Aufgaben:Aufgabe 2.2: Kraftsche Ungleichung: Unterschied zwischen den Versionen
K (Textersetzung - „*Sollte die Eingabe des Zahlenwertes „0” erforderlich sein, so geben Sie bitte „0.” ein.“ durch „ “) |
|||
Zeile 3: | Zeile 3: | ||
}} | }} | ||
− | [[Datei:P_ID2416__Inf_A_2_2.png|right|Beispielhafte Binär– und Ternärcodes]] | + | [[Datei:P_ID2416__Inf_A_2_2.png|right|frame|Beispielhafte Binär– und Ternärcodes]] |
− | In der | + | In der Abbildung sind einige beispielhafte Binär– und Ternärcodes angegeben. |
− | Beim Binärcode | + | Beim Binärcode $\rm B1$ werden alle möglichen Quellensymbole $q_\mu$ (mit Laufindex $\mu = 1$, ... , $8$) durch jeweils eine Codesymbolfolge $\langle c_\mu \rangle $ einheitlicher Länge $L_\mu = 3$ dargestellt. Dieser Code ist aus diesem Grund zur Datenkomprimierung ungeeignet. |
Die Möglichkeit zur Datenkomprimierung ergibt sich erst dann, wenn | Die Möglichkeit zur Datenkomprimierung ergibt sich erst dann, wenn | ||
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
− | Diese Eigenschaft weist zum Beispiel der Binärcode | + | Diese Eigenschaft weist zum Beispiel der Binärcode $\rm B2$ auf: |
+ | *Je ein Codewort hat hier die Länge $1$, $2$ bzw. $3$ ($N_1 = N_2 = N_3 = 1$). | ||
+ | *Zwei Codeworte haben die Länge $L_\mu = 4$ ($N_4 = N_5 = 2$). | ||
− | |||
− | Eine notwendige Bedingung dafür, dass ein Code zur Datenkomprimierung präfixfrei sein kann, wurde 1949 von Leon Kraft angegeben, die so genannte Kraftsche Ungleichung: | + | Voraussetzung für die Decodierbarkeit eines solchen Codes ist, dass der Code '''präfixfrei''' ist. Das heißt, dass kein Codewort der Präfix (also der Beginn) eines längeren Codewortes sein darf. |
+ | |||
+ | Eine notwendige Bedingung dafür, dass ein Code zur Datenkomprimierung präfixfrei sein kann, wurde 1949 von Leon Kraft angegeben, die so genannte '''Kraftsche Ungleichung''': | ||
:$$\sum_{\mu=1}^{M} \hspace{0.2cm} D^{-L_{\mu}} \le 1 \hspace{0.05cm}.$$ | :$$\sum_{\mu=1}^{M} \hspace{0.2cm} D^{-L_{\mu}} \le 1 \hspace{0.05cm}.$$ | ||
Hierbei bezeichnen | Hierbei bezeichnen | ||
* $M$ die Anzahl der möglichen Quellensymbole $q_\mu$, | * $M$ die Anzahl der möglichen Quellensymbole $q_\mu$, | ||
− | * $L_\mu$ die Länge des zum Quellensymbol $ | + | * $L_\mu$ die Länge des zum Quellensymbol $q_\mu$ gehörigen Codewortes $c_\mu$, |
− | * $D = 2$ einen Binärcode ($\rm 0$ oder $\rm 10$) und $D = 32$ einen Ternärcode ($\rm 0$, $\rm 1$, $\rm 2$). | + | * $D = 2$ kennzeichnet einen Binärcode ($\rm 0$ oder $\rm 10$) und $D = 32$ einen Ternärcode ($\rm 0$, $\rm 1$, $\rm 2$). |
− | Ein Code kann nur dann präfixfrei sein, wenn die Kraftsche Ungleichung erfüllt ist. Die Umkehrung gilt nicht: Wird die Kraftsche Ungleichung erfüllt, so bedeutet das noch lange nicht, dass dieser Code tatsächlich präfixfrei ist. | + | Ein Code kann nur dann präfixfrei sein, wenn die Kraftsche Ungleichung erfüllt ist. Die Umkehrung gilt nicht: Wird die Kraftsche Ungleichung erfüllt, so bedeutet das noch lange nicht, dass dieser Code tatsächlich präfixfrei ist. |
− | '' | + | ''Hinweis:'' |
*Die Aufgabe gehört zum Kapitel [[Informationstheorie/Allgemeine_Beschreibung|Allgemeine Beschreibung der Quellencodierung]]. | *Die Aufgabe gehört zum Kapitel [[Informationstheorie/Allgemeine_Beschreibung|Allgemeine Beschreibung der Quellencodierung]]. | ||
Zeile 39: | Zeile 42: | ||
{Welche der Binärcodes erfüllen die Kraftsche Ungleichung? | {Welche der Binärcodes erfüllen die Kraftsche Ungleichung? | ||
|type="[]"} | |type="[]"} | ||
− | + B1, | + | + $\rm B1$, |
− | + B2, | + | + $\rm B2$, |
− | + B3, | + | + $\rm B3$, |
− | - B4. | + | - $\rm B4$. |
{Welche der vorgegebenen Binärcodes sind präfixfrei? | {Welche der vorgegebenen Binärcodes sind präfixfrei? | ||
|type="[]"} | |type="[]"} | ||
− | + B1, | + | + $\rm B1$, |
− | + B2, | + | + $\rm B2$, |
− | - B3, | + | - $\rm B3$, |
− | - B4. | + | - $\rm B4$. |
{Welche der vorgegebenen Ternärcodes sind präfixfrei? | {Welche der vorgegebenen Ternärcodes sind präfixfrei? | ||
|type="[]"} | |type="[]"} | ||
− | + T1, | + | + $\rm T1$, |
− | - T2, | + | - $\rm T2$, |
− | + T3. | + | + $\rm T3$. |
− | {Wie lauten die Kenngrößen des Ternärecodes | + | {Wie lauten die Kenngrößen des Ternärecodes $\rm T1$? |
|type="{}"} | |type="{}"} | ||
− | $ N_1 \ = $ { 1 } | + | $ N_1 \ = \ $ { 1 } |
− | $ N_2 \ = $ { 2 } | + | $ N_2 \ = \ $ { 2 } |
− | $ N_3 \ = $ { 6 } | + | $ N_3 \ = \ $ { 6 } |
− | {Wieviel 3–wertige Codeworte ( | + | {Wieviel 3–wertige Codeworte $(L_\mu = 3)$ könnte man dem Code $\rm T1$ hinzufügen, ohne dass sich an der Präfixfreiheit etwas ändert? |
|type="{}"} | |type="{}"} | ||
− | $\Delta N_3 \ = $ { 6 } | + | $\Delta N_3 \ = \ $ { 6 } |
− | {Der Ternärcode | + | {Der Ternärcode $\rm T3$ soll auf insgesamt $N = 9$ Codeworte erweitert werden. <br>Wie erreicht man das ohne Verletzung der Präfixfreiheit? |
|type="[]"} | |type="[]"} | ||
- Ergänzung um vier 3–wertige Codeworte. | - Ergänzung um vier 3–wertige Codeworte. |
Version vom 23. September 2018, 14:21 Uhr
In der Abbildung sind einige beispielhafte Binär– und Ternärcodes angegeben.
Beim Binärcode $\rm B1$ werden alle möglichen Quellensymbole $q_\mu$ (mit Laufindex $\mu = 1$, ... , $8$) durch jeweils eine Codesymbolfolge $\langle c_\mu \rangle $ einheitlicher Länge $L_\mu = 3$ dargestellt. Dieser Code ist aus diesem Grund zur Datenkomprimierung ungeeignet.
Die Möglichkeit zur Datenkomprimierung ergibt sich erst dann, wenn
- die $M$ Quellensymbole nicht gleichwahrscheinlich sind, und
- die Länge $L_\mu$ der Codeworte unterschiedlich sind.
Diese Eigenschaft weist zum Beispiel der Binärcode $\rm B2$ auf:
- Je ein Codewort hat hier die Länge $1$, $2$ bzw. $3$ ($N_1 = N_2 = N_3 = 1$).
- Zwei Codeworte haben die Länge $L_\mu = 4$ ($N_4 = N_5 = 2$).
Voraussetzung für die Decodierbarkeit eines solchen Codes ist, dass der Code präfixfrei ist. Das heißt, dass kein Codewort der Präfix (also der Beginn) eines längeren Codewortes sein darf.
Eine notwendige Bedingung dafür, dass ein Code zur Datenkomprimierung präfixfrei sein kann, wurde 1949 von Leon Kraft angegeben, die so genannte Kraftsche Ungleichung:
- $$\sum_{\mu=1}^{M} \hspace{0.2cm} D^{-L_{\mu}} \le 1 \hspace{0.05cm}.$$
Hierbei bezeichnen
- $M$ die Anzahl der möglichen Quellensymbole $q_\mu$,
- $L_\mu$ die Länge des zum Quellensymbol $q_\mu$ gehörigen Codewortes $c_\mu$,
- $D = 2$ kennzeichnet einen Binärcode ($\rm 0$ oder $\rm 10$) und $D = 32$ einen Ternärcode ($\rm 0$, $\rm 1$, $\rm 2$).
Ein Code kann nur dann präfixfrei sein, wenn die Kraftsche Ungleichung erfüllt ist. Die Umkehrung gilt nicht: Wird die Kraftsche Ungleichung erfüllt, so bedeutet das noch lange nicht, dass dieser Code tatsächlich präfixfrei ist.
Hinweis:
- Die Aufgabe gehört zum Kapitel Allgemeine Beschreibung der Quellencodierung.
Fragebogen
Musterlösung
- B1: $8 \cdot 2^{-3} = 1$ ⇒ Bedingung erfüllt,
- B2: $1 \cdot 2^{-1} + 1 \cdot 2^{-2} + 1 \cdot 2^{-3} + 2 \cdot 2^{-4}= 1$ ⇒ Bedingung erfüllt,
- B3: $1 \cdot 2^{-1} + 1 \cdot 2^{-2} + 1 \cdot 2^{-3} + 2 \cdot 2^{-4}= 1$ ⇒ Bedingung erfüllt,
- B4: $1 \cdot 2^{-1} + 1 \cdot 2^{-2} + 2 \cdot 2^{-3} + 1 \cdot 2^{-4}= 17/16$ ⇒ Bedingung nicht erfüllt.
(2) Richtig sind die Lösungsvorschläge 1 und 2:
- Der Code B4, der die Kraftsche Ungleichung nicht erfüllt, ist mit Sicherheit auch nicht präfixfrei.
- Aber bei Erfüllung der Kraftschen Ungleichung ist noch nicht sicher, dass dieser Code auch präfixfrei ist.
- Beim Code B3 ist „10” der Beginn des Codewortes „1011”.
- Dagegen sind die Codes B1 und B2 tatsächlich präfixfrei.
(3) Richtig sind die Antworten 1 und 3:
- Die Kraftsche Ungleichung wird von allen drei Codes erfüllt.
- Wie aus der Tabelle hervorgeht, sind die Codes T1 und T3 tatsächlich präfixfrei.
- Der Code T2 ist dagegen nicht präfixfrei, da „1” der Beginn des Codewortes „10” ist.
(4) $N_i$ gibt an, wieviele Codeworte mit $i$ Symbolen es im Code gibt. Für den Code T1 gilt:
- $$N_1 \hspace{0.15cm}\underline{= 1}\hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm}N_2 \hspace{0.15cm}\underline{= 2}\hspace{0.05cm}, \hspace{0.2cm}N_3 \hspace{0.15cm}\underline{= 6}\hspace{0.05cm}.$$
(5) Nach der Kraftschen Ungleichung muss gelten
- $$N_1 \cdot 3^{-1} + N_2 \cdot 3^{-2} + N_3 \cdot 3^{-3 } \le 1\hspace{0.05cm}.$$
Bei gegebenem $N_1 = 1$ und $N_2 = 2$ wird dies erfüllt, solange gilt:
- $$N_3 \cdot 3^{-3 } \le 1 - 1/3 - 2/9 = 4/9 \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm}N_3 \le 12 \hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} {\rm \Delta}\,N_3 \hspace{0.15cm}\underline{= 6}\hspace{0.05cm}.$$
Die zusätzlichen Codeworte sind $\rm 210, \,211, \,212, \,220, \,221, \,222$.
(6) Für den Code T3 gilt: $S({\rm T3})= 2 \cdot 3^{-1} + 2 \cdot 3^{-2} + 1 \cdot 3^{-3 } = {25}/{27}\hspace{0.05cm}.$
Wegen $S(T3) \le 1$ erfüllt der Ternärcode T3 die Kraftsche Ungleichung und er ist zudem auch präfixfrei. Betrachten wir nun die vorgeschlagenen neuen Codes.
- Code T4 ($N_1 = 2, N_2 = 2, N_3 = 5$:
- $$S({\rm T4})= S({\rm T3}) + 4 \cdot 3^{-3 } = {29}/{27}\hspace{0.1cm} > \hspace{0.1cm}1\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} {\rm T4 \hspace{0.15cm}ist\hspace{0.15cm} ungeeignet}\hspace{0.05cm},$$
- Code T5 ($N_1 = 2, N_2 = 2, N_3 = 1, N_4 = 4$):
- $$S({\rm T5})= S({\rm T3}) + 4 \cdot 3^{-4 } = {79}/{81}\hspace{0.1cm} < \hspace{0.1cm}1\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} {\rm T5 \hspace{0.15cm}ist\hspace{0.15cm} geeignet}\hspace{0.05cm},$$
- Code T6 ($N_1 = 2, N_2 = 2, N_3 = 2, N_4 = 3$):
- $$S({\rm T6})= S({\rm T3}) + 1 \cdot 3^{-3 } + 3 \cdot 3^{-4 } = \frac{75 + 3 + 3}{81}\hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm}1\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} {\rm T6 \hspace{0.15cm}ist\hspace{0.15cm} geeignet}\hspace{0.05cm}.$$
Richtig sind also die zwei letzten Lösungsvorschläge. Beispielsweise lauten die insgesamt $N = 9$ Codeworte des präfixfreien Codes T6:
- $$\rm 0, \, 1, \, 20, \,21, \,220, \,221, \,2220, \, 2221 , \,2222.$$