Aufgabe 3.2: Augendiagramm nach Gaußtiefpass

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Sende– und Detektionsgrundimpuls

Gegeben sei ein binäres bipolares redundanzfreies Basisbandsystem mit der Bitrate  $R_{\rm B} = 100\,{\rm Mbit/s}$  und folgenden Eigenschaften:

  • Die Sendeimpulse seien rechteckförmig, die möglichen Amplitudenwerte sind  $± 1\,{\rm V}$.
  • Die AWGN–Rauschleistungsdichte  $($auf den Widerstand  $1 \, \Omega)$  beträgt $10^{\rm -9} \, {\rm V}^2/{\rm Hz}$.
  • Als Empfangsfilter wird ein Gaußtiefpass mit der Grenzfrequenz  $f_{\rm G} = 50 \, {\rm MHz}$  verwendet. Der Frequenzgang lautet:
$$H_{\rm G}(f) = {\rm e}^{- \pi \hspace{0.05cm}\cdot \hspace{0.05cm}{f}^2/({2f_{\rm G}})^2} \hspace{0.05cm}.$$
  • Der Detektionsgrundimpuls  $g_d(t) = g_s(t) * h_{\rm G}(t)$  ist in der Grafik dargestellt (rote Kurve). Einige markante Impulswerte sind angegeben.
  • Die Detektionsrauschleistung kann mit folgender Gleichung berechnet werden:
$$\sigma_d^2 = {N_0}/{2} \cdot \int_{-\infty}^{+\infty} |H_{\rm G}(f)|^2 \,{\rm d} f \hspace{0.05cm}.$$

Zur Bestimmung der Fehlerwahrscheinlichkeit kann man zum Beispiel das Augendiagramm heranziehen.

  • Die mittlere Symbolfehlerwahrscheinlichkeit  $p_{\rm S}$  ergibt sich daraus nach einer Mittelung über alle möglichen Detektionsnutzabtastwerte.
  • Als eine obere Schranke für  $p_{\rm S}$  dient die ungünstige Fehlerwahrscheinlichkeit.
$$p_{\rm U} = {\rm Q} \left( \frac{\ddot{o}(T_{\rm D})/2}{ \sigma_d} \right) \hspace{0.3cm}{\rm mit}\hspace{0.3cm}\frac{\ddot{o}(T_{\rm D})}{ 2}= g_d(t=0) - |g_d(t=T)|- |g_d(t=-T)|-\hspace{0.01cm}\text{ ...}$$

Hierbei bezeichnet  $\ddot{o}(T_{\rm D})$  die vertikale Augenöffnung. Der Detektionszeitpunkt  $T_{\rm D} = 0$  sei optimal gewählt.




Hinweise:



Fragebogen

1

Wie groß ist die Symboldauer?

$T \ = \ $

$\ {\rm ns}$

2

Wie groß ist der Effektivwert des Detektionsrauschsignals?

$\sigma_d\ = \ $

$\ {\rm V}$

3

Wie lauten die Detektionsgrundimpulswerte  $g_{\rm \nu} = g_d(\nu \cdot T)$, insbesondere

$g_0\ = \ $

$\ {\rm V}$
$g_1\ = \ $

$\ {\rm V}$
$g_2\ = \ $

$\ {\rm V}$

4

Berechnen Sie die Augenöffnung und die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit.

$\ddot{o}(T_{\rm D})\ = \ $

$\ {\rm V}$
$p_{\rm U}\ = \ $

$\ \cdot 10^{\rm -3}$

5

Berechnen Sie die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit  $p_{\rm S}$  durch Mittelung über die möglichen Nutzabtastwerte.

$p_{\rm S}\ = \ $

$\ \cdot 10^{\rm -3}$

6

Wie müsste die Sendeimpulsamplitude  $s_0$  mindestens erhöht werden, damit die Bedingung  $p_{\rm S} \ ≤ 10^{\rm -10}$  erfüllt wird?

$s_0\ = \ $

$\ {\rm V}$


Musterlösung

(1)  Die Symboldauer ist der Kehrwert der Bitrate:

$$T = \frac{1}{10^8\,{\rm bit/s}} = 10^{-8}\,{\rm s}\hspace{0.15cm}\underline { = 10\,{\rm ns}} \hspace{0.05cm}.$$

(2)  Die Integration entsprechend der angegebenen Gleichung führt auf:

$$\sigma_d^2 = \frac{N_0}{2} \cdot \int_{-\infty}^{+\infty} |H_{\rm G}(f)|^2 \,{\rm d} f = \frac{N_0 \cdot f_{\rm G}}{\sqrt{2}}= \frac{10^{-9}\,{\rm V/Hz} \cdot 5 \cdot 10^{7}\,{\rm Hz} }{\sqrt{2}}\approx 0.035\,{\rm V^2}\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm}\sigma_d \hspace{0.15cm}\underline { = 0.188\,{\rm V}}\hspace{0.05cm}.$$

(3)  Diese Werte können aus der Grafik entnommen werden:

$$g_0 = g_d(0)\hspace{0.15cm}\underline { = 0.790\,{\rm V}}, \hspace{0.2cm}g_1 = g_d(10\,{\rm ns}) \hspace{0.15cm}\underline {= 0.105\,{\rm V}}= g_{-1}, \hspace{0.2cm}g_2 = g_{-2} \hspace{0.15cm}\underline { \approx 0} \hspace{0.05cm}.$$

(4)  Mit den unter (3) berechneten Grundimpulswerten erhält man für die vertikale Augenöffnung:

$$\ddot{o}(T_{\rm D}) = 2 \cdot (g_0 - g_1 - g_{-1}) = 2 \cdot (0.790\,{\rm V} - 2\cdot 0.105\,{\rm V}) \hspace{0.15cm}\underline {= 1.16\,{\rm V}}\hspace{0.05cm}.$$
Augendiagramm mit und ohne Rauschen

Zusammen mit dem Rauscheffektivwert erhält man somit für die ungünstigste Fehlerwahrscheinlichkeit:

$$p_{\rm U} = {\rm Q} \left( \frac{1.16\,{\rm V}/2}{ 0.188\,{\rm V}} \right) \approx {\rm Q}(3.08)\hspace{0.15cm}\underline {\approx 10^{-3}} \hspace{0.05cm}.$$

Die Grafik zeigt rechts das Augendiagramm ohne Rauschen. Man erkennt hieraus die vertikale Augenöffnung in Symbolmitte: $\ddot{o}(T_{\rm D} = 0) = 2 \cdot 0.58 \cdot s_0$
(5)  Aus obigem Augendiagramm erkennt man, dass das Nutzsignal zum Detektionszeitpunkt $T_{\rm D} = 0$ sechs verschiedene Werte annehmen kann. In der oberen Augenhälfte sind dies:

$$1.)\hspace{0.2cm} g_0 + g_1 + g_{-1} = 0.790\,{\rm V} + 2\cdot 0.105\,{\rm V}= 1\,{\rm V} = s_0\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} p_{\rm 1} = {\rm Q} \left( \frac{1\,{\rm V}}{ 0.188\,{\rm V}} \right) \approx 5 \cdot 10^{-8} \hspace{0.05cm},$$
$$2.)\hspace{0.2cm} g_0 = 0.790\,{\rm V} \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} p_{\rm 2} = {\rm Q} \left( \frac{0.790\,{\rm V}}{ 0.188\,{\rm V}} \right) \approx 1.3 \cdot 10^{-5} \hspace{0.05cm},$$
$$3.)\hspace{0.2cm} g_0 - g_1 - g_{-1} = 0.580\,{\rm V} = \ddot{o}(T_{\rm D})/2\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm}p_{\rm 3} = p_{\rm U} \approx 10^{-3} \hspace{0.05cm}.$$

Durch Mittelung über diese Werte mit geeigneter Gewichtung ($p_2$ tritt doppelt so oft wie $p_1$ und $p_3$ auf) erhält man:

$$p_{\rm S} \ = \ {1}/{4} \cdot (p_{\rm 1} + 2 \cdot p_{\rm 2} + p_{\rm 3}) = {1}/{4} \cdot (5 \cdot 10^{-8} + 2 \cdot 1.3 \cdot 10^{-5} + 10^{-3}) \hspace{0.15cm}\underline { \approx 0.256 \cdot 10^{-3}} \hspace{0.05cm}.$$

Da $p_1$ und $p_2$ sehr viel kleiner als $p_3 = p_{\rm U}$ sind, ist die mittlere Fehlerwahrscheinlichkeit (nahezu) um den Faktor $4$ kleiner als $p_{\rm U}$.

(6)  Um die Fehlerwahrscheinlichkeit zu verkleinern, muss $s_0$ vergrößert werden. Damit ist die Näherung $p_{\rm S} ≈ p_{\rm U}/4$ noch genauer:

$$p_{\rm S} \le 10^{-10}\hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm}p_{\rm U} = {\rm Q} \left( \frac{0.58 \cdot s_0}{ 0.188\,{\rm V}} \right)\le 4 \cdot 10^{-10}\hspace{0.3cm} \Rightarrow \hspace{0.3cm} \frac{0.58 \cdot s_0}{ 0.188\,{\rm V}} \ge 6.15 \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm}s_0 \ge 1.993\,{\rm V} \hspace{0.15cm}\underline { \approx 2\,{\rm V}} \hspace{0.05cm}.$$