Lineare zeitinvariante Systeme/Einige Ergebnisse der Leitungstheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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==Ersatzschaltbild eines kurzen Leitungsabschnitts (1)==
 
Zur Herleitung der Leitungsgleichungen wird zunächst ein sehr kurzer Leitungsabschnitt der Länge $dx$ betrachtet, so dass sich die Werte für Spannung und Strom am Leitungsanfang $(U$ bzw. $I$ bei $x)$ und am Leitungsende $(U + dU$ sowie $I + dI$ bei $x + dx)$ nur geringfügig unterscheiden. Die Grafik zeigt das zugrundeliegende Modell.
 
  
[[Datei:P_ID1792__LZI_T_4_1_S1_neu.png | Ersatzschaltbild eines kurzen Leitungsabschnitts]]
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== # ÜBERBLICK ZUM VIERTEN HAUPTKAPITEL # ==
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Ein Sonderfall kausaler und zeitinvarianter Systeme sind elektrische Leitungen.&nbsp; Hier muss aufgrund der Hilbert–Transformation stets von einem komplexwertigen Frequenzgang &nbsp;$H(f)$&nbsp; und stark unsymmetrischen Impulsantworten &nbsp;$h(t)$&nbsp; ausgegangen werden.  
  
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Das vierte Kapitel bringt eine zusammenfassende Darstellung&nbsp; &raquo;leitungsgebundener Übertragungskanäle&laquo;,&nbsp; im Einzelnen
  
Anders ausgedrückt: Die Leitungslänge $dx$ sei sehr klein gegenüber der Wellenlänge der sich entlang der Leitung ausbreitenden elektromagnetischen Welle, die sich ergibt, da  
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*wichtige&nbsp; &raquo;Ergebnisse und Beschreibungsgrößen der Leitungstheorie&laquo;,&nbsp; insbesondere Leitungsbeläge, Übertragungsmaß, Dämpfungsmaß, Phasenmaß, Wellenwiderstand und die Betriebsdämpfung zur Berücksichtigung von Fehlanpassungen und Reflexionen,
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*die&nbsp; &raquo;Frequenzgänge und die Impulsantworten von Koaxialkabeln&laquo;,&nbsp; bei denen aufgrund der guten Schirmung alle anderen Störungen gegenüber dem Thermischen Rauschen&nbsp; (gaußverteilt und weiß)&nbsp; vernachlässigbar sind,&nbsp; und
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*die Beschreibung&nbsp; &raquo;symmetrischer Kupferleitungen&laquo;,&nbsp; die das wichtigste Übertragungsmedium im&nbsp; &raquo;Zugangsnetz von Telekommunikationssystemen&laquo;&nbsp; darstellen.&nbsp; Da viele Doppeladern in einem Kabel parallel laufen,&nbsp; kommt es hier aufgrund kapazitiver und induktiver Kopplungen zu Nebensprechen.
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==Ersatzschaltbild eines kurzen Leitungsabschnitts==
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Zur Herleitung der Leitungsgleichungen wird zunächst ein sehr kurzer Leitungsabschnitt der Länge &nbsp;${\rm d}x$&nbsp; betrachtet,&nbsp; so dass sich die Werte für Spannung und Strom am Leitungsanfang &nbsp;$(U$&nbsp; bzw.&nbsp; $I$&nbsp; bei&nbsp; $x)$&nbsp; und Leitungsende &nbsp;$(U + {\rm d}U$&nbsp; sowie &nbsp;$I + {\rm d}I$&nbsp; bei &nbsp;$x + {\rm d}x)$&nbsp; nur geringfügig unterscheiden.&nbsp; Die Grafik zeigt das zugrundeliegende Modell.
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{{BlaueBox|TEXT= 
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$\text{Oder anders ausgedrückt:}$&nbsp;
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Die Leitungslänge &nbsp;${\rm d}x$&nbsp; sei sehr klein gegenüber der Wellenlänge &nbsp;$\lambda$&nbsp; der sich entlang der Leitung ausbreitenden elektromagnetischen Welle,&nbsp; die sich ergibt,&nbsp; da  
 
*mit dem Strom ein magnetisches Feld verbunden ist,  
 
*mit dem Strom ein magnetisches Feld verbunden ist,  
*die Spannung zwischen den Leitern ein elektrisches Feld bewirkt.  
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*die Spannung zwischen den Leitern ein elektrisches Feld bewirkt. }}
  
  
Alle infinitesimalen „Bauelemente” im oben skizzierten Ersatzschaltbild sind bei homogenen Leitungen ortsunabhängig:  
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[[Datei:P_ID1792__LZI_T_4_1_S1_neu.png |right|frame| Ersatzschaltbild eines kurzen Leitungsabschnitts]]
*Die Induktivität des betrachteten Leitungsabschnitts beträgt $L' · dx$, wobei man die auf die Länge $dx$ bezogene Größe als '''Induktivitätsbelag''' bezeichnet.  
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Alle infinitesimalen „Bauelemente” im rechts skizzierten Ersatzschaltbild sind bei homogenen Leitungen ortsunabhängig:  
*Ebenso ist der '''Kapazitätsbelag''' $C'$ eine infinitesimal kleine Größe, der ebenso wie $L'$ nur relativ wenig von der Frequenz abhängt.  
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*Die Induktivität des betrachteten Leitungsabschnitts beträgt &nbsp;$L\hspace{0.05cm}' · {\rm d}x$,&nbsp; wobei man &nbsp;$L'$&nbsp; als&nbsp; '''Induktivitätsbelag'''&nbsp; bezeichnet.  
*Der '''Ableitungsbelag''' $G'$ berücksichtigt die Verluste des Dielektrikums zwischen den Drähten. Er nimmt etwa proportional mit der Frequenz zu.  
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*Ebenso ist der&nbsp; '''Kapazitätsbelag''' &nbsp;$C\hspace{0.05cm}'$&nbsp; eine infinitesimal kleine Größe,&nbsp; der ebenso wie &nbsp;$L'$&nbsp; nur wenig von der Frequenz abhängt.  
*Den weitaus größten Einfluss auf die Signalübertragung hat der Widerstandsbelag $R'$, der für hohe Frequenzen aufgrund des dann dominanten Skineffekts  nahezu proportional mit der Wurzel der Frequenz ansteigt.
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*Der&nbsp; '''Ableitungsbelag''' &nbsp;$G\hspace{0.05cm}'$&nbsp; berücksichtigt die Verluste des Dielektrikums zwischen den Drähten.&nbsp; Er nimmt etwa proportional mit der Frequenz zu.  
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*Den weitaus größten&nbsp; (negativen)&nbsp; Einfluss auf die Signalübertragung hat der&nbsp; '''Widerstandsbelag'''&nbsp; $R\hspace{0.05cm}'$,&nbsp; der für hohe Frequenzen aufgrund des so genannten&nbsp;  [[Digitalsignalübertragung/Ursachen_und_Auswirkungen_von_Impulsinterferenzen#Frequenzgang_eines_Koaxialkabels|Skineffekts]]&nbsp; nahezu proportional mit der Wurzel der Frequenz ansteigt.
  
==Ersatzschaltbild eines kurzen Leitungsabschnitts (2)==
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Aus den Maschen– und Knotengleichungen des Leitungsabschnitts ergeben sich mit $ω = 2πf$ die beiden Differenzengleichungen
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Aus den Maschen– und Knotengleichungen des Leitungsabschnitts ergeben sich mit &nbsp;$ω = 2πf$&nbsp; die beiden Differenzengleichungen
$$ \begin{align*} U & =  I \cdot (R' + {\rm j}  \cdot \omega  L') \cdot {\rm d}x + (U + {\rm d}U)\hspace{0.05cm},\\ & =  (U + {\rm d}U) \cdot (G' + {\rm j}  \cdot \omega  C') \cdot {\rm d}x + (I + {\rm d}I)\hspace{0.05cm} \end{align*}$$.
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:$$ U   =  I \cdot (R\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot \omega  L\hspace{0.05cm}') \cdot {\rm d}x + (U + {\rm d}U)\hspace{0.05cm},$$
Für einen sehr kurzen Leitungsabschnitt (infinitesimal kleines $dx$) und bei Vernachlässigung der kleinen Größen zweiter Ordnung (zum Beispiel $dU · dx$) kann man nun zwei Differentialquotienten bilden, deren gemeinsame Betrachtung zu einer linearen Differentialgleichung zweiter Ordnung führt:
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:$$ I  =  (U + {\rm d}U) \cdot (G\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot \omega  C\hspace{0.05cm}') \cdot {\rm d}x + (I + {\rm d}I)\hspace{0.05cm}. $$
$$\frac{ {\rm  d}U}{ {\rm  d}x}  =  - (R' + {\rm j}  \cdot \omega  L')  \cdot I,\hspace{0.5cm} \frac{ {\rm  d}I}{ {\rm  d}x}  =  - (G' + {\rm j}  \cdot \omega  C')
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Für sehr kurze Leitungsabschnitte&nbsp; $($infinitesimal kleines &nbsp;${\rm d}x)$&nbsp; und bei Vernachlässigung der kleinen Größen zweiter Ordnung&nbsp; $($zum Beispiel &nbsp;${\rm d}U · {\rm d}x)$&nbsp; kann man nun zwei Differentialquotienten bilden,&nbsp; deren gemeinsame Betrachtung zu einer linearen Differentialgleichung zweiter Ordnung führt:
  \cdot U$$
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:$$\frac{ {\rm  d}U}{ {\rm  d}x}  =  - (R\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot \omega  L\hspace{0.05cm}')  \cdot I,\hspace{0.5cm} \frac{ {\rm  d}I}{ {\rm  d}x}  =  - (G\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot \omega  C\hspace{0.05cm}')
$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}\frac{{\rm  d}^2U}{{\rm  d}x^2}  =  (R' + {\rm j}  \cdot \omega  L')  \cdot  (G' + {\rm j}  \cdot \omega  C')
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  \cdot U\hspace{0.3cm}
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\Rightarrow \hspace{0.3cm}\frac{{\rm  d}^2U}{{\rm  d}x^2}  =  (R\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot \omega  L\hspace{0.05cm}')  \cdot  (G\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot \omega  C\hspace{0.05cm}')
 
  \cdot U\hspace{0.05cm}.$$
 
  \cdot U\hspace{0.05cm}.$$
 
Die Lösung dieser Differentialgleichung lautet:
 
Die Lösung dieser Differentialgleichung lautet:
$$U(x)  =  U_{\rightarrow}(x=0) \cdot  {\rm e}^{-\hspace{0.02cm}\gamma \hspace{0.03cm} \cdot \hspace{0.05cm}x}  + U_{\leftarrow}(x=0) \cdot  {\rm e}^{\gamma \hspace{0.03cm} \cdot \hspace{0.05cm}x}  \hspace{0.05cm}.$$
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:$$U(x)  =  U_{\rightarrow}(x=0) \cdot  {\rm e}^{-\hspace{0.02cm}\gamma \hspace{0.03cm} \cdot \hspace{0.05cm}x}  + U_{\leftarrow}(x=0) \cdot  {\rm e}^{\gamma \hspace{0.03cm} \cdot \hspace{0.05cm}x}  \hspace{0.05cm}.$$
  
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Der Spannungsverlauf hängt außer vom Ort &nbsp;$x$&nbsp; auch von der Frequenz &nbsp;$f$&nbsp; ab,&nbsp; was in der hier angegebenen Gleichung nicht explizit vermerkt ist.
  
Der Spannungsverlauf hängt außer vom Ort $x$ auch von der Frequenz $f$ ab, was hier nicht explizit vermerkt ist. Formelmäßig erfasst wird diese Frequenzabhängigkeit durch das Übertragungsmaß
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Formelmäßig erfasst wird diese Frequenzabhängigkeit durch das&nbsp; '''Übertragungsmaß'''
$$\gamma(f)  =  \sqrt{(R' + {\rm j}  \cdot 2\pi f \cdot  L')  \cdot  (G' + {\rm j}  \cdot  2\pi f \cdot  C')} = \alpha (f) + {\rm j}  \cdot \beta (f)\hspace{0.05cm}.$$
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:$$\gamma(f)  =  \sqrt{(R\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot 2\pi f \cdot  L\hspace{0.05cm}')  \cdot  (G\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot  2\pi f \cdot  C\hspace{0.05cm}')} = \alpha (f) + {\rm j}  \cdot \beta (f)\hspace{0.05cm}.$$
  
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Die beiden letzten Gleichungen beschreiben gemeinsam den Spannungsverlauf entlang der Leitung,&nbsp; der sich aus der Überlagerung einer in positiver &nbsp;$x$–Richtung laufenden Welle &nbsp;$U_→(x)$&nbsp; und der Welle &nbsp;$U_←(x)$&nbsp; in Gegenrichtung zusammensetzt.
  
Die beiden letzten Gleichungen beschreiben gemeinsam den Spannungsverlauf entlang der Leitung, der sich aus der Überlagerung einer in positiver $x$–Richtung laufenden Welle $U_→(x)$ und der Welle $U_←(x)$ in Gegenrichtung zusammensetzt.
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*Der Realteil &nbsp;$α(f)$&nbsp; des komplexen Übertragungsmaßes &nbsp;$γ(f)$&nbsp; dämpft die sich ausbreitende Welle und wird daher&nbsp; '''Dämpfungsmaß'''&nbsp; genannt.&nbsp; Diese stets gerade Funktion &nbsp; &rArr; &nbsp;  $α(–f) = α(f)$&nbsp; ergibt sich aus obiger &nbsp;$γ(f)$–Gleichung wie folgt:
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:$$\alpha(f)  =  \sqrt{{1}/{2}\cdot \left (R\hspace{0.05cm}' \cdot G\hspace{0.05cm}' - \omega^2 \cdot L\hspace{0.05cm}'  \cdot C\hspace{0.05cm}'\right)+  {1}/{2} \cdot \sqrt{(R\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2 + \omega^2 \cdot L\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2) \cdot (G\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2 + \omega^2 \cdot C\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2)}} \bigg |_{\hspace{0.05cm}\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}.$$
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*Der ungerade Imaginärteil  &nbsp; &rArr; &nbsp; $β(- f) = - β(f)$&nbsp; heißt&nbsp; '''Phasenmaß'''&nbsp; und beschreibt die Phasendrehung der Welle entlang der Leitung:
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:$$\beta(f)  =  \sqrt{ {1}/{2}\cdot \left (-R\hspace{0.05cm}' \cdot G\hspace{0.05cm}' + \omega^2 \cdot L\hspace{0.05cm}'  \cdot C\hspace{0.05cm}'\right)+  {1}/{2} \cdot \sqrt{(R\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2 + \omega^2 \cdot L\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2) \cdot (G\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2 + \omega^2 \cdot C\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2)}} \bigg |_{\hspace{0.05cm}\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}.$$
  
Der Realteil $α(f)$ des komplexen Übertragungsmaßes $γ(f)$ dämpft die sich ausbreitende Welle und wird daher Dämpfungsmaß genannt. Diese stets gerade Funktion  $⇒  α(–f) = α(f)$ ergibt sich aus obiger $γ(f)$–Gleichung wie folgt:
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==Wellenwiderstand und Reflexionen==
$$\alpha(f)  =  \sqrt{\frac {1}{2}\cdot \left (R' G' - \omega^2 \cdot L'  C'\right)+ \frac {1}{2}\sqrt{(R'^2 + \omega^2 \cdot L'^2) \cdot (G'^2 + \omega^2 \cdot C'^2)}} \bigg |_{\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}.$$
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Der ungerade Imaginärteil  $⇒  β(– f) = – β(f)$ heißt Phasenmaß und beschreibt die Phasendrehung der Welle entlang der Leitung:
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Wir betrachten eine homogene Leitung der Länge &nbsp;$l$, an dessen Eingang eine harmonische Schwingung &nbsp;$U_0(f)$&nbsp; mit der Frequenz $f$ anliegt.
$$\beta(f)  =  \sqrt{\frac {1}{2}\cdot \left (-R' G' + \omega^2 \cdot L'  C'\right)+ \frac {1}{2}\sqrt{(R'^2 + \omega^2 \cdot L'^2) \cdot (G'^2 + \omega^2 \cdot C'^2)}} \bigg |_{\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}.$$
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*Der Sender besitzt den Innenwiderstand &nbsp;$Z_1$, der Empfänger den Eingangswiderstand &nbsp;$Z_2$ (dieser ist gleichzeitig der Abschlusswiderstand der Leitung).  
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*Wir gehen vereinfachend davon aus, dass &nbsp;$Z_1$&nbsp; und &nbsp;$Z_2$&nbsp; reelle Widerstände sind.
  
==Wellenwiderstand und Reflexionen (1)==
 
Betrachten wir nun eine homogene Leitung der Länge $l$, an dessen Eingang eine harmonische Schwingung $U_0(f)$ mit variabler Frequenz $f$ angelegt wird. Der Sender besitzt den Innenwiderstand $Z_1$, der Empfänger den Eingangswiderstand $Z_2$, der gleichzeitig den Abschlusswiderstand der Leitung bildet. Wir gehen vereinfachend davon aus, dass $Z_1$ und $Z_2$ reelle Widerstände sind.
 
  
[[Datei:P_ID1793__LZI_T_4_1_S2a_neu.png | Leitung der Länge l mit Beschaltung]]
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[[Datei:P_ID1793__LZI_T_4_1_S2a_neu.png |right|frame| Leitung der Länge &nbsp;$l$&nbsp; mit Beschaltung]]
  
Strom und Spannung von hinlaufender und rücklaufender Welle sind jeweils über den Wellenwiderstand $Z_W(f)$ miteinander verknüpft:
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Strom und Spannung von hinlaufender und rücklaufender Welle sind jeweils über den Wellenwiderstand &nbsp;$Z_{\rm W}(f)$&nbsp; miteinander verknüpft:
$$I_{\rightarrow}(x, f) = \frac{U_{\rightarrow}(x, f)}{Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm} I_{\leftarrow}(x, f) = \frac{U_{\leftarrow}(x, f)}{Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}.$$
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:$$I_{\rightarrow}(x, f) = \frac{U_{\rightarrow}(x, f)}{Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}, $$
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:$$ I_{\leftarrow}(x, f) = \frac{U_{\leftarrow}(x, f)}{Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}.$$
 
Für den Wellenwiderstand gilt dabei:
 
Für den Wellenwiderstand gilt dabei:
$$Z_{\rm W}(f)  =  \sqrt{\frac {R' + {\rm j}  \cdot \omega  L'}{G' + {\rm j}  \cdot \omega  C'}} \hspace{0.1cm}\bigg |_{\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}.$$
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:$$Z_{\rm W}(f)  =  \sqrt{\frac {R\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot \omega  L\hspace{0.05cm}'}{G\hspace{0.05cm}' + {\rm j}  \cdot \omega  C\hspace{0.05cm}'}} \hspace{0.1cm}\bigg |_{\hspace{0.05cm}\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}.$$
 
 
  
Die in positiver x–Richtung laufende Welle wird durch die Wechselspannungsquelle am Leitungsanfang (also bei $x =$ 0) erzeugt. Die rücklaufende Welle entsteht erst durch Reflektion der Vorwärtswelle am Leitungsende $(x = l)$. An dieser Stelle wird durch den Abschlusswiderstand $Z_2$ ein festes Verhältnis zwischen Spannung und Strom entsprechend $U_2(f) = Z_2 · I_2(f)$ erzwungen.
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*Die in positiver &nbsp;$x$–Richtung laufende Welle wird durch die Wechselspannungsquelle am Leitungsanfang&nbsp; $($also bei &nbsp;$x = 0)$&nbsp; erzeugt.  
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*Die rücklaufende Welle entsteht erst durch Reflektion der Vorwärtswelle am Leitungsende &nbsp;$(x = l)$:
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:$$U_{\leftarrow}(x = l) = {U_{\rightarrow}(x = l)}\cdot \frac{Z_2 -Z_{\rm W}(f)}{Z_2 + Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}.$$
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* An dieser Stelle wird durch den Abschlusswiderstand &nbsp;$Z_2$&nbsp; ein festes Verhältnis zwischen Spannung und Strom erzwungen:
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:$$U_2(f) = Z_2 · I_2(f).$$  
  
Die rücklaufende Welle entsteht bei Fehlanpassung durch Reflexion am Leitungsende:
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{{BlaueBox|TEXT= 
$$U_{\leftarrow}(x = l) = {U_{\rightarrow}(x = l)}\cdot \frac{Z_2 -Z_{\rm W}(f)}{Z_2 + Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}.$$
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$\text{Fazit:}$&nbsp;
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Man erkennt aus obiger Gleichung, dass nur für &nbsp;$Z_2 = Z_{\rm W}(f)$&nbsp; keine rücklaufende Welle entsteht.
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* Eine solche Widerstandanpassung wird in der Nachrichtentechnik stets angestrebt.
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*Diese Anpassung ist wegen der Frequenzabhängigkeit  &nbsp;$Z_{\rm W}(f)$&nbsp; bei festem Abschluss &nbsp;$Z_2$&nbsp; nicht über einen größeren Frequenzbereich möglich. }}
  
Man erkennt aus dieser Gleichung, dass nur für $Z_2 = Z_W(f)$ keine rücklaufende Welle entsteht. Eine solche Widerstandanpassung wird in der Nachrichtentechnik stets angestrebt. Allerdings ist diese Anpassung wegen der Frequenzabhängigkeit des Wellenwiderstandes bei festem Abschluss $Z_2$ nicht über einen größeren Frequenzbereich möglich.
 
  
 
Nachfolgend werden diese Gleichungen an einem Beispiel erläutert.
 
Nachfolgend werden diese Gleichungen an einem Beispiel erläutert.
  
==Wellenwiderstand und Reflexionen (2)==
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[[Datei:P_ID2844__LZI_T_4_1_S2c_neu.png |right|frame| Modell zur Beschreibung der Wellenreflexion]]
{{Beispiel}}
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{{GraueBox|TEXT=
Wir betrachten den Fall, dass sich der Abschlusswiderstand $Z_2$ der Leitung (gleichzeitig der Eingangswiderstand des nachfolgenden Empfängers) vom Wellenwiderstand $Z_W(f)$ unterscheidet. Die Fehlanpassung am Leitungsanfang lassen wir außer Betracht.
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$\text{Beispiel 1:}$&nbsp;
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Wir betrachten den rechts dargestellten Fall:
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*Der Abschlusswiderstand &nbsp;$Z_2$&nbsp; der Leitung&nbsp; (gleichzeitig der Eingangswiderstand des nachfolgenden Empfängers)&nbsp;  unterscheidet sich vom Wellenwiderstand &nbsp;$Z_{\rm W}(f)$&nbsp;.  
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*Die Fehlanpassung am Leitungsanfang lassen wir außer Betracht.
  
[[Datei:P_ID2844__LZI_T_4_1_S2c_neu.png | Modell zur Beschreibung der Wellenreflexion]]
 
  
Die untere Grafik aus [Han08] soll deutlich machen, wie sich die resultierende Welle $U(x)$ – als durchgezogene Kurve dargestellt – von der hinlaufenden Welle $U_→(x)$ unterscheidet.
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Die untere Grafik aus [Han17]<ref name='Han17'>Hanik, N.: ''Leitungsgebundene Übertragungstechnik.'' Vorlesungsmanuskript. Lehrstuhl für Nachrichtentechnik, TU München, 2017.</ref> soll deutlich machen, wie sich die resultierende Welle &nbsp;$U(x)$&nbsp; – als durchgezogene Kurve dargestellt – &nbsp;von der hinlaufenden Welle &nbsp;$U_→(x)$&nbsp; unterscheidet.
  
[[Datei:P_ID2840__LZI_T_4_1_S2b_V2.png | Hinlaufende, rücklaufende und resultierende Welle]]
+
[[Datei:P_ID2840__LZI_T_4_1_S2b_V2.png |left|frame| Hinlaufende, rücklaufende und resultierende Welle]]
  
*Rot markiert ist die hinlaufende Welle $U_→(x)$, die ausgehend vom Sender  $⇒  U_→(x =$ 0) sich längs der Leitung abschwächt. $U_→(x = l)$ bezeichnet die Welle am Leitungsende.
 
*Aufgrund der Fehlanpassung kommt es zur rücklaufenden Welle (Reflexion) $U_←(x)$ vom Leitungsende zum Sender, in der Grafik grün markiert. Für diese gilt am Ausgangspunkt $x = l$:
 
$$U_{\leftarrow}(x = l) = {U_{\rightarrow}(x = l)}\cdot \frac{Z_2 -Z_{\rm W}(f)}{Z_2 + Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}.$$
 
*Die resultierende (blaue) Welle $U(x)$ ergibt sich aus der phasenrichtigen Addition dieser beiden für sich allein nicht sichtbaren Anteile. Mit zunehmendem $x$ wird $U(x)$ ebenso wie $U_→(x)$ wegen der Leitungsdämpfung kleiner. Auch die rücklaufende Welle $U_←(x)$ wird mit zunehmender Länge gedämpft, allerdings von rechts nach links.
 
{{end}}
 
  
==Verlustlose und verlustarme Leitungen==
+
Zur Erläuterung:
Für sehr kurze Koaxialleitungen, wie sie für Verbindungen von HF–Messgeräten im Labor verwendet werden, kann von $R' = G' ≈$ 0 ausgegangen werden. Man spricht dann von einer verlustlosen Leitung. Für eine solche vereinfachen sich die obigen Gleichungen zu
+
*Rot markiert ist die hinlaufende Welle &nbsp;$U_→(x)$, die ausgehend vom Sender  &nbsp; &rArr; &nbsp; $U_→(x = 0)$&nbsp; sich längs der Leitung abschwächt.&nbsp; $U_→(x = l)$&nbsp; bezeichnet die Welle am Leitungsende.  
$$\alpha(f) = 0\hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm}\beta(f) =  2\pi \cdot f \cdot \sqrt{L' \cdot C' }\hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm} Z_{\rm W}(f) = \sqrt{{L'}/{ C'} }\hspace{0.05cm}.$$
+
*Aufgrund der Fehlanpassung &nbsp; &rArr; &nbsp; Reflexion kommt es zur rücklaufenden Welle &nbsp;$U_←(x)$&nbsp; vom Leitungsende zum Sender, in der Grafik grün markiert.&nbsp; Für diese gilt am Leitungsende &nbsp;$(x = l)$:
 +
::$$U_{\leftarrow}(x = l) = {U_{\rightarrow}(x = l)}\cdot \frac{Z_2 -Z_{\rm W}(f)}{Z_2 + Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}.$$
 +
*Die resultierende (blaue) Welle &nbsp;$U(x)$&nbsp; ergibt sich aus der phasenrichtigen Addition dieser beiden für sich allein nicht sichtbaren Anteile.
  
Sind $L'$ und $C'$ im betrachteten Frequenzbereich konstant, so ist der (reelle) Wellenwiderstand $Z_W(f)$ ebenfalls frequenzunabhängig und das Phasenmaß $β(f)$ proportional zur Frequenz. Das bedeutet, dass eine verlustlose Leitung stets verzerrungsfrei ist. Das Ausgangssignal weist gegenüber dem Eingangssignal lediglich eine Laufzeit auf. Üblich sind Wellenwiderstände von 50 Ω, 75 Ω und 150 Ω.  
+
*Mit zunehmendem &nbsp;$x$&nbsp; wird &nbsp;$U(x)$&nbsp; ebenso wie &nbsp;$U_→(x)$&nbsp; wegen der Leitungsdämpfung kleiner. Auch die rücklaufende Welle &nbsp;$U_←(x)$&nbsp; wird mit zunehmender Länge&nbsp; (von rechts nach links)&nbsp; gedämpft.}}
  
Betrachten wir nun nochmals die Formel für das Dämpfungsmaß, also die Dämpfungsfunktion pro Länge,
+
==Verlustlose und verlustarme Leitungen==
$$\alpha(f) = {{\rm a}(f)}/{ l} \hspace{0.05cm},$$
+
<br>
wenn die Leitung etwas länger ist, aber noch nicht als lang bezeichnet werden kann. Man spricht in diesem Fall von einer verlustarmen Leitung.  
+
{{BlaueBox|TEXT= 
 +
$\text{Definition:}$&nbsp; Für sehr kurze Koaxialleitungen, wie sie für Verbindungen von Hochfrequenz–Messgeräten im Labor verwendet werden, kann von &nbsp;$R\hspace{0.05cm}' \approx 0$ und $G\hspace{0.05cm}' \approx 0$&nbsp; ausgegangen werden. Man spricht dann von einer&nbsp; '''verlustlosen Leitung'''. &nbsp;Für eine solche vereinfachen sich die obigen Gleichungen:
 +
*'''Dämpfungsmaß''': &nbsp;  &nbsp;  &nbsp;  $($Bitte beachten Sie den Unterschied zwischen&nbsp; "a"&nbsp; and&nbsp; "alpha"$)$
 +
:$$\alpha(f) = \frac{\text{Dämpfungsfunktion }\ a(f)} {\text{Leitungslänge }\ l } = 0\hspace{0.05cm}.$$
 +
*'''Phasenmaß''':
 +
:$$\beta(f)  = \frac{\text{Phasenfunktion }\ b(f)} {\text{Leitungslänge }\ l } =  2\pi \cdot f \cdot \sqrt{L\hspace{0.05cm}' \cdot C\hspace{0.05cm}' }\hspace{0.05cm}, $$
 +
*Wellenwiderstand:
 +
:$$Z_{\rm W}(f) = \sqrt{ {L\hspace{0.05cm}'}/{ C\hspace{0.05cm}'} }\hspace{0.05cm}.$$}}
  
  
Die vorne angegebene Formel für das Dämpfungsmaß soll nun für den nicht ganz der Wirklichkeit entsprechenden Fall konstanter Leitungsbeläge ausgewertet werden. Oberhalb einer '''charakteristischen Frequenz''' $f_∗$, die von $R', L', G'$ und $C'$ abhängt, kann $R'$ als sehr klein gegenüber $ωL'$ und $G'$ als sehr klein gegenüber $ωC'$ angenommen werden. Damit ergibt sich die Näherungsformel
+
Sind &nbsp;$L\hspace{0.05cm}'$&nbsp; und &nbsp;$C\hspace{0.08cm}'$&nbsp; im betrachteten Frequenzbereich konstant, so ist der (reelle) Wellenwiderstand &nbsp;$Z_{\rm W}(f)=Z_{\rm W}$&nbsp; ebenfalls frequenzunabhängig und das Phasenmaß &nbsp;$β(f)$&nbsp; proportional zur Frequenz.
$$\alpha_{_{ {\rm I} } }(f)  = \frac{1}{2} \cdot \left [R' \cdot \sqrt{\frac{C'}{ L'} } + G' \cdot \sqrt{\frac{L'}{ C'} }\right ] \hspace{0.05cm},$$
+
*Das bedeutet, dass eine verlustlose Leitung stets verzerrungsfrei ist.
die in der Literatur häufig als '''schwache Dämpfung''' bezeichnet wird.  
+
*Das Ausgangssignal weist gegenüber dem Eingangssignal lediglich eine Laufzeit auf.  
 +
*Üblich sind Wellenwiderstände von &nbsp;$Z_{\rm W} = 50 \ \rm Ω$, &nbsp;$Z_{\rm W} = 75 \ \rm Ω$ und &nbsp;$Z_{\rm W} = 150 \ \rm Ω$.  
  
  
Für kleine Frequenzen $(f < f_∗)$ ist dagegen $R' >> ωL'$ und $G' >> ωC'$ zu berücksichtigen und man erhält eine zweite obere Schranke, die man oft als '''starke Dämpfung''' bezeichnet:
+
{{BlaueBox|TEXT= 
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$\text{Definition:}$&nbsp;
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Man spricht von einer&nbsp; '''verlustarmen Leitung''', wenn die Leitung etwas länger ist, aber noch nicht als lang bezeichnet werden kann. }}
  
[[Datei:P_ID1795__LZI_T_4_1_S3_kleiner_neu.png | Dämpfungsmaß α(f) und Schranken | rechts]]
 
  
$$\alpha_{_{ {\rm II} } }(f)  = \sqrt{\omega  \cdot \frac{R' \hspace{0.05cm} C'}{ 2} }\hspace{0.1cm} \bigg |_{\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}\hspace{0.05cm}.$$
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Die angegebene Formel für das Dämpfungsmaß &nbsp;$\alpha(f)$&nbsp; soll nun für den nicht ganz der Wirklichkeit entsprechenden Fall konstanter Leitungsbeläge ausgewertet werden.
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*Oberhalb einer&nbsp; '''charakteristischen Frequenz''' &nbsp;$f_∗$, die von &nbsp;$R\hspace{0.05cm}', \ L\hspace{0.05cm}', \ G\hspace{0.08cm}'$&nbsp; und &nbsp;$C\hspace{0.08cm}'$ abhängt, kann &nbsp;$R\hspace{0.05cm}'$&nbsp; als sehr klein gegenüber &nbsp;$ωL\hspace{0.05cm}'$&nbsp; und $G\hspace{0.05cm}'$&nbsp; als sehr klein gegenüber &nbsp;$ωC\hspace{0.08cm}'$&nbsp; angenommen werden. Damit ergibt sich die Näherungsformel, die häufig als&nbsp; '''schwache Dämpfung'''&nbsp; bezeichnet wird:
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:$$\alpha_{_{ {\rm I} } }(f)  = {1}/{2} \cdot \left [R\hspace{0.05cm}' \cdot \sqrt{{C\hspace{0.05cm}'}/{ L\hspace{0.05cm}'} } + G\hspace{0.08cm}' \cdot \sqrt{{L\hspace{0.05cm}'}/{ C\hspace{0.08cm}'} }\right ] \hspace{0.05cm}.$$
  
 +
*Für kleine Frequenzen &nbsp;$(f < f_∗)$&nbsp; ist dagegen &nbsp;$R\hspace{0.05cm}'$&nbsp; sehr viel größer als &nbsp;$ωL\hspace{0.05cm}'$&nbsp; und &nbsp;$G\hspace{0.08cm}'$&nbsp; sehr viel größer als &nbsp;$ ωC\hspace{0.08cm}'$&nbsp; zu berücksichtigen und man erhält eine zweite obere Schranke, die man in der Literatur oft als&nbsp; '''starke Dämpfung'''&nbsp; bezeichnet:
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[[Datei:P_ID1795__LZI_T_4_1_S3_kleiner_neu.png |frame| Dämpfungsmaß &nbsp;$α(f)$&nbsp; und Schranken | rechts]]
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:$$\alpha_{_{ {\rm II} } }(f)  =  \sqrt{ 1/2 \cdot \omega  \cdot {R\hspace{0.05cm}' \cdot C\hspace{0.08cm}'} }\hspace{0.1cm} \bigg |_{\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}\hspace{0.05cm}.$$
  
Die Grafik zeigt das Dämpfungsmaß $α(f)$ bei konstanten Leitungsbelägen nach der exakten, aber komplizierten Formel und die beiden Schranken $α_I(f)$ und $α_{II}(f)$.
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Die Grafik zeigt das Dämpfungsmaß &nbsp;$α(f)$&nbsp; bei konstanten Leitungsbelägen nach der exakten&nbsp; (aber komplizierteren)&nbsp;  Formel und die beiden Schranken &nbsp;$α_{\rm I}(f)$&nbsp; und &nbsp;$α_{\rm II}(f)$.
  
 
Man erkennt aus dieser Darstellung:  
 
Man erkennt aus dieser Darstellung:  
*Sowohl $α_I(f)$ als auch $α_{II}(f)$ sind obere Schranken für $α(f)$.  
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*Sowohl &nbsp;$α_{\rm I}(f)$&nbsp; als auch &nbsp;$α_{\rm II}(f)$&nbsp; sind obere Schranken für &nbsp;$α(f)$.  
*Die charakteristische Frequenz $f_∗$ ist der Schnittpunkt von $α_I(f)$ und $α_{II}(f)$.  
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*Die charakteristische Frequenz &nbsp;$f_∗$&nbsp; ist der Schnittpunkt von &nbsp;$α_{\rm I}(f)$&nbsp; und &nbsp;$α_{\rm II}(f)$.  
*Für $f >> f_∗$ gilt $α(f) ≈ α_I(f)$, für $f << f_∗$ dagegen $α(f) ≈ α_{II}(f)$.
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*Für &nbsp;$f \gg f_∗$&nbsp; gilt &nbsp;$α(f) ≈ α_{\rm I}(f)$,&nbsp; für &nbsp;$f \ll f_∗$&nbsp; dagegen &nbsp;$α(f) ≈ α_{\rm II}(f)$.
 
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<br clear=all>
==Einfluss von Reflexionen – Betriebsdämpfung (1)==
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==Einfluss von Reflexionen – Betriebsdämpfung==
Die Wahl des Abschlusswiderstandes $Z_2(f) = Z_W(f)$ verhindert die Entstehung einer reflektierten Welle am Leitungsende. Eine exakte Anpassung dieser Widerstände ist aber in der Praxis meist nur in einem sehr eingeschränkten Frequenzbereich möglich, zum Beispiel  
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Die Wahl des Abschlusswiderstandes &nbsp;$Z_2(f) = Z_{\rm W}(f)$&nbsp; verhindert die Entstehung einer reflektierten Welle am Leitungsende.&nbsp; Eine exakte Anpassung dieser Widerstände ist aber in der Praxis meist nur in einem sehr eingeschränkten Frequenzbereich möglich, zum Beispiel
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[[Datei:P_ID1796__LZI_T_4_1_S4_neu.png |right|frame| Leitung der Länge&nbsp; $l$&nbsp; mit Ohmschen Abschlüssen]]
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*wegen der komplizierten Frequenzabhängigkeit des Wellenwiderstandes,  
 
*wegen der komplizierten Frequenzabhängigkeit des Wellenwiderstandes,  
 
*bei Kabeln unterschiedlicher Bauform entlang einer Verbindung,  
 
*bei Kabeln unterschiedlicher Bauform entlang einer Verbindung,  
*bei Berücksichtigung fertigungsbedingter Toleranzen  
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*bei Berücksichtigung fertigungsbedingter Toleranzen.
  
  
Daher werden in realen Systemen der Innenwiderstand der Quelle und der Abschlusswiderstand reell und konstant gewählt: Zum Beispiel wurde für $\href{https://intern.lntwww.de/cgi-bin/extern/uni.pl?uno=buchseite&due=inhalt&zustand=1921&session_id=}{ISDN}$ (Integrated Services Digital Network) für den Innenwiderstand $R_1$ und den Abschlusswiderstand $R_2$ jeweils 150 Ω festgelegt.
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Daher werden in realen Systemen der Innenwiderstand &nbsp;$R_1$&nbsp; der Quelle und der Abschlusswiderstand &nbsp;$R_2$&nbsp; meist  reell und konstant gewählt.&nbsp; Zum Beispiel wurde bei&nbsp; [[Beispiele_von_Nachrichtensystemen/Allgemeine_Beschreibung_von_ISDN|ISDN]]&nbsp; (Integrated Services Digital Network)&nbsp; $R_1 = R_2 = 150 \ \rm Ω$&nbsp; festgelegt.
  
[[Datei:P_ID1796__LZI_T_4_1_S4_neu.png | Leitung der Länge l mit Ohmschen Abschlüssen]]
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Diese schaltungstechnische Vereinfachung hat folgende Auswirkungen:  
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*Der Eingangswiderstand&nbsp; $Z_{\rm E}(f)$&nbsp; der Leitung aus Sicht der Quelle hängt vom Übertragungsmaß &nbsp;$γ(f)$, der Leitungslänge &nbsp;$l$, dem Wellenwiderstand &nbsp;$Z_{\rm W}(f)$&nbsp; sowie dem Abschlusswiderstand &nbsp;$R_2$&nbsp; ab:
 +
:$$Z_{\rm E}(f)  =  Z_{\rm W}(f)\cdot \frac {R_2 + Z_{\rm W}(f) \cdot {\rm tanh}(\gamma(f) \cdot l)}
 +
{Z_{\rm W}(f)+ R_2 \cdot {\rm tanh}(\gamma(f) \cdot l)} \hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm}
 +
{\rm mit}\hspace{0.5cm}{\rm tanh}(x)  =  \frac {{\rm sinh}(x)}{{\rm cosh}(x)} = \frac {{\rm e}^{x}-{\rm e}^{-x}}{{\rm e}^{x}+{\rm e}^{-x}}\hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm}x \in {\cal C} \hspace{0.05cm}.$$
 +
*Durch diese schaltungsbedingte Vereinfachung &nbsp; &rArr; &nbsp; $Z_{\rm 2}(f) = R_2$&nbsp; kommt es zu Reflexionen am Leitungsende. Diese reduzieren die am Empfänger verfügbare Leistung und erhöhen so die Leitungsdämpfung.
 +
*Zur Bewertung eines solchen fehlangepassten Systems wurde die&nbsp; '''Betriebsdämpfung'''&nbsp; (&bdquo;Dämpfung im Betrieb&rdquo;) wie folgt definiert:
 +
:$${ a}_{\rm B}(f) \hspace{0.15cm}{\rm in} \hspace{0.15cm}{\rm Neper}\hspace{0.15cm}{\rm (Np)} = {\rm ln}\hspace{0.1cm}\frac {|U_0(f)|}{2 \cdot |U_2(f)|} \cdot \sqrt{{R_2}/{R_1}}
 +
=  \alpha (f ) \cdot l + {\rm ln}\hspace{0.1cm}|q_1(f)| + {\rm ln}\hspace{0.1cm}|q_2(f)| +  {\rm ln}\hspace{0.1cm}|1 - r_1(f) \cdot r_2(f) \cdot {\rm e}^{-\gamma(f) \hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}l}| \hspace{0.05cm}.$$
  
 +
{{GraueBox|TEXT= 
 +
$\text{Beispiel 2:}$&nbsp;
 +
Diese Gleichung soll nun anhand des obigen (für ISDN gültigen) Blockschaltbildes diskutiert werden.&nbsp; Wir betrachten dabei den allgemeinen Fall eines fehlangepassten Systems  &nbsp; &rArr; &nbsp; $R_2 ≠ Z_{\rm W}(f)$:
 +
*Die oben definierte Betriebsdämpfung setzt die tatsächliche vom Sender zum Empfänger übertragene Wirkleistung in Bezug zum bestmöglichen Fall (vernachlässigbare Leitungslänge, vollständige Anpassung).
 +
*Bei Widerstandsanpassung ist die Betriebsdämpfung gleich der&nbsp; '''Wellendämpfung'''.&nbsp; In diesem anzustrebenden Fall ist nur der erste Term obiger Gleichung wirksam:
 +
:$$a_{\rm B}(f) =  \alpha (f ) \cdot l \hspace{0.05cm}.$$
 +
*Der zweite und der dritte Term berücksichtigen die Leistungsverluste durch Reflexion an den Übergängen Sender &nbsp; &rarr; &nbsp; Leitung und Leitung&nbsp; &rarr; &nbsp;Empfänger. <br>Für diese beiden&nbsp; '''Stoßdämpfungen'''&nbsp; gilt:
 +
:$$q_1(f)= \frac {R_1 + Z_{\rm W}(f)}{2 \cdot \sqrt{R_1 \cdot Z_{\rm W}(f)} } \hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm}q_2(f)= \frac {R_2 + Z_{\rm W}(f)}{2 \cdot \sqrt{R_2 \cdot Z_{\rm W}(f)} } \hspace{0.05cm}.$$
 +
*Die&nbsp; '''Wechselwirkungsdämpfung'''&nbsp; (vierter Term) beschreibt die Auswirkung einer mehrfach reflektierten Welle, die sich – je nach Leitungslänge – dem Nutzsignal am Empfänger konstruktiv oder destruktiv überlagert.&nbsp; Für diese Reflexionsfaktoren gilt:
 +
:$$r_1(f)= \frac {R_1 - Z_{\rm W}(f)}{R_1 + Z_{\rm W}(f)} \hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm}r_2(f)= \frac {R_2 - Z_{\rm W}(f)}{R_2 + Z_{\rm W}(f)} \hspace{0.05cm}.$$
  
Dies hat folgende Auswirkungen:
+
Die verschiedenen Anteile der Betriebsdämpfung&nbsp; $a_{\rm B}(f)$&nbsp; werden in der&nbsp; [[Aufgaben:4.3_Betriebsdämpfung|Aufgabe 4.3]]&nbsp; für ein praxisrelevantes Beispiel berechnet.}}  
*Der Eingangswiderstand der Leitung aus Sicht der Quelle hängt vom Übertragungsmaß $γ(f)$, der Leitungslänge $l$, dem Wellenwiderstand $Z_W(f)$ sowie dem Abschlusswiderstand $R_2$ ab:
 
$$Z_{\rm E}(f)  =  Z_{\rm W}(f)\cdot \frac {R_2 + Z_{\rm W}(f) \cdot {\rm tanh}(\gamma(f) \cdot l)}
 
{Z_{\rm W}(f)+ R_2 \cdot {\rm tanh}(\gamma(f) \cdot l)} \hspace{0.05cm},$$
 
$${\rm mit}\hspace{0.5cm}{\rm tanh}(x)  =  \frac {{\rm sinh}(x)}{{\rm cosh}(x)} = \frac {{\rm e}^{x}-{\rm e}^{-x}}{{\rm e}^{x}+{\rm e}^{-x}}\hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm}x \in {\cal C} \hspace{0.05cm}.$$
 
*Durch diese schaltungsbedingte Vereinfachung kommt es zu Reflexionen am Leitungsende. Diese reduzieren die am Empfänger verfügbare Leistung und erhöhen so die Leitungsdämpfung.
 
*Zur Bewertung eines solchen fehlangepassten Systems wurde die Betriebsdämpfung (Dämpfung im Betrieb) definiert, die die tatsächliche vom Sender zum Empfänger übertragene Wirkleistung in Bezug zum bestmöglichen Fall (vernachlässigbare Leitungslänge, vollständige Anpassung) setzt:
 
$${\rm a}_{_{\rm B}}(f) \hspace{0.15cm}{\rm in} \hspace{0.15cm}{\rm Neper}\hspace{0.15cm}{\rm (Np)} = {\rm ln}\hspace{0.1cm}\frac {|U_0(f)|}{2 \cdot |U_2(f)|} \cdot \sqrt{\frac{R_2}{R_1}} = \hspace{0.05cm}$$
 
$$= \alpha (f ) \cdot l + {\rm ln}\hspace{0.1cm}|q_1(f)| + {\rm ln}\hspace{0.1cm}|q_2(f)| +  {\rm ln}\hspace{0.1cm}|1 - r_1(f) \cdot r_2(f) \cdot {\rm e}^{-\gamma(f) \hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}l}| \hspace{0.05cm}.$$
 
  
  
Diese Gleichung wird auf der nachfolgend ausführlich diskutiert.
+
{{BlaueBox|TEXT= 
 
+
$\text{Bitte beachten Sie:}$&nbsp; In den nun folgenden Kapiteln für
 
+
*Koaxialkabel und
+
*Kupfer-Doppelader
  
 +
wird nur noch die Wellendämpfung&nbsp; $α(f) · l$&nbsp; weiter betrachtet und damit die Auswirkungen einer Fehleranpassung vernachlässigt.}}
  
 +
==Aufgaben zum Kapitel==
 +
<br>
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[[Aufgaben:4.1_Dämpfungsmaß| Aufgabe 4.1: Dämpfungsmaß]]
  
 +
[[Aufgaben:4.1Z_Übertragungsmaß|Aufgabe 4.1Z: Übertragungsmaß]]
  
 +
[[Aufgaben:Aufgabe_4.2:_Fehlangepasste_Leitung| Aufgabe 4.2: Fehlangepasste Leitung]]
  
 +
[[Aufgaben:4.3_Betriebsdämpfung|Aufgabe 4.3: Betriebsdämpfung]]
  
  
 +
==Quellenverzeichnis==
 +
<references/>
  
 
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Aktuelle Version vom 5. November 2021, 17:43 Uhr

# ÜBERBLICK ZUM VIERTEN HAUPTKAPITEL #


Ein Sonderfall kausaler und zeitinvarianter Systeme sind elektrische Leitungen.  Hier muss aufgrund der Hilbert–Transformation stets von einem komplexwertigen Frequenzgang  $H(f)$  und stark unsymmetrischen Impulsantworten  $h(t)$  ausgegangen werden.

Das vierte Kapitel bringt eine zusammenfassende Darstellung  »leitungsgebundener Übertragungskanäle«,  im Einzelnen

  • wichtige  »Ergebnisse und Beschreibungsgrößen der Leitungstheorie«,  insbesondere Leitungsbeläge, Übertragungsmaß, Dämpfungsmaß, Phasenmaß, Wellenwiderstand und die Betriebsdämpfung zur Berücksichtigung von Fehlanpassungen und Reflexionen,
  • die  »Frequenzgänge und die Impulsantworten von Koaxialkabeln«,  bei denen aufgrund der guten Schirmung alle anderen Störungen gegenüber dem Thermischen Rauschen  (gaußverteilt und weiß)  vernachlässigbar sind,  und
  • die Beschreibung  »symmetrischer Kupferleitungen«,  die das wichtigste Übertragungsmedium im  »Zugangsnetz von Telekommunikationssystemen«  darstellen.  Da viele Doppeladern in einem Kabel parallel laufen,  kommt es hier aufgrund kapazitiver und induktiver Kopplungen zu Nebensprechen.


Ersatzschaltbild eines kurzen Leitungsabschnitts


Zur Herleitung der Leitungsgleichungen wird zunächst ein sehr kurzer Leitungsabschnitt der Länge  ${\rm d}x$  betrachtet,  so dass sich die Werte für Spannung und Strom am Leitungsanfang  $(U$  bzw.  $I$  bei  $x)$  und Leitungsende  $(U + {\rm d}U$  sowie  $I + {\rm d}I$  bei  $x + {\rm d}x)$  nur geringfügig unterscheiden.  Die Grafik zeigt das zugrundeliegende Modell.

$\text{Oder anders ausgedrückt:}$ 

Die Leitungslänge  ${\rm d}x$  sei sehr klein gegenüber der Wellenlänge  $\lambda$  der sich entlang der Leitung ausbreitenden elektromagnetischen Welle,  die sich ergibt,  da

  • mit dem Strom ein magnetisches Feld verbunden ist,
  • die Spannung zwischen den Leitern ein elektrisches Feld bewirkt.


Ersatzschaltbild eines kurzen Leitungsabschnitts

Alle infinitesimalen „Bauelemente” im rechts skizzierten Ersatzschaltbild sind bei homogenen Leitungen ortsunabhängig:

  • Die Induktivität des betrachteten Leitungsabschnitts beträgt  $L\hspace{0.05cm}' · {\rm d}x$,  wobei man  $L'$  als  Induktivitätsbelag  bezeichnet.
  • Ebenso ist der  Kapazitätsbelag  $C\hspace{0.05cm}'$  eine infinitesimal kleine Größe,  der ebenso wie  $L'$  nur wenig von der Frequenz abhängt.
  • Der  Ableitungsbelag  $G\hspace{0.05cm}'$  berücksichtigt die Verluste des Dielektrikums zwischen den Drähten.  Er nimmt etwa proportional mit der Frequenz zu.
  • Den weitaus größten  (negativen)  Einfluss auf die Signalübertragung hat der  Widerstandsbelag  $R\hspace{0.05cm}'$,  der für hohe Frequenzen aufgrund des so genannten  Skineffekts  nahezu proportional mit der Wurzel der Frequenz ansteigt.


Aus den Maschen– und Knotengleichungen des Leitungsabschnitts ergeben sich mit  $ω = 2πf$  die beiden Differenzengleichungen

$$ U = I \cdot (R\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot \omega L\hspace{0.05cm}') \cdot {\rm d}x + (U + {\rm d}U)\hspace{0.05cm},$$
$$ I = (U + {\rm d}U) \cdot (G\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot \omega C\hspace{0.05cm}') \cdot {\rm d}x + (I + {\rm d}I)\hspace{0.05cm}. $$

Für sehr kurze Leitungsabschnitte  $($infinitesimal kleines  ${\rm d}x)$  und bei Vernachlässigung der kleinen Größen zweiter Ordnung  $($zum Beispiel  ${\rm d}U · {\rm d}x)$  kann man nun zwei Differentialquotienten bilden,  deren gemeinsame Betrachtung zu einer linearen Differentialgleichung zweiter Ordnung führt:

$$\frac{ {\rm d}U}{ {\rm d}x} = - (R\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot \omega L\hspace{0.05cm}') \cdot I,\hspace{0.5cm} \frac{ {\rm d}I}{ {\rm d}x} = - (G\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot \omega C\hspace{0.05cm}') \cdot U\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm}\frac{{\rm d}^2U}{{\rm d}x^2} = (R\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot \omega L\hspace{0.05cm}') \cdot (G\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot \omega C\hspace{0.05cm}') \cdot U\hspace{0.05cm}.$$

Die Lösung dieser Differentialgleichung lautet:

$$U(x) = U_{\rightarrow}(x=0) \cdot {\rm e}^{-\hspace{0.02cm}\gamma \hspace{0.03cm} \cdot \hspace{0.05cm}x} + U_{\leftarrow}(x=0) \cdot {\rm e}^{\gamma \hspace{0.03cm} \cdot \hspace{0.05cm}x} \hspace{0.05cm}.$$

Der Spannungsverlauf hängt außer vom Ort  $x$  auch von der Frequenz  $f$  ab,  was in der hier angegebenen Gleichung nicht explizit vermerkt ist.

Formelmäßig erfasst wird diese Frequenzabhängigkeit durch das  Übertragungsmaß

$$\gamma(f) = \sqrt{(R\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot 2\pi f \cdot L\hspace{0.05cm}') \cdot (G\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot 2\pi f \cdot C\hspace{0.05cm}')} = \alpha (f) + {\rm j} \cdot \beta (f)\hspace{0.05cm}.$$

Die beiden letzten Gleichungen beschreiben gemeinsam den Spannungsverlauf entlang der Leitung,  der sich aus der Überlagerung einer in positiver  $x$–Richtung laufenden Welle  $U_→(x)$  und der Welle  $U_←(x)$  in Gegenrichtung zusammensetzt.

  • Der Realteil  $α(f)$  des komplexen Übertragungsmaßes  $γ(f)$  dämpft die sich ausbreitende Welle und wird daher  Dämpfungsmaß  genannt.  Diese stets gerade Funktion   ⇒   $α(–f) = α(f)$  ergibt sich aus obiger  $γ(f)$–Gleichung wie folgt:
$$\alpha(f) = \sqrt{{1}/{2}\cdot \left (R\hspace{0.05cm}' \cdot G\hspace{0.05cm}' - \omega^2 \cdot L\hspace{0.05cm}' \cdot C\hspace{0.05cm}'\right)+ {1}/{2} \cdot \sqrt{(R\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2 + \omega^2 \cdot L\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2) \cdot (G\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2 + \omega^2 \cdot C\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2)}} \bigg |_{\hspace{0.05cm}\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}.$$
  • Der ungerade Imaginärteil   ⇒   $β(- f) = - β(f)$  heißt  Phasenmaß  und beschreibt die Phasendrehung der Welle entlang der Leitung:
$$\beta(f) = \sqrt{ {1}/{2}\cdot \left (-R\hspace{0.05cm}' \cdot G\hspace{0.05cm}' + \omega^2 \cdot L\hspace{0.05cm}' \cdot C\hspace{0.05cm}'\right)+ {1}/{2} \cdot \sqrt{(R\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2 + \omega^2 \cdot L\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2) \cdot (G\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2 + \omega^2 \cdot C\hspace{0.05cm}'\hspace{0.05cm}^2)}} \bigg |_{\hspace{0.05cm}\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}.$$

Wellenwiderstand und Reflexionen


Wir betrachten eine homogene Leitung der Länge  $l$, an dessen Eingang eine harmonische Schwingung  $U_0(f)$  mit der Frequenz $f$ anliegt.

  • Der Sender besitzt den Innenwiderstand  $Z_1$, der Empfänger den Eingangswiderstand  $Z_2$ (dieser ist gleichzeitig der Abschlusswiderstand der Leitung).
  • Wir gehen vereinfachend davon aus, dass  $Z_1$  und  $Z_2$  reelle Widerstände sind.


Leitung der Länge  $l$  mit Beschaltung

Strom und Spannung von hinlaufender und rücklaufender Welle sind jeweils über den Wellenwiderstand  $Z_{\rm W}(f)$  miteinander verknüpft:

$$I_{\rightarrow}(x, f) = \frac{U_{\rightarrow}(x, f)}{Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}, $$
$$ I_{\leftarrow}(x, f) = \frac{U_{\leftarrow}(x, f)}{Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}.$$

Für den Wellenwiderstand gilt dabei:

$$Z_{\rm W}(f) = \sqrt{\frac {R\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot \omega L\hspace{0.05cm}'}{G\hspace{0.05cm}' + {\rm j} \cdot \omega C\hspace{0.05cm}'}} \hspace{0.1cm}\bigg |_{\hspace{0.05cm}\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}.$$
  • Die in positiver  $x$–Richtung laufende Welle wird durch die Wechselspannungsquelle am Leitungsanfang  $($also bei  $x = 0)$  erzeugt.
  • Die rücklaufende Welle entsteht erst durch Reflektion der Vorwärtswelle am Leitungsende  $(x = l)$:
$$U_{\leftarrow}(x = l) = {U_{\rightarrow}(x = l)}\cdot \frac{Z_2 -Z_{\rm W}(f)}{Z_2 + Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}.$$
  • An dieser Stelle wird durch den Abschlusswiderstand  $Z_2$  ein festes Verhältnis zwischen Spannung und Strom erzwungen:
$$U_2(f) = Z_2 · I_2(f).$$

$\text{Fazit:}$  Man erkennt aus obiger Gleichung, dass nur für  $Z_2 = Z_{\rm W}(f)$  keine rücklaufende Welle entsteht.

  • Eine solche Widerstandanpassung wird in der Nachrichtentechnik stets angestrebt.
  • Diese Anpassung ist wegen der Frequenzabhängigkeit  $Z_{\rm W}(f)$  bei festem Abschluss  $Z_2$  nicht über einen größeren Frequenzbereich möglich.


Nachfolgend werden diese Gleichungen an einem Beispiel erläutert.

Modell zur Beschreibung der Wellenreflexion

$\text{Beispiel 1:}$  Wir betrachten den rechts dargestellten Fall:

  • Der Abschlusswiderstand  $Z_2$  der Leitung  (gleichzeitig der Eingangswiderstand des nachfolgenden Empfängers)  unterscheidet sich vom Wellenwiderstand  $Z_{\rm W}(f)$ .
  • Die Fehlanpassung am Leitungsanfang lassen wir außer Betracht.


Die untere Grafik aus [Han17][1] soll deutlich machen, wie sich die resultierende Welle  $U(x)$  – als durchgezogene Kurve dargestellt –  von der hinlaufenden Welle  $U_→(x)$  unterscheidet.

Hinlaufende, rücklaufende und resultierende Welle


Zur Erläuterung:

  • Rot markiert ist die hinlaufende Welle  $U_→(x)$, die ausgehend vom Sender   ⇒   $U_→(x = 0)$  sich längs der Leitung abschwächt.  $U_→(x = l)$  bezeichnet die Welle am Leitungsende.
  • Aufgrund der Fehlanpassung   ⇒   Reflexion kommt es zur rücklaufenden Welle  $U_←(x)$  vom Leitungsende zum Sender, in der Grafik grün markiert.  Für diese gilt am Leitungsende  $(x = l)$:
$$U_{\leftarrow}(x = l) = {U_{\rightarrow}(x = l)}\cdot \frac{Z_2 -Z_{\rm W}(f)}{Z_2 + Z_{\rm W}(f)}\hspace{0.05cm}.$$
  • Die resultierende (blaue) Welle  $U(x)$  ergibt sich aus der phasenrichtigen Addition dieser beiden für sich allein nicht sichtbaren Anteile.
  • Mit zunehmendem  $x$  wird  $U(x)$  ebenso wie  $U_→(x)$  wegen der Leitungsdämpfung kleiner. Auch die rücklaufende Welle  $U_←(x)$  wird mit zunehmender Länge  (von rechts nach links)  gedämpft.

Verlustlose und verlustarme Leitungen


$\text{Definition:}$  Für sehr kurze Koaxialleitungen, wie sie für Verbindungen von Hochfrequenz–Messgeräten im Labor verwendet werden, kann von  $R\hspace{0.05cm}' \approx 0$ und $G\hspace{0.05cm}' \approx 0$  ausgegangen werden. Man spricht dann von einer  verlustlosen Leitung.  Für eine solche vereinfachen sich die obigen Gleichungen:

  • Dämpfungsmaß:       $($Bitte beachten Sie den Unterschied zwischen  "a"  and  "alpha"$)$
$$\alpha(f) = \frac{\text{Dämpfungsfunktion }\ a(f)} {\text{Leitungslänge }\ l } = 0\hspace{0.05cm}.$$
  • Phasenmaß:
$$\beta(f) = \frac{\text{Phasenfunktion }\ b(f)} {\text{Leitungslänge }\ l } = 2\pi \cdot f \cdot \sqrt{L\hspace{0.05cm}' \cdot C\hspace{0.05cm}' }\hspace{0.05cm}, $$
  • Wellenwiderstand:
$$Z_{\rm W}(f) = \sqrt{ {L\hspace{0.05cm}'}/{ C\hspace{0.05cm}'} }\hspace{0.05cm}.$$


Sind  $L\hspace{0.05cm}'$  und  $C\hspace{0.08cm}'$  im betrachteten Frequenzbereich konstant, so ist der (reelle) Wellenwiderstand  $Z_{\rm W}(f)=Z_{\rm W}$  ebenfalls frequenzunabhängig und das Phasenmaß  $β(f)$  proportional zur Frequenz.

  • Das bedeutet, dass eine verlustlose Leitung stets verzerrungsfrei ist.
  • Das Ausgangssignal weist gegenüber dem Eingangssignal lediglich eine Laufzeit auf.
  • Üblich sind Wellenwiderstände von  $Z_{\rm W} = 50 \ \rm Ω$,  $Z_{\rm W} = 75 \ \rm Ω$ und  $Z_{\rm W} = 150 \ \rm Ω$.


$\text{Definition:}$  Man spricht von einer  verlustarmen Leitung, wenn die Leitung etwas länger ist, aber noch nicht als lang bezeichnet werden kann.


Die angegebene Formel für das Dämpfungsmaß  $\alpha(f)$  soll nun für den nicht ganz der Wirklichkeit entsprechenden Fall konstanter Leitungsbeläge ausgewertet werden.

  • Oberhalb einer  charakteristischen Frequenz  $f_∗$, die von  $R\hspace{0.05cm}', \ L\hspace{0.05cm}', \ G\hspace{0.08cm}'$  und  $C\hspace{0.08cm}'$ abhängt, kann  $R\hspace{0.05cm}'$  als sehr klein gegenüber  $ωL\hspace{0.05cm}'$  und $G\hspace{0.05cm}'$  als sehr klein gegenüber  $ωC\hspace{0.08cm}'$  angenommen werden. Damit ergibt sich die Näherungsformel, die häufig als  schwache Dämpfung  bezeichnet wird:
$$\alpha_{_{ {\rm I} } }(f) = {1}/{2} \cdot \left [R\hspace{0.05cm}' \cdot \sqrt{{C\hspace{0.05cm}'}/{ L\hspace{0.05cm}'} } + G\hspace{0.08cm}' \cdot \sqrt{{L\hspace{0.05cm}'}/{ C\hspace{0.08cm}'} }\right ] \hspace{0.05cm}.$$
  • Für kleine Frequenzen  $(f < f_∗)$  ist dagegen  $R\hspace{0.05cm}'$  sehr viel größer als  $ωL\hspace{0.05cm}'$  und  $G\hspace{0.08cm}'$  sehr viel größer als  $ ωC\hspace{0.08cm}'$  zu berücksichtigen und man erhält eine zweite obere Schranke, die man in der Literatur oft als  starke Dämpfung  bezeichnet:
Dämpfungsmaß  $α(f)$  und Schranken
$$\alpha_{_{ {\rm II} } }(f) = \sqrt{ 1/2 \cdot \omega \cdot {R\hspace{0.05cm}' \cdot C\hspace{0.08cm}'} }\hspace{0.1cm} \bigg |_{\omega \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}2\pi f}\hspace{0.05cm}.$$

Die Grafik zeigt das Dämpfungsmaß  $α(f)$  bei konstanten Leitungsbelägen nach der exakten  (aber komplizierteren)  Formel und die beiden Schranken  $α_{\rm I}(f)$  und  $α_{\rm II}(f)$.

Man erkennt aus dieser Darstellung:

  • Sowohl  $α_{\rm I}(f)$  als auch  $α_{\rm II}(f)$  sind obere Schranken für  $α(f)$.
  • Die charakteristische Frequenz  $f_∗$  ist der Schnittpunkt von  $α_{\rm I}(f)$  und  $α_{\rm II}(f)$.
  • Für  $f \gg f_∗$  gilt  $α(f) ≈ α_{\rm I}(f)$,  für  $f \ll f_∗$  dagegen  $α(f) ≈ α_{\rm II}(f)$.


Einfluss von Reflexionen – Betriebsdämpfung


Die Wahl des Abschlusswiderstandes  $Z_2(f) = Z_{\rm W}(f)$  verhindert die Entstehung einer reflektierten Welle am Leitungsende.  Eine exakte Anpassung dieser Widerstände ist aber in der Praxis meist nur in einem sehr eingeschränkten Frequenzbereich möglich, zum Beispiel

Leitung der Länge  $l$  mit Ohmschen Abschlüssen
  • wegen der komplizierten Frequenzabhängigkeit des Wellenwiderstandes,
  • bei Kabeln unterschiedlicher Bauform entlang einer Verbindung,
  • bei Berücksichtigung fertigungsbedingter Toleranzen.


Daher werden in realen Systemen der Innenwiderstand  $R_1$  der Quelle und der Abschlusswiderstand  $R_2$  meist reell und konstant gewählt.  Zum Beispiel wurde bei  ISDN  (Integrated Services Digital Network)  $R_1 = R_2 = 150 \ \rm Ω$  festgelegt.

Diese schaltungstechnische Vereinfachung hat folgende Auswirkungen:

  • Der Eingangswiderstand  $Z_{\rm E}(f)$  der Leitung aus Sicht der Quelle hängt vom Übertragungsmaß  $γ(f)$, der Leitungslänge  $l$, dem Wellenwiderstand  $Z_{\rm W}(f)$  sowie dem Abschlusswiderstand  $R_2$  ab:
$$Z_{\rm E}(f) = Z_{\rm W}(f)\cdot \frac {R_2 + Z_{\rm W}(f) \cdot {\rm tanh}(\gamma(f) \cdot l)} {Z_{\rm W}(f)+ R_2 \cdot {\rm tanh}(\gamma(f) \cdot l)} \hspace{0.05cm}, \hspace{0.5cm} {\rm mit}\hspace{0.5cm}{\rm tanh}(x) = \frac {{\rm sinh}(x)}{{\rm cosh}(x)} = \frac {{\rm e}^{x}-{\rm e}^{-x}}{{\rm e}^{x}+{\rm e}^{-x}}\hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm}x \in {\cal C} \hspace{0.05cm}.$$
  • Durch diese schaltungsbedingte Vereinfachung   ⇒   $Z_{\rm 2}(f) = R_2$  kommt es zu Reflexionen am Leitungsende. Diese reduzieren die am Empfänger verfügbare Leistung und erhöhen so die Leitungsdämpfung.
  • Zur Bewertung eines solchen fehlangepassten Systems wurde die  Betriebsdämpfung  („Dämpfung im Betrieb”) wie folgt definiert:
$${ a}_{\rm B}(f) \hspace{0.15cm}{\rm in} \hspace{0.15cm}{\rm Neper}\hspace{0.15cm}{\rm (Np)} = {\rm ln}\hspace{0.1cm}\frac {|U_0(f)|}{2 \cdot |U_2(f)|} \cdot \sqrt{{R_2}/{R_1}} = \alpha (f ) \cdot l + {\rm ln}\hspace{0.1cm}|q_1(f)| + {\rm ln}\hspace{0.1cm}|q_2(f)| + {\rm ln}\hspace{0.1cm}|1 - r_1(f) \cdot r_2(f) \cdot {\rm e}^{-\gamma(f) \hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}l}| \hspace{0.05cm}.$$

$\text{Beispiel 2:}$  Diese Gleichung soll nun anhand des obigen (für ISDN gültigen) Blockschaltbildes diskutiert werden.  Wir betrachten dabei den allgemeinen Fall eines fehlangepassten Systems   ⇒   $R_2 ≠ Z_{\rm W}(f)$:

  • Die oben definierte Betriebsdämpfung setzt die tatsächliche vom Sender zum Empfänger übertragene Wirkleistung in Bezug zum bestmöglichen Fall (vernachlässigbare Leitungslänge, vollständige Anpassung).
  • Bei Widerstandsanpassung ist die Betriebsdämpfung gleich der  Wellendämpfung.  In diesem anzustrebenden Fall ist nur der erste Term obiger Gleichung wirksam:
$$a_{\rm B}(f) = \alpha (f ) \cdot l \hspace{0.05cm}.$$
  • Der zweite und der dritte Term berücksichtigen die Leistungsverluste durch Reflexion an den Übergängen Sender   →   Leitung und Leitung  →  Empfänger.
    Für diese beiden  Stoßdämpfungen  gilt:
$$q_1(f)= \frac {R_1 + Z_{\rm W}(f)}{2 \cdot \sqrt{R_1 \cdot Z_{\rm W}(f)} } \hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm}q_2(f)= \frac {R_2 + Z_{\rm W}(f)}{2 \cdot \sqrt{R_2 \cdot Z_{\rm W}(f)} } \hspace{0.05cm}.$$
  • Die  Wechselwirkungsdämpfung  (vierter Term) beschreibt die Auswirkung einer mehrfach reflektierten Welle, die sich – je nach Leitungslänge – dem Nutzsignal am Empfänger konstruktiv oder destruktiv überlagert.  Für diese Reflexionsfaktoren gilt:
$$r_1(f)= \frac {R_1 - Z_{\rm W}(f)}{R_1 + Z_{\rm W}(f)} \hspace{0.05cm}, \hspace{0.3cm}r_2(f)= \frac {R_2 - Z_{\rm W}(f)}{R_2 + Z_{\rm W}(f)} \hspace{0.05cm}.$$

Die verschiedenen Anteile der Betriebsdämpfung  $a_{\rm B}(f)$  werden in der  Aufgabe 4.3  für ein praxisrelevantes Beispiel berechnet.


$\text{Bitte beachten Sie:}$  In den nun folgenden Kapiteln für

  • Koaxialkabel und
  • Kupfer-Doppelader

wird nur noch die Wellendämpfung  $α(f) · l$  weiter betrachtet und damit die Auswirkungen einer Fehleranpassung vernachlässigt.

Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 4.1: Dämpfungsmaß

Aufgabe 4.1Z: Übertragungsmaß

Aufgabe 4.2: Fehlangepasste Leitung

Aufgabe 4.3: Betriebsdämpfung


Quellenverzeichnis

  1. Hanik, N.: Leitungsgebundene Übertragungstechnik. Vorlesungsmanuskript. Lehrstuhl für Nachrichtentechnik, TU München, 2017.