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Die komplexe Zahl $z_1$ = 2j ist eine der zwei möglichen Lösungen der Gleichung $z^2+4=0$. Eine andere Lösung ist $z_2$ = –2j.
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Die komplexe Zahl $z_1$ = 2j ist eine der zwei möglichen Lösungen der Gleichung $z^2+4=0$. Eine andere Lösung ist $z_2 = -2{\rm j}$.
Dagegen geben $z_3$ = 2 + j und $z_4$ = 2 j die beiden Lösungen zu folgender Gleichung an:
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Dagegen geben $z_3 = 2 + {\rm j}$ und $z_4 = 2 -{\rm j}$ die beiden Lösungen zu folgender Gleichung an:
  
 
<math>(z-2-j)(z-2+j) = 0 \Rightarrow z^{2}-4 \cdot z+5=0</math>
 
<math>(z-2-j)(z-2+j) = 0 \Rightarrow z^{2}-4 \cdot z+5=0</math>

Version vom 15. Dezember 2016, 15:55 Uhr


Reelle Zahlenmengen

In den folgenden Kapiteln dieses Buches spielen komplexe Größen stets eine wichtige Rolle. Obwohl das Rechnen mit komplexen Zahlen bereits in der Schulmathematik behandelt und geübt wird, haben unsere Erfahrungen gezeigt, dass auch Studierende von naturwissenschaftlichen und technischen Fachgebieten damit durchaus Probleme haben. Vielleicht hängen diese Schwierigkeiten auch damit zusammen, dass „komplex” im Alltag oft als Synonym für „kompliziert” verwendet wird, während „reell” laut Duden für „zuverlässig, ehrlich und redlich” steht.

Deshalb werden hier am Ende dieses ersten Grundlagenkapitels die Rechenregeln für komplexe Zahlen kurz zusammengefasst.

Zunächst folgen einige Anmerkungen über die reellen Zahlenmengen, für die im strengen mathematischen Sinne die Bezeichnung „Zahlenkörper” richtiger wäre. Hierzu gehören:

  • Natürliche Zahlen $\mathbb{N}$ = {1, 2, 3, ...}. Mit diesen Zahlen sind die Rechenoperationen Addition, Multiplikation und „$x^y$” möglich. Das jeweilige Ergebnis einer Rechenoperation ist wieder eine natürliche Zahl.
  • Ganze Zahlen $\mathbb{Z}$ = {... , –3, –2, –1, 0, +1, +2, +3, ...}. Diese Zahlenmenge ist eine Erweiterung der natürlichen Zahlen $\mathbb{N}$. Die Einführung der Menge $\mathbb{Z}$ war notwendig, um die Ergebnismenge einer Substraktion zu erfassen, zum Beispiel 5 – 7 = –2.
  • Rationale Zahlen $\mathbb{Q} = \{z/n\}$ mit $z \in \mathbb{Z}$, $n \in \mathbb{N}$. Mit dieser auch als Bruchzahlen bekannten Zahlenmenge liegt auch für jede Division ein definiertes Ergebnis vor. Schreibt man eine rationale Zahl in Dezimalschreibweise, so treten ab einer gewissen Dezimalstelle nur Nullen auf (zum Beispiel: –2/5 = –0.400...) oder es sind Periodizitäten zu erkennen (zum Beispiel: 2/7 = 0.285714285...). Da $n = 1$ erlaubt ist, sind die ganzen Zahlen eine Teilmenge der rationalen Zahlen: $\mathbb{Z} \subset \mathbb{Q}$.
  • Irrationale Zahlen $\mathbb{I} \neq {z/n}$ mit $z \in \mathbb{Z}$, $n \in \mathbb{N}$. Obwohl es unendlich viele rationale Zahlen gibt, verbleiben ebenfalls unendlich viele Zahlen, die nicht als Bruch dargestellt werden können. Beispiele hierfür sind die Zahl $\pi$ = 3.141592654.... (wobei es auch bei mehr Dezimalstellen keine Perioden gibt) oder das Ergebnis der folgenden Gleichung:
$a^{2}=2 \,\,\Rightarrow \;\;a=\pm \sqrt{2}=\pm1.414213562...$.
Auch diese Zahl ist irrational, was bereits Euklid in der Antike bewiesen hat.
  • Reelle Zahlen $\mathbb{R} = \mathbb{Q} \cup \mathbb{I}$ als die Gesamtheit aller rationalen und irrationalen Zahlen. Diese können entsprechend ihren Zahlenwerten geordnet und auf dem so genannten Zahlenstrahl eingezeichnet werden, wie die folgende Grafik verdeutlicht.

Zahlenstrahl


Imaginäre und Komplexe Zahlen

Mit der Einführung der irrationalen Zahlen war die Lösung der Gleichung $a^2-2=0$ möglich, nicht jedoch von $a^2+1=0$. Der Mathematiker Leonhard Euler löste dieses Problem, indem er den Körper der reellen Zahlen um die imaginären Zahlen erweiterte. Er definierte dazu die imaginäre Einheit wie folgt\[{\rm j}=\sqrt{-1} \Rightarrow {\rm j}^{2}=-1.\]

Anzumerken ist, dass Euler diese Größe mit „i” bezeichnet hat und dies auch heute noch in der Mathematik so üblich ist. In der Elektrotechnik hat sich dagegen die Bezeichnung „j” durchgesetzt, da „i” bereits mit dem zeitabhängigen Strom belegt ist.

Die komplexe Zahl $z$ ist im allgemeinen die Summe einer reellen Zahl $x$ und einer imaginären Zahl j ·$y$\[z=x+{\rm j}\cdot y.\]

$x$ und $y$ entstammen hierbei der Menge $\mathbb{R}$ der reellen Zahlen. Die Menge aller möglichen komplexen Zahlen bezeichnet man als den Körper $\mathbb{C}$ der komplexen Zahlen.


Aus dem Zahlenstrahl der reellen Zahlen wird nun die komplexe Ebene, die durch zwei um 90° verdrehte Zahlenstränge für Real- und Imaginärteil aufgespannt wird.

Zahlen in der komplexen Ebene

Die komplexe Zahl $z_1$ = 2j ist eine der zwei möglichen Lösungen der Gleichung $z^2+4=0$. Eine andere Lösung ist $z_2 = -2{\rm j}$. Dagegen geben $z_3 = 2 + {\rm j}$ und $z_4 = 2 -{\rm j}$ die beiden Lösungen zu folgender Gleichung an\[(z-2-j)(z-2+j) = 0 \Rightarrow z^{2}-4 \cdot z+5=0\]

Man bezeichnet $z_4 = z_3^\ast$ auch als die Konjugiert-Komplexe von $z_3$. Die Summe $z_3 + z_4$ ist rein reell\[z_3 + z_4 = 2 \cdot Re[z_3]=2 \cdot Re[z_4]\]


Anmerkung: In der Literatur werden komplexe Größen oftmals durch eine Unterstreichung gekennzeichnet. Darauf wird in den Büchern von LNTwww verzichtet.


Darstellung nach Betrag und Phase

Eine komplexe Zahl $z$ kann außer durch den Realteil $x$ und den Imaginärteil $y$ auch durch ihren Betrag $|z|$ und die Phase $\Phi$ beschrieben werden. Es gelten folgende Umrechnungen:

$$\left | z \right | = \sqrt{x^{2}+y^{2}}, \phi = arctan \frac{y}{x}$$

$$x = |z| \cdot cos(\phi), y = |z| \cdot sin(\phi )$$

Somit kann die komplexe Größe $z$ auch in folgender Form dargestellt werden\[z = |z| \cdot cos(\phi )+j \cdot |z| \cdot sin(\phi ) = |z| \cdot e^{j \cdot \phi }.\]

Hier ist der Satz von Euler verwendet, der unten bewiesen wird. Dieser besagt, dass die komplexe Größe exp(j$\Phi$) den Realteil cos($\Phi$) und den Imaginärteil sin($\Phi$) aufweist. Weiter erkennt man aus der nebenstehenden Grafik, dass für die Konjugiert-Komplexe von $z = x + \text{j} \cdot y$ gilt\[z^{\ast} = x - j \cdot y = |z| \cdot e^{-j \cdot \phi}\]

Der Beweis des Eulerschen Satzes basiert auf dem Vergleich von Potenzreihenentwicklungen. Die Reihenentwicklung der Exponentialfunktion lautet\[e^{x} = 1 + \frac{x}{1!} + \frac{x^{2}}{2!} + \frac{x^{3}}{3!} + \frac{x^{4}}{4!} + ...\]

Mit imaginärem Argument kann hierfür auch geschrieben werden\[e^{jx} = 1 + j \cdot \frac{x}{1!} + j^{2} \cdot \frac{x^{2}}{2!} + j^{3} \cdot \frac{x^{3}}{3!} + + j^{4} \cdot \frac{x^{4}}{4!} + ...\]

Berücksichtigt man \(j^{2}=-1, j^{3} = -j, j^{4} = 1, j^{5} = j\), usw. und fasst die reellen und die imaginären Terme zusammen, so erhält man

$$e^{jx} = A(x) + j \cdot B(x) \text{, wobei}$$ $$A(x) = 1 - \frac{x^{2}}{2!} + \frac{x^{4}}{4!} - \frac{x^{6}}{6!} + ... = cos(x)$$ $$B(x) = \frac{x}{1!} - \frac{x^{3}}{3!} + \frac{x^{5}}{5!} - \frac{x^{7}}{7!} + ... = sin(x)$$

Daraus folgt direkt der Satz von Euler:

$$e^{jx} = cos(x) + j \cdot sin(x).$$


Rechenregeln für komplexe Zahlen

Die Rechengesetze für zwei komplexe Zahlen

\(z_1 = x_1 + j \cdot y_1 = |z_1| \cdot e^{j \cdot \phi_1} , \quad z_2 = x_2 + j \cdot y_2 = |z_2| \cdot e^{j \cdot \phi_2}\)

sind derart definiert, dass sich für den Sonderfall eines verschwindenden Imaginärteils die Rechenregeln der reellen Zahlen ergeben. Man spricht vom so genannten Permanenzprinzip. Für die Grundrechenarten gelten folgende Regeln:

  • Die Summe zweier komplexer Zahlen (bzw. deren Differenz) wird gebildet, indem man ihre Real- und Imaginärteile addiert (bzw. subtrahiert):

\[z_3 = z_1 + z_2 = (x_1 + x_2) + j \cdot (y_1 + y_2)\]

\[z_4 = z_1 - z_2 = (x_1 - x_2) + j \cdot (y_1 - y_2)\]

  • Das Produkt zweier komplexer Zahlen kann in der Realteil- und Imaginärteildarstellung durch Ausmultiplizieren unter Berücksichtigung von \(j^{2}=-1\) gebildet werden. Einfacher gestaltet sich die Multiplikation allerdings, wenn \(z_1\) und \(z_2\) mit Betrag und Phase geschrieben werden:

\[z_5 = z_1 \cdot z_2 = (x_1 \cdot x_2 - y_1 \cdot y_2) + j \cdot (x_1 \cdot y_2 + x_2 \cdot y_1)\]

\[z_5 = |z_1| \cdot e^{j \cdot \phi_1} \cdot |z_2| \cdot e^{j \cdot \phi_2} = |z_5| \cdot e^{\phi_5} \quad \Rightarrow \quad |z_5| = |z_1| \cdot |z_2|, \quad \phi_5 = \phi_1 + \phi_2\]

  • Die Division ist in der Exponentialschreibweise ebenfalls überschaubarer. Hier werden die beiden Beträge dividiert und die Phasen im Exponenten subtrahiert:

\[z_6 = \frac{z_1}{z_2} = |z_6| \cdot e^{j \cdot \phi 6} \quad \Rightarrow \quad |z_6| = \frac{|z_1|}{|z_2|}, \quad \phi_6 = \phi_1 - \phi_2\]


Summe, Differenz, Produkt und Quotient komplexer Zahlen

Die komplexe Zahl \(z=0.75 + j = 1.25 \cdot e^{j \cdot 53.1^{\circ}}\) sowie deren Konjugiert-Komplexe \(z^{\ast} = 0.75 - j = 1.25 \cdot e^{-j \cdot 53.1^{\circ}}\) sind in der Grafik als Punkte innerhalb der komplexen Ebene dargestellt, zusätzlich die Summe \(s=z+z^{\ast}=1.5\) (rein reell) und die Differenz \(d=z-z^{\ast}=2j\) (rein imaginär).

Das Produkt \(p=z \cdot z^{\ast} = 1.25^{2} \approx 1.5625\) ist in diesem Fall ebenfalls rein reell, während der Quotient \(q= \frac{z}{z^{\ast}}=e^{j \cdot 106.2^{\circ}}\) den Betrag 1 und den doppelten Phasenwinkel wie z aufweist.


Die Thematik von Kapitel 1.3 wird auch in folgendem Lernvideo behandelt: Rechnen mit komplexen Zahlen (Dauer 11:52)



Aufgaben zu „Zum Rechnen mit komplexen Zahlen”

A 1.3 Rechnen mit komplexen Zahlen

Z1.3 Nochmals komplexe Zahlen