Aufgabe 2.6: Zweiwegekanal
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Version vom 27. September 2016, 16:21 Uhr von Nabil (Diskussion | Beiträge)
- Der so genannte Zweiwegekanal wird durch folgende Impulsantwort charakterisiert (mit T1 < T2):
- $$h(t) = z_1 \cdot \delta ( t - T_1) + z_2 \cdot \delta ( t - T_2).$$
- Bis auf wenige Kombinationen der Systemparameter z1, T1, z2 und T2 wird dieser Kanal zu linearen Verzerrungen führen. Man spricht nur dann von einem verzerrungsfreien Kanal, wenn durch ihn kein einziges Eingangssignal verzerrt wird. Das bedeutet: Auch bei einem verzerrenden Kanal kann es Sonderfälle geben, bei denen tatsächlich y(t) = α · x(t – τ) gilt.
- Als Testsignale werden an den Systemeingang angelegt:
- ein Diracpuls x1(t) im Zeitabstand T0 = 1 ms gemäß
- $$x_1(t) = \sum_{n = - \infty}^{+\infty} \delta ( t - n \cdot T_0) ,$$
- dessen Spektralfunktion ebenfalls ein Diracpuls ist, und zwar mit Abstand f0 = 1/T0 = 1 kHz:
- $$X_1(f) = T_0 \cdot \sum_{k = - \infty}^{+\infty} \delta ( f - k \cdot f_0) ,$$
- ein Cosinussignal mit der Frequenz f2 = 250 Hz:
- $$x_2(t) = \cos(2 \pi \cdot f_2 \cdot t) ,$$
- die Summe zweier Cosinussignale mit den Frequenzen f2 = 250 Hz und f3 = 1250 Hz:
- $$x_3(t) = \cos(2 \pi \cdot f_2 \cdot t) + \cos(2 \pi \cdot f_3 \cdot t) .$$
- Hinweis: Diese Aufgabe bezieht sich auf den Theorieteil von Kapitel 2.3. Um Ihnen einige Rechnungen zu ersparen, wird folgendes Ergebnis für den Parametersatz z1 = 1, T1 = 0, z2 = 0.5 und T2 = 1 ms vorweggenommen:
- $$|H(f = f_2)| = |H(f = f_3)| = \sqrt{1.25} \hspace{0.45cm} \approx 1.118, \\ b(f = f_2) = b(f = f_3) = \arctan (0.5) \approx 0.464.$$
Fragebogen
Musterlösung
- 1. Mit z1 = 1, T1 = 0 und z2 = 0 ist h(t) = δ(t) und dementsprechend H(f) = 1, so dass stets y(t) = x(t) gelten wird. Jede verzerrungsfreie Kanalimpulsantwort h(t) besteht aus einer einzigen Diracfunktion, zum Beispiel bei t = T1. Dieser Fall ist im Modell durch z2 = 0 berücksichtigt. Damit lautet der Frequenzgang:
- $$H(f)= z_1\cdot {\rm e}^{-{\rm j}\cdot \hspace{0.05cm}2 \pi f T_1},$$
- und es wird y(t) = z1 · x(t – T1) gelten. Dagegen wird der Kanal immer dann zu linearen Verzerrungen führen, wenn gleichzeitig z1 und z2 von 0 verschieden sind. Richtig sind demnach die Aussagen 1 und 2.
- 2. Die Fouriertransformation der Impulsantwort h(t) führt auf die Gleichung:
- $$H(f) = z_1\cdot {\rm e}^{-{\rm j}\hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}2 \pi f T_1}+ z_2\cdot {\rm e}^{-{\rm j}\hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}2 \pi f T_2} .$$
- Mit z1 = 1, T1 = 0, z2 = 0.5, T2 = 1 ms erhält man daraus:
- $$H(f) =1 + 0.5 \cdot {\rm e}^{-{\rm j}\hspace{0.05cm} \cdot \hspace{0.05cm}2 \pi f T_2}.$$
- Aufgeschlüsselt nach Real– und Imaginärteil liefert dies:
- $${\rm Re}[H(f)] = 1 + 0.5 \cdot \cos(2 \pi f \cdot 1\,{\rm ms}),\\ {\rm Im}[H(f)] = -0.5 \cdot \sin(2 \pi f \cdot 1\,{\rm ms}).$$
- Bei der Frequenz f = f1 = 1 kHz – und auch allen Vielfachen davon – ist der Realteil gleich 1.5 und der Imaginärteil verschwindet.
- 3. Aus dem Ergebnis aus b) folgt weiter, dass bei allen Vielfachen von f1 = 1 kHz der Betragsfunktion |H(f)| = 1.5 und die Phasenfunktion b(f) = 0 ist. Damit ist für diese diskreten Frequenzwerte auch die Phasenlaufzeit jeweils 0. Da aber das Spektrum X1(f) des Diracpulses genau bei diesen Frequenzen Spektrallinien aufweist, gilt y(t) = 1.5 · x(t). Damit ist allein die erste Antwort richtig.
- 4. Die Betragsfunktion lautet:
- $$|H(f)| = \sqrt{{\rm Re}[H(f)]^2 + {\rm Im}[H(f)]^2} =\\ = \sqrt{1 + 0.25 \cdot \cos^2(2 \pi f \cdot T_2)+ \cos(2 \pi f \cdot T_2) + 0.25 \cdot \sin^2(2 \pi f \cdot T_2)}=\\ = \sqrt{1.25 + \cos(2 \pi f \cdot T_2) }.$$
- Für die Frequenz f2 = 0.25 kHz erhält man somit:
- $$|H(f)| = \sqrt{1.25 + \cos(\frac{\pi}{2} ) }= \sqrt{1.25} = 1.118.$$
- Die Phasenfunktion lautet allgemein bzw. bei der Frequenz f2:
- $$b(f) = - {\rm arctan}\hspace{0.1cm}\frac{{\rm Im}[H(f)]}{{\rm Re}[H(f)]} = - {\rm arctan}\hspace{0.1cm}\frac{-0.5 \cdot \sin(2 \pi f T_2)}{1+0.5 \cdot \cos(2 \pi f T_2)},$$
- $$b(f = f_2) = - {\rm arctan}\hspace{0.1cm}\frac{-0.5 \cdot \sin( \pi/2)}{1+0.5 \cdot \cos(\pi/2)}={\rm arctan}\hspace{0.1cm}\frac{0.5}{1} = 0.464.$$
- Damit beträgt die Phasenlaufzeit für diese Frequenz:
- $$\tau_2 = \frac {b(f_2)}{2 \pi f_2} = \frac {0.464}{2 \pi \cdot 0.25\,{\rm kHz}} \approx 0.3\,{\rm ms},$$
- und es gilt für das Ausgangssignal:
- $$y_2(t) = 1.118 \cdot \cos(2 \pi \cdot 0.25\,{\rm kHz}\cdot (t - 0.3\,{\rm ms})).$$
- Der Signalwert zum Nullzeitpunkt ist somit:
- $$y_2(t=0) = 1.118 \cdot \cos(-2 \pi \cdot 0.25\,{\rm kHz} \cdot 0.3\,{\rm ms}) \approx 1.118 \cdot 0.891 \hspace{0.15cm}\underline{= 0.996}.$$
- 5. Beide Frequenzen werden mit dem gleichen Dämpfungsfaktor α = 1.118 beaufschlagt; daher sind keine Dämpfungsverzerrungen festzustellen.
- Mit f3 = 1.25 kHz und T2 = 1 ms ergibt sich für die Phasenfunktion:
- $$b(f = f_3) = - {\rm arctan}\hspace{0.1cm}\frac{-0.5 \cdot \sin( 2.5 \pi)}{1+0.5 \cdot \cos(2.5 \pi)}= 0.464 = b(f = f_2),$$
- also genau der gleiche Wert wie bei der Frequenz f2 = 0.25 kHz. Trotzdem kommt es aber nun zu Phasenverzerrungen, da für f3 die Phasenlaufzeit nur mehr τ3 = 60 μs beträgt.
- Für das Ausgangssignal kann also geschrieben werden:
- $$y_3(t) = 1.118 \cdot \cos(2 \pi f_2 \cdot (t - 0.3\,{\rm ms}) + 1.118 \cdot \cos(2 \pi f_3 \cdot (t - 0.06\,{\rm ms}) = \\ = 1.118 \cdot \cos(2 \pi f_2 \cdot t - 27^\circ) + 1.118 \cdot \cos(2 \pi f_3 \cdot t - 27^\circ).$$
- Es gibt also Phasenverzerrungen ⇒ Antwort 3, obwohl für beide Schwingungen φ2 = φ3 = 27° gilt. Damit keine Phasenverzerrungen auftreten, müssten die Phasenlaufzeiten τ2 und τ3 gleich sein und die Phasenwerte φ2 und φ3 linear mit den zugehörigen Frequenzen ansteigen.