Aufgabe 1.1Z: Binäre Entropiefunktion
Aus LNTwww
Version vom 13. Oktober 2016, 20:34 Uhr von Nabil (Diskussion | Beiträge) (Nabil verschob die Seite Zusatzaufgaben:1.1 Binäre Entropiefunktion nach 1.1Z Binäre Entropiefunktion)
- Wir betrachten eine Folge von binären Zufallsgrößen mit dem Symbolvorrat {A, B} ⇒ M = 2. Die Auftrittswahrscheinlichkeiten der beiden Symbole seien pA = p und pB = 1 – p.
- Die einzelnen Folgenelemente sind statistisch unabhängig. Für die Entropie dieser Nachrichtenquelle gilt gleichermaßen:
- $$H_{\rm bin}(p) \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} p \cdot {\rm ld}\hspace{0.1cm}\frac{1}{\hspace{0.1cm}p\hspace{0.1cm}} + (1-p) \cdot {\rm ld}\hspace{0.1cm}\frac{1}{1-p}\hspace{0.15cm}{\rm in \hspace{0.15cm} [bit]}\hspace{0.05cm},\\ H'_{\rm bin}(p) \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} p \cdot {\rm ln}\hspace{0.1cm}\frac{1}{\hspace{0.1cm}p\hspace{0.1cm}} + (1-p) \cdot {\rm ln}\hspace{0.1cm}\frac{1}{1-p}\hspace{0.15cm}{\rm in \hspace{0.15cm} [nat]}\hspace{0.05cm}.$$
- In diesen Gleichungen werden als Kurzbezeichnungen verwendet:
- der natürliche Logarithmus ln p = loge p,
- der Logarithmus dualis ld p = log2 p.
- Die Grafik zeigt diese binäre Entropiefunktion in Abhängigkeit des Parameters p, wobei 0 ≤ p ≤ 1 vorausgesetzt wird.
- In den Teilaufgaben (5) und (6) soll der relative Fehler ermittelt werden, wenn die Symbolwahrscheinlichkeit p per Simulation (also als relative Häufigkeit h) ermittelt wurde und sich dabei fälschlicherweise h = 0.9 p ergeben hat. Der relative Fehler ist dann wie folgt gegeben:
- $$\varepsilon_{H} = \frac{H_{\rm bin}(h)- H_{\rm bin}(p)}{H_{\rm bin}(p)}\hspace{0.05cm}.$$
- Hinweis: Die Aufgabe gehört zum Kapitel 1.1.
Fragebogen
Musterlösung
- Hinweis: Aus Platzgründen verwenden wir in der Musterlösung „ld” anstelle von „log2”.
- 1. Die Entropiefunktion H' bin(p) lautet entsprechend der Angabe:
- $$H'_{\rm bin}(p) \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} p \cdot {\rm ln}\hspace{0.1cm}\frac{1}{\hspace{0.1cm}p\hspace{0.1cm}} + (1-p) \cdot {\rm ln}\hspace{0.1cm}\frac{1}{1-p} = \\ \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} {\rm ln}\hspace{0.1cm}2 \cdot \left [ p \cdot {\rm ld}\hspace{0.1cm}\frac{1}{\hspace{0.1cm}p\hspace{0.1cm}} + (1-p) \cdot {\rm ld}\hspace{0.1cm}\frac{1}{1-p}\right ]$$
- $$\Rightarrow \hspace{0.3cm} H'_{\rm bin}(p) \hspace{0.15cm}{\rm (in \hspace{0.15cm} nat)}= {\rm ln}\hspace{0.1cm}2 \cdot H_{\rm bin}(p) \hspace{0.15cm}{\rm (in \hspace{0.15cm} bit)} = 0.693\cdot H_{\rm bin}(p)\hspace{0.05cm}.$$
- Richtig ist also der erste Lösungsvorschlag. Die beiden weiteren Vorgaben machen keinen Sinn.
- 2. Die Optimierungsbedingung lautet dHbin(p)/dp = 0 bzw.
- $$\frac{{\rm d}H'_{\rm bin}(p)}{{\rm d}p} \stackrel{!}{=} 0 \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} \frac{\rm d}{{\rm d}p} \left [ - p \cdot {\rm ln}\hspace{0.1cm}p - (1-p) \cdot {\rm ln}\hspace{0.1cm}({1-p})\right ] \stackrel{!}{=} 0$$
- $$\Rightarrow \hspace{0.3cm} - {\rm ln}\hspace{0.1cm}p - p \cdot \frac {1}{p}+ {\rm ln}\hspace{0.1cm}(1-p) + (1-p)\cdot \frac {1}{1- p}\stackrel{!}{=} 0$$
- $$\Rightarrow \hspace{0.3cm} {\rm ln}\hspace{0.1cm}\frac {1-p}{p}= 0 \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm}\frac {1-p}{p}= 1 \hspace{0.3cm}\Rightarrow \hspace{0.3cm} \underline { p = 0.5}\hspace{0.05cm}.$$
- Die Entropiewerte für p = 0.5 lauten somit:
- $$H'_{\rm bin}(p = 0.5) \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} -2 \cdot 0.5 \cdot {\rm ln}\hspace{0.1cm}0.5 = {\rm ln}\hspace{0.1cm}2 = 0.693 \, {\rm nat}\hspace{0.05cm},\\ H_{\rm bin}(p = 0.5) \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} -2 \cdot 0.5 \cdot {\rm ld}\hspace{0.1cm}0.5 = {\rm ld}\hspace{0.1cm}2 \hspace{0.15cm}\underline {= 1 \, {\rm bit}}\hspace{0.05cm}.$$
- 3. Für p = 5% erhält man:
- $$H_{\rm bin}(p = 0.05) \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} 0.05 \cdot {\rm ld}\hspace{0.1cm}\frac{1}{0.05}+ 0.95 \cdot {\rm ld}\hspace{0.1cm}\frac{1}{0.95}= \\ \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} \frac{1}{0.693} \cdot \left [ 0.05 \cdot {\rm ln}\hspace{0.1cm}20+ 0.95 \cdot {\rm ln}\hspace{0.1cm}1.053\right ]= \\ \hspace{0.1cm} = \hspace{0.1cm} \frac{1}{0.693} \cdot \left [ 0.05 \cdot 2.995+ 0.95 \cdot 0.051\right ] \hspace{0.15cm}\underline {\approx 0.286 \, {\rm bit}}\hspace{0.05cm}.$$
- 4. Diese Aufgabe lässt sich nicht in geschlossener Form lösen, sondern durch „Probieren”. Eine Lösung liefert das Ergebnis:
- $$H_{\rm bin}(p = 0.10) = 0.469 \, {\rm bit}\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm}H_{\rm bin}(p = 0.12) = 0.529 \, {\rm bit}\hspace{0.05cm},\hspace{0.2cm} H_{\rm bin}(p = 0.11) \approx 0.5 \, {\rm bit} $$
- $$\Rightarrow \hspace{0.3cm}p_1 \approx 0.11\hspace{0.05cm}. $$
- Die zweite (gesuchte) Lösung ergibt sich aus der Symmetrie von Hbin(p) zu p2 = 1 – p1 = 0.89.
- 5. Mit p = 0.45 erhält man Hbin(p) = 0.993 bit. Der relative Fehler bezüglich Entropie ist somit
- $$\varepsilon_{H} = \frac{H_{\rm bin}(p = 0.45)- H_{\rm bin}(p= 0.5)}{H_{\rm bin}(p = 0.5)}= \frac{0.993- 1}{1}\hspace{0.15cm}\underline {= -0.7 \, {\rm \%}} \hspace{0.05cm}.$$
- Das Minuszeichen deutet darauf hin, dass der Entropiewert H = 0.993 zu klein ist. Hätte die Simulation den zu großen Wert p = 0.55 ergeben, so wäre H und auch der relative Fehler genau so groß.
- 6. Es gilt Hbin(p = 0.045) = 0.265 bit. Mit dem Ergebnis aus (3) ⇒ Hbin(p = 0.05) = 0.286 bit folgt daraus für den relativen Fehler bezüglich der Entropie:
- $$\varepsilon_{H} = \frac{H_{\rm bin}(p = 0.045)- H_{\rm bin}(p= 0.05)}{H_{\rm bin}(p = 0.05)}= \frac{0.265- 0.286}{0.286}\hspace{0.15cm}\underline {= -7.3 \, {\rm \%}} \hspace{0.05cm}.$$
- Eine falsche Bestimmung der Symbolwahrscheinlichkeiten um 10% macht sich für p = 0.05 aufgrund des steileren Hbin(p)–Verlaufs deutlich stärker bemerkbar als für p = 0.5. Eine zu große Wahrscheinlichkeit p = 0.055 hätte zu Hbin(p = 0.055) = 0.307 bit geführt und damit zu einer Verfälschung um εH = +7.3%. In diesem Bereich verläuft die Entropiekurve also (mit guter Näherung) linear.