von $P_R(R)$.
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Man erkennt aus den angegebenen Zahlenwerten, dass trotz des eigentlich viel zu kleinen Experimentparameters $N$ die Verfälschungen hinsichtlich der Entropie nicht sehr groß sind.
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Es soll nochmals erwähnt werden, dass bei endlichem $N$ stets gilt:
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==Relative Entropie – Kullback–Leibler–Distanz ==
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Wir betrachten die beiden Wahrscheinlichkeitsfunktionen $P_X(·)$ und $P_Y(·)$ über dem gleichen Alphabet $X$ = { $x_1$, $x_2$, ... , $x_M$ }, und definieren nun die '''relative Entropie''' (englisch: ''Informational Divergence'') zwischen diesen:
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Bei Verwendung des Logarithmus zur Basis 2 ist wieder die Pseudo–Einheit „bit” hinzuzufügen. Man bezeichnet D(PX || PY) auch als die '''Kullback–Leibler–Distanz''' (kurz KL–Distanz). Diese liefert ein Maß für die „Ähnlichkeit” zwischen den beiden Wahrscheinlichkeitsfunktionen $P_X(·)$ und $P_Y(·)$:
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In ähnlicher Weise lässt sich auch eine zweite Variante der Kullback–Leibler–Distanz angeben:
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Gegenüber der ersten Variante ist jede Funktion $P_X(·)$ durch $P_Y(·)$ ersetzt und umgekehrt. Da sich im allgemeinen $D(P_X || P_Y)$ und $D(P_Y || P_X)$ unterscheiden, ist der Begriff „Distanz” eigentlich irreführend. Wir wollen es aber bei dieser Namensgebung belassen.
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Wertet man die beiden obigen Gleichungen aus, so erkennt man folgende Eigenschaften:
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*Liegt genau die gleiche Verteilung vor  ⇒  $P_Y(·) ≡ P_X(·)$, so ist $D(P_X || P_Y)$ = 0. In allen anderen Fällen ist $D(P_X || P_Y)$ > 0. Gleiches gilt für die zweite Variante $D(P_Y || P_X)$.
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*Gilt $P_X(x_μ)$ ≠ 0 und $P_Y(x_μ)$ = 0 (es genügt ein einziges und ein beliebiges $μ$), so ergibt sich für die Kullback–Leibler–Distanz $D(P_X || P_Y)$ ein unendlich großer Wert.
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*In diesem Fall ist $D(P_Y || P_X)$ nicht notwendigerweise ebenfalls unendlich. Diese Aussage macht nochmals deutlich, dass im allgemeinen $D(P_X || P_Y)$ ungleich $D(P_Y || P_X)$ sein wird.
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Auf der nächsten Seite werden diese beiden Definitionen an unserem Standardbeispiel ''Würfel–Experiment'' verdeutlicht. Gleichzeitig verweisen wir auf folgende Aufgaben:
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A3.4: Kullback–Leibler–Distanz zur Binomialverteilung
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Z3.4: Nochmals Kullback–Leibler–Distanz
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A3.5: Partitionierungsungleichung
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==Verbundwahrscheinlichkeit und Verbundentropie  ==  
 
==Verbundwahrscheinlichkeit und Verbundentropie  ==  
 
==Aufgaben zu Kapitel 3.1==   
 
==Aufgaben zu Kapitel 3.1==   

Version vom 25. Mai 2016, 12:42 Uhr

Einführungsbeispiel zur statistischen Abhängigkeit von Zufallsgrößen

Wir gehen vom Experiment „Würfeln mit zwei Würfeln” aus, wobei beide Würfel unterscheidbar sind. Die untere Tabelle zeigt als Ergebnis die ersten $N$ = 18 Wurfpaare dieses exemplarischen Zufallsexperiments:

  • In Zeile 2 sind die Augenzahlen des roten Würfels ( $R$ ) angegeben. Der Mittelwert dieser begrenzten Folge $〈R_1, ... , R_{18}〉$ ist mit 3.39 etwas kleiner als der Erwartungswert E[R] = 3.5.
  • Die Zeile 3 zeigt die Augenzahlen des blauen Würfels ( $B$ ). Die Folge $〈B_1, ... , B_{18}〉$ hat mit 3.61 einen etwas größeren Mittelwert als die unbegrenzte Folge ⇒ $\text{E}[B]$ = 3.5.
  • Zeile 4 beinhaltet die Summe $S_ν = R_ν + B_ν$. Der Mittelwert der Folge $〈S_1, ... , S_{18}〉$ ist 3.39 + 3.61 = 7. Dieser ist hier (zufällig) gleich dem Erwartungswert $\text{E}[S] = \text{E}[R] + \text{E}[B]$.


Hinweis: Entsprechend der auf der nachfolgenden Seite erklärten Nomenklatur sind hier $R_ν$, $B_ν$ und $S_ν$ als Zufallsgrößen zu verstehen. Die Zufallsgröße $R_3$ = {1, 2, 3, 4, 5, 6} gibt beispielsweise die Augenzahl des roten Würfels beim dritten Wurf als Wahrscheinlichkeitsereignis an. Die Angabe „ $R_3$ = 6” sagt aus, dass bei der dokumentierten Realisierung der rote Würfel im dritten Wurf eine „6” gezeigt hat.

Nun stellt sich die Frage, zwischen welchen Zufallsgrößen es statistische Abhängigkeiten gibt:

  • Setzt man faire Würfel voraus, so bestehen zwischen den Folgen $〈R〉$ und $〈B〉$ – ob begrenzt oder unbegrenzt – keine statistischen Bindungen: Auch wenn man $R_ν$ kennt, sind für $B_ν$ weiterhin alle möglichen Augenzahlen 1, ... , 6 gleichwahrscheinlich.
  • Kennt man aber $S_ν$, so sind sowohl Aussagen über $R_ν$ als auch über $B_ν$ möglich. Aus $S_{11}$ = 12 (siehe obige Tabelle) folgt direkt $R_{11}$ = $B_{11}$ = 6 und die Summe $S_{15}$ = 2 zweier Würfel ist nur mit zwei Einsen möglich. Solche Abhängigkeiten bezeichnet man als deterministisch.
  • Aus $S_7$ = 10 lassen sich zumindest Bereiche für $R_7$ und $B_7$ angeben: $R_7$ ≥ 4, $B_7$ ≥ 4. Möglich sind dann nur die drei Wertepaare ( $R_7$ = 4 ) ∩ ( $B_7$ = 6 ), ( $R_7$ = 5 ) ∩ ( $B_7$ = 5 ) sowie ( $R_7$ = 6 ) ∩ ( $B_7$ = 4 ). Hier besteht zwar kein deterministischer Zusammenhang zwischen den Zufallsgrößen $S_ν$ und $R_ν$ (bzw. $B_ν$), aber eine so genannte statistische Abhängigkeit.
  • Solche statistische Abhängigkeiten gibt es für alle $S_ν$ ∈ {3, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 11}. Ist dagegen die Summe $S_ν$ = 7, so kann daraus nicht auf $R_ν$ und $B_ν$ zurückgeschlossen werden. Für beide Würfel sind dann alle möglichen Augenzahlen (1, ... , 6) gleichwahrscheinlich. In diesem Fall bestehen auch keine statistischen Bindungen zwischen $S_ν$ und $R_ν$ bzw. $S_ν$ und $B_ν$.


Voraussetzungen und Nomenklatur

Im gesamten Kapitel 3 betrachten wir wertdiskrete Zufallsgrößen der Form

und verwenden folgende Nomenklatur:

  • Die Zufallsgröße selbst wird stets mit einem Großbuchstaben bezeichnet, und der Kleinbuchstabe $x$ weist auf eine mögliche Realisierung der Zufallsgröße $X$ hin.
  • Alle Realisierungen $x_μ$ (mit $μ$ = 1, ... , $M$) sind reellwertig. $M$ gibt den Symbolumfang (englisch: Symbol Set Size) von $X$ an. Anstelle von $M$ verwenden wir manchmal auch $|X|$.

Die Zufallsgröße $X$ kann zum Beispiel durch die Transformation $\Omega → X$ entstanden sein, wobei $\Omega$ für den Wahrscheinlichkeitsraum eines Zufallsexperiments steht. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht eine solche Transformation:

Jedes Zufallsereignis $ω_i ∈ Ω$ wird eindeutig einem reellen Zahlenwert $x_μ ∈ X ⊂ ℝ$ zugeordnet. Im betrachteten Beispiel gilt für die Laufvariable 1 ≤ $μ$ ≤ 4, das heißt, der Symbolumfang beträgt $M$ = $|X|$ = 4. Die Abbildung ist aber nicht eineindeutig: Die Realisierung $x_3 ∈ X$ könnte sich im Beispiel aus dem Elementarereignis $ω_4$ ergeben haben, aber auch aus $ω_6$ (oder aus einem anderen der unendlich vielen, in der Grafik nicht eingezeichneten Elementarereignisse $ω_i$).

Oft verzichtet man auf die Indizierung sowohl der Elementarereignisse $ω_i$ als auch der Realisierungen $x_μ$. Damit ergeben sich beispielsweise folgende Kurzschreibweisen:

Mit dieser Vereinbarung gilt für die Wahrscheinlichkeiten der diskreten Zufallsgröße:


Wahrscheinlichkeitsfunktion und Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion

Fasst man die $M$ Wahrscheinlichkeiten einer diskreten Zufallsgröße $X$ ⇒ Pr( $X$ = $x_μ$ ) ähnlich wie bei einem Vektor zusammen, so kommt man zur Wahrscheinlichkeitsfunktion (englisch: Probability Mass Function, PMF):

Das $μ$–te Element dieses „Vektors” gibt dabei die folgende Wahrscheinlichkeit an:



Im Buch „Stochastische Signaltheorie” haben wir mit der Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion (WDF, englisch: Probability Density Function, PDF) eine ähnliche Beschreibungsgröße definiert und diese mit $f_X(x)$ bezeichnet. Zu beachten ist aber:

  • Die PDF eignet sich eher zur Charakterisierung kontinuierlicher Zufallsgrößen, wie zum Beispiel bei einer Gaußverteilung oder einer Gleichverteilung. Erst durch die Verwendung von Diracfunktionen wird die PDF auch für diskrete Zufallsgrößen anwendbar.
  • Die PMF liefert weniger Information über die Zufallsgröße als die PDF und kann zudem nur für diskrete Größen angegeben werden. Für die wertdiskrete Informationstheorie ist sie ausreichend.


Wir betrachten eine Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion (abgekürzt WDF bzw. PDF) ohne großen Praxisbezug:

Für die diskrete Zufallsgröße gilt somit $x ∈ X$ = {–2, +1.5, +π} ⇒ Symbolumfang $M$ = $|X|$ = 3, und die Wahrscheinlichkeitsfunktion (PMF) lautet:

Man erkennt:

  • Die PMF liefert nur Informationen über die Wahrscheinlichkeiten $\text{Pr}(x_1)$, $\text{Pr}(x_2)$, $\text{Pr}(x_3)$. Aus der PDF sind dagegen auch die möglichen Realisierungen $x_1$, $x_2$, $x_3$ der Zufallsgröße $X$ ablesbar.
  • Die einzige Voraussetzung für die Zufallsgröße ist, dass sie reellwertig ist. Die möglichen Werte $x_μ$ müssen weder positiv, ganzzahlig, äquidistant noch rational sein.



Wahrscheinlichkeitsfunktion und Entropie

In der wertdiskreten Informationstheorie genügt im Gegensatz zu übertragungstechnischen Problemen schon die Kenntnis der Wahrscheinlichkeitsfunktion PX(X), zum Beispiel zur Berechnung der Entropie.

Die Entropie einer diskreten Zufallsgröße $X$ – also deren Unsicherheit für einen Beobachter – kann man mit der Wahrscheinlichkeitsfunktion $P_X(X)$ wie folgt darstellen:

Verwendet man den Logarithmus zur Basis 2, also $\log_2$ (...) = ld (...) ⇒ Logarithmus dualis, so wird der Zahlenwert mit der Pseudo–Einheit „bit” versehen. E[...] gibt den Erwartungswert an.


Beispielsweise erhält man

  • für PX(X) = [0.2, 0.3, 0.5]:
  • für PX(X) = [1/3, 1/3, 1/3]:


Das zweite Beispiel liefert das Maximum der Entropiefunktion für den Symbolumfang $M$ = 3. Für ein allgemeines $M$ lässt sich dieses Ergebnis beispielsweise wie folgt herleiten – siehe [1]:

Diese Abschätzung (Jensens's Ungleichung) ist zulässig, da der Logarithmus eine konkave Funktion ist. Entsprechend Aufgabe A3.2 gilt:

Das Gleichheitszeichen ergibt sich nach der oberen Rechnung für gleiche Wahrscheinlichkeiten, also für $P_X(x_μ)$ = $\frac{1}{M} für alle $μ$. In der Aufgabe A3.3 soll der gleiche Sachverhalt unter Verwendung der Abschätzung nachgewiesen werden. Das Gleichheitszeichen gilt nur für $x$ = 1. Ist eine der M Wahrscheinlichkeiten $P_X(x_μ)$ der Wahrscheinlichkeitsfunktion $P_X(X)$ gleich 0 ist, so lässt sich für die Entropie eine engere Schranke angeben: Für das folgende Beispiel und die nächsten Seiten vereinbaren wir die folgende Nomenklatur: *Die Entropie $H(X)$ bezieht sich stets auf die tatsächliche Wahrscheinlichkeitsfunktion $P_X(X)$ der diskreten Zufallsgröße. Experimentell erhält man diese Größen erst nach $N → ∞$ Versuchen. *Ermittelt man die Wahrscheinlichkeitsfunktion aus einer endlichen Zufallsfolge, so bezeichnen wir diese mit $Q_X(X)$ und die daraus resultierende Entropie versehen wir mit dem Zusatz „ $N$ = ...”. *Diese Entropie–Näherung basiert nicht auf Wahrscheinlichkeiten, sondern nur auf den relativen Häufigkeiten. Erst für $N → ∞$ stimmt diese Näherung mit $H(X)$ überein. <div class="example"> Kommen wir auf unser Würfel–Experiment zurück. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Wahrscheinlichkeitsfunktionen $P_R(R)$ und $P_B(B)$ für den roten und den blauen Würfel sowie die Näherungen $Q_R(R)$ und $Q_B(B)$, jeweils basierend auf dem Zufallsexperiment mit $N$ = 18 Würfen. Die relativen Häufigkeiten $Q_R(R)$ und $Q_B(B)$ ergeben sich aus den beispielhaften Zufallsfolgen vom Beginn dieses Kapitels. Für die Zufallsgröße $R$ gilt mit dem Logarithmus dualis (zur Basis 2): Der blaue Würfel hat natürlich die gleiche Entropie: $H(B)$ = $H(R)$ = 2.585 bit. Hier erhält man für die auf $N$ = 18 basierende Näherung einen etwas größeren Wert, da nach obiger Tabelle $Q_B(B)$ von der diskreten ( $M$=6 )–Gleichverteilung $P_B(B)$ weniger abweicht als $Q_R(R)$ von $P_R(R)$. Man erkennt aus den angegebenen Zahlenwerten, dass trotz des eigentlich viel zu kleinen Experimentparameters $N$ die Verfälschungen hinsichtlich der Entropie nicht sehr groß sind. Es soll nochmals erwähnt werden, dass bei endlichem $N$ stets gilt: =='"`UNIQ--h-4--QINU`"'Relative Entropie – Kullback–Leibler–Distanz == Wir betrachten die beiden Wahrscheinlichkeitsfunktionen $P_X(·)$ und $P_Y(·)$ über dem gleichen Alphabet $X$ = { $x_1$, $x_2$, ... , $x_M$ }, und definieren nun die '''relative Entropie''' (englisch: ''Informational Divergence'') zwischen diesen: Bei Verwendung des Logarithmus zur Basis 2 ist wieder die Pseudo–Einheit „bit” hinzuzufügen. Man bezeichnet D(PX || PY) auch als die '''Kullback–Leibler–Distanz''' (kurz KL–Distanz). Diese liefert ein Maß für die „Ähnlichkeit” zwischen den beiden Wahrscheinlichkeitsfunktionen $P_X(·)$ und $P_Y(·)$: In ähnlicher Weise lässt sich auch eine zweite Variante der Kullback–Leibler–Distanz angeben: Gegenüber der ersten Variante ist jede Funktion $P_X(·)$ durch $P_Y(·)$ ersetzt und umgekehrt. Da sich im allgemeinen $D(P_X || P_Y)$ und $D(P_Y || P_X)$ unterscheiden, ist der Begriff „Distanz” eigentlich irreführend. Wir wollen es aber bei dieser Namensgebung belassen. Wertet man die beiden obigen Gleichungen aus, so erkennt man folgende Eigenschaften: *Liegt genau die gleiche Verteilung vor ⇒ $P_Y(·) ≡ P_X(·)$, so ist $D(P_X || P_Y)$ = 0. In allen anderen Fällen ist $D(P_X || P_Y)$ > 0. Gleiches gilt für die zweite Variante $D(P_Y || P_X)$. *Gilt $P_X(x_μ)$ ≠ 0 und $P_Y(x_μ)$ = 0 (es genügt ein einziges und ein beliebiges $μ$), so ergibt sich für die Kullback–Leibler–Distanz $D(P_X || P_Y)$ ein unendlich großer Wert. *In diesem Fall ist $D(P_Y || P_X)$ nicht notwendigerweise ebenfalls unendlich. Diese Aussage macht nochmals deutlich, dass im allgemeinen $D(P_X || P_Y)$ ungleich $D(P_Y || P_X)$ sein wird. Auf der nächsten Seite werden diese beiden Definitionen an unserem Standardbeispiel Würfel–Experiment verdeutlicht. Gleichzeitig verweisen wir auf folgende Aufgaben: A3.4: Kullback–Leibler–Distanz zur Binomialverteilung Z3.4: Nochmals Kullback–Leibler–Distanz A3.5: Partitionierungsungleichung


Verbundwahrscheinlichkeit und Verbundentropie

Aufgaben zu Kapitel 3.1

  1. Mecking, M.: Information Theory. Vorlesungsmanuskript, Lehrstuhl für Nachrichtentechnik, Technische Universität München, 2009.