Informationstheorie/Differentielle Entropie: Unterschied zwischen den Versionen

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== # ÜBERBLICK ZUM VIERTEN HAUPTKAPITEL # ==
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Im letzten Kapitel dieses Buches werden die bisher für den wertdiskreten Fall definierten informationstheoretischen Größen derart adaptiert, dass sie auch auf wertkontinuierliche Zufallsgrößen angewandt werden können.
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*Aus der Entropie&nbsp; $H(X)$&nbsp; für die wertdiskrete Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; wird so zum Beispiel im wertkontinuierlichen Fall die&nbsp; &raquo;differentielle Entropie&laquo;&nbsp; $h(X)$.
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*Während&nbsp; $H(X)$&nbsp; die&nbsp; &raquo;Unsicherheit&laquo;&nbsp; hinsichtlich der diskreten Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; angibt, kann man im kontinuierlichen Fall&nbsp; $h(X)$&nbsp; nicht in gleicher Weise interpretieren.
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Viele der im dritten Kapitel&nbsp; &raquo;Information zwischen zwei wertdiskreten Zufallsgrößen&laquo; &nbsp; &rArr; &nbsp; siehe&nbsp; [[Informationstheorie|Inhaltsverzeichnis]]&nbsp; für die herkömmliche Entropie hergeleiteten Zusammenhänge gelten auch für die differentielle Entropie.&nbsp; So kann auch für wertkontinuierliche Zufallsgrößen&nbsp; $X$&nbsp; und&nbsp; $Y$&nbsp; die differentielle Verbundentropie&nbsp; $h(XY)$&nbsp; angegeben werden und ebenso die beiden bedingten differentiellen Entropien&nbsp; $h(Y|X)$&nbsp; und&nbsp; $h(X|Y)$.
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Im Einzelnen werden in diesem Hauptkapitel behandelt:
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*die&nbsp; &raquo;Besonderheiten wertkontinuierlicher Zufallsgrößen&laquo;,
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*die Definition und Berechnung der&nbsp; &raquo;differentiellen Entropie&laquo;&nbsp; sowie deren Eigenschaften,
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*die &nbsp;&raquo;Transinformation&laquo;&nbsp; zwischen zwei wertkontinuierlichen Zufallsgrößen,
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*die &nbsp;&raquo;Kapazität des AWGN–Kanals&laquo;&nbsp; und mehrerer solcher paralleler Gaußkanäle,
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*das &nbsp;&raquo;Kanalcodierungstheorem&laquo;, eines der &bdquo;Highlights&rdquo; der Shannonschen Informationstheorie,
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*die &nbsp;&raquo;AWGN–Kanalkapazität für wertdiskrete Eingangssinale&laquo;&nbsp; (BPSK, QPSK).
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==Eigenschaften wertkontinuierlicher Zufallsgrößen==   
 
==Eigenschaften wertkontinuierlicher Zufallsgrößen==   
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Bisher wurden stets&nbsp; wertdiskrete Zufallsgrößen&nbsp; der Form&nbsp; $X = \{x_1,\ x_2, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm} , x_μ, \text{...} ,\ x_M\}$&nbsp; betrachtet, die aus informationstheoretischer Sicht vollständig durch ihre&nbsp; [[Informationstheorie/Einige_Vorbemerkungen_zu_zweidimensionalen_Zufallsgrößen#Wahrscheinlichkeitsfunktion_und_Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion|Wahrscheinlichkeitsfunktion]]&nbsp; (englisch:&nbsp; "Probability Mass Function", PMF)&nbsp; $P_X(X)$&nbsp; charakterisiert werden:
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:$$P_X(X) = \big [ \hspace{0.1cm}
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p_1, p_2, \hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.15cm}, p_{\mu},\hspace{0.05cm} \text{...}\hspace{0.15cm}, p_M \hspace{0.1cm}\big ]
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\hspace{0.3cm}{\rm mit} \hspace{0.3cm}  p_{\mu}= P_X(x_{\mu})= {\rm Pr}( X = x_{\mu})
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\hspace{0.05cm}.$$
  
Bisher wurden stets ''wertdiskrete Zufallsgrößen'' der Form $X = \{x_1, x_2, ... , x_μ, ... , x_M\}$ betrachtet, die aus informationstheoretischer Sicht vollständig durch ihre Wahrscheinlichkeitsfunktion (englisch: ''Probability Mass Function'', PMF) $P_X(X)$ charakterisiert werden:
+
Eine&nbsp; '''wertkontinuierliche Zufallsgröße'''&nbsp; kann dagegen – zumindest in endlichen Intervallen – jeden beliebigen Wert annehmen:
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* Aufgrund des nicht abzählbaren Wertevorrats ist in diesem Fall die Beschreibung durch eine Wahrscheinlichkeitsfunktion nicht möglich oder zumindest nicht sinnvoll:  
Eine '''wertkontinuierliche Zufallsgröße''' kann dagegen – zumindest in endlichen Intervallen – jeden beliebigen Wert annehmen. Aufgrund des nicht abzählbaren Wertevorrats ist in diesem Fall die Beschreibung durch eine Wahrscheinlichkeitsfunktion nicht möglich oder zumindest nicht sinnvoll: Es ergäbe sich nämlich $M$ → $∞$ sowie $p_1$ → 0, $p_2$ → 0, usw.
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*Es ergäbe sich nämlich der Symbolumfang&nbsp; $M \to ∞$&nbsp; sowie die Wahrscheinlichkeiten&nbsp; $p_1 \to 0$,&nbsp; $p_2 \to 0$,&nbsp; usw.
  
  
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Man verwendet zur Beschreibung wertkontinuierlicher Zufallsgrößen gemäß den Definitionen im Buch&nbsp; [[Stochastische Signaltheorie]]&nbsp; gleichermaßen:
  
Nomenklaturhinweise
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[[Datei:P_ID2850__Inf_T_4_1_S1b.png|right|frame|WDF und VTF einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße]]
zu WDF und VTF  
 
  
Man verwendet zur Beschreibung wertkontinuierlicher Zufallsgrößen gemäß den Definitionen im Buch „Stochastische Signaltheorie” gleichermaßen (beachten Sie die Einträge in der Grafik):
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* die&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion_(WDF)|Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion]]&nbsp; (WDF,&nbsp; englisch:&nbsp; "Probability Density Function", PDF):
* Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion (WDF, englisch: ''Probability Density Function'', PDF):
 
 
   
 
   
In Worten: Der WDF–Wert bei $x_0$ gibt die Wahrscheinlichkeit $p_{Δx}$ an, dass die Zufallsgröße $X$ in einem (unendlich kleinen) Intervall der Breite $Δx$ um $x_0$ liegt, dividiert durch $Δx$.
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:$$f_X(x_0)= \lim_{{\rm \Delta}  x\to \rm 0}\frac{p_{{\rm \Delta} x}}{{\rm \Delta} x} = \lim_{{\rm \Delta}  x\to \rm 0}\frac{{\rm Pr} \{ x_0- {\rm \Delta} x/\rm 2 \le \it X \le x_{\rm 0} +{\rm \Delta} x/\rm 2\}}{{\rm \Delta}  x};$$
* Mittelwert (Moment erster Ordnung, englisch: ''Mean Value'' bzw. ''Expectation Value''):
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:In Worten: &nbsp; Der WDF–Wert bei&nbsp; $x_0$&nbsp; gibt die Wahrscheinlichkeit&nbsp; $p_{Δx}$&nbsp; an, dass&nbsp; $X$&nbsp; in einem (unendlich kleinen) Intervall der Breite&nbsp; $Δx$&nbsp; um&nbsp; $x_0$&nbsp; liegt, dividiert durch&nbsp; $Δx$; &nbsp; (beachten Sie  die Einträge in nebenstehender Grafik);
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*den&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Erwartungswerte_und_Momente#Momentenberechnung_als_Scharmittelwert|Mittelwert]]&nbsp; (Moment erster Ordnung,&nbsp; englisch:&nbsp; "Mean Value"&nbsp; bzw.&nbsp; "Expected Value"):
 
   
 
   
*Varianz (Zentralmoment zweiter Ordnung, englisch: ''Variance''):
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:$$m_1 =  {\rm E}\big[ X \big]=  \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.1cm} x \cdot f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x
 +
\hspace{0.05cm};$$
 +
 
 +
*die&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Erwartungswerte_und_Momente#Einige_h.C3.A4ufig_benutzte_Zentralmomente|Varianz]]&nbsp; (Zentralmoment zweiter Ordnung,&nbsp; englisch:&nbsp; "Variance"):
 
   
 
   
*Verteilungsfunktion (VTF, englisch: ''Cumulative Distribution Function'', CDF):
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:$$\sigma^2 =  {\rm E}\big[(X- m_1 )^2 \big]=  \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.1cm} (x- m_1 )^2 \cdot f_X(x- m_1 ) \hspace{0.1cm}{\rm d}x
 +
\hspace{0.05cm};$$
 +
 
 +
*die&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Verteilungsfunktion_(VTF)|Verteilungsfunktion]]&nbsp; (VTF,&nbsp; englisch:&nbsp; "Cumulative Distribution Function", CDF):
 
   
 
   
Beachten Sie, dass sowohl die WDF–Fläche als auch der VTF–Endwert stets gleich 1 sind.  
+
:$$F_X(x) = \int_{-\infty}^{x} \hspace{-0.1cm}f_X(\xi) \hspace{0.1cm}{\rm d}\xi
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\hspace{0.2cm} = \hspace{0.2cm}
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{\rm Pr}(X \le x)\hspace{0.05cm}.$$
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Beachten Sie, dass sowohl die WDF–Fläche als auch der VTF–Endwert stets gleich&nbsp; $1$&nbsp; sind.
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{{BlaueBox|TEXT=
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$\text{Nomenklaturhinweise zu WDF und VTF:}$
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Wir verwenden in diesem Kapitel für eine&nbsp; '''Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion'''&nbsp; $\rm (WDF)$&nbsp; die in der Literatur häufig verwendete Darstellungsform&nbsp; $f_X(x)$, wobei gilt:
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*$X$&nbsp; bezeichnet die (wertdiskrete oder wertkontinuierliche) Zufallsgröße,
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*$x$&nbsp; ist eine mögliche Realisierung von&nbsp; $X$ &nbsp; ⇒ &nbsp; $x ∈ X$.
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Entsprechend bezeichnen wir die&nbsp; '''Verteilungsfunktion'''&nbsp; $\rm (VTF)$&nbsp; der Zufallsgröße $X$ mit&nbsp; $F_X(x)$&nbsp; entsprechend folgender Definition:
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:$$F_X(x) = \int_{-\infty}^{x} \hspace{-0.1cm}f_X(\xi) \hspace{0.1cm}{\rm d}\xi
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\hspace{0.2cm} = \hspace{0.2cm}
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{\rm Pr}(X \le x)\hspace{0.05cm}.$$
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In anderen&nbsp; $\rm LNTwww$–Büchern schreiben wir oft, um nicht für eine Variable zwei Zeichen zu verbrauchen:
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*Für die WDF&nbsp; $f_x(x)$  &nbsp; ⇒ &nbsp; keine Unterscheidung zwischen Zufallsgröße und Realisiering,&nbsp; und
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*für die VTF&nbsp; $F_x(r) = {\rm Pr}(x ≤ r)$ &nbsp; ⇒ &nbsp; hier benötigt man auf jeden Fall eine zweite Variable.
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Wir bitten, diese formale Ungenauigkeit zu entschuldigen.}}
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Wir betrachten nun mit der Gleichverteilung einen wichtigen Sonderfall. Die Grafik zeigt den Verlauf zweier gleichverteilter Größen, die alle Werte zwischen 1 und 5 (Mittelwert $m_1$ = 3) mit gleicher Wahrscheinlichkeit annehmen können. Links ist das Ergebnis eines Zufallsprozesses dargestellt, rechts ein deterministisches Signal („Sägezahn”) mit gleicher Amplitudenverteilung.
+
{{GraueBox|TEXT=
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$\text{Beispiel 1:}$&nbsp; Wir betrachten nun mit der Gleichverteilung einen wichtigen Sonderfall.
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[[Datei:P_ID2849__Inf_T_4_1_S1.png|right|frame|Zwei Analogsignale als Beispiele für wertkontinuierliche Zufallsgrößen]]
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*Die Grafik zeigt den Verlauf zweier gleichverteilter Größen, die alle Werte zwischen&nbsp; $1$&nbsp; und&nbsp; $5$&nbsp; $($Mittelwert&nbsp; $m_1 = 3)$&nbsp; mit gleicher Wahrscheinlichkeit annehmen kann.  
 +
*Links ist das Ergebnis eines Zufallsprozesses dargestellt, rechts ein deterministisches Signal&nbsp; („Sägezahn”)&nbsp; mit gleicher Amplitudenverteilung.
  
Die ''Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion'' der Gleichverteilung hat den unten skizzierten Verlauf:
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[[Datei:P_ID2870__Inf_A_4_1a.png|right|frame|WDF und VTF einer gleichverteilten Zufallsgröße]]
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<br>Die&nbsp; '''Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion'''&nbsp; der Gleichverteilung hat den in der zweiten Grafik oben skizzierten Verlauf:
 
   
 
   
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:$$f_X(x) = \left\{ \begin{array}{c} \hspace{0.25cm}(x_{\rm max} - x_{\rm min})^{-1} \\  1/2 \cdot (x_{\rm max} - x_{\rm min})^{-1} \\ \hspace{0.25cm} 0 \\  \end{array} \right.  \begin{array}{*{20}c}  {\rm{f\ddot{u}r} }  \\  {\rm{f\ddot{u}r} }  \\  {\rm{f\ddot{u}r} }  \\ \end{array}
 +
\begin{array}{*{20}l}  {x_{\rm min} < x < x_{\rm max},}  \\  x ={x_{\rm min} \hspace{0.1cm}{\rm und}\hspace{0.1cm}x = x_{\rm max},}  \\  x > x_{\rm max}. \\ \end{array}$$
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Es ergeben sich hier für den Mittelwert $m_1$ = ${\rm E}[X]$ und die Varianz $σ_2$ = ${\rm E}[(X – m_1)^2]$ folgende Gleichungen:
+
Es ergeben sich hier für den Mittelwert&nbsp; $m_1 ={\rm E}\big[X\big]$&nbsp; und die Varianz&nbsp; $σ^2={\rm E}\big[(X – m_1)^2\big]$&nbsp; folgende Gleichungen:
 
   
 
   
Unten dargestellt ist die ''Verteilungsfunktion'' (VTF):
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:$$m_1 = \frac{x_{\rm max} + x_{\rm min} }{2}\hspace{0.05cm}, $$
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:$$\sigma^2 = \frac{(x_{\rm max} - x_{\rm min})^2}{12}\hspace{0.05cm}.$$
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Unten dargestellt ist die&nbsp; '''Verteilungsfunktion'''&nbsp; (VTF):
 
   
 
   
Diese ist für $x ≤ x_{\rm min}$ identisch 0, steigt danach linear an und erreicht bei $x$ = $x_{\rm max}$ den VTF–Endwert 1.
+
:$$F_X(x) = \int_{-\infty}^{x} \hspace{-0.1cm}f_X(\xi) \hspace{0.1cm}{\rm d}\xi
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zufallgröße $X$ einen Wert zwischen 3 und 4 annimmt, kann sowohl aus der WDF als auch aus der VTF ermittelt werden:
+
\hspace{0.2cm} = \hspace{0.2cm}
 
+
{\rm Pr}(X \le x)\hspace{0.05cm}.$$
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*Diese ist für&nbsp; $x ≤ x_{\rm min}$ identisch Null, steigt danach linear an und erreicht bei&nbsp; $x = x_{\rm max}$&nbsp; den VTF–Endwert&nbsp; $1$.
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*Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zufallgröße&nbsp; $X$&nbsp; einen Wert zwischen&nbsp; $3$&nbsp; und&nbsp; $4$&nbsp; annimmt, kann sowohl aus der WDF als auch aus der VTF ermittelt werden:
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:$${\rm Pr}(3 \le X \le 4) = \int_{3}^{4} \hspace{-0.1cm}f_X(\xi) \hspace{0.1cm}{\rm d}\xi  = 0.25\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm},$$
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:$${\rm Pr}(3 \le X \le 4) = F_X(4) - F_X(3) = 0.25\hspace{0.05cm}.$$
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Weiterhin ist zu beachten:
 
Weiterhin ist zu beachten:
*Das Ergebnis $X$ = 0 ist bei dieser Zufallsgröße ausgeschlossen  ⇒   Pr($X$ = 0) = 0.
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*Das Ergebnis&nbsp; $X = 0$&nbsp; ist bei dieser Zufallsgröße ausgeschlossen  &nbsp; &nbsp; ${\rm  Pr}(X = 0) = 0$.
*Das Ergebnis $X$ = 4 ist dagegen durchaus möglich. Trotzdem gilt auch hier Pr($X$ = 4) = 0.
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*Das Ergebnis&nbsp; $X = 4$&nbsp; ist dagegen durchaus möglich.&nbsp; Trotzdem gilt auch hier&nbsp; ${\rm  Pr}(X = 4) = 0$.}}
  
 
==Entropie wertkontinuierlicher Zufallsgrößen nach Quantisierung  ==
 
==Entropie wertkontinuierlicher Zufallsgrößen nach Quantisierung  ==
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Wir betrachten nun eine wertkontinuierliche Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; im Bereich von&nbsp; $0 \le x \le 1$.
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*Wir quantisieren die Zufallsgröße&nbsp; $X$, um die bisherige Entropieberechnung weiter anwenden zu können.&nbsp; Die so entstehende diskrete (quantisierte) Größe nennen wir&nbsp; $Z$.
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*Die Quantisierungsstufenzahl sei&nbsp; $M$, so dass jedes Intervall&nbsp; $μ$&nbsp; bei der vorliegenden WDF die Breite&nbsp; ${\it Δ} = 1/M$&nbsp; aufweist.&nbsp; Die Intervallmitten bezeichnen wir mit&nbsp; $x_μ$.
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*Die Wahrscheinlichkeit&nbsp; $p_μ = {\rm Pr}(Z = z_μ)$&nbsp; bezüglich&nbsp; $Z$&nbsp; ist gleich der Wahrscheinlichkeit, dass&nbsp; $X$&nbsp; einen Wert zwischen&nbsp; $x_μ - {\it Δ}/2$&nbsp; und&nbsp; $x_μ + {\it Δ}/2$&nbsp; besitzt.
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*Zunächst setzen wir&nbsp; $M = 2$&nbsp; und verdoppeln anschließend diesen Wert in jeder Iteration.&nbsp; Dadurch wird die Quantisierung zunehmend feiner.&nbsp;
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*Im&nbsp; $n$–ten Versuch gilt dann&nbsp; $M = 2^n$&nbsp; und&nbsp; ${\it Δ} =2^{–n}$.
  
Wir betrachten nun eine wertkontinuierliche Zufallsgröße $X$ im Bereich von 0 bis 1.
 
*Wir quantisieren die kontinuierliche Zufallsgröße $X$, um die bisherige Entropieberechnung weiter anwenden zu können. Die so entstehende diskrete (quantisierte) Größe nennen wir $Z$.
 
*Die Quantisierungsstufenzahl sei $M$, so dass jedes Quantisierungsintervall $μ$ bei der vorliegenden WDF die Breite $Δ = 1/M$ aufweist. Die Intervallmitten bezeichnen wir mit $x_μ$.
 
*Die Wahrscheinlichkeit $p_μ$ = Pr($Z$ = $z_μ$) bezüglich $Z$ ist gleich der Wahrscheinlichkeit, dass die kontinuierliche Zufallsgröße $X$ einen Wert zwischen $x_μ – Δ/2$ und $x_μ + Δ/2$ besitzt.
 
*Zunächst setzen wir $M$ = 2 und verdoppeln anschließend $M$ in jeder Iteration. Dadurch wird die Quantisierung zunehmend feiner. Im $n$–ten Versuch gilt dann $M$ = $2^n$ und $Δ$ = $2^{–n}$.
 
  
{{Beispiel}}
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{{GraueBox|TEXT=
Die Grafik zeigt die Ergebnisse der ersten drei Versuche für eine dreieckförmige WDF (zwischen 0 und 1):
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$\text{Beispiel 2:}$&nbsp; Die Grafik zeigt die Ergebnisse der ersten drei Versuche für eine unsymmetrisch&ndash;dreieckförmige WDF&nbsp; $($zwischen&nbsp; $0$&nbsp; und&nbsp; $1)$:
* $n = 1 ⇒  M = 2  ⇒  Δ = 1/2:   H(Z) = 0.811$ bit,
+
[[Datei:P_ID2851__Inf_T_4_1_S2.png|right|frame|Entropiebestimmung der Dreieck–WDF nach Quantisierung]]
* $n = 2 ⇒  M = 4  ⇒  Δ = 1/4:   H(Z) = 1.749$ bit,
+
* $n = 1 \ ⇒  \ M = 2  \ ⇒  \ {\it Δ} = 1/2\text{:}$ &nbsp; &nbsp; $H(Z) = 0.811\ \rm  bit,$
* $n = 3 ⇒  M = 8  ⇒  Δ = 1/8:  H(Z) = 2.729$ bit.
+
* $n = 2 \ ⇒  \ M = 4  \ ⇒  \ {\it Δ} = 1/4\text{:}$ &nbsp; &nbsp;  $H(Z) = 1.749\ \rm  bit,$
 +
* $n = 3 \ ⇒  \ M = 8  \ ⇒  \ {\it Δ} = 1/8\text{:}$ &nbsp; &nbsp;   $H(Z) = 2.729\ \rm  bit.$
  
Zudem können der Grafik noch folgende Größen entnommen werden, zum Beispiel für $Δ = 1/8$:
 
*Die Intervallmitten liegen bei $x_1 = 1/16, x_2 = 3/16, ... , x_8 = 15/16  ⇒  x_μ = Δ · (μ – 1/2)$.
 
*Die Intervallflächen ergeben sich zu $p_μ = Δ · f_X(x_μ)  ⇒  p_8 = 1/8 · (7/8+1)/2 = 15/64$.
 
*Damit erhält man $P_Z(Z) = (1/64, 3/64, 5/64, 7/64, 9/64, 11/64, 13/64, 15/64)$.
 
  
{{end}}
+
Zudem können der Grafik noch folgende Größen entnommen werden, zum Beispiel für&nbsp; ${\it Δ} = 1/8$:
 +
*Die Intervallmitten liegen bei &nbsp;
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:$$x_1 = 1/16,\ x_2 = 3/16,\text{ ...} \ ,\ x_8 = 15/16 $$
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:$$ ⇒ \ x_μ = {\it Δ} · (μ - 1/2).$$
  
 +
*Die Intervallflächen ergeben sich zu &nbsp;
 +
:$$p_μ = {\it Δ} · f_X(x_μ)  ⇒  p_8 = 1/8 · (7/8+1)/2 = 15/64.$$
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*Damit lautet die&nbsp; $\rm PMF$&nbsp; der quantisierten Zufallsgröße&nbsp;$Z$:
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:$$P_Z(Z) = (1/64, \ 3/64, \ 5/64, \ 7/64, \ 9/64, \ 11/64, \ 13/64, \ 15/64).$$}}
  
 +
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{{BlaueBox|TEXT=
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$\text{Fazit:}$&nbsp;
 
Die Ergebnisse dieses Experiments interpretieren wir wie folgt:
 
Die Ergebnisse dieses Experiments interpretieren wir wie folgt:
*Die Entropie $H(Z)$ nimmt mit steigendem $M$ immer mehr zu.
+
*Die Entropie&nbsp; $H(Z)$&nbsp; wird mit steigendem $M$ immer größer.
*Der Grenzwert von $H(Z)$ für $M ⇒  Δ → 0$ ist unendlich.
+
*Der Grenzwert von&nbsp; $H(Z)$&nbsp; für&nbsp; $M \to \ ⇒  \ {\it Δ} → 0$&nbsp; ist unendlich.
*Damit ist auch die Entropie $H(X)$ der wertkontinuierlichen Zufallsgröße $X$ unendlich groß.
+
*Damit ist auch die Entropie&nbsp; $H(X)$&nbsp; der wertkontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; unendlich groß.
*Daraus folgt: Die bisherige Entropie–Definition versagt hier.  
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*Daraus folgt: &nbsp; '''Die bisherige Entropie–Definition versagt bei wertkontinuierlichen Zufallsgrößen'''.}}  
  
  
 
Zur Verifizierung unseres empirischen Ergebnisses gehen wir von folgender Gleichung aus:
 
Zur Verifizierung unseres empirischen Ergebnisses gehen wir von folgender Gleichung aus:
 
   
 
   
*Wir spalten nun $H(Z) = S_1 + S_2$ in zwei Summen auf:
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:$$H(Z) = \hspace{0.2cm} \sum_{\mu = 1}^{M} \hspace{0.2cm} p_{\mu} \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{p_{\mu}}=  \hspace{0.2cm} \sum_{\mu = 1}^{M} \hspace{0.2cm} {\it \Delta} \cdot f_X(x_{\mu} ) \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{{\it \Delta} \cdot f_X(x_{\mu} )}\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
Wir spalten nun&nbsp; $H(Z) = S_1 + S_2$&nbsp; in zwei Summanden auf:
 
   
 
   
Die Näherung $S_1 ≈ \log_2 Δ$ gilt exakt nur im Grenzfall $Δ → 0$. Die angegebene Näherung für $S_2$ gilt ebenfalls nur für kleine $Δ → {\rm d}x$, so dass man die Summe durch das Integral ersetzen kann.
+
:$$\begin{align*}S_1 & =  {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{\it \Delta}  \cdot  \hspace{0.2cm} \sum_{\mu = 1}^{M} \hspace{0.02cm} {\it \Delta} \cdot f_X(x_{\mu} ) \approx - {\rm log}_2 \hspace{0.1cm}{\it \Delta} \hspace{0.05cm},\\
 +
S_2 & = \hspace{0.05cm}  \sum_{\mu = 1}^{M} \hspace{0.2cm}  f_X(x_{\mu} ) \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x_{\mu} ) } \cdot {\it \Delta} \hspace{0.2cm}\approx
 +
\hspace{0.2cm}  \int_{0}^{1} \hspace{0.05cm}  f_X(x) \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.\end{align*}$$
 +
 
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*Die Näherung&nbsp; $S_1 ≈ -\log_2 {\it Δ}$&nbsp; gilt exakt nur im Grenzfall&nbsp; ${\it Δ} → 0$.&nbsp;
 +
*Die angegebene Näherung für&nbsp; $S_2$&nbsp; gilt ebenfalls nur für kleine&nbsp; ${\it Δ} → {\rm d}x$, so dass man die Summe durch das Integral ersetzen sollte.
 +
 
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 +
{{BlaueBox|TEXT=
 +
$\text{Verallgemeinerung:}$&nbsp;
 +
Nähert man die wertkontinuierliche Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; mit der WDF&nbsp; $f_X(x)$&nbsp; durch eine wertdiskrete Zufallsgröße&nbsp; $Z$&nbsp; an, indem man eine (feine) Quantisierung mit der Intervallbreite&nbsp; ${\it Δ}$&nbsp; durchführt, so erhält man für die Entropie der Zufallsgröße&nbsp; $Z$:
 +
:$$H(Z) \approx  - {\rm log}_2 \hspace{0.1cm}{\it \Delta} \hspace{0.2cm}+
 +
\hspace{-0.35cm}  \int\limits_{\text{supp}(f_X)} \hspace{-0.35cm}  f_X(x) \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x =  - {\rm log}_2 \hspace{0.1cm}{\it \Delta} \hspace{0.2cm} + h(X) \hspace{0.5cm}\big [{\rm in \hspace{0.15cm}bit}\big ] \hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
Das Integral beschreibt die&nbsp; [[Informationstheorie/Differentielle_Entropie#Definition_und_Eigenschaften_der_differentiellen_Entropie|differentielle Entropie]]&nbsp; $h(X)$&nbsp; der wertkontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $X$.&nbsp;
  
{{Box}}
+
Für den Sonderfall&nbsp;  ${\it Δ} = 1/M = 2^{-n}$&nbsp;  kann die obige Gleichung auch wie folgt geschrieben werden:
'''Verallgemeinerung''': Nähert man die wertkontinuierliche Zufallsgröße $X$ mit der WDF $f_X(x)$ durch eine wertdiskrete Zufallsgröße $Z$ an, indem man eine (feine) Quantisierung mit der Intervallbreite $Δ$ durchführt, so erhält man für die Entropie der Zufallsgröße $Z$:
 
 
   
 
   
Das Integral beschreibt die differentielle Entropie $h(X)$ der wertkontinuierlichen Zufallsgröße $X$. Für den Sonderfall  $Δ = 1/M = 2^{–n}$ kann die obige Gleichung auch wie folgt geschrieben werden:
+
:$$H(Z) =  n + h(X) \hspace{0.5cm}\big [{\rm in \hspace{0.15cm}bit}\big ] \hspace{0.05cm}.$$
+
 
*Im Grenzfall $Δ → 0 M → ∞ n → ∞$ ist auch die Entropie der wertkontinuierlichen Zufallsgröße unendlich groß: $H(X) → ∞$.
+
*Im Grenzfall&nbsp; ${\it Δ} → 0 \ \ M → ∞ \ \ n → ∞$&nbsp; ist auch die Entropie der wertkontinuierlichen Zufallsgröße unendlich groß: &nbsp; $H(X) → ∞$.
*Auch bei kleinerem $n$ stellt diese Gleichung lediglich eine Näherung für $H(Z)$ dar, wobei die differentielle Entropie $h(X)$ der wertkontinuierlichen Größe als Korrekturfaktor dient.
+
*Für jedes&nbsp; $n$&nbsp; ist die Gleichung&nbsp; $H(Z) =  n$&nbsp; nur eine Näherung,&nbsp; wobei die differentielle Entropie&nbsp; $h(X)$&nbsp; der kontinuierlichen Größe als Korrekturfaktor dient.}}
 +
 
 +
 
 +
{{GraueBox|TEXT=
 +
$\text{Beispiel 3:}$&nbsp; Wir betrachten wie im&nbsp; $\text{Beispiel 2}$&nbsp; eine unsymmetrisch–dreieckförmige WDF.&nbsp; Deren differentielle Entropie ergibt sich, wie in&nbsp; [[Aufgaben:4.2_Dreieckförmige_WDF| Aufgabe 4.2]]&nbsp; berechnet,  zu&nbsp;
 +
[[Datei:P_ID2852__Inf_T_4_1_S2c.png|right|frame|Entropie der unsymmetrisch–dreieckförmigen WDF nach Quantisierung ]]
 +
:$$h(X) = \hspace{0.05cm}-0.279 \ \rm bit.$$
  
{{end}}
+
* In der Tabelle ist die Entropie&nbsp; $H(Z)$&nbsp; der mit&nbsp; $n$&nbsp; Bit&nbsp; quantisierten Größe&nbsp; $Z$&nbsp; angegeben.
  
{{Beispiel}}
+
*Man erkennt schon für&nbsp; $n = 3$&nbsp; eine gute Übereinstimmung zwischen der Näherung (untere Zeile) und der exakten Berechnung (Zeile 2).
Wir betrachten wie im letzten Beispiel eine Dreieck–WDF (zwischen 0 und 1). Deren differentielle Entropie ergibt sich zu $h(X)$ = –0.279 bit – siehe Aufgabe A4.2. In der Tabelle ist die Entropie $H(Z)$ der mit $n$ Bit quantisierten Größe $Z$ angegeben. Man erkennt bereits für $n$ = 3 eine gute Übereinstimmung zwischen der Näherung (untere Zeile) und der exakten Berechnung.
 
  
{{end}}
+
*Für&nbsp; $n = 10$&nbsp; wird die Näherung noch besser mit der exakten Berechnung&nbsp; (die extrem aufwändig ist)&nbsp; übereinstimmen.
 +
}}
 
 
  
 
   
 
   
 
==Definition und Eigenschaften der differentiellen Entropie ==  
 
==Definition und Eigenschaften der differentiellen Entropie ==  
 +
<br>
 +
{{BlaueBox|TEXT=
 +
$\text{Verallgemeinerung:}$&nbsp;
 +
Die&nbsp; '''differentielle Entropie'''&nbsp; $h(X)$&nbsp; einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; lautet mit der Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion&nbsp; $f_X(x)$:
 +
 +
:$$h(X) =
 +
\hspace{0.1cm} - \hspace{-0.45cm} \int\limits_{\text{supp}(f_X)} \hspace{-0.35cm}  f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \big[ f_X(x) \big] \hspace{0.1cm}{\rm d}x
 +
\hspace{0.6cm}{\rm mit}\hspace{0.6cm} {\rm supp}(f_X) = \{ x\text{:} \ f_X(x) > 0 \}
 +
\hspace{0.05cm}.$$
  
{{Definition}}
 
Die differentielle Entropie $h(X)$ einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße $X$ lautet mit der Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion $f_X(x)$:
 
 
 
Hinzugefügt werden muss jeweils eine Pseudo–Einheit:
 
Hinzugefügt werden muss jeweils eine Pseudo–Einheit:
*„nat” bei Verwendung von „ln”  ⇒  natürlicher Logarithmus,
+
*„nat” bei Verwendung von „ln”  &nbsp; &nbsp; natürlicher Logarithmus,
*„bit” bei Verwendung von „log2” ⇒  Logarithmus dualis.
+
*„bit” bei Verwendung von „log<sub>2</sub>” &nbsp; &nbsp; Logarithmus dualis.}}
  
{{end}}
 
  
 +
Während für die (herkömmliche) Entropie einer wertdiskreten Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; stets&nbsp; $H(X) ≥ 0$&nbsp; gilt, kann die differentielle Entropie&nbsp; $h(X)$&nbsp; einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße auch negativ sein. Daraus ist bereits ersichtlich, dass&nbsp; $h(X)$&nbsp; im Gegensatz zu&nbsp; $H(X)$&nbsp; nicht als „Unsicherheit” interpretiert werden kann.
  
Während für die (herkömmliche) Entropie einer wertdiskreten Zufallsgröße $X$ stets $H(X) ≥ 0$ gilt, kann die differentielle Entropie $h(X)$ einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße auch negativ sein. Daraus ist bereits ersichtlich, dass $h(X)$ im Gegensatz zu $H(X)$ nicht als „Unsicherheit” interpretiert werden kann.
+
[[Datei:P_ID2854__Inf_T_4_1_S3a_neu.png|right|frame|WDF einer gleichverteilten Zufallsgröße]]
 +
{{GraueBox|TEXT=
 +
$\text{Beispiel 4:}$&nbsp;
 +
Die obere Grafik zeigt die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion&nbsp; $\rm (WDF)$&nbsp; einer zwischen&nbsp; $x_{\rm min}$&nbsp; und&nbsp; $x_{\rm max}$&nbsp; gleichverteilten Zufallsgröße&nbsp; $X$.&nbsp; Für deren differentielle Entropie erhält man in „nat”:
 +
 
 +
:$$\begin{align*}h(X) & =    -  \hspace{-0.18cm}\int\limits_{x_{\rm min} }^{x_{\rm max} } \hspace{-0.28cm}  \frac{1}{x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} } \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm}\big [ \frac{1}{x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} }\big ] \hspace{0.1cm}{\rm d}x \\ & = 
 +
{\rm ln} \hspace{0.1cm} \big[ {x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} }\big ]  \cdot \big [ \frac{1}{x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} } \big ]_{x_{\rm min} }^{x_{\rm max} }={\rm ln} \hspace{0.1cm} \big[ {x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} } \big]\hspace{0.05cm}.\end{align*} $$
  
 +
Die Gleichung für die differentielle Entropie in „bit” lautet: &nbsp; 
 +
:$$h(X) = \log_2 \big[x_{\rm max} – x_{ \rm min} \big].$$
  
{{Beispiel}}
+
[[Datei:P_ID2855__Inf_T_4_1_S3b_neu.png|left|frame|$h(X)$&nbsp; für verschiedene rechteckförmige Dichtefunktionen]]
Die Grafik zeigt die Wahrscheinlichkeitsdichte einer zwischen $x_{\rm min}$ und $x_{\rm max}$ gleichverteilten Zufallsgröße $X$. Für deren differentielle Entropie erhält man in „nat”:
+
<br><br><br><br>Die linke Grafik zeigt anhand einiger Beispiele die numerische Auswertung des obigen Ergebnisses.  
 
+
}}
Die Gleichung für die differentielle Entropie in „bit” lautet:  $h(X) = \log_2 [x_{\rm max} – x_{ \rm min}]$.
 
  
Die Grafik zeigt anhand einiger Beispiele die numerische Auswertung des obigen Ergebnisses. Auf der nächsten Seite wird auf die Größen $h_1(X), ... , h_6(X)$ näher eingegangen.
 
 
{{end}}
 
 
{{Box}}
 
Aus den Skizzen des letzten Beispiels lassen sich wichtige Eigenschaften der differentiellen Entropie $h(X)$ ablesen:
 
*Die differentielle Entropie wird durch eine WDF–Verschiebung (um $k$) nicht verändert:
 
 
* $h(X)$ ändert sich durch Stauchung/Spreizung der WDF um den Faktor $k ≠ 0$ wie folgt:
 
 
   
 
   
 +
{{BlaueBox|TEXT=
 +
$\text{Interpretation:}$&nbsp;
 +
Aus den sechs Skizzen im letzten Beispiel lassen sich wichtige Eigenschaften der differentiellen Entropie&nbsp; $h(X)$&nbsp; ablesen:
 +
*Die differentielle Entropie wird durch eine WDF–Verschiebung&nbsp; $($um&nbsp; $k)$&nbsp; nicht verändert:
 +
:$$h(X + k) = h(X) \hspace{0.2cm}\Rightarrow \hspace{0.2cm} \text{Beispielsweise gilt} \ \ h_3(X) = h_4(X) = h_5(X)  \hspace{0.05cm}.$$
 +
 +
* $h(X)$&nbsp; ändert sich durch Stauchung/Spreizung der WDF um den Faktor&nbsp; $k ≠ 0$&nbsp; wie folgt:
 +
:$$h( k\hspace{-0.05cm} \cdot \hspace{-0.05cm}X) = h(X) + {\rm log}_2 \hspace{0.05cm} \vert k \vert \hspace{0.2cm}\Rightarrow \hspace{0.2cm}
 +
\text{Beispielsweise gilt} \ \ h_6(X) = h_5(AX) = h_5(X) + {\rm log}_2 \hspace{0.05cm} (A) =
 +
{\rm log}_2 \hspace{0.05cm} (2A) 
 +
\hspace{0.05cm}.$$}}
 +
  
{{end}}
+
Des Weiteren gelten viele der im Kapitel&nbsp; [[Informationstheorie/Verschiedene_Entropien_zweidimensionaler_Zufallsgrößen|Verschiedene Entropien zweidimensionaler Zufallsgrößen]]&nbsp; für den wertdiskreten Fall hergeleitete Gleichungen auch für wertkontinuierliche Zufallsgrößen.
  
Des Weiteren gelten viele der in Kapitel 3 für den wertdiskreten Fall hergeleitete Gleichungen auch für wertkontinuierliche Zufallsgrößen. Aus der folgenden Zusammenstellung erkennt man, dass oft nur das $H$durch ein $h$sowie die PMF durch die entsprechende WDF zu ersetzen ist.
+
Aus der folgenden Zusammenstellung erkennt man, dass oft nur das (große) &nbsp;$H$&nbsp; durch ein (kleines) &nbsp;$h$&nbsp; sowie die Wahrscheinlichkeitsfunktion&nbsp; (englische Abkürzung:&nbsp; $\rm PMF)$&nbsp; durch die entsprechende Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion&nbsp; $\rm (PDF$&nbsp;  bzw.&nbsp; $\rm WDF)$&nbsp; zu ersetzen ist.
  
* '''Bedingte differentielle Entropie''' (englisch: ''Conditional Differential Entropy''):
+
* '''Bedingte differentielle Entropie'''&nbsp; (englisch:&nbsp; "Conditional Differential Entropy"):
 
    
 
    
* '''Differentielle Verbundentropie''' (englisch: ''Joint Differential Entropy''):
+
:$$H(X \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} Y) = {\rm E} \hspace{-0.1cm}\left [ {\rm log} \hspace{0.1cm}\frac{1}{P_{\hspace{0.03cm}X \mid \hspace{0.03cm} Y} (X \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} Y)}\right ]=\hspace{-0.04cm} \sum_{(x, y) \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp} \hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}P_{XY}\hspace{-0.08cm})}
 +
\hspace{-0.8cm} P_{XY}(x, y) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{P_{\hspace{0.03cm}X \mid \hspace{0.03cm} Y} (x \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} y)}
 +
\hspace{0.05cm}$$
 +
 
 +
:$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}h(X \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} Y) = {\rm E} \hspace{-0.1cm}\left [ {\rm log} \hspace{0.1cm}\frac{1}{f_{\hspace{0.03cm}X \mid \hspace{0.03cm} Y} (X \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} Y)}\right ]=\hspace{0.2cm} \int \hspace{-0.9cm} \int\limits_{\hspace{-0.04cm}(x, y) \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp}\hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}f_{XY}\hspace{-0.08cm})}
 +
\hspace{-0.6cm} f_{XY}(x, y) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{f_{\hspace{0.03cm}X \mid \hspace{0.03cm} Y} (x \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} y)}
 +
\hspace{0.15cm}{\rm d}x\hspace{0.15cm}{\rm d}y\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
* '''Differentielle Verbundentropie'''&nbsp; (englisch:&nbsp; "Joint Differential Entropy"):
 
    
 
    
* '''Kettenregel''' der differentiellen Entropie:
+
:$$H(XY) = {\rm E} \left [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{P_{XY}(X, Y)}\right ] =\hspace{-0.04cm} \sum_{(x, y) \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp} \hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}P_{XY}\hspace{-0.08cm})}
 +
\hspace{-0.8cm} P_{XY}(x, y) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ P_{XY}(x, y)} \hspace{0.05cm}$$
 +
 
 +
:$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}h(XY) = {\rm E} \left [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{f_{XY}(X, Y)}\right ] =\hspace{0.2cm} \int \hspace{-0.9cm} \int\limits_{\hspace{-0.04cm}(x, y) \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp} \hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}f_{XY}\hspace{-0.08cm})}
 +
\hspace{-0.6cm} f_{XY}(x, y) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_{XY}(x, y) }
 +
\hspace{0.15cm}{\rm d}x\hspace{0.15cm}{\rm d}y\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
* '''Kettenregel'''&nbsp; der differentiellen Entropie:
 
    
 
    
* '''Kullback–Leibler–Distanz''' zwischen den Zufallsgrößen $X$ und $Y$:
+
:$$H(X_1\hspace{0.05cm}X_2\hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}X_n) =\sum_{i = 1}^{n}
 +
H(X_i | X_1\hspace{0.05cm}X_2\hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}X_{i-1})
 +
\le \sum_{i = 1}^{n}
 +
H(X_i)
 +
\hspace{0.05cm}$$
 +
 
 +
:$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}
 +
h(X_1\hspace{0.05cm}X_2\hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}X_n) =\sum_{i = 1}^{n}
 +
h(X_i | X_1\hspace{0.05cm}X_2\hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}X_{i-1})
 +
\le \sum_{i = 1}^{n}
 +
h(X_i)
 +
\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
* '''Kullback–Leibler–Distanz'''&nbsp; zwischen den Zufallsgrößen&nbsp; $X$&nbsp; und&nbsp; $Y$:
 
  
 
  
 +
:$$D(P_X \hspace{0.05cm} ||  \hspace{0.05cm}P_Y) = {\rm E} \left [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{P_X(X)}{P_Y(X)}\right ] \hspace{0.2cm}=\hspace{0.2cm} \sum_{x \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp} \hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}P_{X})\hspace{-0.8cm}}
 +
P_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{P_X(x)}{P_Y(x)}
 +
\ge 0$$
 +
 +
:$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}D(f_X \hspace{0.05cm} ||  \hspace{0.05cm}f_Y) = {\rm E} \left [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{f_X(X)}{f_Y(X)}\right ] \hspace{0.2cm}= \hspace{-0.4cm}\int\limits_{x \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp}\hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}f_{X}\hspace{-0.08cm})} \hspace{-0.4cm}
 +
f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{f_X(x)}{f_Y(x)} \hspace{0.15cm}{\rm d}x \ge 0
 +
\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
==Differentielle Entropie einiger spitzenwertbegrenzter Zufallsgrößen  ==
 
==Differentielle Entropie einiger spitzenwertbegrenzter Zufallsgrößen  ==
 +
<br>
 +
[[Datei:P_ID2867__Inf_A_4_1.png|right|frame|Differentielle Entropie spitzenwertbegrenzter Zufallsgrößen]]
 +
Die Tabelle zeigt die Ergebnisse hinsichtlich der differentiellen Entropie für drei beispielhafte Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen&nbsp; $f_X(x)$.&nbsp; Diese sind alle spitzenwertbegrenzt, das heißt, es gilt jeweils&nbsp; $|X| ≤ A$.
 +
 +
*Bei&nbsp; &raquo;Spitzenwertbegrenzung&laquo;&nbsp; kann man die differentielle Entropie stets wie folgt darstellen:
 +
 +
:$$h(X) =  {\rm log}\,\, ({\it \Gamma}_{\rm A} \cdot A).$$
  
Die Tabelle zeigt die Ergebnisse für drei beispielhafte Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen $f_X(x)$. Diese sind alle spitzenwertbegrenzt, das heißt, es gilt jeweils $|X| ≤ A$.
+
*Anzufügen ist bei Verwendung von&nbsp; $\ln$&nbsp; die Pseudo–Einheit „nat” und bei Verwendung von&nbsp; $\log_2$&nbsp; die Pseudo–Einheit „bit”.
 +
*Die Konstante&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm A}$&nbsp; hängt allein von der WDF-Form ab und gilt nur für&nbsp; &raquo;Spitzenwertbegrenzung&laquo; &nbsp; &rArr; &nbsp; &raquo;$\rm A$mplitudenbegrenzung&laquo;.
 +
*Eine Gleichverteilung im Bereich&nbsp; $|X| ≤ 1$&nbsp; liefert&nbsp; $h(X) = 1$&nbsp; bit, eine zweite im Bereich&nbsp; $|Y| ≤ 4$&nbsp; dagegen zu&nbsp; $h(Y) = 3$&nbsp; bit. 
 +
 
 +
<br clear=all>
 +
{{BlaueBox|TEXT=
 +
$\text{Theorem:}$&nbsp;
 +
Unter der Nebenbedingung&nbsp; '''Spitzenwertbegrenzung'''&nbsp; (englisch:&nbsp; "Peak Constraint") &nbsp; ⇒ &nbsp; also WDF&nbsp; $f_X(x) = 0$ &nbsp;für&nbsp; $ \vert x \vert > A$  &nbsp; – &nbsp;  führt die&nbsp; '''Gleichverteilung'''&nbsp; zur maximalen differentiellen Entropie:
 +
:$$h_{\rm max}(X) = {\rm log} \hspace{0.1cm} (2A)\hspace{0.05cm}.$$
 +
Hier ist die geeignete Kenngröße&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm A} = 2$&nbsp; maximal.
 +
Sie finden den&nbsp; [[Informationstheorie/Differentielle_Entropie#Beweis:_Maximale_differentielle_Entropie_bei_Spitzenwertbegrenzung|Beweis]]&nbsp; am Ende dieses Kapitels.}}
  
Bei ''Spitzenwertbegrenzung'' kann man die differentielle Entropie stets wie folgt darstellen:
 
 
Das Argument $Γ_A · A$ ist unabhängig davon, welchen Logarithmus man verwendet. Anzufügen ist
 
*bei Verwendung von „ln” ist die Pseudo–Einheit „nat”,
 
*bei Verwendung von „log2” ist die Pseudo–Einheit „bit”.
 
  
{{Box}}
+
Das Theorem bedeutet gleichzeitig, dass bei jeder anderen spitzenwertbegrenzten WDF (außer der Gleichverteilung) der Kennparameter&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm A} < 2$&nbsp; ist.
'''Theorem''': Unter der Nebenbedingung '''Spitzenwertbegrenzung''' (englisch: ''Peak Constraint'') ⇒ also WDF $f_X(x) = 0$ für $|x| > A$ –  führt die '''Gleichverteilung''' zur maximalen differentiellen Entropie:
+
*Für die symmetrische Dreieckverteilung ergibt sich nach obiger Tabelle&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm A} = \sqrt{\rm e} ≈ 1.649$.
 
+
*Beim einseitigen Dreieck&nbsp; $($zwischen&nbsp; $0$&nbsp; und&nbsp; $A)$&nbsp; ist demgegenüber&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm A}$&nbsp; nur halb so groß.
Beweis
+
*Auch für jedes andere Dreieck&nbsp; $($absolute Breite&nbsp; $A$,&nbsp; Spitze beliebig zwischen&nbsp; $0$&nbsp; und&nbsp; $A)$&nbsp; gilt&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm A} ≈ 0.824$.
{{end}}
 
  
Das Theorem bedeutet gleichzeitig, dass bei jeder anderen spitzenwertbegrenzten WDF (außer der Gleichverteilung) der Kennparameter $Γ_A$ kleiner als 2 sein wird.
 
*Für die symmetrische Dreieckverteilung ergibt sich nach obiger Tabelle $Γ_A = e^{1/2} ≈ 1.649$.
 
*Beim einseitigen Dreieck (zwischen 0 und $A$) ist demgegenüber $Γ_A$ nur halb so groß.
 
*Auch für jedes andere Dreieck (Breite $A$, Spitze beliebig zwischen 0 und $A$) gilt $Γ_A ≈ 0.824$.
 
  
Die jeweils zweite $h(X)$–Angabe und die Kenngröße $Γ_L$ eignet sich dagegen für den Vergleich von Zufallsgrößen bei Leistungsbegrenzung – siehe nächste Seite. Unter dieser Nebenbedingung ist die symmetrische Dreieckverteilung $(Γ_L ≈ 16.31)$ besser als die Gleichverteilung $(Γ_L = 12)$.
+
Die jeweils zweite&nbsp; $h(X)$–Angabe und die Kenngröße&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm L}$&nbsp; eignet sich dagegen für den Vergleich von Zufallsgrößen bei Leistungsbegrenzung, der im nächsten Abschnitt behandelt wird.&nbsp; Unter dieser Nebenbedingung ist zum Beispiel die symmetrische Dreieckverteilung&nbsp; $({\it \Gamma}_{\rm L} ≈ 16.31)$&nbsp; besser als die Gleichverteilung&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm L} = 12)$.
 
 
 
 
  
 
==Differentielle Entropie einiger leistungsbegrenzter Zufallsgrößen ==   
 
==Differentielle Entropie einiger leistungsbegrenzter Zufallsgrößen ==   
 +
<br>
 +
[[Datei:P_ID2873__Inf_T_4_1_S5a_neu.png|right|frame|Differentielle Entropie leistungsbegrenzter Zufallsgrößen]]
  
Die differentielle Entropie $h(X)$ für drei beispielhafte Dichtefunktionen $f_X(x)$, die alle die gleiche Varianz $σ_2 = {\rm E}[|X –m_x|^2]$  ⇒  Streuung $σ$ aufweisen, sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:
+
In der folgenden Tabelle sind die differentiellen Entropien&nbsp; $h(X)$&nbsp; für drei beispielhafte Dichtefunktionen&nbsp; $f_X(x)$&nbsp; ohne Begrenzung  zu entnehmen, die durch entsprechende Parameterwahl alle die gleiche Varianz&nbsp; $σ^2 = {\rm E}\big[|X -m_x|^2 \big]$&nbsp; aufweisen.&nbsp; Berücksichtigt sind:
*''Gaußverteilung''  ⇒  siehe Buch „Stochastische Signaltheorie”, Kapitel 3.5,
 
*''Laplaceverteilung''  ⇒  siehe Buch „Stochastische Signaltheorie”, Kapitel 3.6,
 
*''Exponentialverteilung''  ⇒  siehe Buch „Stochastische Signaltheorie”, Kapitel 3.6.
 
  
Die differentielle Entropie lässt sich bei allen diesen Beispielen als
+
*die&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Gaußverteilte_Zufallsgrößen|Gaußverteilung]]'',
   
+
*die&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Exponentialverteilte_Zufallsgrößen#Zweiseitige_Exponentialverteilung_.E2.80.93_Laplaceverteilung|Laplaceverteilung]]&nbsp;  ⇒  &nbsp; eine zweiseitige Exponentialverteilung,
darstellen. Das Ergebnis unterscheidet sich nur durch die Pseudo–Einheit „nat” bei Verwendung von „ln” bzw. „bit” bei Verwendung von „log2”.
+
*die (einseitige) &nbsp;  [[Stochastische_Signaltheorie/Exponentialverteilte_Zufallsgrößen#Einseitige_Exponentialverteilung|Exponentialverteilung]].
 +
 
 +
 
 +
Bei&nbsp; &raquo;Leistungsbegrenzung&laquo;&nbsp; lässt sich die differentielle Entropie stets wie folgt darstellen:
 +
:$$h(X) = 1/2 \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} ({\it \Gamma}_{\rm L} \cdot \sigma^2).$$
 +
Das Ergebnis unterscheidet sich nur durch die Pseudo–Einheit
 +
*„nat” bei Verwendung von&nbsp; $\ln$&nbsp; bzw.  
 +
*„bit” bei Verwendung vo&nbsp;n $\log_2$.
 +
<br clear=all>
 +
{{BlaueBox|TEXT=
 +
$\text{Theorem:}$&nbsp;
 +
Unter der Nebenbedingung der&nbsp; '''Leistungsbegrenzung'''&nbsp; (englisch:&nbsp; "Power Constraint")&nbsp; führt die '''Gaußverteilung''',
 +
:$$f_X(x) = \frac{1}{\sqrt{2\pi  \sigma^2} } \cdot {\rm e}^{
 +
- \hspace{0.05cm}{(x - m_1)^2}/(2 \sigma^2)},$$
 +
unabhängig vom Mittelwert&nbsp; $m_1$&nbsp; zur maximalen differentiellen Entropie:
 +
:$$h(X) = 1/2 \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2)\hspace{0.3cm}\Rightarrow\hspace{0.3cm}{\it \Gamma}_{\rm L} < 2π{\rm e} ≈ 17.08\hspace{0.05cm}.$$
 +
Sie finden den&nbsp; [[Informationstheorie/Differentielle_Entropie#Beweis:_Maximale_differentielle_Entropie_bei_Leistungsbegrenzung|Beweis]]&nbsp; am Ende dieses Kapitels.}}
 +
 
 +
 
 +
Diese Aussage bedeutet gleichzeitig, dass für jede andere WDF als die Gaußverteilung die Kenngröße&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm L} < 2π{\rm e} ≈ 17.08$&nbsp; sein wird.&nbsp;
 +
 
 +
Beispielsweise ergibt sich der Kennwert
 +
*für die Dreieckverteilung  zu&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm L} = 6{\rm e} ≈ 16.31$,
 +
*für die Laplaceverteilung zu&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm L} = 2{\rm e}^2 ≈ 14.78$, und
 +
*für die Gleichverteilung zu&nbsp; ${\it \Gamma}_{\rm L} = 12$ .
  
{{Box}}
+
==Beweis: Maximale differentielle Entropie bei Spitzenwertbegrenzung==
'''Theorem''': Unter der Nebenbedingung der '''Leistungsbegrenzung''' (englisch: ''Power Constraint'') führt die '''Gaußverteilung'''
+
<br>
   
+
Unter der Nebenbedingung der&nbsp; &raquo;Spitzenwertbegrenzung&laquo; &nbsp; ⇒ &nbsp; $|X| ≤ A$&nbsp; gilt für die differentielle Entropie:
unabhängig vom Mittelwert $m_1$ zur maximalen differentiellen Entropie:
+
:$$h(X) = \hspace{0.1cm}  \hspace{0.05cm} \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm}  f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.$$
 
 
Beweis
 
  
{{end}}
+
Von allen möglichen Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen&nbsp; $f_X(x)$,&nbsp; die die Bedingung
 +
:$$\int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm}  f_X(x)  \hspace{0.1cm}{\rm d}x = 1$$
 +
erfüllen,&nbsp; ist nun diejenige Funktion&nbsp; $g_X(x)$&nbsp; gesucht,&nbsp; die zur maximalen differentiellen Entropie&nbsp; $h(X)$&nbsp; führt.
  
 +
Zur Herleitung benutzen wir das Verfahren der&nbsp; [https://de.wikipedia.org/wiki/Lagrange-Multiplikator Lagrange–Multiplikatoren]:
 +
*Wir definieren die Lagrange–Kenngröße&nbsp; $L$&nbsp; in der Weise, dass darin sowohl&nbsp; $h(X)$&nbsp; als auch die Nebenbedingung&nbsp; $|X| ≤ A$&nbsp; enthalten sind:
 +
:$$L= \hspace{0.1cm}  \hspace{0.05cm} \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm}  f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.5cm}+ \hspace{0.5cm}
 +
\lambda \cdot
 +
\int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm}  f_X(x)  \hspace{0.1cm}{\rm d}x 
 +
\hspace{0.05cm}.$$
 +
*Wir setzen allgemein&nbsp; $f_X(x) = g_X(x) + ε · ε_X(x)$, wobei&nbsp; $ε_X(x)$&nbsp; eine beliebige Funktion darstellt,&nbsp; mit der Einschränkung,&nbsp; dass die WDF–Fläche gleich&nbsp; $1$ sein muss.&nbsp; Damit erhalten wir:
 +
:$$\begin{align*}L = \hspace{0.1cm}  \hspace{0.05cm} \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm}\big [ g_X(x) + \varepsilon \cdot \varepsilon_X(x)\big ] \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ g_X(x) + \varepsilon \cdot \varepsilon_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x + \lambda \cdot
 +
\int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm} \big [ g_X(x) + \varepsilon \cdot \varepsilon_X(x) \big ]  \hspace{0.1cm}{\rm d}x 
 +
\hspace{0.05cm}.\end{align*}$$
 +
*Die bestmögliche Funktion ergibt sich dann, wenn es für&nbsp; $ε = 0$&nbsp; eine stationäre Lösung gibt:
 +
:$$\left [\frac{{\rm d}L}{{\rm d}\varepsilon} \right ]_{\varepsilon \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}0}=\hspace{0.1cm}  \hspace{0.05cm} \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm}  \varepsilon_X(x)  \cdot \big [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ g_X(x) } -1 \big ]\hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.3cm} + \hspace{0.3cm}\lambda \cdot
 +
\int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm}  \varepsilon_X(x)  \hspace{0.1cm}{\rm d}x \stackrel{!}{=} 0
 +
\hspace{0.05cm}.$$
 +
*Diese Bedingungsgleichung ist unabhängig von&nbsp; $ε_X$&nbsp; nur dann zu erfüllen, wenn gilt:
 +
:$${\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ g_X(x) } -1 + \lambda  = 0 \hspace{0.4cm}
 +
\forall x \in \big[-A, +A \big]\hspace{0.3cm} \Rightarrow\hspace{0.3cm}
 +
g_X(x)  = {\rm const.}\hspace{0.4cm}
 +
\forall x \in \big [-A, +A \big]\hspace{0.05cm}.$$
  
Dies bedeutet gleichzeitig, dass für jede andere WDF als die Gaußverteilung $Γ_L < 2πe ≈ 17.08$ gelten muss. Beispielsweise ergibt sich der Kennwert $Γ_L = 6e ≈ 16.31$ für die Dreieckverteilung, $Γ_L = 2e^2 ≈ 14.78$ für die Laplaceverteilung und $Γ_L = 12$ für die Gleichverteilung.
+
{{BlaueBox|TEXT=
 +
$\text{Resümee bei Spitzenwertbegrenzung:}$&nbsp;
  
==WDF–Herleitung für maximale differentielle Entropie ==
+
Die maximale differentielle Entropie ergibt sich unter der Nebenbedingung&nbsp; $ \vert X \vert ≤ A$&nbsp; für die&nbsp; '''Gleichverteilung'''&nbsp; (englisch: "Uniform PDF"):
 +
:$$h_{\rm max}(X) = {\rm log} \hspace{0.1cm} ({\it \Gamma}_{\rm A} \cdot A) = {\rm log} \hspace{0.1cm} (2A) \hspace{0.5cm} \Rightarrow\hspace{0.5cm} {\it \Gamma}_{\rm A} = 2
 +
\hspace{0.05cm}.$$
  
'''Beweis für Spitzenwertbegrenzung'''  ⇒  $\mathbf{|X| ≤ A}$:
+
Jede andere Zufallsgröße mit der WDF–Eigenschaft &nbsp;$f_X(\vert x \vert  > A) = 0$&nbsp; führt zu einer kleineren differentiellen Entropie, gekennzeichnet durch den Parameter &nbsp;${\it \Gamma}_{\rm A} < 2$.}}
Unter der Nebenbedingung des Spitzenwertbegrenzung gilt für die differentielle Entropie:
 
 
Von allen möglichen Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen $f_X(x)$, die die Bedingung
 
 
erfüllen, ist nun diejenige Funktion $g_X(x)$ gesucht, die zur maximalen differentiellen Entropie $h(X)$ führt. Zur Herleitung benutzen wir das Verfahren der Lagrange–Multiplikatoren:
 
*Wir definieren die Lagrange–Kenngröße $L$ in der Weise, dass darin sowohl $h(X)$ als auch die Nebenbedingung $|X| ≤ A$ enthalten sind:
 
 
*Wir setzen allgemein $f_X(x) = g_X(x) + ε · ε_X(x)$, wobei $ε_X(x)$ eine beliebige Funktion darstellt, mit der Einschränkung, dass die WDF–Fläche gleich 1 sein muss. Damit erhalten wir:
 
 
*Die bestmögliche Funktion ergibt sich dann, wenn es für $ε = 0$ eine stationäre Lösung gibt:
 
 
*Diese Bedingungsgleichung ist unabhängig von $ε_X$ nur dann zu erfüllen, wenn gilt:
 
 
{{Box}}
 
'''Resümee''': Die maximale differentielle Entropie ergibt sich unter der '''Nebenbedingung''' $\mathbf{|X| ≤ A}$ für die gleichverteilte Zufallsgröße (englisch: ''Uniform PDF''):
 
 
Jede andere Zufallsgröße mit der WDF–Eigenschaft $f_X(|x| > A)$ = 0 führt zu einer kleineren differentiellen Entropie, gekennzeichnet durch den Parameter $Γ_A$ < 2.
 
  
{{end}}
+
==Beweis: Maximale differentielle Entropie bei Leistungsbegrenzung==
 +
<br>
 +
Vorneweg zur Begriffserklärung:
 +
*Eigentlich wird nicht die Leistung  &nbsp;  ⇒  &nbsp;  das&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Erwartungswerte_und_Momente#Momentenberechnung_als_Scharmittelwert|zweite Moment]]&nbsp; $m_2$ begrenzt, sondern das&nbsp; [[Stochastische_Signaltheorie/Erwartungswerte_und_Momente#Einige_h.C3.A4ufig_benutzte_Zentralmomente|zweite Zentralmoment]]&nbsp;  ⇒  &nbsp; Varianz&nbsp; $μ_2 = σ^2$.
 +
*Gesucht wird also nun die maximale differentielle Entropie unter der Nebenbedingung&nbsp; ${\rm E}\big[|X – m_1|^2 \big] ≤ σ^2$.
 +
*Das&nbsp; $≤$&ndash;Zeichen dürfen wir hierbei durch das Gleichheitszeichen ersetzen.
  
  
'''Beweis für Leistungsbegrenzung'''  ⇒  $\mathbf{{\rm E}[|X – m_1|^2] ≤ σ^2}$:
+
Lassen wir nur mittelwertfreie Zufallsgrößen zu, so umgehen wir das Problem.&nbsp; Damit lautet der&nbsp; [https://de.wikipedia.org/wiki/Lagrange-Multiplikator Lagrange-Multiplikator]:
Vorneweg zur Begriffserklärung: Eigentlich wird nicht die Leistung  ⇒  das zweite Moment $m_2$ begrenzt, sondern das zweite Zentralmoment  ⇒  Varianz $μ_2 = σ^2$. Lassen wir nur mittelwertfreie Zufallsgrößen zu, so umgehen wir das Problem. Damit lautet die Laplace–Kenngröße:
 
 
   
 
   
Nach ähnlichem Vorgehen wie im Fall der Spitzenwertbegrenzung erhält man das Ergebnis, dass die „bestmögliche” WDF $g_X(x)$ proportinonal zu ${\rm exp}(–λ_2 · x^2)$ sein muss  ⇒  Gaußverteilung:
+
:$$L= \hspace{0.1cm}  \hspace{0.05cm} \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.1cm}  f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.1cm}+ \hspace{0.1cm}
 +
\lambda_1 \cdot
 +
\int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.1cm}  f_X(x)  \hspace{0.1cm}{\rm d}x 
 +
\hspace{0.1cm}+ \hspace{0.1cm}
 +
\lambda_2 \cdot
 +
\int_{-\infty}^{+\infty}\hspace{-0.1cm}  x^2 \cdot f_X(x)  \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
Nach ähnlichem Vorgehen wie beim&nbsp; [[Informationstheorie/Differentielle_Entropie#Beweis:_Maximale_differentielle_Entropie_bei_Spitzenwertbegrenzung|Beweis für Spitzenwertbegrenzung]]&nbsp; zeigt sich, dass die „bestmögliche” Funktion&nbsp; $g_X(x) \sim {\rm e}^{–λ_2\hspace{0.05cm} · \hspace{0.05cm} x^2}$&nbsp; sein muss &nbsp; ⇒  &nbsp;  [[Stochastische_Signaltheorie/Gaußverteilte_Zufallsgröße|Gaußverteilung]]:
 
   
 
   
Wir verwenden hier aber für den expliziten Beweis zur Abwechslung die Kullback–Leibler–Distanz zwischen einer geeigneten allgemeinen WDF $f_X(x)$ und der Gauß–WDF $g_X(x)$:
+
:$$g_X(x) ={1}/{\sqrt{2\pi  \sigma^2}} \cdot {\rm e}^{
 +
- \hspace{0.05cm}{x^2}/{(2 \sigma^2)} }\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
Wir verwenden hier aber für den expliziten Beweis die&nbsp; [[Informationstheorie/Einige_Vorbemerkungen_zu_zweidimensionalen_Zufallsgrößen#Relative_Entropie_.E2.80.93_Kullback.E2.80.93Leibler.E2.80.93Distanz|Kullback–Leibler–Distanz]]&nbsp; zwischen einer geeigneten allgemeinen WDF&nbsp; $f_X(x)$&nbsp; und der Gauß–WDF&nbsp; $g_X(x)$:
 
    
 
    
Zur Vereinfachung wurde hier der natürliche Logarithmus verwendet. Damit erhalten wir:
+
:$$D(f_X \hspace{0.05cm} ||  \hspace{0.05cm}g_X) = \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{0.02cm}
 +
f_X(x) \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} \frac{f_X(x)}{g_X(x)} \hspace{0.1cm}{\rm d}x = -h(X) - I_2\hspace{0.3cm}
 +
\Rightarrow\hspace{0.3cm}I_2 = \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{0.02cm}
 +
f_X(x) \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} {g_X(x)} \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
Zur Vereinfachung ist hier der natürliche Logarithmus &nbsp; &rArr; &nbsp; $\ln$ &nbsp; verwendet.&nbsp; Damit erhalten wir für das zweite Integral:
 
   
 
   
Das erste Integral ist definitionsgemäß gleich 1 und das zweite Integral ergibt $σ^2$:
+
:$$I_2 = - \frac{1}{2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} (2\pi\sigma^2)  \cdot \hspace{-0.1cm}\int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.4cm}  f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x
 +
\hspace{0.3cm}- \hspace{0.3cm}
 +
\frac{1}{2\sigma^2} \cdot \hspace{-0.1cm}\int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{0.02cm} x^2 \cdot  f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x
 +
\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
Das erste Integral ist definitionsgemäß gleich&nbsp; $1$&nbsp; und das zweite Integral ergibt&nbsp; $σ^2$:
 
    
 
    
Da auch bei wertkontinuierlichen Zufallsgrößen die Kullback–Leibler–Distanz größer oder gleich 0 ist, erhält man nach Verallgemeinerung (ln  ⇒  log):
+
:$$I_2 = - {1}/{2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} (2\pi\sigma^2)  - {1}/{2} \cdot [{\rm ln} \hspace{0.1cm} ({\rm e})] = - {1}/{2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2)$$
 +
:$$\Rightarrow\hspace{0.3cm} D(f_X \hspace{0.05cm} ||  \hspace{0.05cm}g_X) = -h(X) - I_2 =
 +
-h(X) + {1}/{2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2)\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
Da auch bei wertkontinuierlichen Zufallsgrößen die Kullback–Leibler–Distanz stets&nbsp; $\ge 0$&nbsp; ist, erhält man nach Verallgemeinerung (&bdquo;ln&rdquo; &nbsp; &nbsp; &bdquo;log&rdquo;):
 
   
 
   
Das Gleichzeichen gilt nur, wenn die Zufallsgröße $X$ gaußverteilt ist.
+
:$$h(X) \le {1}/{2} \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2)\hspace{0.05cm}.$$
 +
 
 +
Das Gleichzeichen gilt nur, wenn die Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; gaußverteilt ist.
 +
 
 +
{{BlaueBox|TEXT=
 +
$\text{Resümee bei Leistungsbegrenzung:}$&nbsp;
  
{{Box}}
+
Die maximale differentielle Entropie ergibt sich unter der Bedingung&nbsp; ${\rm E}\big[ \vert X – m_1 \vert ^2 \big] ≤ σ^2$&nbsp;  unabhängig von&nbsp; $m_1$&nbsp; für die&nbsp; '''Gaußverteilung'''&nbsp; (englisch:&nbsp; "Gaussian PDF"):
'''Resümee''': Die maximale differentielle Entropie unter der '''Nebenbedingung''' $\mathbf{|X – m_1|^2 ≤ σ^2}$ ergibt sich für die '''Gaußverteilung''' (englisch: ''Gaussian PDF'') unabhängig vom Mittelwert $m_1$:
+
:$$h_{\rm max}(X) = {1}/{2} \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} ({\it \Gamma}_{\hspace{-0.01cm} \rm L} \cdot \sigma^2) =
   
+
  {1}/{2} \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2) \hspace{0.5cm} \Rightarrow\hspace{0.5cm} {\it \Gamma}_{\rm L} = 2\pi{\rm e}
Jede andere wertkontinuierliche Zufallsgröße $X$ mit Varianz ${\rm E}[|X – m_1|^2] ≤ σ^2$ führt zu einer kleineren differentiellen Entropie, gekennzeichnet durch die Kenngröße $Γ_L < 2πe$.
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\hspace{0.05cm}.$$
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Jede andere wertkontinuierliche Zufallsgröße&nbsp; $X$&nbsp; mit Varianz&nbsp; ${\rm E}\big[ \vert X – m_1 \vert ^2 \big] ≤ σ^2$&nbsp; führt zu einem kleineren Wert, gekennzeichnet durch die Kenngröße ${\it \Gamma}_{\rm L}  < 2πe$. }}
 +
 
 +
 
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==Aufgaben zum Kapitel==
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[[Aufgaben:4.1 WDF, VTF und Wahrscheinlichkeit|Aufgabe 4.1: WDF, VTF und Wahrscheinlichkeit]]
 +
 
 +
[[Aufgaben:4.1Z Momentenberechnung|Aufgabe 4.1Z: Momentenberechnung]]
 +
 
 +
[[Aufgaben:4.2 Dreieckförmige WDF|Aufgabe 4.2: Dreieckförmige WDF]]
 +
 
 +
[[Aufgaben:4.2Z Gemischte Zufallsgrößen|Aufgabe 4.2Z: Gemischte Zufallsgrößen]]
 +
 
 +
[[Aufgaben:Aufgabe_4.3:_WDF–Vergleich_bezüglich_differentieller_Entropie|Aufgabe 4.3: WDF–Vergleich bezüglich  differentieller Entropie]]
  
{{end}}
+
[[Aufgaben:4.3Z  Exponential– und Laplaceverteilung|Aufgabe 4.3Z: Exponential– und Laplaceverteilung]]
  
 +
[[Aufgaben:4.4 Herkömmliche Entropie und differenzielle Entropie|Aufgabe 4.4: Herkömmliche Entropie und differenzielle Entropie]]
  
==Aufgaben zu Kapitel 4.1 ==
 
  
  
  
 
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Aktuelle Version vom 18. August 2021, 16:59 Uhr

# ÜBERBLICK ZUM VIERTEN HAUPTKAPITEL #


Im letzten Kapitel dieses Buches werden die bisher für den wertdiskreten Fall definierten informationstheoretischen Größen derart adaptiert, dass sie auch auf wertkontinuierliche Zufallsgrößen angewandt werden können.

  • Aus der Entropie  $H(X)$  für die wertdiskrete Zufallsgröße  $X$  wird so zum Beispiel im wertkontinuierlichen Fall die  »differentielle Entropie«  $h(X)$.
  • Während  $H(X)$  die  »Unsicherheit«  hinsichtlich der diskreten Zufallsgröße  $X$  angibt, kann man im kontinuierlichen Fall  $h(X)$  nicht in gleicher Weise interpretieren.


Viele der im dritten Kapitel  »Information zwischen zwei wertdiskreten Zufallsgrößen«   ⇒   siehe  Inhaltsverzeichnis  für die herkömmliche Entropie hergeleiteten Zusammenhänge gelten auch für die differentielle Entropie.  So kann auch für wertkontinuierliche Zufallsgrößen  $X$  und  $Y$  die differentielle Verbundentropie  $h(XY)$  angegeben werden und ebenso die beiden bedingten differentiellen Entropien  $h(Y|X)$  und  $h(X|Y)$.


Im Einzelnen werden in diesem Hauptkapitel behandelt:

  • die  »Besonderheiten wertkontinuierlicher Zufallsgrößen«,
  • die Definition und Berechnung der  »differentiellen Entropie«  sowie deren Eigenschaften,
  • die  »Transinformation«  zwischen zwei wertkontinuierlichen Zufallsgrößen,
  • die  »Kapazität des AWGN–Kanals«  und mehrerer solcher paralleler Gaußkanäle,
  • das  »Kanalcodierungstheorem«, eines der „Highlights” der Shannonschen Informationstheorie,
  • die  »AWGN–Kanalkapazität für wertdiskrete Eingangssinale«  (BPSK, QPSK).



Eigenschaften wertkontinuierlicher Zufallsgrößen


Bisher wurden stets  wertdiskrete Zufallsgrößen  der Form  $X = \{x_1,\ x_2, \hspace{0.05cm}\text{...}\hspace{0.05cm} , x_μ, \text{...} ,\ x_M\}$  betrachtet, die aus informationstheoretischer Sicht vollständig durch ihre  Wahrscheinlichkeitsfunktion  (englisch:  "Probability Mass Function", PMF)  $P_X(X)$  charakterisiert werden:

$$P_X(X) = \big [ \hspace{0.1cm} p_1, p_2, \hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.15cm}, p_{\mu},\hspace{0.05cm} \text{...}\hspace{0.15cm}, p_M \hspace{0.1cm}\big ] \hspace{0.3cm}{\rm mit} \hspace{0.3cm} p_{\mu}= P_X(x_{\mu})= {\rm Pr}( X = x_{\mu}) \hspace{0.05cm}.$$

Eine  wertkontinuierliche Zufallsgröße  kann dagegen – zumindest in endlichen Intervallen – jeden beliebigen Wert annehmen:

  • Aufgrund des nicht abzählbaren Wertevorrats ist in diesem Fall die Beschreibung durch eine Wahrscheinlichkeitsfunktion nicht möglich oder zumindest nicht sinnvoll:
  • Es ergäbe sich nämlich der Symbolumfang  $M \to ∞$  sowie die Wahrscheinlichkeiten  $p_1 \to 0$,  $p_2 \to 0$,  usw.


Man verwendet zur Beschreibung wertkontinuierlicher Zufallsgrößen gemäß den Definitionen im Buch  Stochastische Signaltheorie  gleichermaßen:

WDF und VTF einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße
$$f_X(x_0)= \lim_{{\rm \Delta} x\to \rm 0}\frac{p_{{\rm \Delta} x}}{{\rm \Delta} x} = \lim_{{\rm \Delta} x\to \rm 0}\frac{{\rm Pr} \{ x_0- {\rm \Delta} x/\rm 2 \le \it X \le x_{\rm 0} +{\rm \Delta} x/\rm 2\}}{{\rm \Delta} x};$$
In Worten:   Der WDF–Wert bei  $x_0$  gibt die Wahrscheinlichkeit  $p_{Δx}$  an, dass  $X$  in einem (unendlich kleinen) Intervall der Breite  $Δx$  um  $x_0$  liegt, dividiert durch  $Δx$;   (beachten Sie die Einträge in nebenstehender Grafik);
  • den  Mittelwert  (Moment erster Ordnung,  englisch:  "Mean Value"  bzw.  "Expected Value"):
$$m_1 = {\rm E}\big[ X \big]= \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.1cm} x \cdot f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm};$$
  • die  Varianz  (Zentralmoment zweiter Ordnung,  englisch:  "Variance"):
$$\sigma^2 = {\rm E}\big[(X- m_1 )^2 \big]= \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.1cm} (x- m_1 )^2 \cdot f_X(x- m_1 ) \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm};$$
$$F_X(x) = \int_{-\infty}^{x} \hspace{-0.1cm}f_X(\xi) \hspace{0.1cm}{\rm d}\xi \hspace{0.2cm} = \hspace{0.2cm} {\rm Pr}(X \le x)\hspace{0.05cm}.$$

Beachten Sie, dass sowohl die WDF–Fläche als auch der VTF–Endwert stets gleich  $1$  sind.

$\text{Nomenklaturhinweise zu WDF und VTF:}$

Wir verwenden in diesem Kapitel für eine  Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  $\rm (WDF)$  die in der Literatur häufig verwendete Darstellungsform  $f_X(x)$, wobei gilt:

  • $X$  bezeichnet die (wertdiskrete oder wertkontinuierliche) Zufallsgröße,
  • $x$  ist eine mögliche Realisierung von  $X$   ⇒   $x ∈ X$.


Entsprechend bezeichnen wir die  Verteilungsfunktion  $\rm (VTF)$  der Zufallsgröße $X$ mit  $F_X(x)$  entsprechend folgender Definition:

$$F_X(x) = \int_{-\infty}^{x} \hspace{-0.1cm}f_X(\xi) \hspace{0.1cm}{\rm d}\xi \hspace{0.2cm} = \hspace{0.2cm} {\rm Pr}(X \le x)\hspace{0.05cm}.$$

In anderen  $\rm LNTwww$–Büchern schreiben wir oft, um nicht für eine Variable zwei Zeichen zu verbrauchen:

  • Für die WDF  $f_x(x)$   ⇒   keine Unterscheidung zwischen Zufallsgröße und Realisiering,  und
  • für die VTF  $F_x(r) = {\rm Pr}(x ≤ r)$   ⇒   hier benötigt man auf jeden Fall eine zweite Variable.


Wir bitten, diese formale Ungenauigkeit zu entschuldigen.


$\text{Beispiel 1:}$  Wir betrachten nun mit der Gleichverteilung einen wichtigen Sonderfall.

Zwei Analogsignale als Beispiele für wertkontinuierliche Zufallsgrößen
  • Die Grafik zeigt den Verlauf zweier gleichverteilter Größen, die alle Werte zwischen  $1$  und  $5$  $($Mittelwert  $m_1 = 3)$  mit gleicher Wahrscheinlichkeit annehmen kann.
  • Links ist das Ergebnis eines Zufallsprozesses dargestellt, rechts ein deterministisches Signal  („Sägezahn”)  mit gleicher Amplitudenverteilung.
WDF und VTF einer gleichverteilten Zufallsgröße


Die  Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  der Gleichverteilung hat den in der zweiten Grafik oben skizzierten Verlauf:

$$f_X(x) = \left\{ \begin{array}{c} \hspace{0.25cm}(x_{\rm max} - x_{\rm min})^{-1} \\ 1/2 \cdot (x_{\rm max} - x_{\rm min})^{-1} \\ \hspace{0.25cm} 0 \\ \end{array} \right. \begin{array}{*{20}c} {\rm{f\ddot{u}r} } \\ {\rm{f\ddot{u}r} } \\ {\rm{f\ddot{u}r} } \\ \end{array} \begin{array}{*{20}l} {x_{\rm min} < x < x_{\rm max},} \\ x ={x_{\rm min} \hspace{0.1cm}{\rm und}\hspace{0.1cm}x = x_{\rm max},} \\ x > x_{\rm max}. \\ \end{array}$$


Es ergeben sich hier für den Mittelwert  $m_1 ={\rm E}\big[X\big]$  und die Varianz  $σ^2={\rm E}\big[(X – m_1)^2\big]$  folgende Gleichungen:

$$m_1 = \frac{x_{\rm max} + x_{\rm min} }{2}\hspace{0.05cm}, $$
$$\sigma^2 = \frac{(x_{\rm max} - x_{\rm min})^2}{12}\hspace{0.05cm}.$$

Unten dargestellt ist die  Verteilungsfunktion  (VTF):

$$F_X(x) = \int_{-\infty}^{x} \hspace{-0.1cm}f_X(\xi) \hspace{0.1cm}{\rm d}\xi \hspace{0.2cm} = \hspace{0.2cm} {\rm Pr}(X \le x)\hspace{0.05cm}.$$
  • Diese ist für  $x ≤ x_{\rm min}$ identisch Null, steigt danach linear an und erreicht bei  $x = x_{\rm max}$  den VTF–Endwert  $1$.
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zufallgröße  $X$  einen Wert zwischen  $3$  und  $4$  annimmt, kann sowohl aus der WDF als auch aus der VTF ermittelt werden:
$${\rm Pr}(3 \le X \le 4) = \int_{3}^{4} \hspace{-0.1cm}f_X(\xi) \hspace{0.1cm}{\rm d}\xi = 0.25\hspace{0.05cm}\hspace{0.05cm},$$
$${\rm Pr}(3 \le X \le 4) = F_X(4) - F_X(3) = 0.25\hspace{0.05cm}.$$

Weiterhin ist zu beachten:

  • Das Ergebnis  $X = 0$  ist bei dieser Zufallsgröße ausgeschlossen   ⇒   ${\rm Pr}(X = 0) = 0$.
  • Das Ergebnis  $X = 4$  ist dagegen durchaus möglich.  Trotzdem gilt auch hier  ${\rm Pr}(X = 4) = 0$.

Entropie wertkontinuierlicher Zufallsgrößen nach Quantisierung


Wir betrachten nun eine wertkontinuierliche Zufallsgröße  $X$  im Bereich von  $0 \le x \le 1$.

  • Wir quantisieren die Zufallsgröße  $X$, um die bisherige Entropieberechnung weiter anwenden zu können.  Die so entstehende diskrete (quantisierte) Größe nennen wir  $Z$.
  • Die Quantisierungsstufenzahl sei  $M$, so dass jedes Intervall  $μ$  bei der vorliegenden WDF die Breite  ${\it Δ} = 1/M$  aufweist.  Die Intervallmitten bezeichnen wir mit  $x_μ$.
  • Die Wahrscheinlichkeit  $p_μ = {\rm Pr}(Z = z_μ)$  bezüglich  $Z$  ist gleich der Wahrscheinlichkeit, dass  $X$  einen Wert zwischen  $x_μ - {\it Δ}/2$  und  $x_μ + {\it Δ}/2$  besitzt.
  • Zunächst setzen wir  $M = 2$  und verdoppeln anschließend diesen Wert in jeder Iteration.  Dadurch wird die Quantisierung zunehmend feiner. 
  • Im  $n$–ten Versuch gilt dann  $M = 2^n$  und  ${\it Δ} =2^{–n}$.


$\text{Beispiel 2:}$  Die Grafik zeigt die Ergebnisse der ersten drei Versuche für eine unsymmetrisch–dreieckförmige WDF  $($zwischen  $0$  und  $1)$:

Entropiebestimmung der Dreieck–WDF nach Quantisierung
  • $n = 1 \ ⇒ \ M = 2 \ ⇒ \ {\it Δ} = 1/2\text{:}$     $H(Z) = 0.811\ \rm bit,$
  • $n = 2 \ ⇒ \ M = 4 \ ⇒ \ {\it Δ} = 1/4\text{:}$     $H(Z) = 1.749\ \rm bit,$
  • $n = 3 \ ⇒ \ M = 8 \ ⇒ \ {\it Δ} = 1/8\text{:}$     $H(Z) = 2.729\ \rm bit.$


Zudem können der Grafik noch folgende Größen entnommen werden, zum Beispiel für  ${\it Δ} = 1/8$:

  • Die Intervallmitten liegen bei  
$$x_1 = 1/16,\ x_2 = 3/16,\text{ ...} \ ,\ x_8 = 15/16 $$
$$ ⇒ \ x_μ = {\it Δ} · (μ - 1/2).$$
  • Die Intervallflächen ergeben sich zu  
$$p_μ = {\it Δ} · f_X(x_μ) ⇒ p_8 = 1/8 · (7/8+1)/2 = 15/64.$$
  • Damit lautet die  $\rm PMF$  der quantisierten Zufallsgröße $Z$:
$$P_Z(Z) = (1/64, \ 3/64, \ 5/64, \ 7/64, \ 9/64, \ 11/64, \ 13/64, \ 15/64).$$


$\text{Fazit:}$  Die Ergebnisse dieses Experiments interpretieren wir wie folgt:

  • Die Entropie  $H(Z)$  wird mit steigendem $M$ immer größer.
  • Der Grenzwert von  $H(Z)$  für  $M \to ∞ \ ⇒ \ {\it Δ} → 0$  ist unendlich.
  • Damit ist auch die Entropie  $H(X)$  der wertkontinuierlichen Zufallsgröße  $X$  unendlich groß.
  • Daraus folgt:   Die bisherige Entropie–Definition versagt bei wertkontinuierlichen Zufallsgrößen.


Zur Verifizierung unseres empirischen Ergebnisses gehen wir von folgender Gleichung aus:

$$H(Z) = \hspace{0.2cm} \sum_{\mu = 1}^{M} \hspace{0.2cm} p_{\mu} \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{p_{\mu}}= \hspace{0.2cm} \sum_{\mu = 1}^{M} \hspace{0.2cm} {\it \Delta} \cdot f_X(x_{\mu} ) \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{{\it \Delta} \cdot f_X(x_{\mu} )}\hspace{0.05cm}.$$

Wir spalten nun  $H(Z) = S_1 + S_2$  in zwei Summanden auf:

$$\begin{align*}S_1 & = {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{\it \Delta} \cdot \hspace{0.2cm} \sum_{\mu = 1}^{M} \hspace{0.02cm} {\it \Delta} \cdot f_X(x_{\mu} ) \approx - {\rm log}_2 \hspace{0.1cm}{\it \Delta} \hspace{0.05cm},\\ S_2 & = \hspace{0.05cm} \sum_{\mu = 1}^{M} \hspace{0.2cm} f_X(x_{\mu} ) \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x_{\mu} ) } \cdot {\it \Delta} \hspace{0.2cm}\approx \hspace{0.2cm} \int_{0}^{1} \hspace{0.05cm} f_X(x) \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.\end{align*}$$
  • Die Näherung  $S_1 ≈ -\log_2 {\it Δ}$  gilt exakt nur im Grenzfall  ${\it Δ} → 0$. 
  • Die angegebene Näherung für  $S_2$  gilt ebenfalls nur für kleine  ${\it Δ} → {\rm d}x$, so dass man die Summe durch das Integral ersetzen sollte.


$\text{Verallgemeinerung:}$  Nähert man die wertkontinuierliche Zufallsgröße  $X$  mit der WDF  $f_X(x)$  durch eine wertdiskrete Zufallsgröße  $Z$  an, indem man eine (feine) Quantisierung mit der Intervallbreite  ${\it Δ}$  durchführt, so erhält man für die Entropie der Zufallsgröße  $Z$:

$$H(Z) \approx - {\rm log}_2 \hspace{0.1cm}{\it \Delta} \hspace{0.2cm}+ \hspace{-0.35cm} \int\limits_{\text{supp}(f_X)} \hspace{-0.35cm} f_X(x) \cdot {\rm log}_2 \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x = - {\rm log}_2 \hspace{0.1cm}{\it \Delta} \hspace{0.2cm} + h(X) \hspace{0.5cm}\big [{\rm in \hspace{0.15cm}bit}\big ] \hspace{0.05cm}.$$

Das Integral beschreibt die  differentielle Entropie  $h(X)$  der wertkontinuierlichen Zufallsgröße  $X$. 

Für den Sonderfall  ${\it Δ} = 1/M = 2^{-n}$  kann die obige Gleichung auch wie folgt geschrieben werden:

$$H(Z) = n + h(X) \hspace{0.5cm}\big [{\rm in \hspace{0.15cm}bit}\big ] \hspace{0.05cm}.$$
  • Im Grenzfall  ${\it Δ} → 0 \ ⇒ \ M → ∞ \ ⇒ \ n → ∞$  ist auch die Entropie der wertkontinuierlichen Zufallsgröße unendlich groß:   $H(X) → ∞$.
  • Für jedes  $n$  ist die Gleichung  $H(Z) = n$  nur eine Näherung,  wobei die differentielle Entropie  $h(X)$  der kontinuierlichen Größe als Korrekturfaktor dient.


$\text{Beispiel 3:}$  Wir betrachten wie im  $\text{Beispiel 2}$  eine unsymmetrisch–dreieckförmige WDF.  Deren differentielle Entropie ergibt sich, wie in  Aufgabe 4.2  berechnet, zu 

Entropie der unsymmetrisch–dreieckförmigen WDF nach Quantisierung
$$h(X) = \hspace{0.05cm}-0.279 \ \rm bit.$$
  • In der Tabelle ist die Entropie  $H(Z)$  der mit  $n$  Bit  quantisierten Größe  $Z$  angegeben.
  • Man erkennt schon für  $n = 3$  eine gute Übereinstimmung zwischen der Näherung (untere Zeile) und der exakten Berechnung (Zeile 2).
  • Für  $n = 10$  wird die Näherung noch besser mit der exakten Berechnung  (die extrem aufwändig ist)  übereinstimmen.


Definition und Eigenschaften der differentiellen Entropie


$\text{Verallgemeinerung:}$  Die  differentielle Entropie  $h(X)$  einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße  $X$  lautet mit der Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  $f_X(x)$:

$$h(X) = \hspace{0.1cm} - \hspace{-0.45cm} \int\limits_{\text{supp}(f_X)} \hspace{-0.35cm} f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \big[ f_X(x) \big] \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.6cm}{\rm mit}\hspace{0.6cm} {\rm supp}(f_X) = \{ x\text{:} \ f_X(x) > 0 \} \hspace{0.05cm}.$$

Hinzugefügt werden muss jeweils eine Pseudo–Einheit:

  • „nat” bei Verwendung von „ln”   ⇒   natürlicher Logarithmus,
  • „bit” bei Verwendung von „log2”   ⇒   Logarithmus dualis.


Während für die (herkömmliche) Entropie einer wertdiskreten Zufallsgröße  $X$  stets  $H(X) ≥ 0$  gilt, kann die differentielle Entropie  $h(X)$  einer wertkontinuierlichen Zufallsgröße auch negativ sein. Daraus ist bereits ersichtlich, dass  $h(X)$  im Gegensatz zu  $H(X)$  nicht als „Unsicherheit” interpretiert werden kann.

WDF einer gleichverteilten Zufallsgröße

$\text{Beispiel 4:}$  Die obere Grafik zeigt die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  $\rm (WDF)$  einer zwischen  $x_{\rm min}$  und  $x_{\rm max}$  gleichverteilten Zufallsgröße  $X$.  Für deren differentielle Entropie erhält man in „nat”:

$$\begin{align*}h(X) & = - \hspace{-0.18cm}\int\limits_{x_{\rm min} }^{x_{\rm max} } \hspace{-0.28cm} \frac{1}{x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} } \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm}\big [ \frac{1}{x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} }\big ] \hspace{0.1cm}{\rm d}x \\ & = {\rm ln} \hspace{0.1cm} \big[ {x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} }\big ] \cdot \big [ \frac{1}{x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} } \big ]_{x_{\rm min} }^{x_{\rm max} }={\rm ln} \hspace{0.1cm} \big[ {x_{\rm max}\hspace{-0.05cm} - \hspace{-0.05cm}x_{\rm min} } \big]\hspace{0.05cm}.\end{align*} $$

Die Gleichung für die differentielle Entropie in „bit” lautet:  

$$h(X) = \log_2 \big[x_{\rm max} – x_{ \rm min} \big].$$
$h(X)$  für verschiedene rechteckförmige Dichtefunktionen





Die linke Grafik zeigt anhand einiger Beispiele die numerische Auswertung des obigen Ergebnisses.


$\text{Interpretation:}$  Aus den sechs Skizzen im letzten Beispiel lassen sich wichtige Eigenschaften der differentiellen Entropie  $h(X)$  ablesen:

  • Die differentielle Entropie wird durch eine WDF–Verschiebung  $($um  $k)$  nicht verändert:
$$h(X + k) = h(X) \hspace{0.2cm}\Rightarrow \hspace{0.2cm} \text{Beispielsweise gilt} \ \ h_3(X) = h_4(X) = h_5(X) \hspace{0.05cm}.$$
  • $h(X)$  ändert sich durch Stauchung/Spreizung der WDF um den Faktor  $k ≠ 0$  wie folgt:
$$h( k\hspace{-0.05cm} \cdot \hspace{-0.05cm}X) = h(X) + {\rm log}_2 \hspace{0.05cm} \vert k \vert \hspace{0.2cm}\Rightarrow \hspace{0.2cm} \text{Beispielsweise gilt} \ \ h_6(X) = h_5(AX) = h_5(X) + {\rm log}_2 \hspace{0.05cm} (A) = {\rm log}_2 \hspace{0.05cm} (2A) \hspace{0.05cm}.$$


Des Weiteren gelten viele der im Kapitel  Verschiedene Entropien zweidimensionaler Zufallsgrößen  für den wertdiskreten Fall hergeleitete Gleichungen auch für wertkontinuierliche Zufallsgrößen.

Aus der folgenden Zusammenstellung erkennt man, dass oft nur das (große)  $H$  durch ein (kleines)  $h$  sowie die Wahrscheinlichkeitsfunktion  (englische Abkürzung:  $\rm PMF)$  durch die entsprechende Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion  $\rm (PDF$  bzw.  $\rm WDF)$  zu ersetzen ist.

  • Bedingte differentielle Entropie  (englisch:  "Conditional Differential Entropy"):
$$H(X \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} Y) = {\rm E} \hspace{-0.1cm}\left [ {\rm log} \hspace{0.1cm}\frac{1}{P_{\hspace{0.03cm}X \mid \hspace{0.03cm} Y} (X \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} Y)}\right ]=\hspace{-0.04cm} \sum_{(x, y) \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp} \hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}P_{XY}\hspace{-0.08cm})} \hspace{-0.8cm} P_{XY}(x, y) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{P_{\hspace{0.03cm}X \mid \hspace{0.03cm} Y} (x \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} y)} \hspace{0.05cm}$$
$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}h(X \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} Y) = {\rm E} \hspace{-0.1cm}\left [ {\rm log} \hspace{0.1cm}\frac{1}{f_{\hspace{0.03cm}X \mid \hspace{0.03cm} Y} (X \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} Y)}\right ]=\hspace{0.2cm} \int \hspace{-0.9cm} \int\limits_{\hspace{-0.04cm}(x, y) \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp}\hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}f_{XY}\hspace{-0.08cm})} \hspace{-0.6cm} f_{XY}(x, y) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{f_{\hspace{0.03cm}X \mid \hspace{0.03cm} Y} (x \hspace{-0.05cm}\mid \hspace{-0.05cm} y)} \hspace{0.15cm}{\rm d}x\hspace{0.15cm}{\rm d}y\hspace{0.05cm}.$$
  • Differentielle Verbundentropie  (englisch:  "Joint Differential Entropy"):
$$H(XY) = {\rm E} \left [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{P_{XY}(X, Y)}\right ] =\hspace{-0.04cm} \sum_{(x, y) \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp} \hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}P_{XY}\hspace{-0.08cm})} \hspace{-0.8cm} P_{XY}(x, y) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ P_{XY}(x, y)} \hspace{0.05cm}$$
$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}h(XY) = {\rm E} \left [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{f_{XY}(X, Y)}\right ] =\hspace{0.2cm} \int \hspace{-0.9cm} \int\limits_{\hspace{-0.04cm}(x, y) \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp} \hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}f_{XY}\hspace{-0.08cm})} \hspace{-0.6cm} f_{XY}(x, y) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_{XY}(x, y) } \hspace{0.15cm}{\rm d}x\hspace{0.15cm}{\rm d}y\hspace{0.05cm}.$$
  • Kettenregel  der differentiellen Entropie:
$$H(X_1\hspace{0.05cm}X_2\hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}X_n) =\sum_{i = 1}^{n} H(X_i | X_1\hspace{0.05cm}X_2\hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}X_{i-1}) \le \sum_{i = 1}^{n} H(X_i) \hspace{0.05cm}$$
$$\Rightarrow \hspace{0.3cm} h(X_1\hspace{0.05cm}X_2\hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}X_n) =\sum_{i = 1}^{n} h(X_i | X_1\hspace{0.05cm}X_2\hspace{0.05cm}\text{...} \hspace{0.1cm}X_{i-1}) \le \sum_{i = 1}^{n} h(X_i) \hspace{0.05cm}.$$
  • Kullback–Leibler–Distanz  zwischen den Zufallsgrößen  $X$  und  $Y$:
$$D(P_X \hspace{0.05cm} || \hspace{0.05cm}P_Y) = {\rm E} \left [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{P_X(X)}{P_Y(X)}\right ] \hspace{0.2cm}=\hspace{0.2cm} \sum_{x \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp} \hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}P_{X})\hspace{-0.8cm}} P_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{P_X(x)}{P_Y(x)} \ge 0$$
$$\Rightarrow \hspace{0.3cm}D(f_X \hspace{0.05cm} || \hspace{0.05cm}f_Y) = {\rm E} \left [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{f_X(X)}{f_Y(X)}\right ] \hspace{0.2cm}= \hspace{-0.4cm}\int\limits_{x \hspace{0.1cm}\in \hspace{0.1cm}{\rm supp}\hspace{0.03cm}(\hspace{-0.03cm}f_{X}\hspace{-0.08cm})} \hspace{-0.4cm} f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{f_X(x)}{f_Y(x)} \hspace{0.15cm}{\rm d}x \ge 0 \hspace{0.05cm}.$$

Differentielle Entropie einiger spitzenwertbegrenzter Zufallsgrößen


Differentielle Entropie spitzenwertbegrenzter Zufallsgrößen

Die Tabelle zeigt die Ergebnisse hinsichtlich der differentiellen Entropie für drei beispielhafte Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen  $f_X(x)$.  Diese sind alle spitzenwertbegrenzt, das heißt, es gilt jeweils  $|X| ≤ A$.

  • Bei  »Spitzenwertbegrenzung«  kann man die differentielle Entropie stets wie folgt darstellen:
$$h(X) = {\rm log}\,\, ({\it \Gamma}_{\rm A} \cdot A).$$
  • Anzufügen ist bei Verwendung von  $\ln$  die Pseudo–Einheit „nat” und bei Verwendung von  $\log_2$  die Pseudo–Einheit „bit”.
  • Die Konstante  ${\it \Gamma}_{\rm A}$  hängt allein von der WDF-Form ab und gilt nur für  »Spitzenwertbegrenzung«   ⇒   »$\rm A$mplitudenbegrenzung«.
  • Eine Gleichverteilung im Bereich  $|X| ≤ 1$  liefert  $h(X) = 1$  bit, eine zweite im Bereich  $|Y| ≤ 4$  dagegen zu  $h(Y) = 3$  bit.


$\text{Theorem:}$  Unter der Nebenbedingung  Spitzenwertbegrenzung  (englisch:  "Peak Constraint")   ⇒   also WDF  $f_X(x) = 0$  für  $ \vert x \vert > A$   –   führt die  Gleichverteilung  zur maximalen differentiellen Entropie:

$$h_{\rm max}(X) = {\rm log} \hspace{0.1cm} (2A)\hspace{0.05cm}.$$

Hier ist die geeignete Kenngröße  ${\it \Gamma}_{\rm A} = 2$  maximal. Sie finden den  Beweis  am Ende dieses Kapitels.


Das Theorem bedeutet gleichzeitig, dass bei jeder anderen spitzenwertbegrenzten WDF (außer der Gleichverteilung) der Kennparameter  ${\it \Gamma}_{\rm A} < 2$  ist.

  • Für die symmetrische Dreieckverteilung ergibt sich nach obiger Tabelle  ${\it \Gamma}_{\rm A} = \sqrt{\rm e} ≈ 1.649$.
  • Beim einseitigen Dreieck  $($zwischen  $0$  und  $A)$  ist demgegenüber  ${\it \Gamma}_{\rm A}$  nur halb so groß.
  • Auch für jedes andere Dreieck  $($absolute Breite  $A$,  Spitze beliebig zwischen  $0$  und  $A)$  gilt  ${\it \Gamma}_{\rm A} ≈ 0.824$.


Die jeweils zweite  $h(X)$–Angabe und die Kenngröße  ${\it \Gamma}_{\rm L}$  eignet sich dagegen für den Vergleich von Zufallsgrößen bei Leistungsbegrenzung, der im nächsten Abschnitt behandelt wird.  Unter dieser Nebenbedingung ist zum Beispiel die symmetrische Dreieckverteilung  $({\it \Gamma}_{\rm L} ≈ 16.31)$  besser als die Gleichverteilung  ${\it \Gamma}_{\rm L} = 12)$.


Differentielle Entropie einiger leistungsbegrenzter Zufallsgrößen


Differentielle Entropie leistungsbegrenzter Zufallsgrößen

In der folgenden Tabelle sind die differentiellen Entropien  $h(X)$  für drei beispielhafte Dichtefunktionen  $f_X(x)$  ohne Begrenzung zu entnehmen, die durch entsprechende Parameterwahl alle die gleiche Varianz  $σ^2 = {\rm E}\big[|X -m_x|^2 \big]$  aufweisen.  Berücksichtigt sind:


Bei  »Leistungsbegrenzung«  lässt sich die differentielle Entropie stets wie folgt darstellen:

$$h(X) = 1/2 \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} ({\it \Gamma}_{\rm L} \cdot \sigma^2).$$

Das Ergebnis unterscheidet sich nur durch die Pseudo–Einheit

  • „nat” bei Verwendung von  $\ln$  bzw.
  • „bit” bei Verwendung vo n $\log_2$.


$\text{Theorem:}$  Unter der Nebenbedingung der  Leistungsbegrenzung  (englisch:  "Power Constraint")  führt die Gaußverteilung,

$$f_X(x) = \frac{1}{\sqrt{2\pi \sigma^2} } \cdot {\rm e}^{ - \hspace{0.05cm}{(x - m_1)^2}/(2 \sigma^2)},$$

unabhängig vom Mittelwert  $m_1$  zur maximalen differentiellen Entropie:

$$h(X) = 1/2 \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2)\hspace{0.3cm}\Rightarrow\hspace{0.3cm}{\it \Gamma}_{\rm L} < 2π{\rm e} ≈ 17.08\hspace{0.05cm}.$$

Sie finden den  Beweis  am Ende dieses Kapitels.


Diese Aussage bedeutet gleichzeitig, dass für jede andere WDF als die Gaußverteilung die Kenngröße  ${\it \Gamma}_{\rm L} < 2π{\rm e} ≈ 17.08$  sein wird. 

Beispielsweise ergibt sich der Kennwert

  • für die Dreieckverteilung zu  ${\it \Gamma}_{\rm L} = 6{\rm e} ≈ 16.31$,
  • für die Laplaceverteilung zu  ${\it \Gamma}_{\rm L} = 2{\rm e}^2 ≈ 14.78$, und
  • für die Gleichverteilung zu  ${\it \Gamma}_{\rm L} = 12$ .

Beweis: Maximale differentielle Entropie bei Spitzenwertbegrenzung


Unter der Nebenbedingung der  »Spitzenwertbegrenzung«   ⇒   $|X| ≤ A$  gilt für die differentielle Entropie:

$$h(X) = \hspace{0.1cm} \hspace{0.05cm} \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm} f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.$$

Von allen möglichen Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen  $f_X(x)$,  die die Bedingung

$$\int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm} f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x = 1$$

erfüllen,  ist nun diejenige Funktion  $g_X(x)$  gesucht,  die zur maximalen differentiellen Entropie  $h(X)$  führt.

Zur Herleitung benutzen wir das Verfahren der  Lagrange–Multiplikatoren:

  • Wir definieren die Lagrange–Kenngröße  $L$  in der Weise, dass darin sowohl  $h(X)$  als auch die Nebenbedingung  $|X| ≤ A$  enthalten sind:
$$L= \hspace{0.1cm} \hspace{0.05cm} \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm} f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.5cm}+ \hspace{0.5cm} \lambda \cdot \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm} f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.$$
  • Wir setzen allgemein  $f_X(x) = g_X(x) + ε · ε_X(x)$, wobei  $ε_X(x)$  eine beliebige Funktion darstellt,  mit der Einschränkung,  dass die WDF–Fläche gleich  $1$ sein muss.  Damit erhalten wir:
$$\begin{align*}L = \hspace{0.1cm} \hspace{0.05cm} \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm}\big [ g_X(x) + \varepsilon \cdot \varepsilon_X(x)\big ] \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ g_X(x) + \varepsilon \cdot \varepsilon_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x + \lambda \cdot \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm} \big [ g_X(x) + \varepsilon \cdot \varepsilon_X(x) \big ] \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.\end{align*}$$
  • Die bestmögliche Funktion ergibt sich dann, wenn es für  $ε = 0$  eine stationäre Lösung gibt:
$$\left [\frac{{\rm d}L}{{\rm d}\varepsilon} \right ]_{\varepsilon \hspace{0.05cm}= \hspace{0.05cm}0}=\hspace{0.1cm} \hspace{0.05cm} \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm} \varepsilon_X(x) \cdot \big [ {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ g_X(x) } -1 \big ]\hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.3cm} + \hspace{0.3cm}\lambda \cdot \int_{-A}^{+A} \hspace{0.05cm} \varepsilon_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x \stackrel{!}{=} 0 \hspace{0.05cm}.$$
  • Diese Bedingungsgleichung ist unabhängig von  $ε_X$  nur dann zu erfüllen, wenn gilt:
$${\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ g_X(x) } -1 + \lambda = 0 \hspace{0.4cm} \forall x \in \big[-A, +A \big]\hspace{0.3cm} \Rightarrow\hspace{0.3cm} g_X(x) = {\rm const.}\hspace{0.4cm} \forall x \in \big [-A, +A \big]\hspace{0.05cm}.$$

$\text{Resümee bei Spitzenwertbegrenzung:}$ 

Die maximale differentielle Entropie ergibt sich unter der Nebenbedingung  $ \vert X \vert ≤ A$  für die  Gleichverteilung  (englisch: "Uniform PDF"):

$$h_{\rm max}(X) = {\rm log} \hspace{0.1cm} ({\it \Gamma}_{\rm A} \cdot A) = {\rm log} \hspace{0.1cm} (2A) \hspace{0.5cm} \Rightarrow\hspace{0.5cm} {\it \Gamma}_{\rm A} = 2 \hspace{0.05cm}.$$

Jede andere Zufallsgröße mit der WDF–Eigenschaft  $f_X(\vert x \vert > A) = 0$  führt zu einer kleineren differentiellen Entropie, gekennzeichnet durch den Parameter  ${\it \Gamma}_{\rm A} < 2$.

Beweis: Maximale differentielle Entropie bei Leistungsbegrenzung


Vorneweg zur Begriffserklärung:

  • Eigentlich wird nicht die Leistung   ⇒   das  zweite Moment  $m_2$ begrenzt, sondern das  zweite Zentralmoment  ⇒   Varianz  $μ_2 = σ^2$.
  • Gesucht wird also nun die maximale differentielle Entropie unter der Nebenbedingung  ${\rm E}\big[|X – m_1|^2 \big] ≤ σ^2$.
  • Das  $≤$–Zeichen dürfen wir hierbei durch das Gleichheitszeichen ersetzen.


Lassen wir nur mittelwertfreie Zufallsgrößen zu, so umgehen wir das Problem.  Damit lautet der  Lagrange-Multiplikator:

$$L= \hspace{0.1cm} \hspace{0.05cm} \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.1cm} f_X(x) \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} \frac{1}{ f_X(x) } \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.1cm}+ \hspace{0.1cm} \lambda_1 \cdot \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.1cm} f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.1cm}+ \hspace{0.1cm} \lambda_2 \cdot \int_{-\infty}^{+\infty}\hspace{-0.1cm} x^2 \cdot f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.$$

Nach ähnlichem Vorgehen wie beim  Beweis für Spitzenwertbegrenzung  zeigt sich, dass die „bestmögliche” Funktion  $g_X(x) \sim {\rm e}^{–λ_2\hspace{0.05cm} · \hspace{0.05cm} x^2}$  sein muss   ⇒   Gaußverteilung:

$$g_X(x) ={1}/{\sqrt{2\pi \sigma^2}} \cdot {\rm e}^{ - \hspace{0.05cm}{x^2}/{(2 \sigma^2)} }\hspace{0.05cm}.$$

Wir verwenden hier aber für den expliziten Beweis die  Kullback–Leibler–Distanz  zwischen einer geeigneten allgemeinen WDF  $f_X(x)$  und der Gauß–WDF  $g_X(x)$:

$$D(f_X \hspace{0.05cm} || \hspace{0.05cm}g_X) = \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{0.02cm} f_X(x) \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} \frac{f_X(x)}{g_X(x)} \hspace{0.1cm}{\rm d}x = -h(X) - I_2\hspace{0.3cm} \Rightarrow\hspace{0.3cm}I_2 = \int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{0.02cm} f_X(x) \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} {g_X(x)} \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.$$

Zur Vereinfachung ist hier der natürliche Logarithmus   ⇒   $\ln$   verwendet.  Damit erhalten wir für das zweite Integral:

$$I_2 = - \frac{1}{2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} (2\pi\sigma^2) \cdot \hspace{-0.1cm}\int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{-0.4cm} f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.3cm}- \hspace{0.3cm} \frac{1}{2\sigma^2} \cdot \hspace{-0.1cm}\int_{-\infty}^{+\infty} \hspace{0.02cm} x^2 \cdot f_X(x) \hspace{0.1cm}{\rm d}x \hspace{0.05cm}.$$

Das erste Integral ist definitionsgemäß gleich  $1$  und das zweite Integral ergibt  $σ^2$:

$$I_2 = - {1}/{2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} (2\pi\sigma^2) - {1}/{2} \cdot [{\rm ln} \hspace{0.1cm} ({\rm e})] = - {1}/{2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2)$$
$$\Rightarrow\hspace{0.3cm} D(f_X \hspace{0.05cm} || \hspace{0.05cm}g_X) = -h(X) - I_2 = -h(X) + {1}/{2} \cdot {\rm ln} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2)\hspace{0.05cm}.$$

Da auch bei wertkontinuierlichen Zufallsgrößen die Kullback–Leibler–Distanz stets  $\ge 0$  ist, erhält man nach Verallgemeinerung („ln”   ⇒   „log”):

$$h(X) \le {1}/{2} \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2)\hspace{0.05cm}.$$

Das Gleichzeichen gilt nur, wenn die Zufallsgröße  $X$  gaußverteilt ist.

$\text{Resümee bei Leistungsbegrenzung:}$ 

Die maximale differentielle Entropie ergibt sich unter der Bedingung  ${\rm E}\big[ \vert X – m_1 \vert ^2 \big] ≤ σ^2$  unabhängig von  $m_1$  für die  Gaußverteilung  (englisch:  "Gaussian PDF"):

$$h_{\rm max}(X) = {1}/{2} \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} ({\it \Gamma}_{\hspace{-0.01cm} \rm L} \cdot \sigma^2) = {1}/{2} \cdot {\rm log} \hspace{0.1cm} (2\pi{\rm e} \cdot \sigma^2) \hspace{0.5cm} \Rightarrow\hspace{0.5cm} {\it \Gamma}_{\rm L} = 2\pi{\rm e} \hspace{0.05cm}.$$

Jede andere wertkontinuierliche Zufallsgröße  $X$  mit Varianz  ${\rm E}\big[ \vert X – m_1 \vert ^2 \big] ≤ σ^2$  führt zu einem kleineren Wert, gekennzeichnet durch die Kenngröße ${\it \Gamma}_{\rm L} < 2πe$.


Aufgaben zum Kapitel


Aufgabe 4.1: WDF, VTF und Wahrscheinlichkeit

Aufgabe 4.1Z: Momentenberechnung

Aufgabe 4.2: Dreieckförmige WDF

Aufgabe 4.2Z: Gemischte Zufallsgrößen

Aufgabe 4.3: WDF–Vergleich bezüglich differentieller Entropie

Aufgabe 4.3Z: Exponential– und Laplaceverteilung

Aufgabe 4.4: Herkömmliche Entropie und differenzielle Entropie